Das Corps Palatia-Guestphalia ist ein Corps im Freiburger Senioren-Convent. „PG“ entstand 1952 durch den Zusammenschluss des Straßburger Corps Palatia mit dem Jenaer Corps Guestphalia. Als Corps im Kösener SC-Verband stehen die Pfälzer-Westfalen zu Mensur und Couleur.
Als drittes Corps neben Palaiomarchia-Masovia Kiel und dem Münchener WSC-Corps Normannia-Vandalia verleiht Palatia-Guestphalia ein Doppelband, nämlich die mit einer silbernen Spange verbundenen Bänder der beiden Muttercorps (s. u.). Palatias Farben sind rot-weiß-violett (Farben gelesen von oben) mit silberner Perkussion, Guestphalias grün-weiß-schwarz (Farben gelesen von unten) mit silberner Perkussion. Das Westfalenband wird über dem Pfälzerband getragen. Die Grundfarbe ist grün. Die Chargierten tragen bei offiziellen Anlässen den weißen Stürmer der Straßburger Pfälzer. Es werden beide Wappen der Muttercorps als Doppelwappen geführt.
Das am 10. März 1841 gestiftete Corps Guestphalia Jena gehörte zu den traditionsreichsten deutschen Studentenverbindungen und ist vor der Auflösung durch die Nationalsozialisten in Jena insbesondere durch seine rege Fechttätigkeit bekannt geworden. Ein Mitglied dieses Corps, der PaukarztFriedrich Immisch verringerte zudem die Gefahren des Mensurfechtens erheblich, indem er Ende der 1850er Jahre eine eiserne Paukbrille entwickelte und einführte, die seitdem bei Mensuren allgemein getragen wird. Dem Corps Masovia bot Guestphalia im Juni 1898 einen Verhältnisvertrag an. Kurt Pilz war aus Königsberg nach Jena gekommen und Westfale geworden. Wie schon dreimal bei Masovia war er auch bei Guestphalia ein ausgezeichneter Consenior. Der Verkehrsgast John Hasford wurde 1906 Corpsschleifenträger. Insgesamt hatten Guestphalia und Masovia 13 gemeinsame Corpsbrüder. Das Verhältnis wurde 1921 zum Kartell aufgewertet. In Guestphalias Tradition unterhält Palatia-Guestphalia mit dem Corps Hannovera Göttingen seit 1848 eines der ältesten Kartelle. Es entstand nach der Einladung der Hannoveraner zur Teilnahme an der Krönung von Popp XVI in Wöllnitz.
Ende der 1870er Jahre gewann Albano von Jacobi den KronprinzenWilhelm für einen Besuch des Corps.[6] 1880 stellte Palatia mit Hans von Campe (Nassovia) den Würzburger oKC-Vorsitzenden. Als sie 1898 selbst präsidierendes Vorortcorps war, leitete Georg Gottfried von Jacobi den oKC auf der Rudelsburg. Der Straßburger Architekt Joseph Müller baute das Corpshaus in der Zimmerhoffstraße. Im Baustil der Neorenaissance entworfen, wurde es am 18. Juli 1903 eingeweiht. Der nunmehrige Kaiser Wilhelm II. gratulierte telegrafisch. Die 150 Alten Herren spendeten die Baukosten in Höhe von 120.000 Goldmark.
Nach dem Friedensvertrag von Versailles wie alle deutschen Studentenverbindungen aus Straßburg ausgewiesen, kam Palatia vorübergehend in Marburg unter. Sie durfte Teutonias Corpshaus benutzen und konnte dadurch einen kleinen Corpsbetrieb aufrechterhalten.[12] Als sie nach Freiburg im Breisgau verlegte, war sie nicht willkommen. Hasso-Borussia rieb sich vor allem am Stürmer. Nach längerem Suchen wurde ein Grundstück in der Bismarckstraße (heute Stefan-Meier-Straße) gefunden. Der am 1. Juni 1924 gelegte Grundstein enthält die Constitution und Erinnerungsstücke aus Straßburg. Bei der Einweihung am 17. Januar 1925 sprach Gottfried von Jacobi. Bruno von Waldthausen, ein Onkel Paul von Waldthausens, hatte mit einer sehr hohen Spende die Finanzierung ermöglicht und die Planungen beraten. Ohne das fertige Haus gesehen zu haben, starb er als Ehrenmitglied im Juni 1926.[6] Das in der Größe bescheidene Holzhaus beeindruckt durch seine Eleganz und Innenausstattung. Von der Stadt Freiburg wurde es unter Denkmalschutz gestellt.
Fritz von Christen (1872–1953), preußischer Landrat und Rittergutsbesitzer
Georg von Helmolt (1876–1946), Rechtsanwalt und Parlamentarier in Hessen
Ewald Hilger (1859–1934), 1896 Leiter der staatlichen Bergwerksbetriebe Oberschlesiens, 1900 Leiter der Bergwerksdirektion Saarbrücken, 1905 Generaldirektor der Vereinigten Königs- und Laurahütte in Siemianowitz; Mitglied des Reichswirtschaftsrats sowie zahlreicher Fachverbände und Aufsichtsräte
Werner G. Hoffmann (1907–1988), Verlagsvorstand der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Albano von Jacobi (1854–1919), 1879 Adjutant des Prinzen Wilhelm von Preußen (des späteren Kaisers Wilhelm II.), 1895 Militärattaché an der deutschen Botschaft in Rom, 1905 Militärbevollmächtigter des Reiches am Hof des russischen Zaren in Sankt Petersburg, General der Infanterie
Kurt Jerschke (1872–1948), Kreisdirektor in Hagenau, Landrat des Landkreises Glogau, Vizepräsident der Regierung und des Oberpräsidiums in Kassel, Vorsteher des Niedersächsischen Sparkassen- und Giroverbands
Ferdinand Pachten (1861–1944), Rechtsanwalt und Notar, Aufsichtsratsmitglied der Collet & Engelhard Werkzeugmaschinenfabrik AG, Vorsitzender des Vorstandes des Carolinums der Goethe-Universität Frankfurt
↑Hans-Ulrich Foertsch, in Der Pfälzer-Westfale, 5. Oktober 2011, Nr. 117; Martin Dossmann: Freiburgs Schönheit lacht uns wieder … – Die Studentenverbindungen in Freiburg im Breisgau, Hilden 2017, ISBN 978-3-944052-99-1, S. 232.
↑Ernst Hans Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 42.