Lage der Stadt Fürstenberg/Havel im Landkreis Oberhavel
Fürstenberg/Havel ist eine Stadt an der Oberhavel und liegt im Norden Brandenburgs. Wegen der Vielzahl an Seen und Flüssen und Bächen, die die Stadt prägen, führt Fürstenberg auch die ZusatzbezeichnungWasserstadt.[2]
Fürstenberg gehört überwiegend zum Naturraum des Neustrelitzer Kleinseenlandes. Im Südosten hat die Stadt Anteil am Naturraum der Granseer Platte. Das Gebiet Fürstenbergs wird von Westen nach Südosten von der Havel durchflossen. Größte Seen sind der Stolpsee (3,7 km²) am Rand der Himmelpforter Heide und der Thymensee (1,1 km²). Der Große Wentowsee (2,8 km²) gehört teilweise zum Stadtgebiet. Das Stadtzentrum wird von Baalensee, Röblinsee und Schwedtsee umschlossen und von der Havel in vier Läufen durchflossen. Der südliche Schifffahrtskanal und der Iserdiek genannte nördliche Havellauf begrenzen den Großen Werder, jene Insel, auf der die ursprüngliche Stadtsiedlung entstand.
Fürstenberg gliedert sich in ein ortsteilfreies Kerngebiet sowie in acht Ortsteile, die aus den im Jahr 2003 eingegliederten Gemeinden gebildet wurden. Innerhalb von Kerngebiet und Ortsteilen sind neun bewohnte Gemeindeteile und 16 Wohnplätze ausgewiesen. Das Kerngebiet besteht in seinem nördlichen Teil aus dem Gebiet der 1950 eingegliederten brandenburgischen Gemeinde Ravensbrück und in seinem südlichen Teil aus dem ursprünglichen, bis 1950 mecklenburgischen Stadtgebiet von Fürstenberg. Die ehemalige Grenze zwischen Ravensbrück und dem ursprünglichen Fürstenberg verläuft vom Röblinsee entlang der Forststraße zum Schwedtsee.[4]
Das Zentrum der heutigen Stadt Fürstenberg war bereits vor rund 3000 Jahren besiedelt; dies zeigen Keramikscherben, die im Jahre 2008 bei archäologischen Grabungen im Bereich der Burg gefunden wurden. Slawische Funde im Stadtgebiet sowie südöstlich der Stadt auf dem Siggelkamp verweisen auf eine vordeutsche slawische Besiedlung dieses siedlungstopographisch günstigen Geländes.
Mittelalter
Fürstenberg selbst wurde erstmals 1287 in Zusammenhang mit einer Stiftung für die Kirche und 1318 als Stadt erwähnt. Die askanischenMarkgrafen von Brandenburg nahmen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das Fürstenberger Gebiet in Besitz. Sie ließen eine Burg, die 1333 zum ersten Mal erwähnt wurde, als vorgeschobenen Stützpunkt errichten. In deren Schutz entstand eine deutsche Ansiedlung, die 1305 als „Vorstenberge“ und 1318 als „Vorstenberch“ erwähnt wird. Die mittelniederdeutsche Form „vörste“/„vürste“ bedeutet allerdings nicht nur „Fürst“ im heutigen Sinne, sondern allgemein „Herrscher“, aber auch „vorderste“, „äußerste“. Willich bevorzugte in ihrer namenkundlichen Untersuchung jedoch die Deutung als „Berg des Fürsten“.[8]
Mit dieser günstig am schiffbaren Oberlauf der Havel gelegenen Siedlung schlossen die Markgrafen zum einen die geographische Lücke zwischen ihrer Anfang des 13. Jahrhunderts erworbenen Herrschaft Stargard und Ländereien auf dem Barnim, die sie gleichzeitig mit einer Nord-Süd gerichteten Straße verbanden; zum anderen fassten sie damit im ursprünglich slawisch besiedelten Fürstenberg Fuß. Die Entstehungszeit der Burg mit Grenzschutzfunktion ist bis heute ebenso wenig geklärt wie die Entstehungszeit der Stadt oder die Anlage der Stadtbefestigung. Die Stadtbefestigung umschließt dabei die Siedlung am Fuß der am Nordausgang der Stadt gelegenen Burg und zieht mit einem kreisförmigen Grundriss von etwa 400 Metern Durchmesser entlang einer Nord-Süd gerichteten Hauptstraße; das übliche Gitterschema der Kolonisationsstädte ist dabei nicht streng eingehalten. Die Lage der im 19. Jahrhundert beräumten Stadtmauer ist noch in den Flurbezeichnungen „In den Wällen“, „Wallstraße“ und „Wallgasse“ bezeugt.
