Bavaria hat die Farben weiß-blau-weißen mit goldener Perkussion. Dazu wird eine Mütze in Biedermeierform als Hinterhauptcouleur getragen. Die Füchse tragen ein zweifarbiges Band in den Farben weiß-blau, das ebenfalls mit goldener Perkussion versehen ist. Der Wahlspruch lautet Concordia fortes, virtute beati!
Geschichte
Landshut
Gestiftet wurde das Corps Bavaria am 30. November 1806 an der Universität Landshut.[2] In jenem Wintersemester hatte das Corps nicht nur einen Senior, sondern auch einen Consenior. Das zeigt, dass Ehrenangelegenheiten über den Corpsburschen-Convent geregelt wurden – ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal zu den Nationes und den Studentenorden.
Gründungssenior der Bavaria im Wintersemester 1806 war Joseph von Armansperg.[3] Als Finanzminister des Königreiches Bayern garantierte er 20 Jahre später die Übersiedelung der Universität nach München. 1832 wurde Armansperg Regentschaftsratsvorsitzender für den minderjährigen Otto (Griechenland). Von 1835 bis 1837 bekleidete er das Amt des griechischen Erzkanzlers.
Im Juli 1848 vertrat der Senior Anton Freiherr von Lobkowitz das Corps bei der Gründung des KSCV, dem er mit den anderen Corps des Münchner SC 1862 endgültig beitrat.
Im 19. Jahrhundert waren (katholische) Adelige und über 100 Priester bei Bavaria.[4] Als bayerisches Landescorps stellte sie den Wittelsbachern viele Vertraute. Ein Beispiel ist Emil von Schauß, der den bayerischen Hausschatz hütete und die Finanzen Bayerns kontrollierte. Er leitete von 1893 bis 1895 den Verband Alter Corpsstudenten.
Bayerns Adel blieb im Kulturkampf katholisch und zog sich vom corpsstudentischen Leben zurück. Dafür wurde Bavaria für ihre vielen bedeutenden Mediziner bekannt.[4]
1933–1945
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde Bavaria als eines der ersten Corps verboten; denn die Altherrenschaft namens des AHV-Vorsitzenden Franz Ruhwandl weigerte sich, die Zusammenarbeit der Aktiven mit dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund zu billigen. Das Corps wurde bei der Gestapo denunziert und im Mai 1935 verboten.[5] Der aktive Betrieb wurde im selben Jahr geschlossen, das Corpshaus unter Zwang an den Gauleiter Wagner verkauft.[5]
Seit 1945
Betreut durch den Altherrenvorsitzenden Ruhwandl nahm das Corps Bavaria unter der Leitung des Seniors Otmar Schleich den aktiven Betrieb am 13. Juli 1947 wieder auf. Im Sommersemester 1951 wurde unter SC-Senior Hans-Georg Curtze der Münchner Senioren-Convent offiziell gegründet. Es handelt sich hier um den einzigen SC, in dem Weinheimer und Kösener Corps gleichberechtigt vertreten sind. Im Jahre 2006 feierte das Corps sein 200. Stiftungsfest mit einem Kommers im Hofbräukeller und einem Ball mit 830 Gästen im Hotel Bayerischer Hof.
