Mömbris [mœmbʁɪs] ist seit dem 31. Januar 1964 ein Markt im unterfränkischenLandkreis Aschaffenburg. Mömbris ist die fünftgrößte Gemeinde des Landkreises auf einer Fläche von 35,87 km². Der größte Teil (32,81 km²) sind Wälder, Wiesen und Ackerland. Der Ort liegt zwischen 165 m und 337 m ü. NHN.
Der Markt Mömbris liegt in der Region Bayerischer Untermain im mittleren Kahlgrund auf halber Strecke von Schöllkrippen nach Alzenau am Fuße des Vorspessarts mit seiner höchsten Erhebung, dem Hahnenkamm (436 m ü. NHN). Im nördlichen Gemeindegebiet verläuft am Teufelsgrund die Landesgrenze zu Hessen. Der Fluss Kahl fließt durch die Marktgemeinde. Der topographisch höchste Punkt der Gemeinde befindet sich an einem Nebengipfel der Stempelhöhe nordwestlich von Angelsberg mit 418 m ü. NN(Lage)50.0636479.114328, der niedrigste liegt an der Kahl in der Nähe der Kläranlage auf 147 m ü. NHN(Lage)50.0939869.133045.
Das Dorf Mömbris liegt zentral im Gemeindegebiet zwischen Schimborn und Niedersteinbach an der Staatsstraße 2305 auf 180 m ü. NHN. Es ist mit Fronhofen, Rappach und Mensengesäß baulich zusammengewachsen. Südwestlich von Mömbris befindet sich die Ortschaft Heimbach. Höchster und niedrigster Punkt der Dorfgemarkung entsprechen denen der gesamten Gemeinde.[2]
Die früheren Dörfer Niedersteinbach, Mittelsteinbach und Obersteinbach bilden heute gemeinsam den Gemeindeteil Niedersteinbach.
Bayerisch-hessische Grenze
Hessen ragte mit einer Landzunge in den Markt. 2007 wurde deshalb ein Flächentausch von ca. 10 Hektar zwischen Bayern und Hessen vereinbart, der am 1. Juli 2011 in geändert Form in Kraft trat, wobei das Territorium Bayerns um 1,77 Hektar verkleinert wurde. Bis dahin verlief die Landesgrenze quer durch das Sportlerheim des FV Viktoria 1930 e. V. Brücken. Des Weiteren teilte die Grenze ein kleines Teilstück der Staatsstraße 2305 im Gemeindeteil Niedersteinbach ab und verlief kurz auf hessischer Seite weiter (Hessenkurve).[6][7]
Der Name übertrug sich von der Burg Mömbris auf den Ort. Im Kahlgründer Dialekt wird der Ort heute Memersch (Aussprache: [me:mɛʃ]) genannt.[8][9] Wovon sich der Name Mömbris tatsächlich ableitet, ist nicht genau bekannt. Es bestehen zwei mögliche Theorien:
Der Name Mömbris geht auf das mittelhochdeutsche Wort Hemelris zurück, das so viel wie Sumpfrodung bedeutet, die vor dieser Zeit in der Umgebung von Mömbris stattfand.[8]
Der ursprüngliche Name Hemmilriz besteht aus dem Personennamen Hemilio und dem mittelhochdeutschen Wort riz, das Spalte oder Furche bedeutet. Der wechselnde Anfangsbuchstabe von H auf M kann von einer möglichen Agglutination des Präpositionsauslautes kommen: (a)m Hemmilriz oder (zu)m Hemmilriz.[10]
Frühere Schreibweisen
Frühere Schreibweisen des Ortes aus diversen historischen Karten und Urkunden:[10]
Die Burg Mömbris stand um 1300 dort, wo sich heute der alte Friedhof befindet. Sie wird fälschlicherweise als Womburg bezeichnet, weil sie im 19. Jahrhundert noch nicht zu lokalisieren war.[8]
Die Verhaftung des Pfarrers August Wörner am 28. Dezember 1936 löste bei der katholischen Bevölkerung Mömbris Wut und Empörung aus. Der Pfarrer, der selbst Kriegsveteran des Ersten Weltkrieges war und Inhaber des Eisernen Kreuzes I. Klasse, hatte sich gegen das Anbringen eines „Stürmer“-Kastens in seiner Gemeinde ausgesprochen. Im Sonntagsgottesdienst am 20. Dezember 1936 hatte der Geistliche eine Unterschriftenaktion gegen die Anbringung des Stürmer-Kastens befürwortet und ein Ultimatum gestellt, keine Messe mehr zu halten. Dieser Aufruf veranlasste viele katholischen Gemeindemitglieder zum Bürgermeister und gleichzeitigen NSDAP-Ortsgruppenleiter Gottfried van Treek zu gehen und sich in die Unterschriftenliste einzutragen. Daraufhin wurde der Pfarrer Wörner am 28. Dezember 1936 von der Gestapo verhaftet und ins Gefängnis nach Aschaffenburg gebracht. Der Kaplan der Gemeinde Mömbris Hermann Dümig setzte den Widerstand gegen das NS-Regime fort. Pfarrer August Wörner wurde am 2. August 1937 aus der sogenannten Schutzhaft entlassen.[11] Hermann Dümig wurde im Januar 1941 verhaftet, wegen „Beunruhigung des Volkes“ verurteilt und schließlich ins KZ Dachau gebracht, wo er fast vier Jahre lang inhaftiert war.[12]
Zu Mömbris gehören seit 1818 die Gemeindeteile Brücken, Strötzbach, Rappach, Heimbach, Gunzenbach, Rothengrund, Angelsberg, Karlesberg (heute Wüstung) und Molkenberg.
