Kurt Masur war der Sohn des Elektroingenieurs Kurt Masur, der ein Elektrofachgeschäft betrieb, und seiner Frau Emmy, geb. Bartholomäus.[1] Kurt Masur absolvierte eine Ausbildung zum Elektriker; zeitweise arbeitete er in der Firma seines Vaters. Er sagte von sich selbst, er habe viel Freude an praktischer Arbeit.[2]
Der Klavierunterricht seiner älteren Schwester weckte bei ihm das Interesse am Klavierspiel. Mit 10 Jahren bekam er Klavierunterricht von der zweiten Organistin der Brieger Kirche, und er begann Orgel zu spielen. Ab 1942 war er zwei Jahre Schüler an der Landesmusikschule Breslau in den Fächern Klavier und Violoncello. Mit 16 Jahren bekam er die ärztliche Diagnose, dass der kleine Finger seiner rechten Hand nicht mehr streckbar sei, was eine Karriere als Pianist ausschloss. So reifte der Entschluss, stattdessen zu dirigieren. 1944/45 wurde er zum Kriegsdienst bei den Fallschirmjägern eingezogen.
Masur war bis 1966 in erster Ehe mit Brigitte Stütze verheiratet. Sie hatten sich schon in Schlesien kennengelernt[4] und bekamen zusammen zwei Söhne und eine Tochter. 1966 wurde Tochter Carolin geboren, deren Mutter, die Tänzerin Irmgard Elsa Kaul (* 1938), er 1971 heiratete.[5] Diese starb 1972 bei einem Autounfall, bei dem Masur am Steuer saß und bei dem noch zwei weitere Menschen starben. Die genauen Umstände des Unfalls blieben ungeklärt; es gab unterschiedliche Versionen des Geschehens.[6] In dritter Ehe war er seit 1975 mit der japanischen Bratschistin und Sopranistin Tomoko Sakurai verheiratet.[7] Aus dieser Ehe stammt der Sohn Ken-David (* 1977), der Dirigent ist.[8] Insgesamt hat Masur fünf Kinder.
Am 10. Oktober 2012 wurde öffentlich bekannt gegeben, dass Kurt Masur bereits seit einigen Jahren an der Parkinson-Krankheit leide.[9]
Nach mehreren Stürzen (April 2012[10] und Februar 2013[11]) trat Masur nur noch selten auf; zuletzt dirigierte er im Rollstuhl sitzend.[12][13] Am 19. Dezember 2015 starb Kurt Masur im Alter von 88 Jahren in Greenwich (Connecticut, USA) im Krankenhaus.[14][15] Nach einem öffentlichen Trauergottesdienst mit dem Thomanerchor und 28 Musikern des Gewandhausorchesters unter Leitung von Gotthold Schwarz in der Leipziger Thomaskirche wurde Masurs Urne am 14. Januar 2016 im engsten Familienkreis in der Abteilung II des Leipziger Südfriedhofs beigesetzt.[16][17] Am 16. April 2016 fand ein Gedenkkonzert im Gewandhaus statt.[18]
Von 1970 bis 1996 war Masur Gewandhauskapellmeister in Leipzig; er gab mit dem Gewandhausorchester über 900 Tournee-Konzerte. In dieser Funktion setzte er den Neubau des neuen (dritten) Gewandhauses für das Orchester durch (Eröffnung 1981), das seit der Zerstörung im Krieg 1943 ohne eigene Spielstätte war. Von 1976 bis 1980 war er erster Gastdirigent beim Dallas Symphony Orchestra. Von 1991 bis 2002 wirkte er zudem als Musikdirektor der New Yorker Philharmoniker. Von 2000 bis 2007 war er Chefdirigent des London Philharmonic Orchestra. Von 2002 bis 2008 oblag ihm auch die musikalische Leitung des Orchestre National de France in Paris. 2006 leitete er das Neujahrskonzert von Venedig. Seit 1997 war Kurt Masur Ehrendirigent des Gewandhausorchesters. Zudem war er seit 1992 Ehrengastdirigent beim Israel Philharmonic Orchestra sowie seit 1994 Ehrendirigent der Dresdner Philharmonie.
Von 2004 bis 2013 leitete Kurt Masur als Vorstandsvorsitzender das Beethoven-Haus Bonn. Hier führte er 2006 die jährlichen Meisterkurse für Nachwuchskünstler ein.