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hat sich bei den Münchener Bayern bereits eine starke beitragszahlende Altherrenschaft entwickelt. Schon beim 50. Bundesfest waren stattliche Spenden zusammengekommen. Im Jahr 1894 gründete sich erstmals ein Corpshausverein. Dieser konnte im Jahr 1899 ein Grundstück, des abgetragenen Kosttor, in direkter Nähe zum Hofbräuhaus erstehen. Im Jahre 1900 wurde hier das erste, durch die Firma Heilmann und Littmann erbaute, Corpshaus am Platzl 5 (München) bezogen. Bei der Einweihung am 19. Mai 1900 war der Rektor der Ludwig-Maximilians-Universität, der Theologe Joseph von Bach, zugegen.[6]
1931 wechselte das Corps in die größere Kaulbach-Villa (München), die aber 1937 enteignet wurde. Von 1951 bis 1963 hatten sie eine Wohnung in der Arcostraße 5/III. Durch das 150. Stiftungsfest im Jahr 1956 wuchs das Vermögen des Corps durch Spenden an; 1963 konnte ein neues Haus in Alt-Bogenhausen bezogen werden.[7] Die 1912 erbaute Jugendstilvilla wurde seither mehrmals erweitert und an die Bedürfnisse des Corpsbetriebs angepasst. Von 1968 bis 2000 hatten die Bayern eine eigene Villa für Inaktive in Weßling, dieses wurde jedoch verkauft, da sie zu weit außerhalb lag.[8]
Mitglieder
In chronologischer Reihenfolge
Staatsmänner
Joseph Graf von Armansperg (1787–1853), Stifter des Corps, Jurist, Abgeordneter, leitender bayerischer Minister, griechischer Erzkanzler und Regierungschef, enger Vertrauter von König Ludwig I
Friedrich Freiherr von Wulffen (1790–1858), Staatsrat, Regierungspräsident von Niederbayern, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Präsident des Oberappellationsgerichts München
Carl Joseph Anton Mittermaier (1787–1867), Rektor der Universitäten Landshut und Bonn, Prorektor der Universität Heidelberg, Präsident der zweiten badischen Kammer und des Vorparlaments in Frankfurt am Main, stellv. Präsident und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
Max von Neumayr (1808–1881), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Ministerresident in Stuttgart, Vorsitzender im Ministerrat, Minister des königlichen Hauses und des Äußeren, Kabinettssekretär Ludwig II
Johann Freiherr von Pechmann (1809–1868), Regierungspräsident von Mittelfranken, Innenminister des Königreichs Bayern
Ludwig Ritter von Neumayr (1810–1895), Präsident des Bayerischen Obersten Landesgerichts, bayerischer Staatsrat und Bevollmächtigter zum Bundesrat, Mitglied der Vorkommission zum BGB
Carl Ostermünchner (1813–1868), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
Sigmund Ritter von Henle (1821–1901), jüdischer Kronanwalt und Syndikus der Krone Bayern, Abgeordneter in der Bayerischen Ständeversammlung, Vertrauter von König Otto und Herzog Max, Geheimer Hofrat
Christoph Schmelzer (1908–2001), Atomphysiker, Wissenschaftsmanager und Hochschullehrer
Literatur
Max Weigl: Gedenkbuch des Corps Bavaria an der Universität München zur Feier seines Jubilaeums in Landshut 1867, Wolf & Sohn, München 1868 (Digitalisat)
Ferdinand Kurz: Das Corps Bavaria zu Landshut und München, München 1910 [1]
Werner Ebermeier: Studentenleben vor 200 Jahren – Die Landshuter Jahre der Ludwig-Maximilians-Universität 1800 bis 1826, LMUniversum Band 5, München 2007, ISBN 978-3-926163-51-6[2]
Sebastian Sigler: Freundschaft und Toleranz. 200 Jahre Corps Bavaria zu Landshut und München, Akademischer Verlag, München 2006, ISBN 3-932965-86-8
Paulgerhard Gladen: Die Kösener und Weinheimer Corps: Ihre Darstellung in Einzelchroniken, WJK-Verlag Hilden 2007, ISBN 978-3-933892-24-9
↑Sebastian Sigler: Freundschaft und Toleranz. Hrsg.: Verein Alter Münchener Bayern. 1. Auflage. Band1, Nr.1. Akademischer Verlag, München 2006, ISBN 3-932965-86-8, S.71ff.
↑Corpshäuser. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. April 2020; abgerufen am 23. Januar 2020.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.corpsbavaria.de
↑Sebastian Sigler: Freundschaft und Toleranz. Hrsg.: Verein Alter Münchener Bayern. 1. Auflage. Band1, Nr.1. Akademischer Verlag, München 2006, ISBN 3-932965-86-8, S.80.