Licht mit dieser Eigenschaft kann auch als Körperfarbe remittiert sein. Im normalen Sprachgebrauch werden die Farbnamen Violett und Lila zwar überdeckend für Farbtöne zwischen Rot und Blau genutzt, Violett ist jedoch häufig der „reine“ kurzwellige Farbreiz, während Lila häufig eine gebrochene Farbe im Rotblau beschreibt. Die Komplementärfarbe nach der subtraktiven Farbmischung ist Gelb, nach additiver Farbmischung ist es Grün (wobei dort die exakte Mischung aus dem jeweiligen primären Rot- und Blauton (Sekundärfarbe) eher als Magenta bezeichnet wird). Während Violett somit einem kurzwelligen Farbreiz entspricht, der gerade noch vom S-Zapfen („blau“) monochromatisch wahrgenommen werden kann, liegen ähnlich aussehende Farben wie Purpur und Lila (je nach Definition) auf der Purpurlinie und existieren somit nur scheinbar, d. h. nicht monochromatisch, sind daher auch nur durch Mischung aus zwei Farbreizen mithilfe der S- und L-Zapfen („rot“) gleichzeitig wahrnehmbar. Dies ist auch die Ursache dafür, dass Violett am äußersten Rand eines Regenbogens erscheint, Purpur im Regenbogen hingegen nicht vorkommt.
Violett (mit Nebenformen) erscheint bereits in deutschsprachigen maltechnischen Quellen des 15. bis 16. Jahrhunderts als Name einer eher hellen, zartvioletten Malerfarbe. Im 17. und 18. Jahrhundert etablierten sich violett (Adj.) und Violett (Subst.) als normale Farbbezeichnungen im Deutschen. Zugrunde liegen französischviolette (Subst.) ‚Veilchen‘, auch ‚Veilchenfarbe, Violett‘ und violet (Adj.) ‚veilchenfarben, veilchenblau‘, aus lateinisch viola ‚Veilchen‘ (vgl. auch violaceus ‚veilchenfarben‘).[3] Der häufigste Farbton von Veilchen tendiert zu blau, worauf auch das Farbadjektiv veilchenblau verweist.
Ebenfalls aus dem Französischen wurde später (2. Hälfte des 18. Jahrhunderts) die teilweise stark konkurrierende Farbbezeichnung lila entlehnt. Diese erscheint zunächst als modische Textilfarbe in deutschen Texten. Das französische Wort lilas (Aussprache [liˈla]) für Flieder oder fliederfarben ist orientalischer Herkunft (wie die Pflanze selbst) und kommt aus dem Arabischen und Persischen, wahrscheinlich durch spanische Vermittlung.[4] Beim Flieder existiert durch Züchtungen neben weißen und rosa Sorten mittlerweile eine breite Farbton-Palette. Die Blütenfarben liegen in violett oder lila und reichen von dunklen und gesättigten über mittlere Lilatöne bis zu zarten, blassen Sorten, es entstanden blauviolette und rotviolette Farben.
Die Farbbezeichnung Magenta entwickelte sich zum 20. Jahrhundert und geht auf die blutige Schlacht von Magenta (1859), einer norditalienischen Stadt, zurück.
Farbtöne im Violettbereich: Differenzierungsprobleme
Für die violetten Farbtöne gibt es mehrere Wörter, die sich in der Bedeutung etwas unterscheiden.
Die Farbe Violett grenzt in einigen älteren Texten und Farbmodellen an Purpur.[5] Zu problematischen Definitionen von Purpur und Violett in anderen Sprachen, z. B. Unterschiede zwischen Britischem und Amerikanischem Englisch, siehe [6][7][8].
Lila ist entweder gleichbedeutend mit Violett oder es bezeichnet ein gebrochenes, helleres Violett, ist also in diesem Fall kein reiner Farbton und kann durch subtraktive Farbmischung mit Violett und Weiß erzielt werden. Umgangssprachlich wird jedoch Lila oft für den Farbton Violett verwendet. Die hellere, pastellene Farbvariante wird auch (eingedeutscht) als flieder oder fliederfarben bezeichnet.
Magenta liegt zwischen Violett und Rot, kann also als ein lila- oder blaustichiges Rot verstanden werden und als Komplementärfarbe zu Grün.