Als erste Gemeinden wurden mit Wirkung vom 1. Januar 1972 Daxberg, Hemsbach und Mensengesäß in den Markt Mömbris eingegliedert.[13]
Am 1. Juli 1972 folgte die Gemeinde Niedersteinbach als 13. Gemeindeteil.[13]
Am 1. Januar 1974 wurden Dörnsteinbach und Hohl eingemeindet.[14]
Die Gemeinde Reichenbach gab am 1. Januar 1976 ihre Selbständigkeit auf.[14]
Schimborn, das schon am 1. Januar 1972 mit Königshofen an der Kahl fusionierte und zusammen mit diesem Ort die Gemeinde Schimborn bildete[13], kam am 1. Mai 1978 zu Mömbris.[14]
Einwohnerentwicklung
Im Zeitraum 1988 bis 2018 stieg die Einwohnerzahl von 11.103 auf 11.480 um 377 Einwohner bzw. um 3,4 %. 2000 hatte der Markt 12.362 Einwohner.
Quelle: BayLfStat
Hochwasser
Anhaltender extremer Starkregen mit 130,6 l/m² Niederschlag in Oberwestern war der Auslöser eines schweren Kahlhochwassers am 20. Februar 1937 zwischen Mömbris und Michelbach.[15]
Ein Jahrhunderthochwasser hatte der Kahlgrund am 10. und 11. August 1981 zu verzeichnen. Die Ortschaft Mömbris glich einer Insel im mittleren Kahlgrund.
Am 4. Mai 2017 wurde der Kahlgrund von einem Unwetter heimgesucht, bei dem die Kahl und ihre Nebenbäche starkes Hochwasser hatten. Besonders heftig traf es dabei die Ortsteile des Marktes Mömbris.[16] Siehe dazu Hochwasser der Kahl 2017.
Politik
Marktgemeinderat
Der Marktgemeinderat besteht aus 24 Ratsmitgliedern. Dies ist die festgelegte Anzahl für eine Gemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 10.001 und 20.000.[17] Der Marktgemeinderat wird für sechs Jahre gewählt.
Stimmberechtigt im Marktgemeinderat ist außerdem der erste Bürgermeister. Dies ist der parteilose Felix Wissel.
Erster Bürgermeister ist seit 2008 der parteilose Felix Wissel.[20] Dieser wurde bei der Bürgermeisterwahl am 16. März 2014 mit 96,49 % der Stimmen wiedergewählt. Die Wahlbeteiligung lag bei 54,08 %.[21] Am 15. März 2020 wurde er, nominiert vom Wahlvorschlag Aller guten Dinge sind Drei, mit 85,9 % der Stimmen für weitere sechs Jahre gewählt; die Beteiligung lag bei 67,5 %.
Wappenbegründung: Mömbris war bis 1500 Königsgut, worauf die Laubkrone im Wappen hinweist. Der Ort war Sitz eines Freigerichts, was durch das Schwert symbolisiert wird. Im Jahr 1487 erlangte Kurmainz einen Teil der Landeshoheit und 1738 die Gesamtherrschaft über das Gebiet. Das sechsspeichige Rad (Mainzer Rad) erinnert daran.
Das Wappen wurde 1961 entworfen und wird seitdem geführt.
Das Heimatmuseum des Marktes Mömbris befindet sich im Ortsteil Gunzenbach und entstand durch die Initiative des damaligen Kreisheimatpflegers Emil Griebel in der alten Gunzenbacher Schule und besteht seit dem 14. Mai 1977.
