Zu Bitsch gehören die WohnplätzeBitsch-Lager (frz. Bitche-Camp), Freundenbergerhof, Ochsenmühle, Ramsteiner Mühle, Pfaffenberg, Stockbronn, Wolfsgarten und das alte Forsthaus Biesenberg sowie das Forsthaus Wolfsbronn. Ehemalige Wohnplätze sind die Kaltküche, der Rochathof und die Ziegelscheuer.[2]
Geschichte
Der Ort entstand aus der Burg Bithis und den zu ihren Füßen liegenden Dörfern Rohr und Kaltenhausen. Die Burg war schon 1172 vorhanden und befand sich im Besitz einer Familie, die im 12. und 13. Jahrhundert die Abteien Neuburg, Stürzelbronn
und St. Diey beschenkte.[3] Ältere Ortsnamen lauteten: Bitsch/Bitsche (1297), Bitchen (1321), Pitsch (1479), Bisch (1488), Bischt (1494), Bittsch (1592).
Im 12. und 13. Jahrhundert gehörte Bitsch zum Herzogtum Lothringen. 1297 vertauschte Lothringen die Herrschaft an die Grafen von Zweibrücken-Bitsch, und Bitsch wurde somit Hauptort einer eigenständigen Herrschaft, bis die Linie 1570 ausstarb. Bitsch fiel nun im Erbgang an die lutherische Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Jedoch wollte der Herzog von Lothringen als Lehnsherr über Bitsch das Lehen einziehen. Darüber kam es ab 1572 zu einem lange währenden Streit, der erst 1606 mit einem Vergleich beendet wurde. Bitsch fiel an Lothringen zurück und wurde in der Folge rekatholisiert. Im Dreißigjährigen Krieg wurden der Flecken und das Umland völlig verwüstet. 1680 besetzte Frankreich das Land. Der nun folgende Umbau und die Neugestaltung der mittelalterlichen Burg zu einer neuzeitlichen Festung durch Vauban und die dauernde Präsenz französischer Truppenteile beeinflussten die Entwicklung des Ortes nachhaltig.
Im 17. und 18. Jahrhundert wurde Bitsch durch Kriege immer wieder schwer in Mitleidenschaft gezogen und wechselte mehrfach die Landeszugehörigkeit zwischen Lothringen und Frankreich, bis es nach dem Tod Stanislaus Leszczynskis, des letzten Herzogs von Lothringen, 1766 mit Lothringen an Frankreich fiel.
Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 verteidigte Kommandant Louis-Casimir Teyssier die Zitadelle, die seit dem 8. August 1870 von bayerischen Truppen belagert wurde. Teyssier kapitulierte erst rund einen Monat nach dem Vorfrieden von Versailles am 25. März 1871. Die deutsche Armee erlaubte den ehrenhaften Abzug der französischen Soldaten unter Waffen. Der deutsche Oberbefehlshaber Helmuth von Moltke kommentierte Bitsch in seiner Geschichte des Deutsch-Französischen Krieges wenig schmeichelhaft: „Bitsch, welches ernstlich anzugreifen nicht der Mühe werth gewesen war...“.[4]
Während seiner Reise durch Frankreich 1871 besuchte Theodor Fontane im Mai Bitsch, um Gottfried Heller, Sohn eines Bitscher Weißgerbermeisters, wieder zu sehen, den er während seiner Kriegsgefangenschaft in Lyon kennengelernt hatte.
Fontane nutzte diese Episode, um die Schrecken des Krieges für die Zivilbevölkerung zu schildern. Nach den Kämpfen lag die Stadt in Trümmern. Die Menschen hausten in Ruinen, das tägliche Leben kam nur langsam und unter Schwierigkeiten in Gang, obwohl seit den Kämpfen mehr als 6 Monate vergangen waren.[5]
Im Zweiten Weltkrieg war die Region von der deutschen Wehrmacht besetzt und stand unter deutscher Verwaltung. Die Zitadelle bot den Einwohnern von Bitsch Schutz, insbesondere vor Luftangriffen.
