Erstmals erwähnt wurde die eigenständige kleine Siedlung Zabrze (später Alt-Zabrze) in den Jahren 1295 bis 1305 als „Sadbre sive Cunczindorf“ (d. h. Sabre oder Cunczindorf = das Dorf des Cunzen bzw. des Conrads) und befand sich danach unter böhmischer, habsburgischer und preußischer Herrschaft. Die älteste Siedlung innerhalb des jetzigen Stadtgebietes ist Biskupitz (1243). 1774 wurde Dorotheendorf gegründet, 1775 Klein-Zabrze.
Im Jahre 1873 wurde in der Landgemeinde Alt-Zabrze das Landratsamt für den neuen Kreis Zabrze eingerichtet. Dieser war aus dem südwestlichen Teil des Kreises Beuthen im Regierungsbezirk Oppeln der preußischen Provinz Schlesien entstanden. Die Aufteilung des Kreises Beuthen war wegen der stark gestiegenen Einwohnerzahlen infolge der Industrialisierung notwendig geworden.
Am 1. April 1905 wurden die Gemeinden Alt-Zabrze, Klein-Zabrze und Dorotheendorf sowie der Gutsbezirk Zabrze zur neuen Gemeinde Zabrze zusammengefasst sowie die Kolonie C von Zaborze eingemeindet.
Die Landgemeinde Zabrze wurde am 21. Februar 1915 auf Beschluss des Landkreises und mit diesem zu Ehren des Generalfeldmarschalls Paul von Hindenburg in „Hindenburg O.S.“ (O.S. = Oberschlesien) umbenannt. Nach Auflösung der Provinz Schlesien im November 1919 wurde aus dem Regierungsbezirk Oppeln die eigenständige Provinz Oberschlesien. Hindenburg O.S. gehörte fortan zur Provinz Oberschlesien.
Zum 1. Oktober 1922 wurde der Landgemeinde Hindenburg O.S. (dem damaligen „größten Dorf Europas“) das Stadtrecht gemäß der Städte-Ordnung für die sechs östlichen Provinzen der preußischen Monarchie vom 30. Mai 1853 verliehen. Am 1. Januar 1927 wurde der Kreis Hindenburg O.S. aufgelöst. Die Landgemeinde und der Gutsbezirk Sosnitza wurden nach Gleiwitz eingemeindet, während die Landgemeinden Biskupitz, Mathesdorf und Zaborze in die Stadt Hindenburg O.S. eingegliedert wurden, die seitdem einen eigenen Stadtkreis bildete.
Am 1. April 1938 wurden die bisherigen preußischen Provinzen Niederschlesien und Oberschlesien wieder zur Provinz Schlesien zusammengefasst, danach am 18. Januar 1941 als Gaue wieder in Ober- und Niederschlesien aufgeteilt. Hindenburg O.S. wurde aus dem Regierungsbezirk Oppeln ausgegliedert und dem Regierungsbezirk Kattowitz unterstellt.
Die 1873 eingeweihte Synagoge wurde während der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 niedergebrannt. 350 jüdische Männer wurden festgenommen und in das KZ Buchenwald verschleppt.[4]
Am 24. Januar 1945 wurde die Stadt durch die Rote Armee erobert, am 19. März 1945 unter polnische Verwaltung gestellt und danach der Woiwodschaft Schlesien angeschlossen. Der Großteil der deutschen Bevölkerung wurde, soweit nicht geflohen, vertrieben bzw. in der Folgezeit ausgewiesen. 1946 erhielt die Stadt den polnischen Namen Zabrze.
1950 kam die Stadt zur Woiwodschaft Katowice. 1951 erfolgte die Eingemeindung von Makoszowy(Makoschau), Kunzendorf, Paulsdorf, Mikultschütz, Rokittnitz, Pilzendorf später auch Helenenhof.
1953 hat die Stadt Essen (Ruhrgebiet) die Patenschaft über Hindenburg O.S. übernommen. Derzeit wird diese Patenschaft als eine Patenschaft für die vertriebenen und ausgesiedelten Hindenburger sowie deren Kulturgut verstanden. In Essen befindet sich auch die „Hindenburger Heimatsammlung“.
Am 15. März 1991 trat der Zwei-plus-Vier-Vertrag in Kraft mit welchem die faktische Zugehörigkeit Zabrzes zu Polen auch völkerrechtlich bestätigt wurde.
1999 kam Zabrze zur Woiwodschaft Schlesien und erhielt den Status einer kreisfreien Stadt.
Einwohnerentwicklung
Bei der letzten Volkszählung von 2002 bekannten sich von den damals 195.293 Einwohnern 158.425 oder 81,1 % zur polnischen Nationalität, 3.835 Personen (1,96 %) bezeichneten sich als „Schlesier“, 2.592 (1,33 %) als Deutsche und 123 (0,06 %) als Roma. 30.113 Personen machten keine Angaben zu ihrer Nationalität. Damit lebte 2002 in Zabrze eine kleine, gleichwohl aber die zahlen- und anteilsmäßig größte deutsche Minderheit aller Städte in der Woiwodschaft Schlesien.[5]
An der Spitze der Stadtverwaltung steht eine Stadtpräsidentin bzw. ein Stadtpräsident, der von der Bevölkerung direkt gewählt wird. Von 2006 bis 2024 war dies Małgorzata Mańka-Szulik. Bei den Selbstverwaltungswahlen 2024 unterlag sie Agnieszka Rupniewska von der Koalicja Obywatelska, die damit ihre Nachfolgerin wurde.