Masurs Erbe wird vom Internationalen Kurt-Masur-Institut in Leipzig verwaltet.[22] Zu seinem Gedenken wurde am 1. Juli 2017 die bisherige 3. Grundschule in der Scharnhorststraße in der Leipziger Südvorstadt in Kurt-Masur-Schule umbenannt.[23] Am 8. September 2017 erhielt der zuvor unbenannte Platz zwischen dem Leipziger Gewandhaus, dem City-Hochhaus und der Moritzbastei den Namen Kurt-Masur-Platz.[24] Seine Familie errichtete ihm im November 2017 ein Grabmal auf einer Ehrengrabstelle der Stadt Leipzig. Die Gestaltung des Grabmals mit einer Büste in der Mitte stammt von Markus Gläser. Die Büste zeigt Masur in der für ihn typischen Handhaltung beim Dirigieren.
Die zahlreichen Einspielungen Masurs wurden hauptsächlich von Eterna und Philips (Aufnahmen mit dem Gewandhausorchester), aber auch von Teldec (Aufnahmen mit dem Gewandhausorchester und mit den New Yorker Philharmonikern) veröffentlicht; die meisten der Aufnahmen sind auf CD erhältlich. Aufnahmen mit dem Orchestre National de France erschienen bei Naïve Records.
Ausgewählte Aufnahmen
Bach: Violinkonzerte – Karl Suske, Giorgio Kröhner; Gewandhausorchester, 1979.
Britten: War Requiem – Christine Brewer, Anthony Dean Griffey, Gerald Finley, Chor des London Philharmonic Orchestra; London Philharmonic Orchestra, 2006.
2007: Erster Preisträger des Internationalen Mendelssohn-Preises zu Leipzig für sein Lebenswerk und seinen Einsatz für den Bau des neuen Gewandhauses in Leipzig im Jahr 1981 sowie für sein Engagement bei den Montagsdemonstrationen im Jahr des Mauerfalls 1989
Dieter Härtwig: Kurt Masur (= Für Sie porträtiert). Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1976, OCLC2817813.
Dieter Härtwig: Kurt Masur. In: Dietrich Brennecke, Hannelore Gerlach, Mathias Hansen (Hrsg.): Musiker in unserer Zeit. Mitglieder der Sektion Musik der Akademie der Künste der DDR. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1979, S. 231 ff.
Ulla Schäfer (Hrsg.): „Mut und Zuversicht gegeben …“ Briefe an Kurt Masur, 9. Oktober 1989 bis 18. März 1990. Ullstein, Frankfurt am Main / Berlin 1990, ISBN 3-550-07412-3.
Jonathan L. Yaeger: The Leipzig Gewandhaus Orchestra in East Germany, 1970–1990, Bloomington, IN 2013, OCLC892728780 (Dissertation Indiana University Bloomington 2013, 339 Seiten, (englisch)).
Karl Zumpe (Hrsg.): Kurt Masur. Gewandhauskapellmeister in Leipzig. Ullstein, Frankfurt am Main / Berlin 1990, ISBN 3-550-06590-6.
Filme
Deutschland deine Künstler. Kurt Masur. Deutschland/ARD 2009, 45 min. Buch und Regie: Reinhold Jaretzky. Produktion: Zauberbergfilm Berlin[36]
1996: Res severa - die ernste Sache, Steffen Lieberwirth im Gespräch mit Kurt Masur zu seinem Rücktritt als Gewandhauskapellmeister, Sendung: 30. Dezember 1996, MDR Kultur
↑Der Maestro und das Taktgefühl. Der Leipziger Gewandhauskapellmeister Kurt Masur wird Chefdirigent der New Yorker Philharmoniker. In: Der Spiegel. Nr.37, 1991, S.218–224 (online – 9. September 1991).
↑Christian Wolff: forum thomanum – ein Bildungscampus für die Musikstadt Leipzig, in: Stefan Altner/Martin Petzoldt (Hrsg.): 800 Jahre Thomana, Stekovics, Wettin-Löbejün 2012, S. 402.
↑Kurt Masur: Klassisches Google-Doodle zum 91. Geburtstag des deutschen Dirigenten. In: GoogleWatchBlog. 18. Juli 2018 (googlewatchblog.de [abgerufen am 18. Juli 2018]).