Durch Erding fließt die Sempt, ein Nebenfluss der Isar. Sie fließt in einem Bogen im Osten um die Erdinger Altstadt, die im Westen von dem von der Sempt abzweigenden Fehlbach begrenzt wird.
Im Juni 2013 waren die Ortsteile Altenerding, Bergham/Aufhausen und Langengeisling stark vom Hochwasser der Sempt beim Hochwasser in Mitteleuropa 2013 betroffen.[4]
Im Altenerdinger Moos findet sich eine Sinterbildung (Geotop-Nummer 177R003).[8]
Geschichte
Frühes Mittelalter
742 wurde der Gemeindeteil Altham das erste Mal urkundlich erwähnt: Ein Familienmitglied der Agilolfinger schenkte Altham dem Kloster Benediktbeuern. 788 wurde die Siedlung Ardeoingas das erste Mal urkundlich erwähnt. Der Ortsname wird vom Personennamen Ardeo abgeleitet und bezog sich vor der Gründung der Herzogsstadt Erding 1228 auf das heutige Altenerding. 891 schenkte König Arnulf den Königshof Ardeoingas dem Domkapitel in Salzburg.
Mittelalter
1228 erhielt der von HerzogLudwig von Bayern gegründete Ort Erding die Stadtrechte zuerkannt; die Stadt (Herzogstadt) wurde als herzoglicher Stützpunkt gegenüber dem Hochstift Freising an der Fernstraße Schongau-München-Landshut angelegt. Die birnenförmige Gestalt der Altstadt ergibt sich aus den beiden Wasserläufen – die Sempt im Osten und der künstlich vertiefte Fehlbach im Westen, was der Stadt gleichsam den Wert einer Wasserfestung gab. Mauer, Graben und Wall sind in kleinen Resten noch vorhanden.
Im Inneren der Altstadt gibt es typische Kennzeichen einer wittelsbachischen Stadtneugründung des 13. Jahrhunderts. Eine langgezogene, etwa 400 Meter lange Nord-Süd-Achse, die nördlich des Schrannenplatzes Lange Zeile heißt und ursprünglich als Straßenmarkt angelegt wurde. In West-Ost-Richtung – versetzt – einen Straßenzug und in der Mitte den Schrannenplatz. Von den ursprünglichen vier Stadttoren (im Westen das Münchner Tor, im Norden das Freisinger Tor und im Süden das Haager Tor) ist nur noch das Osttor, das Landshuter Tor (Schöner Turm), erhalten geblieben. Es war das größte Stadttor, da es zur damaligen Hauptstadt Landshut führte. Im Südwesten lag die heute abgegangene Stadtburg von Erding. Zusätzlich zur strategischen Bedeutung kam später der Rang als Handelszentrum hinzu, speziell für Getreide und Vieh.
Mit der ersten wittelsbachischen Landesteilung wurde Erding Niederbayern zugeordnet, bei dem es bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts verblieb. Ab 1300 wurde der Erdinger Stadtturm, das Wahrzeichen der Stadt, an zentraler Stelle erbaut.
Im Zuge des Dreißigjährigen Krieges eroberten, brandschatzten und plünderten die Schweden Erding zweimal – 1632 und 1634. Die Folgen waren eine Hungersnot und der Ausbruch der Pest 1634. 1648 wurde Erding Hauptquartier des schwedischen Generals Wrangel. Die Bevölkerung war größtenteils in die noch unbesetzten Gebiete des Landes – die meisten nach Wasserburg am Inn und Traunstein – geflohen. Als die Kaiserlichen unter General Piccolomini auf Erding von Vilsbiburg und Geisenhausen her vorrückten, wurde die Stadt erneut in Brand gesteckt. Der dritte Wiederaufbau wurde durch eine extra eingeführte Biersteuer finanziert.
Am Ende des Zweiten Weltkriegs, am Nachmittag des 18. April 1945, warfen amerikanische Streitkräfte 50 Sprengbomben ab; die Altstadt wurde getroffen.[9][10] 120 Menschen fanden den Tod, 24 erlagen in den nächsten Tagen ihren Verletzungen. Es wird angenommen, dass der Angriff eigentlich Freising gegolten habe.[11] Am 1. Mai 1945 wurde die Stadt Erding kampflos an die US-amerikanischen Truppen übergeben.
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Stadt von 24.000 auf 36.000 Einwohner – der größte prozentuale Zuwachs aller bayerischen Gemeinden über 20.000 Einwohner im genannten Zeitraum.
