Der Oberlahnkreis (bis 31. März 1886 Ober-Lahn-Kreis) bestand vom 1. Juli 1867 bis zum 30. Juni 1974, als der heutige Landkreis Limburg-Weilburg entstand. Sitz des Landratsamtes war im mittelhessischenWeilburg.
Siedlungsspuren aus der mittleren Altsteinzeit (vor etwa 100.000 Jahren) bezeugen die heute zerstörten Steinkistenfunde von Niedertiefenbach und die zerstörte Wildscheuerhöhle bei Steeden. Das Kreisgebiet birgt in einigen Gemarkungen eine besondere Funddichte und jedes Fundstück dokumentiert die einstige Bedeutung der Region, des Niederlahngaus.
Die im fränkischen Reich hoch angesehene frühmittelalterliche gräfliche Adelsfamilie der Konradiner beherrschte den Lahnraum des Kreisgebietes. Für das Walpurgisstift in Weilburg liegt eine Urkunde vor, nach der Konrad I. dem Stift für das Seelenheil seiner Vorfahren im Jahr 912 eine Güterschenkung zukommen ließ. Die konradinische Hauspolitik bezeugt eine große verkehrspolitische Weitsicht bei der Erschließung ihres Territoriums. Im Abstand von Tagesetappen sicherten die Konradiner ihren Herrschaftsraum durch Stiftsgründungen entlang der Lahn (Limburg, Weilburg, Wetzlar) und auf dem Westerwald (Montabaur). Reichspolitisch erfuhr die Familie mit König Konrad I., dem einzigen konradinischen Herrscher auf dem ostfränkischen Thron, ihren Zenit. Auf dem Sterbebett, so überliefert der Chronist Widukind, habe Konrad staatsmännische Größe gezeigt, als er seinen Bruder bat, die Reichsinsignien seinem erbitterten Gegner, dem Sachsenherzog Heinrich, zu überbringen – das so genannte Weilburger Testament.
Weilburg, über einer großen Lahnschleife gelegen, ursprünglich im Besitz der Konradiner Grafen, hatten die Wormser Bischöfe seit dem 10. Jahrhundert als Reichslehen. Als deren Vögte fungierten seit 1195 die Grafen von Nassau, die 1294, als einer der ihren, nämlich Adolf, deutscher König war, Ort und Burg als Eigentum erwarben. Die Stadt (seit 1295) wurde 1355 Residenz der Grafen (ab 1737 Fürsten) von Nassau-Weilburg und blieb dies bis 1816.
Nach der Inbesitznahme durch das Königreich Preußen wurde durch preußische Verordnung vom 22. Februar 1867 der Oberlahnkreis mit Weilburg als Sitz gebildet. Er bestand anfänglich aus den ehemals nassauischen ÄmternRunkel, Hadamar und Weilburg.
Bei der Kreisreform von 1886 wurde der Oberlahnkreis neu zugeschnitten:[1]
Nachdem am 1. April 1950 Audenschmiede nach Weilmünster eingemeindet wurde, umfasste der Oberlahnkreis bis zum Beginn der hessischen Gebietsreform 64 Gemeinden, von denen mit Weilburg und Runkel zwei das Stadtrecht besaßen. Durch zahlreiche Gemeindefusionen in den Jahren 1970 und 1971 verringerte sich die Anzahl der Gemeinden im Oberlahnkreis bis zum Jahr 1974 auf 15.[2][3]
Durch einen freiwilligen Gebietsänderungsvertrag vereinigte sich der Oberlahnkreis am 1. Juli 1974 nach 107-jährigem Bestehen mit dem 1886 gebildeten Landkreis Limburg zum Landkreis Limburg-Weilburg.[4] Die beiden Landkreise kamen damit einem Zwangszusammenschluss zuvor. Gleichzeitig wechselten die Gemeinden Altenkirchen und Philippstein in den damaligen Landkreis Wetzlar und wurden dort nach Braunfels eingemeindet.
Als erster kreisweiter Verband schloss sich der Kreisfeuerwehrverband Oberlahn mit dem benachbarten Kreisfeuerwehrverband Limburg im neu gebildeten Landkreis zusammen. Die Delegierten der beiden Verbände beschlossen am 20. September 1975 in Obertiefenbach, sich mit sofortiger Wirkung zum Kreisfeuerwehrverband Limburg-Weilburg zu vereinigen.[5]
1974:–9999Kurt Leuninger (SPD) als staatsbeauftragter Landrat
Wappen
Das Wappen vereint die historischen Herrschaftswappen im Gebiet des Landkreises.
Beschreibung: Geviert, 1. in Blau mit goldenen (gelben) Schindeln ein goldener Löwe (Nassau), 2. in grün ein grünes durchgehendes Schrägkreuz begleitet von 12 Kreuzchen (Merenberg), 3. in Silber (Weiß) ein rotes, durchgehendes Kreuz (Kurtrier), 4. in silber drei rote Pfähle überdeckt von einem blauen Freiviertel (Runkel)
Gemeinden
Die folgende Tabelle enthält alle Gemeinden, die dem Oberlahnkreis nach der Kreisreform von 1886 angehörten, sowie die Daten aller Eingemeindungen.[7][3]
Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen WEL zugewiesen. Es leitete sich von der Kreisstadt Weilburg ab und wurde bis zum 30. Juni 1974 ausgegeben. Seit dem 2. Januar 2013 ist es im Landkreis Limburg-Weilburg wieder erhältlich.
Literatur
Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg: Limburg-Weilburg – Beiträge zur Geschichte des Kreises, Limburg 1986.
Ferdinand Luthmer: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Lahngebiets. Oberlahnkreis, Kreis Limburg, Unterlahnkreis, (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Wiesbaden, Bd. 3), Frankfurt am Main 1907.
↑Franz-Josef Sehr: Vor 50 Jahren: Entstehung der Gemeinde Beselich. In: Der Kreisausschuss des Landkreises Limburg-Weilburg (Hrsg.): Jahrbuch für den Kreis Limburg-Weilburg 2021. Limburg 2020, ISBN 3-927006-58-0, S.41–48.