Die Kleinstadt liegt östlich des Niedtales am Kaltbach, 26 Kilometer ostnordöstlich von Metz, etwa auf halbem Weg zwischen Metz und Saarlouis.
Seit 1973 gehört das drei Kilometer südsüdöstlich des Kernortes auf einer Hochebene gelegene kleine Kirchdorf Halling-lès-Boulay (deutsch Hallingen) zu Boulay-Moselle.
Geschichte
Der Ort wurde im Jahre 1184 erstmals als Bollei, dann 1293 als Bolke, 1487 als Bolchen und 1576 als Bolichen erwähnt.[2] Nach dem Ort nannten sich Anfang des 13. Jahrhunderts die Herren von Bolchen.[3] 1321 erhielt Bolchen Stadtrechte. Die Stadt lag auf dem Territorium des Heiligen Römischen Reichs und gehörte seit 1503 zum Herzogtum Lothringen;[4] seit 1614 war sie Sitz einer Grafschaft. Im Jahr 1635 wurden die Befestigungen der Stadt von den Franzosen geschleift.[5] Im Jahr 1766 wurde die Stadt zusammen mit dem Herzogtum Lothringen von Frankreich annektiert. Das Schloss – errichtet anstelle einer mittelalterlichen Burg – ist während der Französischen Revolution untergegangen. Im Jahr 1861 hatte Bolchen 2968 Einwohner.[6]
Nach dem Ersten Weltkrieg musste Bolchen aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags an Frankreich abgetreten werden. Während des Zweiten Weltkriegs stand die Stadt bis Herbst 1944 wie das gesamte CdZ-Gebiet Lothringen unter deutscher Verwaltung. Während der Kämpfe gegen Kriegsende im November 1944 wurde der Ort weitgehend zerstört.
Demographie
Bevölkerungszahlen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs (ohne Kirchdorf Hallingen)
Das 1973 eingemeindete kleine Bauerndorf Halling-lès-Boulay (Hallingen) hatte im Jahr 1871 eine Flächengröße von 229 Hektar und 24 Häuser mit 97 meist römisch-katholischen Einwohnern.[14][15] 1910 wurden 75 Einwohner gezählt.
Anzahl Einwohner seit Ende des Zweiten Weltkriegs
Jahr
1962
1968
1975
1982
1990
1999
2007
2019
Einwohner
2985
3314
3830
4336
4422
4374
4711
5580
Sehenswürdigkeiten
In der Kirche St. Étienne (ehemalige Stiftskirche aus dem 18. Jahrhundert) befindet sich eine berühmte Orgel aus der nahen Zisterzienserabtei Villers-Bettnach, die 1729 von Joseph Le Picard gebaut wurde.
Die Banlieue Saint-Jean, ein ehemaliges Wohngebiet für Militärs, ist international als „Geisterstadt Boulay“ bekannt. Die Geheimniskrämerei der Behörden und der Polizei machen den Platz zu einem Wallfahrtsort für „Geisterjäger“.
Alexis Weber (1862–1942), Bankier, Politiker, Mitglied des Landtags des Reichslandes Elsaß-Lothringen
Robert Schuman (1886–1963), Politiker, lebte 1910 in Boulay
Julien Schvartz (1925–2014), Artz und Politiker, geboren in Bouzonville, Bürgermeister von Boulay (1959–1992), Abgeordneter von Mosel (zuständig für den „Plan Schvartz“, nach der Ölkrise von 1973). Vorsitzender des Generalsrats Mosels.
Daniel Hestroffer (* 1955 in Boulay) Ingenieur und Astronom. Sein Name wurde einem der größten Asteroiden im Gürtel zwischen Mars und Jupiter gegeben.
Isabelle Wendling (* 1971 in Boulay) „Handballspielerin aller Rekorde“. Weltmeisterin 2003. 338 Länderspiele in der französischen Nationalmannschaft. 15 französische Meistertitel (mit Metz Hand-ball). Das Gymnasium in Boulay trägt seinen Namen.
Literatur
Friedrich Toepfer: Beilagen. VIII. Die Herren von Bolchen. In: ders. (Bearb.): Urkundenbuch für die Geschichte des graeflichen und freiherrlichen Hauses der Voegte von Hunolstein, Bd. II. Jacob Zeiser, Nürnberg 1867, S. 464–467 (google.books.com).
Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 118 (google.books.com).
↑Passé-Présent : La Moselle dévoilée N°5 (Janvier-Février 2012)
↑Franz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band III, Friedrich Bull, Straßburg 1886, S. 45–46, insbesondere S. 45.
↑Friedrich Toepfer: Urkundenbuch für die Geschichte des graeflichen und freiherrlichen Hauses der Voegte von Hunolstein, Band II, Zeiser, Nürnberg 1867, S. 464–467 (google-books.com).
↑Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 7 (google.books.com)
↑Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 118 ()google.books.com
↑C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 71 (google.books.com) und S. 78 (google.books.com).
↑Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 97, Ziffer 1104 (google.books.com)
↑Uebersicht über das endgiltige Ergebniß der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 in Elsaß-Lothringen. In: Beiblatt zum Central- und Bezirks-Amtsblatt für Elsaß-Lothringen, Straßburg, den 21. November 1896 (books.google.de).
↑Bolchen, Landkreis Bolchen, Elsaß-Lothringen, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Bolchen)
↑Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 119 (books.google.com).