Mit rund 4,5 Millionen Einwohnern auf 12.333 km² ist Schlesien die am dichtesten besiedelte Woiwodschaft Polens und zudem auch die am stärksten urbanisierte Region des Landes. Die Ballungsgebiete um die Städte Katowice und Gliwice sowie um Dąbrowa Górnicza und Sosnowiec entstanden infolge des Steinkohlenbergbaus im 19. Jahrhundert (Oberschlesisches Industriegebiet).
Die heutige Woiwodschaft Schlesien ist die dritte polnische Woiwodschaft mit diesen Namen. Die erste war die Woiwodschaft Schlesien (1920–1939) in der Zweiten Republik Polen. Die autonome Woiwodschaft Schlesien bestand nur aus einem Teil ehemalig preußischen Oberschlesiens und dem Teschener Schlesien, die damals oft als separate Schlesien betrachtet wurden. In der Zeit der Sanacja gab es kontroverse Pläne der Angliederung der Powiate Częstochowski mit Częstochowa, Zawierciański mit Zawiercie und Będziński aus der Woiwodschaft Kielce (1919–1939) und der westlichen Teile der Powiate Chrzanowski mit Jaworzno und Oświęcimski mit Oświęcim, sowie die ganzen Powiate Bialski mit Biała Krakowska und Żywiecki mit Żywiec aus der Woiwodschaft Krakau (1920–1939). Die Pläne wurden bis zum Zweiten Weltkrieg in der Presse angestrengt debattiert und teilten die öffentliche Meinung.[5] Der zweite gleichnamige Verwaltungsbezirk war die Woiwodschaft Schlesien (1945–1950) nach dem Zweiten Weltkrieg. Weil der Zagłębie Dąbrowskie (Dombrowarer Kohlebecken) angeschlossen wurde, war der Name auch zagłębiowsko-śląskie und śląsko-dąbrowskie benutzt. 1947 wurde die Umbenennung nach der Hauptstadt erstmals geplant. 1950 wurde die Woiwodschaft in die Woiwodschaft Katowice und die Woiwodschaft Oppeln geteilt. Die Grenzen der Woiwodschaft Katowice in den Jahren 1950 bis 1975 waren erstmals so ähnlich der heutigen Grenzen: mit Częstochowa und Bielsko-Biała, jedoch ohne Racibórz, Jaworzno und Żywiec. Die Woiwodschaft Katowice, wie die heutige Woiwodschaft, wurde umgangssprachlich oft mit „Schlesien“ gleichgesetzt. Nach dem Jahr 1989 etablierte sich im polnischen Bewusstsein besonders das negative Stereotyp dieses „Schlesiens“ mit Verschmutzung, Arbeitslosigkeit, Notwendigkeit des Kostenzuschlags der Schwerindustrie usw. Der ursprüngliche Projekt der Gebietsreform in den 1990er Jahren der 12 Woiwodschaften rief verständlich Widerstand hervor: z. B. in Opole und Bielsko-Biała. Unter anderen dank der Unterstützung des Botschafters Deutschlands bewährte sich die Woiwodschaft Oppeln.[6]
Die Woiwodschaft Schlesien ging bei der Gebietsreform 1999 aus den Woiwodschaften Katowice, Częstochowa und Bielsko-Biała hervor und nimmt den zentralsüdlichen Teil Polens ein.
Von Anfang an gab es Kontroverse um den Namen und Grenzen der Woiwodschaft, mit Forderungen auf Umbenennung z. B. zu Schlesien-Kleinpolen.
Die Woiwodschaft Schlesien wird in 17 Landkreise und in 19 kreisfreie Städte unterteilt. Damit ist Schlesien die einzige Woiwodschaft in Polen, in der mehr kreisfreie Städte als Landkreise existieren. Einige der kreisfreien Städte bilden zwar unter ihrem Namen ebenfalls einen Landkreis, gehören ihm aber selbst nicht an.
Die Woiwodschaft Schlesien, die in ihren Grenzen nicht mit den geografischen Regionen Schlesien oder der ehemaligen Autonomen Woiwodschaft Schlesien übereinstimmt, nimmt den zentralsüdlichen Teil Polens ein. In ihren oberen Verläufen fließen die Flüsse Oder, Weichsel und Warthe durch diese Woiwodschaft.