Die Farbe Pink wird im Deutschen als ein grelles, verweißlichtes (pastelltoniges) Magenta bzw. ein kräftiges blaustichiges Rosa verstanden. (Die deutsche Übersetzung von englisch pink ist jedoch ‚rosa‘.)
Verschiedene Farbmodelle (Farbkreise) machen variierenden Gebrauch von diesen Farbnamen, die Beispiele zeigen einige für die Gestaltung von Websites definierte Farbnamen.
Trotz des sehr unterschiedlichen Eindrucks der violetten Farbtöne ist die Anwendung der Wörter für diesen Farbbereich im Alltag uneinheitlich und teilweise noch kontrovers. Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass Wörterbuchdefinitionen und offizielle Sprachmuster nicht immer im Einklang stehen mit dem allgemeinen Sprachgebrauch, und dass beispielsweise Violett und Lila in der Praxis oft als Synonyme verwendet werden.[9]
Zur Verwendung von Lila als Farbwort
Früher wurden lilafarbene Dinge oft je nach vorherrschendem Farbeindruck als Blau oder Rot eingeordnet.
Das Wort lila wird in Fibeln oft als erste Farbbezeichnung genutzt, da die bekannten Buchstaben anfangs begrenzt sind. So wird dieser blau-rote Farbton Kindern geläufig und als geschriebener Farbbegriff gefestigt.
Über die amtlich geschützte, mit einer eigenen Pantone-Nummer versehene FarbmarkeMilka-Lila der Schokoladenprodukte des Kraft-Konzerns existiert ein Bericht von Lina Panitz.[10]
Farbenlehre
Spektrales Violett
Die Spektralfarbe Violett entspricht einer Wellenlänge von 400 bis 430 Nanometern,[2] liegt also am kurzwelligen Ende des sichtbaren Spektrums. Mit Fernseh- und Computermonitoren ist es wegen fehlender (genügend intensiver) Leuchtstoffe nicht darstellbar. Spektrales Violett sieht man in einer CD, in der sich eine kräftige Lichtquelle spiegelt, wenn an der Oberfläche eine Beugung erfolgt.
Indigo ist ein früher üblicher Name für Violett und beschreibt als Spektralfarbe den Bereich zum Blau.
Pink tendiert deutlich zum Rot und liegt im CIE-Farbsystem auf der Purpurgeraden. Purpur ist dabei die Mischfarbe aus roten und blauen Farbmitteln, der keine Spektralfarbe zukommt, sondern die durch die Erregung von blauen und roten Rezeptoren entsteht.
Violett ist im eigentlichen Sinne die Bezeichnung der Spektralfarbe am kurzwelligen Ende, die sich an das Indigo anschließt und ins Ultraviolett übergeht. Nur in diesem Sinn ist Violett eine monochromatische Spektralfarbe. Purpur ist dagegen eine Mischfarbe und Bezeichnung der Farbvalenz aus rotem und violettem Farbreiz. Die intensivsten Purpurtöne bilden die „Purpurlinie“ des CIE-Chromatizitätsdiagramms. Purpur ist der Farbton, der zum „königlichen“ Farbstoff aus der Purpurschnecke gehört.
Violett wird als Farbname für die Sekundärfarbe in der additiven Farbmischung genutzt, wenn Licht der Primärfarbe Blau mit Rot zusammentrifft. Fachlich besser ist es, dafür die Bezeichnung Magenta zu nutzen.
Im RAL-Nummern-Farbkatalog gibt es einen eigenen Farbbereich 4xxx Violett, derzeit von Farbe 4001 Rotlila über 4005 Blaulila und 4006 Verkehrspurpur bis Farbe 4010 Telemagenta, der Telekom-„Identity Color“. Außerdem gehört die RAL-Farbe 5000 Violettblau im blauen Bereich dazu.
