Die Stiftung des Ritterordens vom Heiligen Michael, mit vollem Namen Kurfürstlicher Ritterorden der Beschützer Göttlicher Ehr unter dem Schutz des Heiligen Erzengels Michaelis, erfolgte am 29. September 1693 durch Herzog Joseph Clemens von Bayern als Fürsterzbischof von Köln in Josephsburg. Anders als die zur gleichen Zeit gegründete Erzbruderschaft St. Michael stand der Ritterorden nur dem Adel offen. In Anlehnung an die neun Chöre der Engel wurden neun Adlige am kurfürstlichen Hof aufgenommen. Bedingt durch das Exil während des spanischen Erbfolgekrieges verfiel der Orden und wurde erst 1721 statuiert. Um in den Orden aufgenommen zu werden, war ein Bekenntnis zum christlich-katholischen Glauben und eine Adelsprobe notwendig. Die Mitglieder sollten unter dem Schutz des Erzengels Michael durch Gebet und Sakramentempfang, aber auch durch finanzielle Leistungen den katholischen Glauben verteidigen. Verzeichnet waren die Ordensritter im jährlich aktualisierten Nouveau Calendrier, in dem jedes Mitglied eine eigene Seite mit Wappen, Kupferstich-Porträt und Nennung aller Titel erhielt.
Die bayerische Hauskirche des Michaelordens und der Erzbruderschaft war die Barockkirche St. Michael in Berg am Laim.
Im Königreich Bayern wurde der Fortbestand des Ordens nach der Säkularisation 1808 dahingehend geregelt, dass der Orden unter dem Namen Hausritterorden vom Heiligen Michael weiterhin bestehen sollte, jedoch niemand ohne Einwilligung des Monarchen darin aufgenommen werden konnte.
Organisation
Der Michaelsorden war gemäß den Statuen von 1721 in drei Ritter- und drei Dienerklassen geteilt. Die Ritter waren geteilt in
Zusammen mit dem Großmeister war der Orden damit auf ursprünglich 63 Ritter begrenzt, symbolisch für das Alter, in dem Maria in den Himmel aufgefahren sein soll. Die Anzahl der Kommandeure war jedoch bereits um 1760 auf 133 angestiegen.
weltliche Bediente: vier Portiers, Pauker und Trompeter
3. Klasse:
geistliche Untergebene: Michaelsbruderschaft und Kriegsgefangene der Türkenkriege, die aus Almosen des Ordens freigekauft wurden, sowie deren Angehörige,
weltliche Untergebene: Ordensgarde und Invalide der Türkenkriege, die von den Almosen des Ordens leben, sowie deren Angehörige.[2]
Das Ordenszeichen war ein azurblauemailliertes goldenes Kreuz mit einer Abbildung des heiligen Michael mit Donnerkeilen und einem ovalen Schild mit der OrdensdeviseQUIS UT DEUS (Wer ist wie Gott, wörtliche Übersetzung von Michael). Auf den Kreuzarmen befand sich die Inschrift P F F P (Pietas, Fidelitas, Fortitudo, Perseverantia - Frömmigkeit, Treue, Tapferkeit, Beharrlichkeit). Im Revers zeigte das Kreuz die Inschrift DOMINUS POTENS IN PRÆLIO Psal. 23 V. 8 (Der Herr ist mächtig im Kampf - Psalm 23 Vers 8).[4]
Das Ordensband war himmelblau, mit kornblumenblauer, ins violette endender Einfassung. Weltliche Kommandeure trugen das Ordenszeichen an der Schärpe, die übrigen Mitglieder am Hals. Dazu wurde ein Bruststern getragen.[3]
Die Ehrenritter trugen ein Kreuz, das nur die Inschrift QUIS UT DEUS auf azurblauem Email zeigte, ohne Bruststern.
Verdienstorden vom Heiligen Michael
Wilhelm in Bayern starb am 8. Januar 1837. Am 16. Februar deklarierte König Ludwig I. die Umwandlung des Hausritterordens vom Heiligen Michael in den Verdienstorden vom Heiligen Michael.
In den Verdienstorden konnten alle Personen „ohne Unterschied des Standes, der Geburt und der Religion […], wer sich durch Anhänglichkeit, durch Vaterlandsliebe und durch ausgezeichnet nützliches Wirken irgend einer Art die besondere Zufriedenheit des Königs erworben hat“,[5] aufgenommen werden. Anders als der Hubertusorden, der Georgsorden, der Militär-Max-Joseph-Orden und der Verdienstorden der Bayerischen Krone war der Michaels-Verdienstorden jedoch nicht im bayerischen Staatswappen abgebildet.
Der Verdienstorden bestand bis zum Ende der Monarchie in Bayern am 7. November 1918 und der Proklamation des Freistaats.
Ordensklassen
1837–1855
Nach der Neustiftung 1837 umfasste der Verdienstorden zunächst drei Klassen, deren Anzahl, Ausländer und Ritter des Hubertusordens nicht mitgerechnet, begrenzt war:
Großkreuz (24)
Komtur (40)
Ritter (300)
1846 wurde die Begrenzung auf 36, 60 bzw. 320 angehoben.
1855–1887
Am 24. Juni 1855 wurde durch König Maximilian II. die Klasse des Großkomturs eingeführt, gleichzeitig wurden die bisherige Klasse der Ritter in Ritterkreuze I. und II. Klasse geteilt:
Die Verleihungspraxis hielt den Erfordernissen des 19. Jahrhunderts nicht stand. Wurden die höheren Klassen etwa des Verdienstordens der Bayerischen Krone seltener vergeben als die niedrigeren, wurde das Großkreuz des Michaelsorden häufiger verliehen als das Großkomturkreuz, das Ritterkreuz I. Klasse war die „normale Form staatlicher Auszeichnung“[6]. Auf Betreiben von Friedrich Krafft von Crailsheim wurde der Michaelsorden daher in einen „Klassenorden“ umgewandelt, die neuen Statuten wurden Ende 1887 beschlossen. Er gliederte sich nunmehr in:
1894 wurde die Verdienstmedaille in eine Silberne Verdienstmedaille und eine Bronzene Verdienstmedaille unterteilt.
1910–1918
1910 wurden dem Michaels-Verdienstorden das zwischen der II. und der III. Klasse rangierende Ehrenkreuz, die IV. Klasse mit Krone sowie das Verdienstkreuz mit Krone hinzugefügt. Bis zum 1918 wurde der Orden wie folgt verliehen:
I. Klasse
Großkreuz
Ritter I. Klasse
II. Klasse
Ritter II. Klasse mit Stern
Ritter II. Klasse
Ehrenkreuz
III. Klasse
Ritter III. Klasse
IV. Klasse
Ritter IV. Klasse mit Krone
Ritter IV. Klasse
Affiliiert:
Verdienstkreuz mit Krone
Verdienstkreuz
Silberne Verdienstmedaille
Bronzene Verdienstmedaille
Ordensdekoration
Das Ordenszeichen ist ein dunkelblaues, goldgerändertes Kreuz, das von der Königskrone überragt ist. Im hochovalenMedaillon ist im Avers der Heilige Michael zu sehen, der einen Schild mit der Inschrift QUIS UT DEUS (Wer ist wie Gott) trägt und den Drachen tötet. Im runden Medaillon auf der Rückseite findet sich das Wort VIRTUTI (Der Tugend). Auf den Kreuzenden jeweils die Buchstaben P F F P (Principi Fidelis Favere Patriae - Dem Fürsten treu, dem Vaterland dienstbar).
Das Ordensband ist dunkelblau mit rosafarbenen Bordstreifen.
Verleihungszahlen
Aus den Matrikellisten und aus den Hof- und Staatshandbüchern für das Königreich Bayern lassen sich die folgenden Verleihungszahlen ermitteln. Von 1910 an wurden Verleihungen an ausländische Empfänger nicht mehr publiziert, sodass bei den zu diesem Zeitpunkt eingeführten Ordensklassen von deutlichen Abweichungen auszugehen ist. Diese dürften um 20 bis 30 % höher liegen als nachfolgend angegeben.[7] Der Orden war nach dem Tod des Inhabers rückgabepflichtig.
Arnhard Graf Klenau: Orden in Deutschland und Österreich. Band II. Verlag Graf Klenau GmbH, Offenbach 2008, ISBN 3-937064-13-3, S. 118–127.
Johann Baptist Kranzmayr: Wappen-Almanach des Königlich Bayerischen Haus-Ritter-Ordens vom Heiligen Michael. Haus-Ritter-Orden, München 1834 (Digitalansicht).
Werner Bergmann: Neues vom altbayerischen Hausritterorden des Heiligen Michael (1693–1837). In: Orden und Ehrenzeichen. Das Magazin für Freunde der Phaleristik. Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Ordenskunde, Heft 116, 20. Jahrgang, Gäufelden 2018, ISSN 1438-3772.
↑Ludwig von Trost: Die Geschichte des St. Michaels-Ordens in Bayern und der St. Michaels-Bruderschaft seit dem Jahre 1693 bis auf die Gegenwart: nach amtlichen Quellen ... R. Oldenbourg, 1888 (google.at [abgerufen am 23. Mai 2022]).
↑ abGeorg von Krämer: Bayerns Ehrenbuch: enthaltend eine numismatische, artistische und historische Beschreibung und Erläuterung der ... Geschichts-Conventions-Thaler und Denkmünzen, welche seit der Thronbesteigung König Ludwig I. geprägt worden sind. Campe, 1834 (google.at [abgerufen am 22. Mai 2022]).
↑Ludwig Kuhn: Handbuch der Geschichte und Verfassung aller blühenden Ritter-Orden in Europa. Camesina, 1811 (google.com [abgerufen am 29. September 2023]).
↑Außerordentliche Beilage zum Fränkischen Merkur, Nr. 3 1837, Satzungen des St. Michael-Ordens, Artikel II. Google Books.
↑Ludwig von Trost: Die Geschichte des St. Michaels-Ordens in Bayern und der St. Michaels-Bruderschaft seit dem Jahre 1693 bis auf die Gegenwart: nach amtlichen Quellen ... R. Oldenbourg, 1888 (google.at [abgerufen am 24. Mai 2022]).
↑Arnhard Graf Klenau: Orden in Deutschland und Österreich. Band II, Verlag Graf Klenau GmbH, Offenbach 2008, ISBN 3-937064-13-3, S. 126.