Die Lausitzer tragen das stahlblau–gold–rote Band und eine blaue Studentenmütze im kleinen Biedermeierformat. Das Fuchsenband ist stahlblau–rot.
Der Wahlspruch ist Libertas vita carior! (dt. „Die Freiheit ist uns teurer als das Leben!“).
Geschichte
Gründungszeit
Studenten aus der Lausitz (lat. Lusatia) stifteten das Corps mit den Farben blau-rot-gold am 7. September 1807. Die Constitution des Corps datiert vom 13. Januar 1808.[2] Am 13. Januar 1808 nahm Lusatia den Namen Coniunctio Lusato-Polonica an. Sie kehrte am 9. August 1808 zum früheren Namen zurück und änderte am 24. März 1832 die Farbenfolge in blau-gold-rot.[1] Als Reaktion auf das Alleinvertretungsbestreben der Urburschenschaft gründete Lusatia mit Gleichgesinnten 1821 auf der Rudelsburg den Allgemeinen Senioren-Convent Jena-Leipzig-Halle, den Vorläufer des Kösener Senioren-Convents-Verbands.
Wegen einer Verrufserklärung wurde Lusatia mit den anderen Leipziger Corps am 12. März 1887 durch die Universität suspendiert. Dafür stiftete sie am 21. April 1887 „Cimbria“ mit den Farben hellblau-schwarz-kirschrot. Die Suspendierung endete am 10. September 1888.[1]
Einer Anregung des Leipziger Universitätsrektors Karl Lamprecht folgend, beteiligte sich Lusatia 1911 führend an der Gründung des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) der Universität Leipzig. Der Lausitzer Walther Grosse wurde mit der Ausarbeitung des Satzungsentwurfs betraut und zum Vertreter des Rektors bei den Verhandlungen mit den unterschiedlichen studentischen Gruppen bestimmt. Im November 1911 wurde die Gründung des AStA auf der Grundlage von Grosses Ausarbeitung vollzogen. Die Leipziger Korporationen konnten dadurch in der studentischen Mitverwaltung ihren Primat gegenüber der Freistudentenschaft behaupten.[3]
Suspension
Auf Betreiben vom örtlichen Leiter der Deutschen Studentenschaft suspendierte die Universität Leipzig das Corps im April 1934.[1] Der Grund waren Auseinandersetzungen mit dem NS-Studentenbund. Lusatia widersetzte sich erfolgreich. Nach der Auflösung des HKSCV am 28. September 1935 suspendierte Lusatia am 11. Februar 1936. Mit den Corps Budissa, Saxonia Leipzig und Thuringia Leipzig führte sie ihre Tradition in der KameradschaftMarkgraf von Meißen, die ihren Sitz zunächst auf dem Sachsenhaus, dann auf dem Lausitzerhaus hatte, getarnt weiter.[4] Während des Zweiten Weltkrieges setzten Soldaten der Studentenkompanien das Corpsleben an der Universität Leipzig fort. Sie fochten Mensuren im geheimen Leipziger Waffenring. Nach ihrem Versuch, 1944 auch den Kösener SC-Verband auf der Rudelsburg neu zu gründen, leitete die Gestapo ein Verfahren wegen Hochverrats ein.
Seit 2005 tritt Lusatia amtlichen Bestrebungen entgegen, das Corps an der Universität Leipzig aus dem Blickfeld der Studentenschaft zu rücken. Ein Rechtsstreit war deswegen anhängig; der Anspruch des Corps, auf die Website der Universität verlinkt zu werden, wurde zurückgewiesen.[6]
Derzeit hat das Corps ca. 160 lebende Mitglieder. Insgesamt hat Lusatia seit der Stiftung über 1.400 Corpsbrüder recipiert.
In den Jahren 1861, 1895, 1914 und 1987 (Berlin) stellte Lusatia als präsidierendes Vorortcorps den Vorsitzenden des oKC. Auch der Tübinger Vorortsprecher (1959) war Lausitzer. Paul Hirche (Lusatia Leipzig, Neoborussia Berlin) unterstützte Leonhard Zander 1881 bei seiner Kösener Reforminitiative.
Georg Gottlieb Pusch (1791–1846), Hütteningenieur, Chemiker und Geologe, Professor der Chemie und Hüttenkunde, Bergrat und Chef der Berg- und Hüttensektion Warschau, Begründer der Geologie Polens
Julius Upmann (1838–1900), Chemiker, Sprengstoffexperte
Parlamentarier und Minister
Traugott Ahlemann (1804–1881), Bürgermeister von Spremberg und Guben, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
Dirk Agena (1889–1934), Landwirtschaftspolitiker in der Weimarer Republik
Ernst Bassermann (1854–1917), Fraktionsvorsitzender der Nationalliberalen im Reichstag
Friedrich Theophil Hensel (1798–1869), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Abgeordneter im Sächsischen Landtag
Scipio Agricola Herbig (1824–1891), Mitglied des Konstituierenden Reichstags des Norddeutschen Bundes
Eduard Knoll (1817–1882), Justizrat und Landrat des Fürstentums Reuß älterer Linie, Mitglied des Greizer Landtags
Julius August Lauterbach († 1858), Landrat der Kreise Strasburg, Lyck und Tilsit, Polizeipräsident in Königsberg, Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
Richard Sarrazin (1881–1964), Landrat in Ragnit und Melsungen, Richter am Oberverwaltungsgericht
Gerd von Scheven (1927–2013), Volkswirt, Finanzier der sog. Wiedervereinigung
Adolf Schmidt (1898–1985), Kreishauptmann im Generalgouvernement
Hans Schmidt-Leonhardt (1886–1945), führender Presserechtler des Dritten Reiches, Ministerialdirigent im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda
Egbert Weiß: Lausitzer im Befreiungskrieg 1813/15. In: Einst und Jetzt, Bd. 29 (1984), S. 11–16.
Egbert Weiß: Die Pistolenduelle der Leipziger Lausitzer im 19. Jahrhundert. In: Einst und Jetzt, Bd. 50 (2005), S. 161–189.
Egbert Weiß: Leipziger Studentenduelle im 19. Jahrhundert – ein Streifzug durch die Annalen des Corps Lusatia. In: Sebastian Sigler (Hrsg.): Sich stellen – und bestehen!. Festschrift für Klaus Gerstein. Essen 2010, ISBN 978-3-939413-13-4, S. 157–170.
Egbert Weiß: Aktiv in der Monarchie. Leipziger Corpsstudenten 1807–1918. Lebensläufe der Leipziger Lausitzer. Festschrift zum 210. Stiftungsfest des Corps Lusatia, Leipzig 2017, lektoriert von Hans Lipp und Helmut Weiß. Verlagsdruckerei Schmidt, Neustadt an der Aisch 2017. ISBN 978-3-96049-017-3.
Egbert Weiß: Aktiv in Leipzig, Erlangen und Berlin. Geschichte der Studentenverbindung Corps Lusatia von 1933 bis 1990. Berlin und Leipzig 2021. ISBN 978-3-96049-092-0.
↑Ernst Meyer-Camberg (Hrsg.): 21 der ältesten Constitutionen der Corps und ihrer Vorläufer bis zum Jahre 1810. Einst und Jetzt, Bd. 26 (1981), S. 145–150
↑Egbert Weiß: Der allgemeine Studentenausschuss Leipzig 1911 - Corpsstudentische Hochschulpolitik vor dem 1. Weltkrieg. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 19 (1974), S. 104–110.
↑Erich Bauer: Die Kameradschaften im Bereiche des Kösener SC in den Jahren 1937-1945. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung 1 (1956), S. 28.