Laut der Volkszählung 2011 waren 49,9 % römisch-katholisch, 13,0 % der Einwohner evangelisch und 37,2 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Religionsgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[17] Die Zahl der Protestanten und Katholiken ist seitdem gesunken. Im Dezember 2020 waren von den Einwohnern 41,7 % katholisch, 10 % evangelisch und 47,3 % gehörten einer anderen Religion an oder waren konfessionslos.[18] 2021 gab es 396 Kirchenaustritte (1 % der Gesamtbevölkerung) und 2022 waren es 750 (2 % der Gesamtbevölkerung).[19]
Die Stadt hat seit 2010 ein Jugendparlament. Die Mitglieder werden alle zwei Jahre von der Jugend der Stadt Erding gewählt. Das Parlament hat keine politische Ausrichtung.
Wappen und Fahne
Blasonierung: „In Silber eine schräg gestellte blaue Pflugschar.“
Wappenbegründung: Seit dem 13. Jahrhundert steht im Schild eine schräg liegende Pflugschar, die als Gerät zur Bearbeitung der Erde als redendes Zeichen für den Ortsnamen gedacht war. Seit dem aus dem späten 13. Jahrhundert stammenden und seit 1303 durch Abdrucke überlieferten ältesten Siegel steht im Schild stets die schräg liegende Pflugschar (eigentlich „Pflugeisen“). Aktuelle Forschungen verweisen auf die Übereinstimmung zwischen dem längst vergessenen keltischen Wort „Ard“ (für Pflugmesser) und dem im hiesigen Dialekt ausgesprochenen „Arding“ für Erding. Die sehr vielen Abbildungen des Wappens seit 1523 geben übereinstimmend die heutigen Farben an, die Pflugschar war aber fast ausnahmslos senkrecht gestellt.
Das Wappenbild ist (wie das von Dorfen) in der Wappensammlung von Philipp Apian und im Wappenblatt von Hans Mielich enthalten. Das Stadtwappen wurde nach der Gemeindegebietsreform am 4. August 1978 bestätigt.
Der Flughafen München spielt eine wesentliche Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt mit aktuell 37.169 Einwohnern. Die Stadt liegt nach einer Untersuchung des „Berlin-Instituts für Weltbevölkerung und globale Entwicklung“ von 2004[23] in einem der zukunftsträchtigsten LandkreiseDeutschlands.
Die Stadt liegt an der B 388 München–Passau. Über die Flughafentangente Ost können die A 92 (München–Deggendorf) und A 94 (München–Passau) erreicht werden. Die Nordumfahrung der Stadt hat bisher das Planungsstadium[28] nicht überschritten.
Durch den Erdinger Ringschluss soll eine Bahnverbindung zum Münchener Flughafen und später zur Bahnstrecke München–Simbach hergestellt werden, allerdings ist derzeit mit der Fertigstellung nicht vor 2027[29] zu rechnen.
Die Gewinnung, Aufbereitung und Verteilung des Trinkwassers leisten die Stadtwerke Erding. Das Trinkwasser für Erding stammt ausschließlich aus Grundwasser. Es wird aus zwei unterschiedlichen Tiefen gewonnen: zwei Brunnen im Aufhausener Wald binden ins Quartär ein und fördern aus 50 Meter Tiefe. Das Wasser dort ist 30 bis 50 Jahre alt. Zwei weitere Brunnen am Wasserwerk reichen bis ins Tertiär (160 Meter Tiefe) und fördern Wasser, das 10.000 Jahre alt ist.
Das Quartärwasser wird ohne weitere Aufbereitung direkt ins Trinkwassernetz eingespeist. Das Wasser aus dem Tertiär wird im Wasserwerk 48.29311.8987 aufbereitet. Zunächst muss es mit Sauerstoff angereichert werden. Eisensalze entfernen Spuren von Arsen. Außerdem ist eine Enteisenung und Entmanganung nötig, bevor auch dieses Wasser ins Netz abgegeben werden kann.
