Kreis Lauban

Kreis Lauban, 1928

Der Kreis Lauban war ein preußischer Landkreis in Schlesien, der von 1816 bis 1945 bestand. Er umfasste am 1. Januar 1945 die vier Städte Lauban, Marklissa, Schönberg und Seidenberg sowie 62 weitere Gemeinden.

Verwaltungsgeschichte

Königreich Preußen

Nach dem Wiener Kongress trat 1815 ein großer Teil der ehemals sächsischen Oberlausitz zum Regierungsbezirk Liegnitz der preußischen Provinz Schlesien. Aus Teilen davon wurde im Mai 1816 der neue Kreis Lauban gebildet.[1] Das Landratsamt war in Lauban.

Die endgültige Abgrenzung des Kreisgebietes erfolgte am 1. Januar 1820 durch folgende Änderungen der Kreisgrenze:[2]

  • Umgliederung der Dörfer Alt- und Neu Berthelsdorf, Eckersdorf, Gieshübel, Gräflich Hernsdorf, Langenöls, Logau, Mauereck, Ober-, Mittel- und Nieder Steinbach, Ober-, Mittel- und Nieder Thiemendorf, Vogelsdorf aus dem Kreis Löwenberg in den Kreis Lauban
  • Umgliederung der Stadt Seidenberg sowie der Dörfer Alt Seidenberg, Bohra, Kundorf, Neu Klüx, Nicolausdorf, Ober Nicolausdorf, Ober- und Nieder Rudelsdorf, Ostrichen, Scheiba, Wilcka und Zwecka aus dem Kreis Görlitz in den Kreis Lauban
  • Umgliederung der Dörfer Gruna, Hochkirch, Kieslingswalde, Kuna, Sommerseite und Thielitz aus dem Kreis Lauban in den Kreis Görlitz
  • Umgliederung des Dorfes Haugsdorf aus dem Kreis Bunzlau in den Kreis Lauban.
Schloss Alt Berthelsdorf um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Norddeutscher Bund/Deutsches Reich

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.

Zum 8. November 1919 wurde die Provinz Schlesien aufgelöst. Aus den Regierungsbezirken Breslau und Liegnitz wurde die neue Provinz Niederschlesien gebildet. Zum 30. September 1929 fand im Kreis Lauban entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle bisher selbstständigen Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden. Am 1. April 1938 wurden die preußischen Provinzen Niederschlesien und Oberschlesien zur neuen Provinz Schlesien zusammengeschlossen. Zum 18. Januar 1941 wurde die Provinz Schlesien aufgelöst. Aus den bisherigen Regierungsbezirken Breslau und Liegnitz wurde die neue Provinz Niederschlesien gebildet.

Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet von der Roten Armee besetzt. Im Sommer 1945 wurde das Kreisgebiet von der sowjetischen Besatzungsmacht gemäß dem Potsdamer Abkommen unter polnische Verwaltung gestellt. Im Kreisgebiet begann daraufhin der Zuzug polnischer Zivilisten, die zum Teil aus den an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. In der Folgezeit wurde die deutsche Bevölkerung größtenteils aus dem Kreisgebiet vertrieben.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Quelle
1819 42.556 [3]
1846 65.645 [4]
1871 64.988 [5]
1885 67.113 [6]
1900 70.745 [7]
1910 72.423 [7]
1925 73.136 [8]
1939 71.896 [8]

Landräte

Kommunalverfassung

Der Kreis Lauban gliederte sich zunächst in die Städte Lauban, Marklissa, Schönberg und Seidenberg, in Landgemeinden und Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 gab es ab dem 1. Januar 1934 eine einheitliche Kommunalverfassung für alle preußischen Gemeinden. Mit Einführung der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 trat zum 1. April 1935 im Deutschen Reich eine einheitliche Kommunalverfassung in Kraft, wonach die bisherigen Landgemeinden nun als Gemeinden bezeichnet wurden. Diese waren in Amtsbezirken zusammengefasst. Eine neue Kreisverfassung wurde nicht mehr geschaffen; es galt weiterhin die Kreisordnung für die Provinzen Ost- und Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Sachsen vom 19. März 1881.

