Sigmund Henle, ab 1882 Ritter von Henle , (* 30. Juni1821 in München; † 9. Oktober1901 ebenda) war ein deutscher Jurist und Politiker in Bayern.
Leben
Henles Vorfahren waren jüdische Hoffaktoren. Sein Großvater war der Kaufmann Elkan Henle (1761–1833) in Fürth, ein Vorkämpfer der jüdischen Emanzipation. Seine Eltern waren der Waren- und Wechselsensal Benedikt Henle und Thérèse Ottenheimer.[1] Sigmund hatte vier Geschwister, darunter die Schriftstellerin Elise Henle.
Im Februar 1871 zunächst als zweiter Ersatzmann im Wahlkreis München I in die Bayerische Ständeversammlung gewählt, rückte er im August 1873 nach und gehörte bis 1881 als Nationalliberaler der Kammer der Abgeordneten (Bayern) an.[8] Zum ersten Mal war damit unter den Abgeordneten des katholischen München auch ein Jude im Parlament vertreten.[9] Dort spielte er eine große Rolle als Parlamentsredner, musste sich allerdings auch antisemitische Anzüglichkeiten seiner politischen Gegner anhören.
Es gelang ihm 1873 seinen Sohn Heinrich – aus seiner 1850 geschlossenen Ehe mit Emma Pollak – als ersten jüdischen Zögling in das Kadettenkorps aufnehmen zu lassen.[10] Nachdem er 1881 wegen eines schweren Augenleidens auf sein Abgeordnetenmandat verzichtet hatte, wurde er 1882 vom bayerischen König Ludwig II. mit Verleihung des Verdienstordens der Bayerischen Krone in den bayerischen persönlichen Adelsstand als Ritter von Henle erhoben.[11] Sein Bruder Jacob (1826–1905), der in der Generaldirektion der bayerischen Staatseisenbahn tätig war, erhielt dieselbe Auszeichnung im Jahr 1898. Henle saß bis zu seinem Tod im Aufsichtsrat der Schwandorfer Tonwarenfabrik.
Literatur
Salomon Wininger: Große Jüdische National-Biographie. Band III, Seite 51 f.
↑Werner Funk: Die Verfassungsfrage im Spiegel der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“ von 1818–1848. Schweitzer, 1977, S. 184.
↑Hans Lamm: Von Juden in München. Ner Tamid, 1958, S. 67.
↑Marcus Pyka: Das Werden einer großstädtischen Gemeinde (1848–1892). In: Richard Bauer, Michael Brenner: Jüdisches München. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Beck, München 2006, S. 89–109, hier S. 104.
↑Geschichte des Bayerischen Parlaments seit 1819Bavariathek. Vgl. Beilage zur Allgemeinen Zeitung, Nr. 240, 28. August 1873 Digitalisat
↑Ernest Hamburger: Juden im öffentlichen Leben Deutschlands. Mohr Siebeck, Tübingen 1968, S. 255.