Zunächst wird das Trinkwasser zum Hochbehälter bei Lupperg auf 530 Meter Höhenlage gepumpt 48.239511.8689. Der Hochbehälter wurde 1982 gebaut und hat ein Fassungsvermögen von 10.000 m³. Er dient der Druckerhaltung im Netz und puffert Bedarfsspitzen ab. Über eine 7,3 Kilometer lange Leitung mit 60 cm Durchmesser ist er an das 260 Kilometer lange Erdinger Wassernetz angeschlossen. Auch die Gemeinde Walpertskirchen bezieht ihr Trinkwasser von den Stadtwerken Erding.[30] Der Anschlussgrad an das Trinkwassernetz liegt in Erding bei 99,9 Prozent.[31]
Mit einer Gesamthärte von 19,9 °dH fällt das Wasser in den Härtebereich „hart“.[32] Der Brutto-Verbrauchspreis liegt bei 1,49 Euro je Kubikmeter.[33]
Die Ableitung und Reinigung des anfallenden Abwassers fällt in den Zuständigkeitsbereich des Abwasserzweckverbands Erdinger Moos. 98,9 % der Stadtbewohner waren 2016 an die Kanalisation angeschlossen.[31] Sie hat im Verbandsgebiet eine Länge von 360 Kilometern.[34] Das Abwasser wird im zentralen Klärwerk nördlich von Eitting48.376511.8943 gereinigt. Die Anlage ist im Sommerbetrieb auf eine Kapazität von 184.000 Einwohnerwerten ausgelegt. Im Winter steigt die Belastung durch die Behandlung von Enteisungsmitteln des Flughafens München auf 320.000 EW. Sie behandelt etwa 8 Mio. m³ Abwasser jährlich im Belebtschlammverfahren. Das gereinigte Abwasser wird in den Mittlere-Isar-Kanal eingeleitet.[35][36] Der anfallende Klärschlamm wird innerhalb von 30 Tagen verfault, durch Zentrifugen entwässert und anschließend entsorgt. Das bei der Faulung entstehende Klärgas wird zur Strom- und Wärmeerzeugung in einem Blockheizkraftwerk verwendet. Außerdem gibt es auf dem Gelände mehrere Solaranlagen. So können inzwischen 75 % des jährlichen Stromverbrauchs von 4,5 Mio. kWh und der komplette Wärmebedarf selbst gedeckt werden.[37]
Geothermie
An zwei Standorten wird Geothermie als Thermalwasser aus 2350 m Tiefe mit einer Temperatur von 65 Grad Celsius gefördert. Die Anlagen werden vom Zweckverband Geowärme Erding betrieben. Ein Teil des geförderten Thermalwassers wird in der Therme Erding, der Großteil für das Fernwärmenetz der Stadt Erding energetisch genutzt. So werden beispielsweise die Neubaugebiete Erdings, das Krankenhaus, das Gewerbegebiet Erding-West und Schulen damit beheizt.[38][39]
Medien
In Erding gibt es folgende regelmäßig erscheinende Medien:
Die Volksspielgruppe Altenerding, 1920 gegründet, präsentiert vor allem Stücke aus dem bayerischen Umfeld. Besonderes Highlight sind die seit 1978 unregelmäßig stattfindenden Schwedenspiele unter Leitung von Josef Beil, Träger der goldenen Stadtmedaille, die die Kulisse des Landshuter Tores, des Schönen Turms, nutzen und in eine Freilichtbühne verwandeln.[42] Am „Grünen Markt“ befindet sich zur gleichen Zeit das sogenannte „Schwedenlager“, das mit einem Biergarten verbunden wird. Historischer Hintergrund ist die Eroberung und Plünderung der Stadt durch schwedische Truppen im Jahr 1632.
Das Cineplex-Kino Erding liegt nahe der S-Bahn-Station Erding.
Musik
Die klassische Philharmonie Erding sowie das Erdinger Kammerorchester musizieren regelmäßig in der Stadthalle Erding.
Zudem bietet die Kreismusikschule Erding ein großes Spektrum an Veranstaltungen.
Die seit 1966 jährliche Erdinger Orgelwoche in der Pfarrkirche St. Johann[43] gehört wie die seit 1979 stattfindenden Jazztage Erding[44] oder die Europa-Tage der Musik in der Kreismusikschule Erding mit internationaler Besetzung zum festen Bestandteil der Erdinger Musikkultur. Seit dem Jahr 2010 organisiert das Kulturamt der Stadt Erding jährlich die Volksmusiktage Erding, bei denen altbayerisches Brauchtum gepflegt wird.
Die Stadtkapelle Erding ist ein konzertantes Blasorchester, das neben traditioneller Blasmusik moderne Unterhaltungsstücke im Repertoire hat und Ausflüge in die Klassik unternimmt. Die Stadtkapelle ist bayerischer Meister der musikalischen Mittelstufe des Musikbund von Ober- und Niederbayern (Stand 2014).
