Aufgewachsen im sächsischen Zwickau, hatte Gotthold Schwarz, Sohn des Kantors der Zwickau-Marienthaler Pauluskirche Hans Schwarz, frühzeitig Kontakt zur Musik. 1964 wurde er Mitglied des Leipziger Thomanerchors, aus dem ihn seine Eltern wegen starken Heimwehs nach einem Dreivierteljahr wieder herausnahmen. Weil sein Vater Kirchenmusiker war, wurde Gotthold Schwarz zur Erweiterten Oberschule nicht zugelassen. Er absolvierte von 1968 bis 1971 eine Berufsausbildung als Buchhändler an der Deutschen Buchhändler-Lehranstalt in Leipzig.
Seit den 1980er Jahren trat Gotthold Schwarz auch als Chorleiter und Dirigent in Erscheinung. So rief er 1990 die der Förderung Alter Musik verpflichtete Leipziger Musikgesellschaft[5] ins Leben, deren künstlerischer Leiter er ist. Außerdem leitet er die Ensembles der Musikgesellschaft Concerto vocale Leipzig (gegründet 1984) und Sächsisches Barockorchester[6] (gegründet 1989/90); beide sind der Alten Musik, der historischen Aufführungspraxis und ihrer Verbindung von Gesang und instrumentaler Musik verpflichtet. Zusammen mit dem Leipziger GambistenSiegfried Pank und dem Hamelner OrganistenHans Christoph Becker-Foss gründete Schwarz 1993 das Barocktrio Schwarz/Pank/Becker-Foss,[7] das vor allem Musik der Bachfamilie, aber auch andere Barockmusik aufführt. Außerdem leitete er als Gastdirigent den Thomanerchor und das Gewandhausorchester. Der aus Mitgliedern des MDR-Rundfunkchors bestehende Kammerchor Leipziger Cantorey[8] und das Ensemble Bach Consort Leipzig[9] – beide wurden 2012 von Schwarz gegründet – widmen sich vorrangig der Barockmusik.
Tätigkeit für den Thomanerchor
1979 wurde er von Hans-Joachim Rotzsch als Stimmbildner des Thomanerchors berufen. 1992, 1999, 2002/03 und 2011 war er Stellvertreter des Thomaskantors. Nach Georg Christoph Billers Amtsniederlegung war er von Februar 2015 bis Juni 2016 interimistischer Thomaskantor.[4][10][11][12]
Zur Neubesetzung der Stelle nach der Amtsniederlegung des bisherigen Thomaskantors Georg Christoph Biller berief die Stadt Leipzig im April 2015 eine Findungskommission, die im Juli 2015 aus insgesamt 42 Bewerbungen vier in Frage kommende Kandidaten auswählte. Von diesen konnte sich nach Probedirigaten jedoch keiner durchsetzen, so dass die Findungskommission am 20. Mai 2016 einstimmig beschloss, das Findungsverfahren zu beenden.[13][14] Die Kommission schlug daraufhin einstimmig vor, der Ratsversammlung die Berufung des seit 1. Februar 2015 amtierenden Thomaskantors Gotthold Schwarz zu empfehlen.[15] In einer Sondersitzung berief die Leipziger Ratsversammlung am 9. Juni 2016 Gotthold Schwarz mit einer Gegenstimme und einer Stimmenthaltung für den Zeitraum vom 10. Juni 2016 bis zum 30. Juni 2021 in das Amt des Thomaskantors.[16][17] Am 20. August 2016 wurde er im Leipziger Alten Rathaus feierlich in sein Amt eingeführt und erhielt von Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung die städtische Ernennungsurkunde zum 17. Nachfolger Johann Sebastian Bachs.[2][18] Außerdem ist Schwarz seit 2016 als Honorarprofessor an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig tätig, auf Vorschlag des Instituts für Kirchenmusik wurde er im Rahmen der Immatrikulationsfeier am 10. Oktober 2016 bestellt.[19] Leipzigs Stadtrat wählte im Dezember 2020 den SchweizerAndreas Reize zum Nachfolger von Gotthold Schwarz; jener wurde am 11. September 2021 mit einem Festakt in sein Amt eingeführt.[20]
Gotthold Schwarz wurde am 9. März 2018 beim Eröffnungskonzert der 24. Magdeburger Telemann-Festtage für seinen „außerordentlich intensiven und künstlerische Maßstäbe setzenden Umgang […] mit dem Vokalwerk Georg Philipp Telemanns“ und einen „gleichermaßen sensiblen wie exzellenten Umgang mit der Musiksprache Telemanns“ mit dem Georg-Philipp-Telemann-Preis der Landeshauptstadt Magdeburg geehrt.[22][23]
↑Mit Freude und Demut an die Arbeit. In: Leipziger Amtsblatt, Nr. 15, 3. September 2016, S. 2.
↑HMT Aktuell. In: MT Journal. Zeitschrift der Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy« Leipzig, Nr. 42, Wintersemester 2017, S. 12.