Die Provinz Schlesien (inoffiziell auch als Preußisch-Schlesien bekannt) war eine Provinz im Südosten Preußens. Zu ihr gehörte der größte Teil der historischen Region Schlesien. Ihre Hauptstadt war Breslau. Die Provinz Schlesien bestand von 1815 bis 1919 und nochmals von 1938 bis 1941. In den Jahren von 1919 bis 1938 und ab 1941 war sie in die Provinzen Niederschlesien und Oberschlesien geteilt.
Bis zum Jahr 1870 war Schlesien die bevölkerungsstärkste Provinz des preußischen Staates.[4] Als Teil Preußens gehörte die Provinz bis 1866 zum Deutschen Bund und ab 1871 zum Deutschen Reich. Bei den Reichstagswahlen wählten die überwiegend katholischen Oberschlesier mehrheitlich die Zentrumspartei, die Niederschlesier zunächst überwiegend die Partei der „Deutsch Freisinnigen“, später zunehmend die SPD. Mit der Industrialisierung wurde Oberschlesien mit seinen Steinkohlebergwerken zu einem wichtigen Industriegebiet des Reiches.
1938 entstand die Provinz kurzzeitig neu. Nach dem Überfall auf Polen annektiertes Territorium, das im Südosten deutlich über die früheren Grenzen hinausreichte, kam Ende 1939 völkerrechtswidrig dazu.
1941 wieder geteilt, wurde das Gebiet unter Ausschluss militärischer Sperrgebiete 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg von der sowjetischen Besatzungsmacht fast gänzlich der Volksrepublik Polen zur Verwaltung unterstellt. Es begann danach die Zuwanderung von Polen. In der Folgezeit wurde die einheimische Bevölkerung mit wenigen Ausnahmen von der polnischen Administration aus dem besetzten Teil der Provinz vertrieben.
Obwohl Schlesien, genauso wie die anderen östlichen Provinzen Preußens im 19. Jahrhundert von der sogenannten „Ostflucht“, d. h. der Abwanderung großer Bevölkerungsteile in die sich entwickelnden Industriegebiete Mittel- und Westdeutschlands betroffen war, wuchs die Bevölkerung stark an. Anteilmäßig besonders stark wuchs die Bevölkerung des Regierungsbezirks Oppeln, dessen Anteil an der Provinzbevölkerung von 27 % im Jahr 1816 auf 42 % im Jahr 1910 stieg.
Hugo Weczerka: Stadt- und Marktgründungen und Stadtabgänge in Schlesien 1450–1800. In: Zeitschrift für Ostforschung. Band 23, 1974, S. 193–260.
Lucyna Harc, Przemysław Wiszewski, Rościsław Żerelik (Hrsg.): Region Divided. Times of Nation-States (1918–1945) (= Cuius regio? Ideological and Territorial Cohesion of the Historical Region of Silesia (c. 1000–2000). Band 4). Breslau 2014, eBooki.com.pl, ISBN 978-83-927132-8-9 (PDF; 2,1 MB).
Helmut Bleiber, Walter Schmidt: Schlesien auf dem Weg in die bürgerliche Gesellschaft. Bewegungen und Protagonisten der schlesischen Demokratie im Umfeld von 1848. Erster und Zweiter Halbband, trafo verlag, Berlin 2007 (= Silesia. Schlesien im europäischen Bezugsfeld. Quellen und Forschungen. Band 6). ISBN 978-3-89626-639-2 und ISBN 978-3-89626-671-2.
Joseph Partsch: Schlesien – Eine Landeskunde für das deutsche Volk auf wissenschaftlicher Grundlage. Breslau 1896/1911.
Teil I: Das ganze Land, Hirt, Breslau 1896 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Teil II: Landschaften und Siedelungen, Hirt, Breslau 1911 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1905 und anderer amtlicher Quellen. Heft VI: Provinz Schlesien, Berlin 1908 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß sämmtlicher Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke, sowie solcher größeren Güter, welche innerhalb des Gemeindeverbandes mit einem Reinertrag von etwa 1500 Mark und mehr zur Grundsteuer veranlagt sind. Fünfte Ausgabe. Verlag Wilh. Gottl. Korn, Breslau 1894 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Königl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vorläufige Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1890 im Königreiche Preußen sowie in den Fürstenthümern Waldeck und Pyrmont, Berlin 1891, S. 19–25 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats (= Das deutsche Reich in geographischer, statistischer und topographischer Beziehung.) 2. Auflage. Band 2. Berlin 1874, S. 164–232 (Scan in der Google-Buchsuche).
Franz Heinrich Ungewitter: Die preußische Monarchie nach den zuverlässigsten Quellen geographisch, statistisch, topographisch und historisch ausführlich und übersichtlich dargestellt. Ein Handbuch für Staats- und Communalbehörden, so wie zum Privatgebrauch. Nicolai, Berlin 1859, S. 753–797 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, nebst beigefügter Eintheilung des Landes nach den Bezirken der drei Königlichen Regierungen, den darin enthaltenen Fürstenthümern und Kreisen, mit Angabe des Flächeninhaltes, der mittleren Erhebung über der Meeresfläche, der Bewohner, Gebäude, des Viehstandes u.s.w. 2. Auflage, Breslau 1845 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871. Berlin 1874, S. 86 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Johann Georg Knie: Alphabethisch-Statistisch-Topographische Uebersicht aller Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, mit Einschluß des jetzt ganz zur Provinz gehörenden Markgrafthums Ober-Lausitz und der Grafschaft Glatz; nebst beigefügter Nachweisung von der Eintheilung des Landes nach den verschiedenen Zweigen der Civil-Verwaltung. Graß, Barth und Comp., Breslau 1830 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
Robert Semple: Observations made on a tour from Hamburg through Berlin, Gorlitz, and Breslau, to Silberberg; and thence to Gottenburg, London 1814 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
F. Leonardi (Hrsg.): Erdbeschreibung der Preußischen Monarchie. Band 3, Halle 1794, S. 210–303 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
↑Peter Baumgart: Schlesien als eigenständige Provinz im altpreußischen Staat (1740-1806). In Norbert Conrads (Hrsg.): Deutsche Geschichte im Osten Europas. Schlesien. Siedler, Berlin 2002, ISBN 978-3-88680-775-8, S. 346.
↑Statistisches Bureau zu Berlin (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des preußischen Staats. Duncker & Humblot, Berlin 1821, Schlesien, S.86 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
↑Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
↑Michael Rademacher: P_schlesien. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900