Gemeinden

Der Kreis Lauban umfasste zuletzt die folgenden Gemeinden:[8]

Die folgenden Gemeinden verloren vor 1945 ihre Eigenständigkeit:[7][8]

  • Alt Scheibe, am 1. April 1935 zu Volkersdorf
  • Bergstraß, am 1. Oktober 1929 zu Bad Schwarzbach
  • Grenzdorf, am 17. Oktober 1927 zu Bad Schwarzbach
  • Hartha, am 1. Oktober 1938 zu Karlsberg
  • Heide, am 1. April 1935 zu Volkersdorf
  • Meffersdorf, am 30. September 1928 zu Wigandsthal
  • Mittel Bellmannsdorf, am 21. August 1920 zu Nieder Bellmannsdorf
  • Mittel Linda, am 1. Oktober 1929 zu Ober Linda
  • Neu Bertelsdorf, am 1. April 1936 zu Bertelsdorf
  • Neu Gersdorf, am 30. September 1928 zu Wigandsthal
  • Neu Scheibe, am 1. April 1935 zu Volkersdorf
  • Nieder Gerlachsheim im Winkel, am 1. August 1924 zu Nieder Gerlachsheim
  • Nieder Örtmannsdorf, am 1. April 1936 zu Örtmannsdorf
  • Ober Langenöls, am 23. August 1920 zu Langenöls
  • Ober Örtmannsdorf, am 1. April 1936 zu Örtmannsdorf
  • Straßberg, am 17. Oktober 1927 zu Bad Schwarzbach

Ortsnamen

Rittergut Meffersdorf um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Im Jahr 1937 wurden mehrere Gemeinden im Zuge der „nationalsozialistischen Germanisierungspolitik“ umbenannt:

  • Meffersdorf: Wigandsthal
  • Nieder Linda: Nieder Linde
  • Ober Linda: Ober Linde
  • Schwerta: Schwertburg
  • Tzschocha: Rengersdorf
  • Wiesa: Wiese (Niederschlesien)
  • Wilka: Wilke
  • Zwecka: Erlbachtal

Literatur

  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 227–228, Ziffer 16.
  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 260–267 (Faksimile in der Google-Buchsuche).
  • Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß sämmtlicher Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke, sowie solcher größeren Güter, welche innerhalb des Gemeindeverbandes mit einem Reinertrag von etwa 1500 Mark und mehr zur Grundsteuer veranlagt sind. Fünfte Ausgabe, Wilhelm Gottlob Korn, Breslau 1894, S. 276–283 (Online).
  • Johann Gottlieb Mischke: Das Markgrafthum Ober-Lausitz, Königlich-preussischen Antheils, in geschichtlicher, statistischer und topographischer Hinsicht. Görlitz 1861, S. 138–177 (Online).
  • Michael Rademacher: Provinz Schlesien – Landkreis Lauban. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
Commons: Landkreis Lauban – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Vorläufige Bekanntmachung der Kreiseinteilung der Oberlausitz im Regierungsbezirk Liegnitz. In: Amts-Blatt der Preußischen Regierung zu Liegnitz. Band 1816. Liegnitz 28. Mai 1816, S. 1 (Digitalisat).
  2. Änderung der Kreiseinteilung im Regierungsbezirk Liegnitz. In: Amts-Blatt der Preußischen Regierung zu Liegnitz. Band 1819. Liegnitz 26. Dezember 1819, S. 471 (Digitalisat).
  3. Statistisches Bureau zu Berlin (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des preußischen Staats. Duncker & Humblot, Berlin 1821, Schlesien, S. 83 ff. (Digitalisat).
  4. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. (Digitalisat).
  5. Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung 1871
  6. Gemeindelexikon für die Provinz Schlesien 1885
  7. a b c www.gemeindeverzeichnis.de
  8. a b c d Michael Rademacher: Landkreis Lauban (poln. Luban). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.