Am 31. Dezember 2019 waren 4.517.635 Einwohner in der Woiwodschaft Schlesien gemeldet, davon sind 2.177.295 Männer (48,2 %) und 2.340.340 Frauen (51,8 %). Rund 77 Prozent der Bevölkerung lebt in Städten. Die Bevölkerungsdichte liegt mit 366 Einwohnern pro Quadratkilometer deutlich über dem polnischen Landesdurchschnitt.[8]
Die Einwohnerzahl Schlesiens sinkt seit vielen Jahren. Seit 1995 ist ein Rückgang von rund 390.000 Personen zu verzeichnen.[9]
Jahr
Einwohnerzahl
1995
4.907.930
2000
4.758.944
2005
4.685.775
2010
4.635.882
2015
4.570.849
2019
4.517.635
Lebenserwartung
Im Jahr 2019 betrug die durchschnittliche Lebenserwartung in der Woiwodschaft Schlesien bei Männern 73,8 Jahre und bei Frauen 80,8 Jahre.[10]
Größte Städte
In der Woiwodschaft Schlesien gibt es 71 Städte, wovon 12 die Einwohnerzahl von 100.000 überschreiten und somit als Großstadt gelten. Insgesamt 37 Städte überschreiten die Marke von 20.000 Einwohnern:
Im Vergleich mit dem BIP der EU, gemessen am Kaufkraftstandard, erreichte die Woiwodschaft 2018 einen Index von 74 (EU-27 = 100), bezogen auf den Wert pro
Erwerbstätigem erreichte Schlesien hingegen einen Index von 83 (EU-27 = 100).[13]
Im Zuge des Strukturwandels und dem Niedergang der Schwerindustrie stieg die Zahl der Arbeitslosen vor allem im Sekundärsektor stark an. Es konnten aber in den letzten Jahren in anderen Wirtschaftsbereichen neue Arbeitsplätze geschaffen werden, weshalb die Arbeitslosenquote deutlich zurückging. Nach den Woiwodschaften Masowien und Großpolen hat sie die geringste Arbeitslosenquote Polens (Stand Dezember 2009).
Steinkohlebergbau, Eisen- und Schwermetallhütten, Elektroindustrie, Maschinenbau und Automobilindustrie bilden die Hauptzweige der hier ansässigen Industrie. Die Woiwodschaft Schlesien ist der am stärksten industrialisierte Teil Polens.
Bodenschätze
Steinkohle
Eisen-, Zink- und Bleierze
Tourismus
Ein großer Teil der Woiwodschaft hat Anteil an Mittelgebirgen, wobei das hügelige Terrain im Süden in die Beskiden übergeht, einer touristischen Region mit Wintersportorten wie Szczyrk, Ustroń, Wisła. Beliebt unter Wanderern und Kletterern ist auch das Bergland des Krakau-Tschenstochauer Jura, das aber auch für seine historischen Burgruinen aus dem 14. und 15. Jahrhundert bekannt ist, die durch den Szlak Orlich Gniazd (die Adlerhorstroute) touristisch erschlossen sind.
Das industrielle Erbe der Region wird mehr und mehr touristisch erschlossen. Die Route technischer Kulturdenkmäler führt zu interessanten Industriedenkmalen.
Infrastruktur
Straße
Quer durch die Woiwodschaft Schlesien, von West nach Ost, verläuft die A4 oder E40 (Wrocław – Katowice – Kraków) und von Norden nach Süden die Autobahn A1 bzw. E75 (Łódź – Częstochowa – Gliwice – Ostrava).
Weitere wichtige Straßenverbindungen bilden unter anderem die Schnellstraße S1 bzw. Landesstraße 1 (Katowice – Bielsko-Biała), die Schnellstraße S52 (Bielsko-Biała – Cieszyn – Brno) sowie die teilweise mehrspurig ausgebauten Landesstraßen 11 (Poznań – Katowice), 46 (Opole – Częstochowa – Kielce) und 81 (Katowice – Skoczów).
Die Städte im Oberschlesischen Industriegebiet sind intern über die autobahnähnliche Drogowa Trasa Średnicowa miteinander verbunden.
Das befestigte Straßennetz der Region hatte im Jahr 2019 eine Gesamtlänge von rund 22.037 Kilometern, davon entfielen 133 Kilometer auf Schnellstraßen und 214 Kilometer auf Autobahnen.[19]
Eisenbahn
Der Betreiber des Schienennetzes in Schlesien ist, wie in ganz Polen, die PKP S.A. (Polnische Staatliche Eisenbahn AG). Der größte Schienenverkehrsknoten der Region befindet sich in Katowice.
Der Regionalverkehr wird in der Woiwodschaft Schlesien allerdings fast ausschließlich durch die regionale Eisenbahngesellschaft Koleje Śląskie betrieben. Ausgenommen davon sind nur einige Verbindungen in andere Woiwodschaften, die teilweise von Polregio betrieben werden. Den Fernverkehr organisiert PKP Intercity.
Das Eisenbahnnetz der Region hatte im Jahr 2019 eine Gesamtlänge von 1.925 Kilometern, wovon 1.667 Kilometer elektrifiziert sind.[19]
Luftfahrt
Rund 30 Kilometer nördlich der Woiwodschaftshauptstadt befindet sich der internationale Flughafen Katowice, welcher der viertgrößte Flughafen Polens ist.