Die Bundesstraße 62 (Abkürzung: B 62) ist eine der längeren Bundesstraßen quer durch das Zentrum Deutschlands. Sie führt von West nach Ost durch die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Thüringen.
Bei der Festlegung der Fernverkehrsstraßen 1932 wurde als Vorläufer der B62 die F62 zwischen Ernsdorf und Cölbe (in der Continental Autokarte von 1934 steht in der Liste Marburg als östliches Ende) als Verbindung zwischen der F54 und F3 eingerichtet. Der westliche Teil dieser Trasse ist heute die B 508.
Die Straße führt kurvenreich am Oberlauf der Sieg entlang. Nach 38 km überschreitet die B 62 die Landesgrenze nach Nordrhein-Westfalen und erreicht Siegen (42 km). Hier ist sie ab der Verzweigung von/nach Siegen-Niederschelden als vierspurige Stadtautobahn und Hochstraße ausgebaut (siehe auch: Hüttentalstraße). Weiterhin geht es durch das Rothaargebirge.
Im Zuge der Fertigstellung der Hüttentalstraße wurde die B 62 als Kraftfahrstraße zwischen Mudersbach-Niederschelderhütte und Siegen-Rinsenau neu gebaut. Der Planfeststellungsbeschluss war seit 4. März 2010 bestandskräftig. Mit dem ersten Spatenstich am 29. April 2010 wurden die Bauarbeiten offiziell begonnen. Die Hauptstrecke wurde im Dezember 2016 für den Verkehr freigegeben, der Anschluss Eiserfeld im Mai 2017. Die alte Streckenführung ging von Niederschelderhütte kommend durch die stark belasteten Ortschaften Siegen-Niederschelden und Siegen-Eiserfeld bis zur HTS-Anschlussstelle Rinsenau. Außerdem befand sich auf der bisherigen Strecke in Niederschelden ein häufig geschlossener Bahnübergang der Siegstrecke. Mit Fertigstellung der Neubaustrecke wurde die alte Strecke in NRW zum 1. Januar 2017 zur Landesstraße L 531 bzw. L 907 und Kreisstraße K 9 herabgestuft. In Rheinland-Pfalz ist die Abstufung zur L 283 und K 97 geplant, aber noch nicht vollzogen.
Neubau und Verlegung in Bad Laasphe
Seit langem geplant ist eine Ortsumgehung für das Zentrum von Bad Laasphe. Da sich Politik und Bevölkerung seit Jahrzehnten nicht über den Streckenverlauf dieser Straße einigen können, ist ein Baubeginn auch weiterhin nicht absehbar.
Im Jahr 2012 hat der Landesbetrieb Straßenbau NRW angekündigt, die B 62 in der Ortslage Saßmannshausen neu zu trassieren, damit der Verkehr die beiden Bahnübergänge der Bundesstraße an der Oberen Lahntalbahn umgehen kann. Im Juni 2013 kam es dort zu einem schweren Eisenbahnunglück mit 30 Verletzten und einem Todesopfer. Die Arbeiten wurden im Herbst 2013 begonnen und 2015 vollständig abgeschlossen. Nun ist nur noch ein Bahnübergang mit moderner Ampelsteuerung und Halbschranken für das Gewerbegebiet vorhanden, statt vorher zwei auf der Bundesstraße. Diese beiden waren nur mit einer Lichtzeichenanlage gesichert.[3][4]
Ortsumfahrungskette in Hessen
Laut Bundesverkehrswegeplan (BVWP 2003) war der komplette Ausbau der B 62 zwischen Bad Laasphe/Landesgrenze zu NRW und der A 5 bei Alsfeld geplant. Als erstes wurde die Ortsumfahrung Biedenkopf für den Verkehr freigegeben. Die Ortsumfahrung für den Lahntaler Ortsteil Göttingen ist in Bau. Sie wird zusammen mit den Ortsumfahrungen der Bundesstraße 252 für Münchhausen, Wetter und Lahntal gebaut. Die Ortsumfahrung Eckelshausen ist im Planfeststellungsverfahren. Für die Ortsumfahrung Buchenau wurde die Planung noch nicht aufgenommen. Die in Bau befindliche Bundesautobahn 49 wird die B 62 östlich von Niederklein kreuzen, so dass der Abschnitt mit Lehrbach, Kirdorf, Angenrod, Leusel und Alsfeld zukünftig über die Bundesautobahn 49 und die Bundesautobahn 5 umfahren werden kann.[5]
Die vierstreifige Ausbau der 1,7 Kilometer langen Strecke zwischen Göttingen und der Bundesstraße 3 ist im vordringlichen Bedarf eingeplant.[7]
Im Ende 2016 geänderten Fernstraßenausbaugesetz sind zwei Ortsumfahrungen in der Marktgemeinde Philippsthal (Werra) vorgesehen, jedoch nicht für den Hauptort. Die Ortsumfahrung Röhrigshof ist im vordringlichen Bedarf, die Ortsumfahrung Heimboldshausen im weiteren Bedarf eingeordnet.