Die ursprünglichen zwei Stadteingänge, das im Norden in Richtung Strelitz gelegene „Strelitzer Tor“ und das im Süden in Richtung Zehdenick (bzw. Berlin) gelegene „Zehdenicker Tor“ (bzw. „Berliner Tor“) sind nicht mehr erhalten. Die militärtopographisch günstige Lage der Stadt – an drei Seiten von Seen und der Havel umgeben – erlaubte die Absicherung im Westen lediglich über einen Palisadenzaun, der in Höhe der Bahnhofstraße mit einem Schlagbaum – dem „Mühlentor“ – versehen war. Gesicherte archäologische Erkenntnisse zur Stadtbefestigung und deren Bebauungsumfeld liegen bisher nicht vor. Bei beiden Toren – dem „Strelitzer Tor“ und dem „Zehdenicker Tor“ – handelte es sich um in Fachwerkbauweise mit Überhaus gefertigte Tore, die u. a. als Zollstation dienten.
Fürstenberg kam 1348 mit dem Fürstenberger Werder in die Hände der Herren von Mecklenburg und wurde dessen Hauptort. Diese belehnten Otto und Ulrich von Dewitz mit den Ämtern Fürstenberg/Havel und Strelitz. Als Kaiser Karl IV. in demselben Jahr die Herrschaft Mecklenburg zum Reichslehen erhob, wurden Otto und Ulrich vom Kaiser mit dem Titel Grafen von Fürstenberg („greve tho Vorstenberghe“) in den Grafenstand erhoben.[9] Da die Herren von Dewitz in den Rügischen Erbfolgekriegen den Herzögen von Pommern im Kampf gegen Mecklenburg beistanden, wurden ihre mecklenburgischen Lehen eingezogen. Die gräfliche Würde wurde erst im Jahr 1363 nach der Ansiedlung in Pommern abgelegt.[10] Fürstenberg wurde Landstadt in Mecklenburg und als solche Teil der Städte im Stargardschen Kreis, die bis 1918 auf mecklenburgischen Landtagen der 1523 vereinten Stände vertreten waren.
Neuzeit
Im Dreißigjährigen Krieg fanden um Fürstenberg Kämpfe unter Beteiligung schwedischer Truppen statt. Bei archäologischen Grabungen im Umfeld der Burg Fürstenberg wurde 2008 ein auf das Jahr 1638 datierter, aus Münzen und Schmuck bestehender Goldschatz gefunden. Die Münzen, deren jüngste eine Prägung von 1633 war, stammen aus Pommern, Holland, England, Spanien, Venedig und aus dem arabischen Raum. 1638 stellte dieser Goldschatz den Gegenwert eines Rittergutes dar, umgerechnet auf die heutige Zeit betrüge sein Wert etwa 600.000 €.
Im Jahr 1845 wurde die das Stadtbild seitdem dominierende Stadtkirche Fürstenberg unter Anleitung des Mecklenburg-Strelitzschen Hofbaumeisters Friedrich Wilhelm Buttel erbaut.
Im 20. Jahrhundert erlebte Fürstenberg einen industriellen Aufschwung. 1877 erhielt die Stadt ihren Bahnhof an der Berliner Nordbahn. Aufgrund der landschaftlich reizvollen Lage und in Verbindung mit dem zunehmenden Fremdenverkehr entwickelte sich die Stadt zum Luftkurort. Ab 1879 bestand das Amtsgericht Fürstenberg/Havel.
1945 wurde Fürstenberg von der Roten Armee eingenommen. Zum 1. Juli 1950 wurde die Stadt zusammen mit den übrigen Gemeinden des Fürstenberger Werders aus dem Land Mecklenburg in das Land Brandenburg umgegliedert und dem Landkreis Templin zugeordnet.[11] Am 15. Oktober 1950 wurde die Gemeinde Ravensbrück mit 1078 Einwohnern nach Fürstenberg eingemeindet. Anschließend sollte die Stadt zum mahnenden Andenken an das ehemalige Frauenkonzentrationslager in Fürstenberg-Ravensbrück oder Ravensbrück umbenannt werden. Nach Protesten in der Stadt wurde 1951 auf eine Umbenennung schließlich verzichtet.[12] Seit der Verwaltungsreform von 1952 gehörte Fürstenberg zum Kreis Gransee im Bezirk Potsdam. 1959 wurde in einem Teilbereich des ehemaligen Konzentrationslagers die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück eröffnet.
Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl: Stand 31. Dezember (ab 1991)[16][17][18], ab 2011 auf Basis des Zensus 2011
Politik
Stadtverordnetenversammlung
Die Stadtverordnetenversammlung von Fürstenberg besteht aus 18 Stadtverordneten und dem hauptamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 9. Juni 2024 führte zu folgendem Ergebnis (mit Sitzvergleich 2019):[19]
Philipp wurde am 1. September 2019 mit 55,9 % der gültigen Stimmen für eine weitere Amtszeit von acht Jahren[23] gewählt.[24]
Wappen
Blasonierung: „In Rot ein silberner Frauenarm mit einer um den Unterarm geschlungenen silbernen Schleife und einem goldenen Ring in der Hand.“[25]
Wappenbegründung: Ein Stadtsiegel aus dem Jahre der Ersterwähnung ist nicht erhalten. Mit Sicherheit aber führte die Stadt 1361 ein Siegel, das 1532 erneuert wurde, als Herzog Albrecht VII. den Rat beauftragte, „ein ehrlich Siegel zu unserer Stadt Nutz und Wohlfahrt“ machen zu lassen. Das Wappenbild zeigt den sogenannten „Stargarder Arm“, der an die Herrschaftszeit Heinrichs II. von Mecklenburg erinnert. Er verlieh Fürstenberg das Siegelzeichen zum Andenken an seine Gemahlin, die brandenburgische Markgrafentochter Beatrix, die 1292 von ihrem Vater das Land Stargard als Wittum erhielt.
Flagge
„Die Flagge ist Blau - Gelb (1:1) gestreift und mittig mit dem Stadtwappen belegt.“
Dienstsiegel
Das Dienstsiegel zeigt das Landeswappen mit der Umschrift STADT FÜRSTENBERG/HAVEL • LANDKREIS OBERHAVEL.
Auf einer Insel nördlich des Altstadtkerns befindet sich das barockeSchloss Fürstenberg, das zwischen 1741 und 1752 nach Plänen des Baumeisters Christoph Julius Löwe als Witwensitz für eine mecklenburgische Herzogin errichtet wurde. Später diente es unter anderem als Sanatorium, Krankenhaus und Pflegeheim. Nach seit 2004 bestehendem Leerstand verkaufte die Stadt Fürstenberg im Jahr 2006 das Schloss, es soll ein Wellnesshotel darin entstehen. Seitdem fanden mehrere Teilsanierungen statt.
Evangelische Stadtkirche am Marktplatz, 1845 vom Mecklenburg-Strelitzer Hofbaumeister Friedrich Wilhelm Buttel im neogotischen Stil erbaut
Wasserburg Fürstenberg, ältestes Bauwerk der Stadt. Von den alten Gebäuden der Burg sind nur noch der Ost-, der Süd- und teilweise der Westflügel erhalten. Das derzeit leerstehende Gebäude ist baulich in einem schlechten Zustand und nicht zu besichtigen.
Eisenbahnfähre Fürstenberg, Zehdenicker Straße, technisches Denkmal, einzige selbstfahrende Eisenbahnflussfähre Deutschlands und Europas im Fährbecken Süd mit Gleisanlage, Lokschuppen und Fähr-Diesellokomotive sowie gegenüber liegendem Fährbecken Nord. Die Fähre ist nicht in Betrieb. Die Besichtigung und das Betreten des Fährgeländes ist jederzeit möglich.
Wasserskulptur Vereisen – Schieben – Tauen – Fließen – Versickern, Denkmal für die landschaftsprägende Kraft der Eiszeit, von Hans-Oiseau Kalkmann und Jens Kalkmann im Rahmen der 41. Kontakt-Kunst-Aktion im Jahr 2000 vor dem Rathaus mit Beteiligung der Bevölkerung erstellt
Industrieruine Behrnsche Mühle, ehemalige Dampfmühle des Betriebs Behrns. Nachdem ein Brand 1911 die ursprünglichen Produktionsstätten in der Bahnhofstraße vernichtet hatte, ließ Willy Behrns ab 1912 direkt am Röblinsee eine neue Anlage errichten.[26] Ab 1957 war die Anlage der VEB Kraftfuttermischwerk (KFM).[27] Aktuell existieren Pläne, die Anlage in ein Wohnquartier umzubauen. Das Projekt heißt Hafencity Fürstenberg.[28]
Die Stadt Fürstenberg/Havel ist Schulträger für die „Drei-Seen-Grundschule“ im Stadtgebiet und die Kleine Grundschule „An der Mühle“ im Ortsteil Bredereiche. Das nächstgelegene Gymnasium, in dem das Abitur in der 13. Klasse abgelegt werden kann, ist das „Strittmatter-Gymnasium“ in Gransee.[33]
Claus Mansfeld (1902–1973), Polizeioffizier, Mitbegründer der KPD in Fürstenberg
Egon Wagenknecht (1908–2005), Forst- und Jagdwissenschaftler, lebte zeitweise im Gut Mühlenhof heute Forsthaus Altthymen genannt, Schüler in Fürstenberg
1862 fiel bei Fürstenberg ein 10,5 Kilogramm schwerer Meteorit vom Typ eines H4-Chondriten. Nach dem Fundort, dem Gut Menow, wurde er unter dem Namen „Menow“ registriert.[36] Überreste der Menow-Meteoriten befinden sich in mehreren Museen der Welt, zum Beispiel in Kalkutta und London.[37]
Literatur
Florian von Buttlar; Stefanie Endlich; Annette Leo: Fürstenberg-Drögen – Schichten eines verlassenen Ortes. (= Reihe Deutsche Vergangenheit; Band 106). Edition Hentrich, 1994. ISBN 3-89468-116-0.
