Der Landkreis Beuthen (bis 1890 Kreis Beuthen) war von 1743 bis 1926 ein preußischerLandkreis in Oberschlesien. Die namensgebende Stadt Beuthen bildete seit 1890 einen eigenen Stadtkreis. Das Landratsamt des Landkreises befand sich in Roßberg.
Nach der Eroberung des größten Teils von Schlesien wurden von König Friedrich II. 1742 in Niederschlesien und 1743 auch in Oberschlesien preußische Verwaltungsstrukturen eingeführt.[1] Dazu gehörte die Einrichtung zweier Kriegs- und Domänenkammern in Breslau und Glogau sowie deren Gliederung in Kreise und die Einsetzung von Landräten. Die Ernennung der Landräte in den oberschlesischen Kreisen erfolgte auf Vorschlag des preußischen Ministers für Schlesien, Ludwig Wilhelm von Münchow, dem Friedrich II. im Februar 1743 zustimmte.[2]
Am 1. April 1890 schied die Stadt Beuthen aus dem Kreis Beuthen aus und bildete fortan einen eigenen Stadtkreis. Dadurch änderte sich die Bezeichnung Kreis Beuthen in Landkreis Beuthen. Am 1. April 1898 schied auch Königshütte aus dem Landkreis aus und wurde ein eigenständiger Stadtkreis. Zum 8. November 1919 wurde die Provinz Schlesien aufgelöst und aus dem Regierungsbezirk Oppeln die neue Provinz Oberschlesien gebildet.
In der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20. März 1921 votierten im Landkreis Beuthen 40,9 % der Wähler für den Verbleib bei Deutschland und 59,1 % für eine Abtretung an Polen. Durch die Beschlüsse der Pariser Botschafterkonferenz wurde der Landkreis geteilt. Der Ostteil des Kreises fiel an Polen, wo aus ihm der Powiat Świętochlowice in der Autonomen Wojewodschaft Schlesien gebildet wurde. Der deutsch gebliebene Restteil des Kreises, zu dem Bobrek, Karf, Miechowitz, Rokittnitz, Roßberg und Schomberg gehörten, bestand zunächst als Landkreis fort, bis er am 1. Januar 1927 aufgelöst und wie folgt aufgeteilt wurde:
Die Landgemeinde und der Gutsbezirk Roßberg wurden in die kreisfreie Stadt Beuthen eingegliedert.
Alle übrigen Gemeinden und Gutsbezirke wurden mit dem bei Deutschland gebliebenen Teil des Kreises Tarnowitz zum neuen Landkreis Beuthen-Tarnowitz zusammengeschlossen.
Mittel Lagiewnik und Ober Lagiewnik, am 1. April 1905 zur Landgemeinde Hohenlinde zusammengeschlossen
Nieder Heiduk und Ober Heiduk, vor 1908 zur Gemeinde Bismarckhütte zusammengeschlossen
Literatur
Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft VI: Regierungsbezirk Oppeln, S. 2–3, Landkreis Beuthen.
Felix Triest: Topographisches Handbuch von Oberschlesien, Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1865, S. 313–424.
Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 336–339.
Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß sämmtlicher Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke, sowie solcher größeren Güter, welche innerhalb des Gemeindeverbandes mit einem Reinertrag von etwa 1500 Mark und mehr zur Grundsteuer veranlagt sind. Fünfte Ausgabe, Wilhelm Gottlob Korn, Breslau 1894, S. 342–345 (Online).
↑Roland Gehrke: Landtag und Öffentlichkeit: Provinzialständischer Parlamentarismus in Schlesien 1825-1845. Böhlau Verlag, Köln 2009, ISBN 978-3-412-20413-6, S.45 (Teildigitalisat).
↑Denkmäler der Preußischen Staatsverwaltung im 18. Jahrhundert. Akten vom 31. Mai 1740 bis Ende 1745. In: Königliche Akademie der Wissenschaften (Hrsg.): Acta Borussica. Band6,2. Paul Parey, Berlin 1901, Immediatbericht Münchows zu Bestellung von Landräthen in Oberschlesien, S.540 (Digitalisat).
↑W. F. C. Starke: Beiträge zur Kenntniß der bestehenden Gerichtsverfassung und der neusten Resultate der Justizverwaltung in dem Preussischen Staate. Carl Heymann, Berlin 1839, Kreiseinteilung des preußischen Herzogtums Schlesien im 18. Jahrhundert, S.290 (Digitalisat).
↑ abcdeRolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9.
↑Verordnung zur Eintheilung des preußischen Staats nach seiner neuen Begrenzung. 1815 (Digitalisat).
↑Amtsblatt Königlichen Oppelnschen Regierung 1817, Nr. XLI. Bekanntmachung der neuen Kreis-Eintheilung des Oppelnschen Regierungs-Bezirks vom 1. Oktober 1817. Oppeln, S.523ff. (Digitalisat).
↑Roman Kamionka: Die Reorganisation der Kreiseinteilung Schlesiens in der Stein-Hardenbergschen Reformperiode, Breslau 1934.
↑Georg Hassel: Statistischer Umriss der sämtlichen europäischen Staaten. Die statistische Ansicht und Specialstatistik von Mitteleuropa. Vieweg, Braunschweig 1805, S.39 (Digitalisat).
↑Statistisches Bureau zu Berlin (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des preußischen Staats. Duncker & Humblot, Berlin 1821, Schlesien, S.91 (Digitalisat).
↑Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. (Digitalisat).
↑Hanswalter Dobbelmann (Hrsg.), Volker Husberg (Hrsg.), Wolfhard Weber (Hrsg.): Das Preussische England--: Berichte über die industriellen und sozialen..., S. 316. (eingeschränkte Vorschau bei Google Book Search).