Farbstoffe
Die Farbe Violett tritt in der Natur auf, so waren die Farbtöne des Veilchens und später des Flieders namensgebend für die Farbbezeichnung. Lange Zeit war es aber nicht möglich, einen beständigen Farbstoff herzustellen, wie er zum Färben von Textilien benötigt wird. In der Antike wurden sehr teure, aus Purpurschnecken gewonnene Farbstoffe für die Färbung von Luxusartikeln genutzt. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurden violette Textilienfärbungen oft durch zweimaliges Färben (mit roten und blauen Farbmitteln, z. B. Kermes und Färberwaid, später Färberkrapp oder Koschenille und Indigo) erzielt. Erst 1856 gewann William Henry Perkin zufällig den (überhaupt) ersten künstlich synthetisierten Farbstoff Mauvein, als er Untersuchungen am Steinkohleteer durchführte. Zwei Jahre später gelang August Wilhelm von Hofmann die Gewinnung des Farbstoffs Fuchsin.
In der Farbberatung wird es empfohlen, um Selbstvertrauen und Individualität auszudrücken und für alle Gelegenheiten, wo Diplomatie gefragt ist. Violett mit seinen Farbnuancen gilt auch als phantasievoll und kreativ, empfindsam, intuitiv und außergewöhnlich. Angeblich soll es aphrodisierend wirken.
Nach der Herstellung der ersten Stoffe mit dem neu entdeckten künstlichen Farbstoff, zwischen 1858 und 1869, galt das blasse „Mauve, or violet colored silk“[13] als Modefarbe der besseren Leute.[14]
Die Färbung der Kleidung hoher christlicher Würdenträger hat die Bedeutung Würde begründet.
In den nationalsozialistischen Konzentrationslagern wurden die wegen ihres Glaubens inhaftierten Bibelforscher (siehe Zeugen Jehovas) mit einem „violetten Winkel“ markiert. Das auf der Spitze stehende Dreieck wurde zur Kennzeichnung der Regimegegner genutzt, Violett stand für Widerstand aus Glaubensgründen.[15]
Die paneuropäische Partei Volt Europa und dessen nationale Ableger nutzen violett als einheitliches Design.
Frauenbewegung
Als Ausdruck von Frauenliebe und Unabhängigkeit (Freiheit) werden rot-blaue Farben erstmals von der auf der griechischen Insel Lesbos lebenden antiken Lyrikerin Sappho erwähnt.
Berühmte Frauen beeinflussten mit Kleidungsstücken dieser Farbe die Modewelt. Im 19. Jahrhundert wurde die Farbe für die Frauenbewegung neu entdeckt. Lila als Mischung zwischen Rosa (weiblich, früher Rot als männliche Farbe geltend) und Hellblau (männlich, früher Blau als weibliche Farbe geltend) gilt als Symbol für Gleichstellung zwischen den Geschlechtern. Schon die Plakate der ersten internationalen Frauentage wurden in Lila gehalten. In den „Goldenen 1920er Jahren“ kam die Farbe in Mode, und in den 1970er Jahren war es für Feministinnen fast ein Muss, lila gekleidet zu sein. Viele frauenpolitische Projekte bekamen einen Namen, in dem das Wort Lila enthalten ist. Die „lila Latzhose“ wurde sprichwörtlich und oft verspottet.
Literatur
Alice Walker gab 1982 ihrem Briefroman den Namen The Color Purple (dt. Die Farbe Lila).[16] Er zeichnet die Lebensgeschichte einer sich selbst befreienden Afroamerikanerin nach. Der Roman enthält autobiographische Elemente.[17]
Im Zuge der Industrialisierung am Ende des 19. Jahrhunderts, bei der die Entstehung der chemischen Industrie eine wichtige Rolle spielte, erschienen eine Reihe dystopischer Romane und Erzählungen, die die Farbe Lila in ihren Titeln tragen und die Ängste der Gesellschaft vor Gift, Umweltzerstörung und Entmenschlichung widerspiegeln.[18] Dazu gehören H. G. Wells’ The Purple Pileus (1896), in der ein ruhiger Mann nach dem Genuss violetter Pilze seine Persönlichkeit verliert,[19] Fred Whites[20]The Purple Terror (1898), in dem ein Trupp amerikanischer Soldaten in Kuba von menschenfressenden lila Orchideen angegriffen wird, und The Violet Flame von Fred T. Jane (1899), das mit der Erfindung einer lila Substanz durch einen verrückten Wissenschaftler beginnt und mit der fast vollständigen Vernichtung der Weltbevölkerung endet.[21] Am bekanntesten ist der frühe britische Endzeitroman Die purpurne Wolke von M. P. Shiel (1901), in dem lila Vulkangase die gesamte Menschheit auslöschen.[22]
Purple Day
Der Purple Day findet seit 2008 jährlich am 26. März statt. Bei diesem Gedenktag zur Aufklärung über Epilepsie soll die Farbe an die Einsamkeit der Betroffenen erinnern.