Im Dezember 1944 versuchten amerikanische Truppen vergeblich, Bitsch einzunehmen. Sie mussten die südliche Umgebung der Stadt und das gesamte Gebiet ostwärtig davon zwischen Lauter und Moder bei einem taktischen Rückzug im Zuge der deutschen Silvesteroffensiven wieder räumen.
Am 15. März 1945, dem ersten Tag der Operation Undertone, rückten US-Truppen nach Bitsch vor und nahmen die Stadt bald darauf ein. Dabei half ihnen ihre absolute Luftüberlegenheit.
Im Sommer 1962 besuchte eine Delegation deutscher Gebirgsjäger aus Reichenhall und Berchtesgaden die Garnison Camp de Bitche und die Stadt.[6]
Seit 1979 besteht eine Partnerschaft zwischen Bitsch und der deutschen Stadt Lebach im Saarland.
Wappen
Blasonierung: „In Silber eine durchbrochene schwarze Raute, aus der sich oben nach rechts und unten nach links je eine schwarze Schlange herauswindet“[7]
Wappenbegründung: In der Leipziger Illustrirten Zeitung wurde vermutet, dass das Wappen ein redendes sei: die Schlange kaltblütige Geschöpfe, die Raute Grundriss eines Hauses = Kaltenhausen.
Nach Lapaix, auf einer offiziellen Abbildung auf der Wiener Weltausstellung, waren die Schlangen roth und gekrönt und die Raute blau.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bitsch liegt innerhalb des Naturparks Nordvogesen und verfügt über eine namhafte Gastronomie. Touristischer Hauptanziehungspunkt ist die ab 1680 von Vauban an Stelle einer mittelalterlichen Burg errichtete Zitadelle.
Die Zitadelle kann besichtigt werden. Mittels einer Video- und Audioführung (französisch, deutsch oder englisch) kommt man durch die im Inneren des Bauwerks gelegenen Gänge und Räume. Es ist den Machern der Ausstellung gelungen, eine wertungsfreie Darstellung des Deutsch-Französischen Krieges zu erstellen, die insbesondere den Schrecken des Krieges hervorhebt. Die kleine Kirche sowie die anderen Gebäude auf der Zitadelle – welche die Kriege überstanden hatten – wurden restauriert.
Vier Kilometer westlich der Stadt liegt das Fort Simserhof, eines der fünf wichtigsten Hauptwerke der Maginot-Linie. Die unterirdische Festungsanlage kann besichtigt werden.
Bitsch beteiligt sich an dem internationalen Projekt Gärten ohne Grenzen mit dem Garten des Friedens, der als Verbindung zwischen Stadt und Festung angelegt ist. Die Besichtigung des Gartens ist im Eintrittspreis für die Zitadelle enthalten. Seit 2004 gibt es auch den Meteorischen Garten, der vom Internationalen Zentrum für Glaskunst in Meisenthal realisiert wurde. 2006 kam der Water Glass Garden hinzu, der englische Gartentradition mit modernem Design verbinden soll. Dieser Garten wurde von Künstlern des Hadlow College in Greenwich geschaffen.
Am Fuße der Zitadelle (Südseite) liegt ein sehenswerter kleiner Bahnhof aus wilhelminischer Zeit, dessen Bausubstanz sich noch im Originalzustand befindet.
Der Bahnhof Bitsch befindet sich am stillgelegten Abschnitt Saargemünd–Niederbronn der Bahnstrecke Haguenau–Falck-Hargarten. Auf der Strecke zwischen Bitsch und Niederbronn ruht seit 1996 der Schienenverkehr komplett.[8] Daher verkehrten in Bitsch (Endbahnhof) ab 1996 Züge von/nach Saargemünd und Metz. Wegen zu geringer Rentabilität und Oberbauschäden ist der Abschnitt Saargemünd–Bitsch seit Dezember 2011 ebenfalls stillgelegt und wird im Schienenersatzverkehr durch Busse bedient.
Georg Lang: Der Regierungs-Bezirk Lothringen. Statistisch-topographisches Handbuch, Verwaltungs-Schematismus und Adressbuch, Metz 1874, S. 146 (books.google.de).
Weblinks
Commons: Bitche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien