Das Kirchdorf Jałowiec liegt in der östlichen Oberlausitz am rechten Ufer des Queis, etwa vier Kilometer südlich von Lubań (Lauban) und 28 Kilometer südöstlich von Görlitz.
Geschichte
Das kleine Dorf und Gut Wingendorf, das früher im Weichbild von Löwenberg lag, war 1420 von Hartung von Klüx auf Tzschocha erworben worden, der mit dem Rittergut belehnt wurde.[1] Vorbesitzer war Heinze von Schreibersdorf.[2]
In Wingendorf war seit 1699 eine Papiermühle in Betrieb, die qualitativ hochwertiges Büttenpapier herstellte, das stark nachgefragt war. Inhaber der Papierfabrik um die Mitte des 19. Jahrhunderts war Johann Traugott Gläser. Als Wingendorf noch ein Grenzort an der schlesischen Grenze war, hatte hier der Handel mit Schmuggelware geblüht. Um 1858 war die Anzahl der Bauerngehöfe des Dorfs von früher 13 auf drei gesunken.[1]
Um 1894 war der Gutsbezirk Wingendorf ein Majorat als Stiftung des Barons von Lachmann und umfasste eine Fläche von 177 Hektar, davon 122 Hektar Ackerboden, 33 Hektar Wiesen, neun Hektar Weiden, sechs Hektar Waldungen, sechs Hektar Gewässer und elf Hektar Hoffläche. Besitzerinnen waren Clara Gräfin von Schweinitz und Marie Freifrau von Zedlitz und Neukirch in Kynau. Das Gut war verpachtet an den Gutspächter Kunick.[3]
Im Jahr 1427 war Wingendorf nach Steinkirch in Schlesien eingepfarrt. Da 1654 den Evangelischen auch in Steinkirch die Kirche weggenommen wurde, kam der dortige Pfarrer nach Wingendorf, um hier den Gottesdienst zunächst auf dem Dachboden eines Bauerngehöfts abzuhalten. Nach Ablauf von sechs Jahren diente hier 16 weitere Jahre lang ein Schuppen als Bethaus. 1677 wurde mit kurfürstlicher Erlaubnis und mit Beteiligung der Gutsherrschaft zu Steinkirch und Wingendorf eine hölzerne Kirche erbaut. Diese Kirche wurde auch von Mitgliedern bedrängter evangelischer schlesischer Nachbargemeinden besucht, so auch von Evangelischen aus den größeren Dörfern Langenöls und Thiemendorf. 1715 wurde die Kirche massiv ausgebaut. Als die schlesischen Gastgemeinden unter Friedrich II. eigene Bethäuser errichten durften und nicht mehr auf die Seelsorge in Wingendorf angewiesen waren, hatte dies in Wingendorf einen erheblichen Schwund an Kirchgängern und damit einhergehende empfindliche finanzielle Einbußen der hiesigen Pfarrstelle zur Folge. In diesem Zusammenhang wählte der ohnehin depressiv veranlagte Pfarrer Nerger am 5. September 1742 den Freitod.[1]
Bis 1677 wurden Verstorbene aus Wingendorf auf dem Friedhof von Holzkirch beigesetzt.[1]
Sehenswürdigkeiten
Evangelische Kirche von 1799 war eine Grenzkirche, heute Ruine
'Das Schloss Wingendorf mit Schlosspark; es wurde 1828 in klassizistischen Stil errichtet
Mausoleum von 1870 und Lindenallee aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Johann Heinrich Winckler (* 1703 in Wingendorf; † 1770 in Leipzig), Philosoph, Philologe, Naturforscher und Rektor der Universität Leipzig
Literatur
Ottomar Pudor: Geschichte des Dorfes Wingendorf, Laubaner Kreises. Wingendorf 1853 (Online).
Johann Gottlieb Mischke: Das Markgrafthum Ober-Lausitz, Königlich-preussischen Antheils, in geschichtlicher, statistischer und topographischer Hinsicht. Görlitz 1861, S. 175–176 (Online).
↑ abcdeJohann Gottlieb Mischke: Das Markgrafthum Ober-Lausitz, Königlich-preussischen Antheils, in geschichtlicher, statistischer und topographischer Hinsicht. Görlitz 1861, S. 175–176.
↑Ottomar Pudor: Geschichte des Dorfes Wingendorf, Laubaner Kreises. Wingendorf 1853, S. 3.
↑Schlesisches Güter-Adreßbuch. Verzeichniß sämmtlicher Rittergüter und selbständigen Guts- und Forstbezirke, sowie solcher größeren Güter, welche innerhalb des Gemeindeverbandes mit einem Reinertrag von etwa 1500 Mark und mehr zur Grundsteuer veranlagt sind. Fünfte Ausgabe, Wilhelm Gottlob Korn, Breslau 1894, S. 283, Ziffer 2514.
↑Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z, Halle 1823, S. 166, Ziffer 2950.
↑Johann Georg Knie: Alphabetisch-Statistisch-Topographische Uebersicht aller Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien. Breslau 1830, S. 858.
↑Johann Georg Knie: Alphabetisch-statistisch-topographische Uebersicht der Dörfer, Flecken, Städte und andern Orte der Königl. Preuß. Provinz Schlesien, nebst beigefügter Eintheilung des Landes nach den Bezirken der drei Königlichen Regierungen, den darin enthaltenen Fürstenthümern und Kreisen, mit Angabe des Flächeninhaltes, der mittleren Erhebung über der Meeresfläche, der Bewohner, Gebäude, des Viehstandes u.s.w. 2. Auflage, Breslau 1845, S. 748.
↑ abKönigliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Schlesien und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871. Berlin 1874, S. 262–263, Ziffer 85, und S. 266–267, Ziffer 148.
↑ abMichael Rademacher: Provinz Schlesien – Landkreis Lauban. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900