Commons: Violett – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
↑
Franz Wenzel: AGFA-Lichtfilter. fotokino-verlag, Halle 1957.
↑ ab
Das große Tafelwerk – Formelsammlung für die Sekundarstufe I und II, Cornelsen Verlag, S. 112
↑Zur Geschichte der Wortfamilie Violett im Deutschen, siehe William Jervis Jones: Historisches Lexikon deutscher Farbbezeichnungen. Akademie Verlag/De Gruyter, Berlin 2013, unter Violett.
↑Zahlreiche Textbelege und Hinweise auf Sekundärliteratur in Jones: Historisches Lexikon, unter Lila.
↑Zum problematischen Farbwert von Purpur in älteren und neueren deutschen Quellen, siehe Jones: Historisches Lexikon, unter Purpur.
↑N. Spence. The Linguistic Field of Colour Terms in French. Zeitschrift für romanische Philologie 1989;105(5-6):472-497. doi:10.1515/zrph.1989.105.5-6.472
↑K.R. Fehrman, C. Fehrman. Color - the secret influence. (2004, Pearson Education, Upper Saddle River)
↑Siehe z. B. Yanqian Fan: Farbnomenklatur im Deutschen und im Chinesischen. Eine kontrastive Analyse. Lang, Frankfurt/M. 1996 (Diss. Essen 1993/94), S. 104, 131 f., 140 und 152. Aufgrund von verschiedenen Erkennungs- und Benennungstests mit ihren Informanten fand Fan referentiell kaum einen Unterschied zwischen violett und lila, so dass beide als synonyme Grundfarbwörter im Deutschen zu betrachten wären. Siehe auch Hans Altmann: Zur Semantik der Farbadjektiva im Deutschen. In: ‚Grippe‘, ‚Kamm‘ und Eulenspiegel. Festschrift für Elmar Seebold zum 65. Geburtstag. Hrsg. von Wolfgang Schindler und Jürgen Untermann. Walter de Gruyter, Berlin, New York 1999, S. 1–21. Altmann fand (S. 13ff.), dass die Mehrheit seiner jungen Informanten keinen Unterschied kannten zwischen violett und lila (hier empirisch definierbar als „eine eher dunkle, gesättigte Mischfarbe“), aber gut bezeugt war wenigstens „die Ablösung des älteren violett durch das jüngere lila, das den Bedeutungsumfang von violett mehr und mehr aufsaugt“.
↑Zur Industrie- und Literaturgeschichte der Farbe Lila siehe auch: James Fox Die Welt im Licht der Farbe. Eine Kulturgeschichte, Kap. 6 Violett. Der synthetische Regenbogen. Edition fröhlich, Berlin 2023.
↑H. G. Wells The Purple Pileus. Black and White, December 1896. Im englischen Original verfügbar unter archive.org: The Plattner Story And Others
↑Zum Autor Fred M. White im englischsprachigen Wikipedia
↑M. P. Shiel The Purple Cloud. Chatto & Windus, London 1901. Im englischen Original verfügbar unter Project Gutenberg: The Purple Cloud
Die in diesem Artikel angezeigten Farben sind nicht farbverbindlich und können auf verschiedenen Anzeigegeräten unterschiedlich erscheinen.
Eine Möglichkeit, die Darstellung mit rein visuellen Mitteln näherungsweise zu kalibrieren, bietet das nebenstehende Testbild (nur bei nativer Anzeigeauflösung und wenn die Seite nicht gezoomt dargestellt wird):
Das Anzeigegerät in den sRGB-Modus setzen, sofern vorhanden. Tritt auf einer der drei grauen Flächen ein Buchstabe („R“ für Rot, „G“ für Grün oder „B“ für Blau) stark hervor, sollte die Gammakorrektur des entsprechenden Farbkanals korrigiert werden. Eine ausführlichere Beschreibung dazu bietet Hilfe:Farbdarstellung.