Bei der Wahl 2024 traten die vier bestplatzierten Kandidaten der vorherigen Wahl erneut an. Hinzu kamen drei neue Kandidaten. Die Abstimmung brachte folgendes Ergebnis:[6]
Alina Nowak (Wahlkomitee „Gemeinsam für Zabrze“) 11,3 % der Stimmen
Sebastian Dziębowski (Wahlkomitee „Vereinigte soziale Initiativen Zabrze“) 5,2 % der Stimmen
Rafał Mosiołek (Konfederacja und unabhängige lokale Verwaltungen) 1,7 % der Stimmen
Wie 2018 erreichten Amtsinhaberin Mańka-Szulik und Agnieszka Rupniewska die Stichwahl, in der sich diesmal die Herausforderin mit 57,9 % der Stimmen durchsetzen konnte.
Auch bei der Wahl 2018 trat Mańka-Szulik mit ihrem eigenen Wahlkomitee an. Die Abstimmung brachte folgendes Ergebnis:[7]
In der daraufhin nötigen Stichwahl setzte sich die Amtsinhaberin Mańka-Szulik mit 51,6 % der Stimmen knapp gegen ihre stärkste Herausforderin Rupniewska durch.
Stadtrat
Der Stadtrat besteht aus 25 Mitgliedern und wird direkt gewählt. Die Stadtratswahl 2024 führte zu folgendem Ergebnis:[8]
Das Wappen von Zabrze stellt auf goldenem Hintergrund einen gemauerten roten Dreiturm mit Zinnen und blauem Zahnrad dar. Es wurde zwischen 1927 und 1948 genutzt und wieder seit 1990 in leicht modifizierter Form.
DeutschlandEssen, Nordrhein-Westfalen, seit 1953 Patenschaft über Hindenburg OS, seit 2000 eine enge städtische Zusammenarbeit (Kooperation) auf der Grundlage der bestehenden Patenschaft, 2008 wurde eine Kooperationsurkunde unterschrieben, am 25. März 2015 wurde die Städtepartnerschaft beschlossen[11]
DeutschlandSangerhausen, Sachsen-Anhalt, seit 1983
Der woiwodschaftliche Kultur- und Erholungspark sowie der Maciejów-Park (früher „Mathesdorfer Wald“) dienen als Erholungsgebiete für die Einwohner von Zabrze. Der Botanische Garten wurde in den 1930er Jahren angelegt. Eine Sehenswürdigkeit ist der Wasserturm Zabrze.
Die Bedeutung von Sport lässt sich in Zabrze vor allem am Fußballverein Górnik Zabrze ablesen, der bis 2021 mit 14 Titeln polnischer Rekordmeister war, aber seit 1988 keine Meisterschaft gewonnen hat. Bekanntheit in Deutschland gewann der Verein durch die Beschäftigung von Lukas Podolski und die Teilnahme an Podolskis Abschiedsspiel in Köln am 10. Oktober 2024.
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
Heinz Tobolla (1925–2013), Bildhauer und Künstler, seit 2007 Ehrenbürger der Stadt Zabrze
Janosch (* 1931), deutscher Illustrator, Kinderbuchautor und Schriftsteller, seit 2011 Ehrenbürger
Söhne und Töchter der Stadt
Politik und Wirtschaft
Siegfried Deinege (* 1955), deutscher Ingenieur und Kommunalpolitiker, OB von Görlitz
Helmut Dittrich (1926–1987), deutscher Polizeibeamter, Politiker (SPD) und Mitglied der Bremischen Bürgerschaft
Reinhold Altmann (1865–1934), Chefarzt des Knappschaftslazaretts in Zabrze
Franciszek Trąbalski (1870–1964), polnischer sozialistischer Politiker (PPS, PZPR)
Rudolf Hartmann (1856–1929), Chefarzt des Knappschaftslazaretts in Zabrze und Politiker
Manfred Skutta (1932–2006), Jurist, Richter, Direktor des Amtsgerichts
Horst Sylla (* 1933), Generalleutnant der Nationalen Volksarmee
Trivia
Ernst Thälmann, damals Fraktionsvorsitzender der KPD, schlug im Juni 1924 im Reichstag vor, die Stadt Hindenburg in Leningrad umzubenennen.[12]
Die Bergarbeiterstadt Zabrze wird als Heimatort der pseudo-polnischen Musikerfamilie „Popolski“ erwähnt. Von dort wird Der Popolski Show „Live aus der Plattenbau“ fiktiv gesendet.
Literatur
Josef Knossalla: Geschichte der Stadt Hindenburg O/S. (Zabrze) 1929
Josef Pollok: „Hindenburg OS, Stadt der Gruben und Hütten“, Essen 1979
Kalendarium Zabrzanske, Zabrze 2006
Weblinks
Commons: Zabrze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Michael Rademacher: Stadtkreis Zabrze. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 14. Mai 2023 (Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871–1990).