Rheinsberg erhielt nach verbreiteter Meinung seinen Namen von Siedlern aus dem Niederrheingebiet im Zuge der Ostkolonisation im 12. Jahrhundert. Eine eigenständige germanische Bildung vom selben Wortstamm für „rinnen, fließen“ kann aber nicht ausgeschlossen werden. Obwohl die Umgebung des Flusses einige Jahrhunderte lang von Slawen besiedelt war, ist ein slawischer Name nicht überliefert.
Im Jahr 1762 wurde eine Manufaktur für Steingut gegründet, die bald zu den größten in Preußen gehörte. Die Steingutfertigung wurde in Manufakturen wechselnder Besitzer bis 2022 industriell fortgesetzt.
Nachdem Friedrich II. König geworden war, trat er das Anwesen an seinen Bruder Heinrich ab, der das Schloss bis zu seinem Tode (1802) bewohnte und weiter erweitern und umbauen ließ.
Von 1919 bis 1925 wurde die Gartenstadt, Werkssiedlung Rhinhöhe[3] für die Belegschaft der Keramikfabrik Christian Carstens KG an der Lindenallee gebaut. Die Gartenstadt umfasste ursprünglich 29 Einfamilienhäuser, 13 Doppelhäuser und ein Ledigenwohnheim. Besondere Dachformen zeichnen die Bauform der Siedlung aus. Das Großunternehmen Carstens besaß mehrere Keramikwerke und 14 Porzellanfabriken, es war nach Villeroy & Boch der zweitgrößte Keramikproduzent in Deutschland. Der Vertrieb hatte Überseehandel.
1966 wurde nahe Rheinsberg am Großen Stechlinsee das Kernkraftwerk Rheinsberg in Betrieb genommen. Es prägte bis zu seiner Abschaltung 1990 die Stadt als größter Arbeitgeber.
Die Gemeinden Basdorf, Braunsberg, Dierberg, Dorf Zechlin, Flecken Zechlin, Großzerlang, Heinrichsdorf, Kagar, Kleinzerlang, Linow, Luhme (mit dem am 1. Juli 1950 eingemeindeten Ort Repente),[4] Schwanow, Wallitz, Zechlinerhütte, Zechow und Zühlen wurden am 26. Oktober 2003 eingegliedert.[5]
Rheinsberg ist seit 1968 staatlich anerkannter Erholungsort. Später wurden Kleinzerlang (seit 2004) und Flecken Zechlin (seit 2011) in dieses Prädikat eingeschlossen, ohne dass die Ortsteile aneinandergrenzen.
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
Einwohner
1875
2 251
1890
2 437
1910
2 991
1925
3 269
1933
3 343
1939
3 722
Jahr
Einwohner
1946
4 215
1950
4 125
1964
5 271
1971
5 572
1981
5 366
1985
5 373
Jahr
Einwohner
1990
5 514
1995
5 274
2000
5 153
2005
9 005
2010
8 466
2015
8 153
Jahr
Einwohner
2020
7 948
2021
7 871
2022
7 948
2023
7 971
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[6][7][8], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Stadtverordnetenversammlung von Rheinsberg besteht aus 18 Mitgliedern und dem hauptamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 2024 führte bei einer Wahlbeteiligung von 67,9 % zu folgendem Ergebnis:[9]
Kurt-Tucholsky-Literaturmuseum, dokumentiert das literarische Schaffen des Schriftstellers Kurt Tucholsky. Das Archiv wird durch ständig wechselnde Ausstellungen, Vorträge und Lesungen ergänzt. Das Kurt Tucholsky Literaturmuseum wurde in das „Blaubuch“ der Bundesregierung als ein „kultureller Gedächtnisort“ mit nationaler Bedeutung aufgenommen.
Keramikmuseum Rheinsberg, zeigt die geschichtliche Entwicklung von Dekor und Form der Rheinsberger Keramik seit 1762
Eisenbahnmuseum im ehemaligen Lokschuppen des Bahnhofs, von der Arbeitsgemeinschaft Rheinsberger Bahnhof betrieben
Musik und Theater
Rheinsberg hat eine lange kulturelle Tradition. Sie geht schon auf den damaligen Kronprinzen Friedrich zurück, der um sich bildende Künstler und Musiker versammelte.
Rheinsberger Musiktage, seit 1948 – mit einigen Jahren Unterbrechung – jährlich zu Pfingsten veranstaltet
Kammeroper Schloss Rheinsberg, vom Komponisten Siegfried Matthus initiiertes und bis 2014 geleitetes internationales Opernfestival, in dem jungen aufstrebenden Künstlern im Ergebnis eines Vorsingewettbewerbes die Möglichkeit gegeben wird, unter Anleitung bedeutender Mentoren Opernpartien einzustudieren und diese auch aufzuführen. Das Festival findet seit 1991 jährlich im Juli und August statt. Open-Air Aufführungsorte sind das Heckentheater im Schlosspark und der Schlosshof.