Die Johannesbläser Erding sind eine Gruppierung (vier Trompeten, zwei Posaunen und Tuba), die von der Pfarrei Sankt Johann gegründet wurde und deren Mitglieder unter anderem in der Stadtkapelle mitwirken. Vorrangig spielen sie klassische und kirchliche Literatur, aber auch modernere Stücke.
Auf eine über 60-jährige Tradition kann die Chorgemeinschaft Altenerding zurückblicken. Gegründet wurde sie 1949 als „Männergesangsverein“. Zehn Jahre später wurde der Männerchor zu einem gemischten Chor erweitert.
Die Liedertafel Erding, gegründet 1844, ist einer der ältesten Gesangsvereine in ganz Bayern. Die Liedertafel wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Orlando-di-Lasso-Medaille, Zelter-Plakette und dem Kulturpreis des Landkreises Erding.[45][46]
Seit 2005 findet jährlich im Juni das Musikfestival „Open Airding“ am Sepp-Brenninger-Stadion in Altenerding statt. Es wird ehrenamtlich von Jugendlichen in Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum Erding organisiert und bietet lokalen und regionalen Bands eine breite Plattform.
Museen
Das Museum Erding zeigt nicht nur zahllose historische Schätze aus Erding und dem Erdinger Land, es ist selbst ein Kulturdenkmal. Aufgrund seiner Gründung im Jahr 1856 zählt es zu den ältesten kommunalen Einrichtungen dieser Art. Heute besitzt das Museum rund 50 000 Exponate.[47]
Das Franz-Xaver-Stahl-Museum beheimatet das ehemalige Atelier des Malers, einen Künstlergarten sowie zahlreiche Werke von Stahl und Johann Georg Schlech.
Filialkirche St. Vitus in Itzling (römisch-katholisch)
Filialkirche St. Martin in Indorf (römisch-katholisch)
Filialkirche St. Georg in Pretzen (römisch-katholisch)
Wallfahrtskirche Heilig Blut (römisch-katholisch), Neubau 1675 durch Hans Kogler, 1704 von Anton Kogler überarbeitet, Hochaltarblatt von Johann Andreas Wolff 1697
Frauenkircherl: Ehemalige Frauenkirche, ursprünglich dreischiffige Basilika mit Zwiebelturm, Ende 14. Jahrhundert, 1666 erneuert und seit 1802 profaniert, dann Feuerwehrhaus, jetzt Städtischer Kulturraum; im Turm befindet sich das Erdinger Glockenspiel.
Ehemaliges Heilig-Geist-Spital, dreigeschossiger Satteldachbau mit breiter Tordurchfahrt, Mitte 15. Jahrhundert, Fassade 17. Jahrhundert
Rest der Stadtmauer im Heilig-Geist-Hof (Stadtbefestigung der Stadt Erding, entstanden um 1250, im 15. Jahrhundert wesentlich erneuert und ab 1789 großteils abgetragen)[49]
Rest des ehemaligen Pfändner- und Stadtmauerturms, sog. Schuldturm (Am Rätschenbach 32), ehemals quadratischer Bau mit angefügter Stadtmauer, 15. Jahrhundert
Gasthof zur Post, großes zweigeschossiges Eckhaus mit Walmdach und Putzgliederung, erbaut 1692, Fassadengestaltung mit Portal 1816
Zahlreiche Bürgerhäuser aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert im Altstadtensemble (besonders beachtenswert die Erker und die Hausfiguren an den Häusern, etwa Lange Zeile 28 mit Hausfigur, Christus als Gärtner, um 1640, Lange Zeile 27 mit Hausfigur, Christus an der Geißelsäule, 17. Jahrhundert)
Palais Widnmann, ehemaliges Palais von Joseph von Widnmann, zweigeschossiger Walmdachbau mit Krangauben und klassizistischer Fassade von 1782
Gartenpavillon, zum ehemaligen Palais Widnmann gehörig, zweigeschossiger Massivbau mit Mansardwalmdach, wohl 1782, im Zuge von Stadtmauer und Stadtgraben liegend (Nähe Roßmayrgasse)
Antoniusheim (heute Museum Erding), ehemaliger Spitalhof und Kindergarten St. Antonius, zweigeschossiger Traufseitbau mit Satteldach, Wandmalereien und Hausmadonna, wohl 18. Jahrhundert (Prielmayerstraße 1)
Finanzamt, stattlicher zweigeschossiger Bau mit Mansardwalmdach und reicher neoklassizistischer Gliederung, 1899 (Münchner Straße 31)
Amtsgericht, zweigeschossiger Putzbau mit neubarocker Fassadengliederung und Mansardwalmdach, wohl 1901 (Münchner Straße 27)
Mauerkapelle im Garten des ehemaligen Kapuzinerklosters (1697–1803), heute Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Erding, 1984 wiederhergerichtet und erneuert (Dr.-Ulrich-Weg 4)
Herderhaus in Bergham: Mit dem um 1650 errichteten und noch heute strohgedeckten Haus ist im Stadtgebiet Erding das Wohnhaus eines Dorfhirten erhalten und dokumentiert anschaulich das harte Leben der Menschen in früheren Jahrhunderten.