Birgit Haupt; Hanne Walter; Waltraut Meinow (Hrsg.): Fürstenberg an der Havel – Wasserstadt mit Geschichte(n). Von der besetzten Garnisonstadt zur Touristenidylle. Regia, Cottbus 2005. ISBN 3-937899-51-0.
Kurt Neis: Fürstenberg/Havel. Eine Perle ohne Glanz? – Erinnerungen und Betrachtungen aus der Zeit von 1946 bis zur Gegenwart 2012. Text- und Bildband, Selbstverlag, Strausberg 2012.
Wolfgang Jacobeit; Wolfgang Stegemann (Hrsg.): Fürstenberg/Havel – Ravensbrück.
Band 1: Von den Anfängen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 1998. ISBN 978-3-933471-13-0.
Band 2: Wechselnde Machtverhältnisse im 20. Jahrhundert. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 2004. ISBN 978-3-933471-42-0.
Band 3: Auf dem Weg ins 21. Jahrhundert. Hentrich & Hentrich Verlag, Berlin 2011. ISBN 978-3-941450-26-4.
Das Rheinsberg-Fürstenberger Seengebiet (= Werte unserer Heimat. Band 25). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1974.
↑Willich, Cornelia: Ortsnamen in Mecklenburg-Strelitz. In: Mecklenburg-Strelitz. Beiträge zur Geschichte einer Region, Bd. 2 (2002), S. 6–23, hier S. 19.
↑J. Siebmacher’s grosses und allgemeines Wappenbuch, VI. Band, 10. Abteilung; Ausgestorbener Mecklenburgischer Adel; Verfasser: G.A. von Mülverstedt; Publikation: Nürnberg: Bauer & Raspe, 1902, S. 35, Tafel 19
↑II lit. b Nr. 1 Verordnung zur Durchführung des Gesetzes vom 28. Juni 1950 über die Änderung der Grenzen der Länder. Vom 13. Juli 1950. Provisorische Regierung der Deutschen Demokratischen Republik.
↑
Wolfgang Blöß: Umbruch und Namen. Ortsnamenpolitik in Brandenburg 1945–1952. In: Jahrbuch für die Geschichte Mittel- und Ostdeutschlands. Band55, 2009, ISBN 978-3-598-23204-6, S.166–230, hier: 218f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
↑Karlheinz Blaschke, Gerhard Kehrer, Heinz Machatscheck: Lexikon – Städte und Wappen der Deutschen Demokratischen Republik. Hrsg.: Heinz Göschel. 1. Auflage. VEB Verlag Enzyklopädie, Leipzig 1979, S.137/138.
↑Wolfgang Stegemann: Fürstenberg, Havel – Ravensbrück. In: Beiträge zur Kulturgeschichte einer Region zwischen Brandenburg und Mecklenburg. 1. Auflage. 1. Von den Anfängen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Hentrich & Hentrich, Treetz 1999, ISBN 3-933471-13-3, S.107–111.
↑Evamaria Engel, Harald Engler, Erich Keyser: Städtebuch Brandenburg und Berlin. In: Deutsches Städtebuch : Handbuch städtischer Geschichte / im Auftr. der Konferenz der landesgeschichtlichen Kommissionen Deutschlands mit Unterstützung des Deutschen Städtetages hrsg. von Erich Keyser. Nr.2. Kohlhammer, Stuttgart 2000, ISBN 3-17-015388-9, S.195.