Die angemeldeten und von Thüringen dringend geforderten Ortsumfahrungen um Dorndorf und Merkers in der Krayenberggemeinde wurden nicht in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen.[8]
Ab Hämbach wurde die B 62 westlich und südlich von Bad Salzungen in vier Bauabschnitten neu trassiert. Mit den 1997, 1998, 2007 und 2020 freigegebenen Bauabschnitten entstanden Ortsumfahrungen für Kaiseroda, Leimbach und Bad Salzungen.[9]
Als fünfter und letzter Bauabschnitt in Planung befindet sich die Neutrassierung der Bundesstraße zwischen Bad Salzungen und Barchfeld mit Schaffung einer Überquerung der Werra östlich von Bad Salzungen. Aufgrund von erheblichen Eingriffen in einem schützenswerten Naturumfeld wurde seit Anfang der 1990er Jahre um die bestmögliche Lösung zwischen Kosten und Naturschutz gerungen. Dabei bevorzugten die Planer und Geldgeber des Projekts auf Grund der Kosten einen Damm, die Naturschutzverbände auf Grund der Betroffenheit eines Naturschutzgebietes, seltener Biotope und Lebensräume bedrohter Arten sowie auf Grund des besseren Hochwasserschutzes eine Brücke.[10][11] Letztlich wurde zu Gunsten der Brückenlösung entschieden, die dann die längste Brücke Thüringens sein wird.[2] Im Februar 2015 wurde das Planfeststellungsverfahren gestartet. Das Thüringer Landesverwaltungsamt erließ am 29. Januar 2020 den Planfeststellungsbeschluss. Das Thüringer Landesamt für Bau und Verkehr gibt den Baubeginn mit voraussichtlich 2025 und die Fertigstellung voraussichtlich 2029 an.[9]
Geplante Verlängerung zur A 71 bei Zella-Mehlis
Angedacht war, die B 62 ab Barchfeld bis südlich von Niederschmalkalden gemeinsam mit der B 19 verlaufen zu lassen und über Schmalkalden bis nach Zella-Mehlis zur Bundesautobahn 71 zu verlängern. Hierfür sollte der als Verlegung der Landesstraße 1026 neu gebaute Zubringer nach Schmalkalden genutzt werden.[12][13] Ab Schmalkalden weiterführend sollte die heutige Landesstraße 1118 mit zahlreichen Ortsumgehungen bis nach Benshausen zur Bundesstraße ausgebaut werden. Unter Hinweis auf die neue L 1026 und die Umstufungspläne, auch auf die im Gegenzug angedachte Abstufung der Bundesstraße 84 zwischen Dorndorf und Eisenach, bat Thüringen um Aufnahme des Vorhabens als vordringlicher Bedarf oder wenigstens weiterer Bedarf mit Planungsrecht in den Bundesverkehrswegeplan und implizit in das Fernstraßenausbaugesetz.[8] Im Bedarfsplan des Ende 2016 geänderten Fernstraßenausbaugesetzes ist die Ortsumgehung Zella-Mehlis als weiterer Bedarf enthalten, der Lückenschluss zwischen Niederschmalkalden und Benshausen jedoch nicht.[7]
Zwischen Benshausen und der Autobahnauffahrt zur A 71 Suhl/Zella-Mehlis wurde die frühere Bundesstraße 280 im Vorgriff auf diese Planungen bereits in B 62 umbenannt.