Freizeitanlagen
Der Erdinger Stadtpark hat eine lange Geschichte. Um die Klosterkirche Heilig-Blut (1675; an Stelle einer 1360 erbauten Holzkapelle erbaut) und das Schloss (1712) begründete Freiherr Walter von Grainger und Franziska von Grainger, geborene Widnmann 1822 die heutige Gartenanlage in der Form einer englischen Parklandschaft.
Schon in seiner frühen Zeit wurde der Park vielfältig als Erholungsraum genutzt. 1861 ließ Grainger das Gelände bis zur Sempt bepflanzen. In den darauffolgenden Jahrzehnten erfolgten der weitere Ausbau und die Ausdehnung des Parks, der seit 1877 der Heilig-Geist-Stiftung gehört. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Stadtpark stark vernachlässigt. Daher legte der aus München stammende Gartenbaumeister Kolb den Park neu an.
Zur Erweiterung des Parks gehört im 20. Jahrhundert unter anderem die Anlage eines Spielplatzes (1934) und eines Tiergeheges (1935). Um 1971 wurde ein neues Tiergehege angelegt. In den 1980er- und 1990er-Jahren gab es weitere Umbauten und Sanierungen. Bis zur Umgestaltung im Jahr 2018 präsentierte das Gehege neben anderen Tieren Damwild und einen Esel. In einem Streichelzoo finden sich u. a. Pfauen, Hasen, Meerschweinchen und Ziegen. In einer großzügigen Voliere leben verschiedene Vogelarten. Der Erdinger Stadtpark entwickelte sich im Laufe der Zeit aufgrund seiner Größe und zentralen Lage zur wichtigsten öffentlichen, innerörtlichen Grünfläche. Er wird von allen Altersklassen genutzt – ob zur Erholung, zum Sport, zur Kommunikation oder zum Spielen. Außerdem ist die Anlage Rückzugs- und Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere. Ein Denkmal an der Sempt erinnert an den Maler Wilhelm von Diez, ein weiteres Denkmal an den Stadtparkgründer.
Nach Bürgerbeteiligung wurde im Frühjahr 2012 mit der Revitalisierung eines Teilbereichs des Parks begonnen. Ziel der Planung ist die Pflege des Gehölzbestandes, die das Nutzungsspektrum des Parks an die aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse anpasst. Die Raumaufteilung orientiert sich am Leitbild des historischen Landschaftsparks, wertvoller Baumbestand soll besser zur Geltung kommen. Mit dem Erwerb des Mayr-Wirt-Geländes (2010) südöstlich der S-Bahn wurde dem Park eine extensive, naturnahe Zone hinzugefügt. Eine Aussichtsplattform, die sogenannte „Himmelsleiter“, und ein „Grünes Klassenzimmer“ ermöglichen eine naturpädagogische Nutzung des Areals.
Der zentrale Spielplatz wurde 2012 als keltisches Dorf mit Reetdachhäusern und Keltenturm zu einem Abenteuerspielplatz umgestaltet. Die Anlage heißt „WENIADUNUM – die Familienfestung“; der Name ist ein Neologismus, eine latinisierte Form eines Ortsnamens, beruhend auf den rekonstruierten urkeltischen Wörtern *wenjā „Familie“ und *dūnom „Festung“. Der pädagogische Plan des Spielplatzes ist u. a., Kinder und Jugendliche für die Geschichte des Erdinger Landes zu begeistern. Archäologen erforschten bereits etwa 30 bekannte keltische Viereckschanzen im Landkreis Erding. Die sogenannte Erdinger Gruppe macht damit ein Zehntel aller Anlagen aus der Eisenzeit in Bayern aus. Ein Informationshaus lädt zum Erkunden der Erdinger Frühgeschichte ein.
