Im Zweiten Weltkrieg setzte die Wehrmacht den L 4500 unter anderem mit gepanzerter Kabine als Träger von Flugabwehrkanonen ein. Wegen Materialknappheit wurden ab 1943 die geschwungenen Kotflügel durch einfachere ersetzt und das „Einheitsfahrerhaus“ verwendet, das zu großen Teilen aus Holz und Presspappe bestand.[2] Der Lkw diente auch als Basis für das Halbkettenfahrzeug L 4500 R „Maultier“.
Der L 4500 ist ein zweiachsiger Lastkraftwagen in Haubenlenkerbauart mit U-Profil-Leiterrahmen. Die beiden Starrachsen vorn und hinten sind an Halbfedern aufgehängt. Die Vorderachse ist einfachbereift, während die Hinterachse mit Zwillingsbereifung versehen ist. Die luftgefülltenGeländereifen haben die Größe 10,5–20. Die Hydraulikbremse mit Druckluftunterstützung (Bremsservo) wirkt auf alle Räder, während die Feststellbremse (Handbremse) nur die Hinterräder abbremst. Die Zahnradfabrik Friedrichshafen stellte die Rosslenkung Typ 721 her. Die Antriebskraft wird vom Motor über eine Einscheibentrockenkupplung auf ein manuelles Fünfganggetriebe mit Vorgelege übertragen. Vom Getriebe gelangt die Kraft auf die Hinterräder. Der allradgetriebene Typ L 4500 A hat zusätzlich einen nur mit eingelegtem Geländegang zuschaltbaren Frontantrieb.
Nach dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 stellte sich heraus, dass mit den Regenfällen im Herbst die meist unbefestigten Straßen an der Ostfront oft unbefahrbar wurden. Die auch im Frühjahr auftretende „Rasputiza“ (russischраспу́тица‚Wegelosigkeit‘) überforderte selbst Fahrzeuge mit Allradantrieb. Daraufhin baute man Fahrzeuge mit Halbkettenantrieb und nannte sie Maultier, meistgebautes Maultier war der Opel Blitz, aber auch andere Fahrgestelle dienten als Maultier-Basis, unter anderem auch das des Mercedes-Benz L 4500. Beim L 4500 R Maultier wurde das Fahrgestell modifiziert; es erhielt Gleisketten des PzKpfw II. Das Fahrerhaus war bereits das hölzerne Einheitsfahrerhaus der Wehrmacht. Die Länge wuchs dadurch auf 7900 mm, die Breite auf 2360 mm, die Höhe reduzierte sich auf 3200 mm. Der OM-67-Motor leistete unverändert 112 PS (82 kW). Als problematisch stellten sich die geringe Höchstgeschwindigkeit von 36 km/h und der hohe Kraftstoffverbrauch von 70 l/100 km auf der Straße heraus, der im Gelände auf das Doppelte anstieg. Gebaut wurde der L 4500 R Maultier von 1943 bis 1944.[3]
Werte in Klammern ( ) gelten für Fahrten im Gelände.
Varianten (Militär)
In der Wehrmacht wurden viele verschiedene Aufbauten auf dem L 4500 A und S aufgesetzt. Im Folgenden ist ein Auszug der nachgewiesenen Aufbauten:[4]
Pritschenaufbau (4500 A und S)
Kraftfahrspritze KS 25, Bauserie 1941 (Aufbau Magirus auf 4500 S)
Tanklöschfahrzeug TLF 25 (Aufbau Magirus auf 4500 A)
gepanzerte Ausführung mit 5 cm Flak 41 als Selbstfahrlafette (4500 A)
Literatur
Reinhard Frank: Mercedes im Kriege – Personenwagen, Lastkraftwagen, Sonderaufbauten. Podzun-Pallas-Verlag, Dorheim. 1985. ISBN 3-7909-0244-6.
Pat Ware: The Illustrated Guide to Military Vehicles: A complete reference guide to over 100 years of military vehicles. Anness Publishing – Hermes House. London. 2010. S. 143. ISBN 978-1-84681-585-0.
Jean-Denis G.G. Lepage: German Military Vehicles of World War II: An Illustrated Guide to Cars, Trucks, Half-Tracks, Motorcycles, Amphibious Vehicles and Others. McFarland, 2007. ISBN 978-0-7864-6252-0. S. 107; S. 111 ff.
Werner Oswald: Kraftfahrzeuge der Reichswehr, Wehrmacht und Bundeswehr, Motorbuchverlag, Stuttgart 1970, S. 125
Werner Oswald: Deutsche Militärlastwagen bis 1945, Motorbuchverlag, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-613-04216-2, S. 213–215
↑Jean-Denis Lepage: German Military Vehicles of World War II: An Illustrated Guide to Cars, Trucks, Half-Tracks, Motorcycles, Amphibious Vehicles and Others. S. 111 ff.
↑Werner Oswald: Deutsche Militärlastwagen bis 1945, Motorbuchverlag, Stuttgart 2019, S. 213–215