Musikakademie Rheinsberg, 1991 auf Initiative von Ulrike Liedtke als Projekt des Kunst- und Kulturvereins Rheinsberg gegründet, besteht weiter als Bundes- und Landesakademie. Sie ist als Arbeits-, Fortbildungs- und Begegnungsstätte für professionelle und Laienmusiker gemäß dem Brandenburgischen Weiterbildungsgesetz anerkannt, Mitglied im Arbeitskreis Musikalischer Bildungsstätten Deutschlands und ist förderungsfähig als Träger der freien Jugendhilfe gemäß § 75 SGB VIII. Schüler und Studenten, Laien und Profis proben das ganze Jahr in den Räumlichkeiten des Kavalierhauses und geben Konzerte im Spiegelsaal des Schlosses sowie seit 2000 auch im Schlosstheater.
Regelmäßig finden die Wettkämpfe um den Deutschlandpokal im Rollstuhltischtennis[18] und Wettkämpfe im Rollstuhlrugby statt.[19]
Seit 1994 stellen jährlich internationale Keramikkünstler ihre Waren am zweiten Oktoberwochenende auf dem „Rheinsberger Töpfermarkt“ aus.[20] Seit 2007 findet im Frühjahr der „Kunsthandwerkermarkt“ statt, bei dem neben Keramikwaren auch andere handwerkliche Produkte präsentiert werden.
Zum 100-jährigen Jubiläum des Bahnhofs, 1999, fand das erste Rheinsberger Bahnhoffest statt, das seitdem jährlich durchgeführt wird.
Kunst- und Kulturverein Rheinsberg
Der 1990 gegründete Kunst- und Kulturverein Rheinsberg e. V. (KuK) will die barocke Residenzstadt und die Schlossanlage einschließlich Schlosstheater, Kavaliershaus und Schlosspark als Kulturdenkmal von historischem Rang erhalten und als künstlerisch-kulturelles Zentrum in der Mark Brandenburg weiterentwickeln.
Der Verein fördert die Kammeroper Schloss Rheinsberg und die Musikakademie Rheinsberg, ist in beiden GmbH Gesellschafter und arbeitet in diesen Gremien mit.
Weitere Arbeitsziele sind die Förderung des Schlossmuseums und des Parks, des Kurt-Tucholsky-Literaturmuseums und der Galerie für Bildende Kunst, der Bibliothek sowie der „Langen Nacht der Künste“ und die Durchführung des „Fridericianischen Symposions“. Das Fridericianische Symposion wurde von Jürgen Ziechmann 1991 gegründet und findet jährlich am zweiten Wochenende im Mai statt.
Stadtschreiber zu Rheinsberg
Die Stadt vergibt seit 1995 im Gedenken an Kurt Tucholsky jährlich zwei fünfmonatige Stipendien in Höhe von 5.000 Euro für ihre Stadtschreiber. Es ist verbunden mit der freien Unterkunft in der Rheinsberger Stadtschreiberwohnung im Marstall des Schlosses. Wie sich die Stadt Rheinsberg „in besonderer Weise dem Werk des großen Humanisten verpflichtet“ hat, wird von den Stadtschreibern erwartet, „daß auch sie sich dem demokratischen Vermächtnis Tucholskys verpflichtet [fühlen]“ (Richtlinien für die Vergabe des Stipendiums „Stadtschreiber zu Rheinsberg“[21]). Ausdrücklich sollen auch „nicht-deutsche Autoren [gefördert werden], die in Deutschland im Exil leben“.
Rheinsberger Preussenquelle, fördert seit 2007 in Rheinsberg Mineralwasser und vermarktet es regional in einem Umkreis von ca. 300 km.[23] Die Preussenquelle erhielt als erster Betrieb in Brandenburg das Gütesiegel als „Bio-Mineralwasser“.[24]
Wegen des Schlosses und der reizvollen Umgebung spielt der Tourismus vor allem als Naherholungsgebiet im Einzugsbereich von Berlin eine übergeordnete Rolle. Zur Erschließung trägt unter anderem das „Hafendorf Rheinsberg“[25] mit Leuchtturm (ohne nautische Funktion)[26][27], Wasserwanderrastplatz und hölzernen Ferienreihenhäusern am Rheinsberger See und das barrierefreie[28] Hotel Seehotel Rheinsberg der gemeinnützigen Fürst Donnersmarck-Stiftung (Berlin) am Grienericksee bei.
Bildung
Grund- und Oberschule Schulzentrum "Bildungscampus-Rheinsberg"
Grundschule Flecken Zechlin
Berufsgenossenschaftliche Bildungsstätte "Linowsee" im Ortsteil Linow
↑Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 1. Januar 1948 in den neuen Ländern. Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)