Die Gemeinde liegt in Lothringen, 44 Kilometer südöstlich von Metz, 46 Kilometer südwestlich von Forbach und zehn Kilometer südwestlich von Grostenquin (Großtänchen), ungefähr in der Mitte zwischen Saarbrücken und Nancy, etwa jeweils 50 Kilometer von Nancy und Saarbrücken entfernt.
Geschichte
Wie Grabfunde belegen, war die Gegend bereits im Altertum besiedelt.[1] Alte Ortsbezeichnungen sind[1][2]Morhangia (1245), Morehenges (1252), Morhanges (1329), Morchingen (1403), Meurichingen (1410), Mörchlingen (1560), Merchingen (1645) und Morhange de la Haute Tour (1779) zur Zeit der Französischen Revolution.
Mörchingen befand sich im Mittelalter im Besitz der nach dem Ort Finstingen benannten Herren von Vinstingen[3] und war seit dem 12. Jahrhundert Hauptort einer bedeutenden Grafschaft, die ein lothringisches Lehen war und durch Heirat in den Besitz der Wild- und Rheingrafen gelangte, 1736 an die Familie Grandville Elliot gegeben wurde und bald darauf durch Kauf an die Grafen von Helmstadt überging.[4]
Anfang des 17. Jahrhunderts war Mörchingen viel größer, von hohen Mauern umgeben und hatte zwei hohe Türme sowie zwei Schlösser.[4] Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt zerstört. Die Franzosen bemächtigten sich schon 1639 unter dem Marschall du Hallier der Stadt.[5][6] Zu Beginn der Französischen Revolution befand sich die Grafschaft Mörchingen im Besitz des Reichsfreiherrn Pleikart Maximilian Augustin von Helmstatt, der 1792 durch Nachweis seiner Reichsunmittelbarkeit versuchte, seine Besitzungen vor der Einverleibung in den französischen Staat zu bewahren.[7]
„Eine neue Kasernopolis wird in nicht allzulanger Zeit das lothringische Dorf Mörchingen bilden, denn nach dem neuen deutschen Reichshaushaltsetat sollen in diesen Ort nicht weniger als zwei Infanterie-Regimenter verlegt werden. Zu diesem Zwecke sind Kasernenbauten in Aussicht genommen und ein Garnisonslazareth, deren Kosten sich auf 3½ Millionen Mark belaufen. Einbegriffen sind auch Wohnungen für verheiratete Officiere. Mörchingen ist ein Dorf mit 1041 Einwohnern. In demselben wird also nach dem Plane der Regierung künftig die Militärbevölkerung die Civilbevölkerung um das vielfache übersteigen!“
mit der seit 1890 bestehenden Garnison (1716 Mann), in 292 Häusern mit 421 Haushaltungen, davon 2498 Katholiken, 1124 Protestanten, drei sonstige Christen und 64 Juden(eine Person ohne Angabe der Glaubensbekenntnisses)[14][15]
Östlich des Bahnhofes am Rande des Hellenwaldes befindet sich ein deutscher Soldatenfriedhof. Er wurde im August 1914 als Teil des schon länger bestehenden Garnisonsfriedhofes angelegt, um im Rahmen der Grenzschlachten gefallene Soldaten aufzunehmen. Nach Kriegsende wurden die Verstorbenen französischer Nationalität an einen anderen Platz verlegt und stattdessen die Überreste deutscher Gefallener aus der Umgebung an diesen Platz umgebettet, außerdem Opfer der Stellungskriege der Jahre 1915–1918 sowie im Lazarett Verstorbene. Heute liegen dort 4754 deutsche Kriegstote, davon 1966 in Einzelgräbern, die übrigen in zwei Gemeinschaftsgräbern, begraben.[18]
Beim Bau der Eisenbahnstrecke von Rémilly nach Rieding durch die Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen 1877 wurde eine Streckenführung gewählt, die nordöstlich an Mörchingen vorbeiführte. An dieser erhielt der Ort einen Bahnhof (ursprünglicher Name Mörchingen-Baronweiler) in etwa drei Kilometern Entfernung zum Zentrum. Ab 1911 verband eine Dampfstraßenbahn Bahnhof und Ort miteinander. Bereits 1914 wurde der Betrieb aufgrund der Kriegsereignisse vorübergehend, ab 1917 dann endgültig eingestellt. Heute verkehren am Bahnhof Morhange die Eisenbahnlinien 21 und 22 des TER Lorraine (Metrolor). Das Angebot umfasst täglich knapp zehn Züge je Richtung von und nach Metz einerseits bzw. Saarburg und Straßburg andererseits.[20]
Durch den Ort und quer zur Eisenbahnstrecke verläuft die Departementsstraße D674 von Saargemünd nach Nancy. Bis zu ihrer Abstufung im Jahre 2006 war die Straße als Route nationale 74 klassifiziert.
Städtepartnerschaft
Seit 1974 besteht eine Partnerschaft mit Feuchtwangen.
Persönlichkeiten
Tilla Briem (1908–1980), deutsche Opernsängerin (Sopran) und Professorin an der Musikhochschule Hannover
Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 138 (google.books.com).
↑ abFranz Xaver Kraus: Kunst und Alterthum in Elsass-Lothringen. Beschreibende Statistik. Band III, Friedrich Bull, Straßburg 1886, S. 792–795 (online).
↑Max Besler: Die Ortsnamen des lothringischen Kreises Forbach, Abhandlung zum Jahresberichte des Progymnasiums zu Forbach i. Lothr., Prog. No. 477, Buchdruckerei Robert Hupfer, Forbach 1888, S. 32 (books.google.de).
↑ abcEugen H. Th. Huhn: Deutsch-Lothringen. Landes-, Volks- und Ortskunde, Stuttgart 1875, S. 388–389 (online).
↑ abGeorg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 138 (online).
↑Eugen H. Th. Huhn: Geschichte Lothringens. Band 2, Theobald Grieben, Berlin 1878, S. 264 ff. (online).
↑Die Reichsunmittelbarkeit der Herrschaften Hinsingen, Lenning, Fry Altroff, Mörchingen, Berendorf, Estroff und Kinger in Lothringen aus öffentlichen Akten und Familien-Urkunden ... bewiesen. 1792, S. 83, § 55 (books.google.com).
↑ abcdMorhange – statistische Angaben der Arbeitsgruppe für Demographie und Geschichte der École des hautes études en sciences sociales (EHESS), Frankreich
↑Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Sp. 40, siehe Mörchen (online).
↑Gustav Neumann: Das Deutsche Reich in geographischer, statistischer und topographischer Beziehung, Band II, Grg. Ferd. Otto Müller, Berlin 1874, S. 560–562 (online)
↑C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 74 (S. 73 und online).
↑Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 122, Ziffer 1482 (online).
↑ abStatistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Die Bewegung der Bevölkerung in Elsaß-Lothringen, Druck von M. DuMont-Schauberg, Straßburg 1893, S. 114–115, Ziffer 27 (online).
↑Mörchingen, Landkreis Forbach, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Mörchingen)