Erding hat zahlreiche Sportanlagen:
Bolzplätze: Altenerding Süd – Glockengießerstraße – St. Sebastianstraße (Langengeisling) – Max-Planck-Straße – Landshuter Straße – Kapellenstraße (Bergham) – Freizeitanlage Itzlinger Graben – Altes Schwimmbad – Nördlich des SC Trainingsplatzes – Ehemaliger Holzlagerplatz – Freizeitanlage Klettham – Baugebiet Taufkirchener Straße – Franzensbader Straße – Grünzug Altenerding-Süd – Bei Schule Altenerding Süd
In der Freizeitanlage Altenerding-Süd befinden sich die Semptsporthalle (Dreifachturnhalle) sowie das Sepp-Brenninger-Stadion. Dort wurde 2011 eine blaue Tartanbahn wie im Berliner Olympiastadion aufgetragen. Außerdem finden sich dort (Klein-)Spielfelder, Stockbahnen, eine Tennisanlage sowie eine 2010 erweiterte Skater-Bahn.
Die Freizeitanlage Erding-Nord bietet einen 22 Hektar großen Badesee (Kronthaler Weiher) mit Surfmöglichkeiten, zwei Beach-Volleyball-Anlagen, eine Trampolin-Anlage sowie eine Minigolfanlage.[50]
Die Freizeitanlage Klettham bietet ein Rasenspielfeld, Streetball und Stockbahnen.
Im Sportzentrum Erding befinden sich das Stadion Erding (Fußball- und Leichtathletikstadion) sowie eine große Tennisanlage mit 10 Freiplätzen, 3 Hallenplätzen und einer Tenniswand. Daneben steht das Frei- und Hallenbad. Das Freibad enthält ein Sportbecken von olympischen Ausmaßen (Länge 50 Meter, Fläche von 1.050 Quadratmeter und einem Fassungsvermögen von 2.100.000 Litern Wasser). Hier können Sportler ausgiebig trainieren. Das Springerbecken hat einen 10-m-Sprungturm, ist 276 Quadratmeter groß und fasst 1.400.000 Liter Wasser. Das Nichtschwimmerbecken ist 950 Quadratmeter groß und fasst 1.188.000 Liter Wasser. Als besondere Attraktion gibt es hier eine Wasserrutsche. Ebenso gibt es ein Kinderplanschbecken. Es hat eine Fläche von 123 Quadratmeter und fasst 25.000 Liter Wasser. Auf der großen Spiel- und Liegewiese kann unter anderem Volleyball, Fußball und Tischtennis gespielt werden. Das Hallenbad hat ein Sportbecken, 25 Meter lang, 312 Quadratmeter groß und 796.000 Liter Fassungsvermögen, und ein Sprungbrett. Im Pavillon befindet sich ein Lehrschwimmbecken. Es ist 0,8 bis 1,1 Meter tief und fasst 117.000 Liter. Zwei Kleinkinderbecken, die durch eine Rutsche verbunden sind, stehen ebenfalls zur Verfügung. Sie sind 25 bis 40 Zentimeter tief, 50 Quadratmeter groß und fassen 18.000 Liter Wasser. Außerdem gibt es zwei Dampfsaunen.
Die Eislauffläche der Eissporthalle Erding besteht aus einer 30 × 60 Meter großen Eisfläche. Damit ist sie auch für internationale Eishockey-Profi-Spiele geeignet. Die Zuschauertribünen bieten insgesamt 2.576 Plätze, davon sind 486 Sitzplätze.
Sportplätze gibt es zudem in Langengeisling und Eichenkofen.
Die Therme Erding ist eine sehr große Freizeitsportanlage mit Wasserrutschen, Saunen und Schwimmbecken.
Regelmäßige Veranstaltungen
In Erding beginnt die „narrische Zeit“ früh im Januar mit der Inthronisation des Erdinger Prinzenpaars auf dem Galaball der Faschingsgesellschaft „Narrhalla Erding“ in der Stadthalle Erding.
Am Faschingssonntag führt die Faschingsgesellschaft „Narrhalla Erding“ auf dem Schrannenplatz ihr Programm vor.
Am Faschingsdienstag treiben die „Ardinger Moosgeister“ ihr Unwesen und ziehen, mit ihren Larven (Gesichtsmasken) und Kostümen grün und furchterregend gekleidet, durch die Lange Zeile.
Das Starkbier der Fischer’s Stiftungsbrauerei gehört im Erdinger Land zur Fastenzeit. Das süffige „St. Prosper“ soll den Fastenden über die magere Zeit bis Ostern helfen. Das Starkbier ist ein Doppelbock mit 18,5 Prozent Stammwürze und 6,5 Prozent Alkohol.
Maibaumaufstellen – alljährlich kommt es unter den Stadtteilen zu einem Wettstreit, wo der höchste (teilweise bis zu 30 Meter) und prachtvollste Baum errichtet wird.
Am römisch-katholischen Hochfest Fronleichnam findet alljährlich eine prachtvolle Prozession durch die Altstadt von Erding statt. Weitere Fronleichnamsprozessionen finden in Altenerding und Langengeisling statt.
Jährlich finden jeweils der Stadttriathlon und der Stadtlauf unter der Organisation des Trisports Erding statt. Diese Veranstaltungen bieten ein breites Spektrum von Sport und Kultur. Teilnehmen können Sportler aller Altersklassen.
Das Altstadtfest im Sommer verwandelt die ganze Innenstadt in einen großen Biergarten mit Live-Musik
Das 10-tägige Kulturfestival Sinnflut lockt im Juli tausende Gäste auf den Volksfestplatz
Am letzten Freitag im August beginnt traditionell das Herbstfest Erding. Nach München und Rosenheim ist es mit über 200.000 Besuchern im Jahr um das drittgrößte Volksfest in Oberbayern.[51]
Bei der Eiszeit im November verwandelt sich der Schrannenplatz in eine Kunsteisfläche und macht den Platz für vier Wochen zu einem beliebten Treffpunkt für Kinder, Familien und alle Schlittschuhläufer.
In der Adventszeit findet auf dem Schrannenplatz und dem Kleinen Platz der Christkindlmarkt statt.
Mit dem festlichen Turmblasen vom Stadtturm beginnt für viele Erdinger Familien der Heilige Abend.
Alle fünf bis sieben Jahre führt die Volksspielgruppe Altenerding in der Innenstadt vor dem Schönen Turm die Schwedenspiele auf (letztmals 2022).[52]
Am ersten der beiden Herbstfest-Sonntage findet das traditionelle Pferderennen unmittelbar neben dem Volksfestplatz statt. Der Rennverein Erding verwandelt das Gelände, das danach als Volksfest-Parkplatz genutzt wird, jedes Jahr in eine Rennbahn.[53]
Spezialitäten
Das Erdinger Weißbier gehört zu den bekanntesten und erfolgreichsten Bier-Spezialitäten Bayerns, im Norden Erdings ist der einzige Brauereistandort.
Maria Adelheid Theresa Gräfin von Rivera (* 1674; † 1725), Eigentümerin des 1710 erbauten Palais Rivera, stiftete 1723 das erste Erdinger Waisenhaus.
Franz Grundmayr (* 1750; † 1823), Geistlicher, Theologe und Schriftsteller
Friedrich Fischer (* 1827; † 1890) und Katharina Fischer, geborene Wochinger, Brauereibesitzer- und Posthaltereheleute, Gründer der „Fischer’s Wohltätigkeitsstiftung in Erding“, an das rührige Ehepaar erinnert u. a. der alljährlich stattfindende „Fischer’s Fröhliche Tag“
Alois Roßmayr (* 1829; † 1909), Siebmacher und Fotograf, gründete 1904 die Roßmayr’sche Waisenhaus- und Kinderasylstiftung.
↑Gemarkungs- und Gemeindeverzeichnis. Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, 17. Februar 2022, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Februar 2021; abgerufen am 2. Juli 2022.
↑Sebastian: 76. Herbstfest Erding 2016. 26.08 bis 04.09.2015. In: ednetz.de. 4. September 2014, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. November 2021; abgerufen am 19. November 2021 (deutsch).
↑Erding. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. September 2020; abgerufen am 23. September 2020.
↑Peter Leuschner: Schalk in der Richterrobe, die skurrilen Urteile des Oberamtsrichters Johann Baptist Cantler. (Bavarica 11). Ludwig, Pfaffenhofen 1983, ISBN 3-7787-3229-3.