Im Gemeindeteil Strötzbach befindet sich in einer historischen Doppelmühle an der Kahl das Mühlenmuseum; es ist nach Absprache von Mai bis Oktober zu besichtigen. Der Bau der Doppelmühle begann um das Jahr 1700. Der aus Sonthofen im damaligen Bistum Augsburg stammende Jakob Koch und der einheimische Andreas Brückner sind die Stammväter der Doppelmühle. Beide Mühlen befanden sich unter einem Dach. Sogar in den einzelnen Stockwerken waren die Mühlenteile ineinander verschachtelt. Durch die Einrichtung des Mühlenmuseums wurden die alten Mühleneinrichtungen in der „Brückner Mühle“ konzentriert und der Mahlvorgang wie in früheren Zeiten ermöglicht. Der „Koch-Anteil“ wurde Wohnung der Familie. Die beiden Mühlenräder blieben erhalten.
Freilandmuseum
In der Nähe des Ortszentrums von Mömbris befindet sich ein kleines Freilandmuseum. Eine historische Ölmühle und eine alte Schmiede bilden zunächst den Grundstock des Museums, das noch ausgebaut werden soll.
Wirtschaft und Infrastruktur
Die hohe Einwohnerzahl kann darüber hinwegtäuschen, dass Mömbris eine sehr ländlich geprägte Kommune ist, da seit der großen Gebietsreform in Bayern Ende der 1970er-Jahre zu Mömbris 23 Gemeindeteile gehören. Diese haben durchgehend wenige Einwohner vorzuweisen (Größenordnung: ca. 200–1000 Einwohner, Ausnahme: Schimborn (1800 Einwohner) und Mömbris selbst (2000 Einwohner)), so dass der Markt Mömbris im Jahr 2004 etwa 12.000 Einwohner zählte. Nachdem der Markt Mömbris lange mit Bevölkerungsrückgang und wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hatte (Kaufkraftverlust in die benachbarten Kahlgrundgemeinden Schöllkrippen und Alzenau), sorgen seit einigen Jahren neu entstandene Gewerbegebiete mit den dort ansässigen Firmen und Einkaufsmärkten für eine positive Entwicklung.
Im Jahr 2020 gab es nach amtlicher Statistik 1731 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es insgesamt 4976. Im verarbeitenden Gewerbe gab es drei, im Bauhauptgewerbe 29 Betriebe. Zudem bestanden 2016 48 landwirtschaftliche Betriebe mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von 1176 Hektar. Davon waren 366 Hektar Ackerfläche und 789 Hektar Dauergrünfläche.
9 Kindertageseinrichtungen: 503 Kindergartenplätze mit 460 Kindern
3 Volksschulen: 29 Lehrern und 463 Schülern
Volkshochschule Kahlgrund-Spessart e. V., zuständig für die Markt-Gemeinde Mömbris, die VG Schöllkrippen, Geiselbach, Johannesberg, VG Heigenbrücken, VG Mespelbrunn
Vereinsleben
Das Vereinsleben im Markt Mömbris gestaltet sich vielfältig. Neben einigen Sportvereinen sind mehrere Heimat- und Kulturvereine vertreten. In Mömbris ist die Ringer-Bundesligamannschaft der RWG Mömbris-Königshofen ansässig.
Ivo Fischer (* 25. Dezember 1881 in Mömbris; † 28. April 1937 in Würzburg). Domkapitular
Ivo Zeiger SJ (* 29. Juli 1898 in Mömbris; † 24. Dezember 1952 in München), Professor für Kirchenrecht. Zu seinem Gedächtnis nannte die Gemeinde die 1959 erbaute VolksschuleIvo-Zeiger-Schule und das kirchliche Gemeindezentrum Ivo-Zeiger-Haus.
Ludwig Volk (* 14. September 1926 in Mömbris; † 4. Dezember 1984 in München), deutscher Jesuit und Historiker.
Fritz Amrhein (* 24. April 1928 in Mömbris; † 5. Mai 2000 in Hösbach), Jurist, Direktor des Amtsgerichts Aschaffenburg (1972–1983), Präsident des Landgerichts Aschaffenburg (1983 bis zum Ruhestand), Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande
Hans Schneider (* 18. Januar 1929 in Mensengesäß; † 10. Februar 2023), deutscher Zoologe
Helmut Bauer, (* 18. März 1933 in Schimborn). Theologe, Weihbischof
Roland Lohkamp (* 10. Juni 1944 in Mömbris), Botschafter in Luxemburg und Bukarest
Peter Behl (* 12. Februar 1966 in Mömbris), Ringer im griechisch-römischen Stil, Olympiateilnehmer
Raimund Merget, 1970–1986 Pfarrer von Mömbris, Ideengeber und Mitgestalter für viele soziale Einrichtungen, u. a. Initiator und Erbauer des Ivo-Zeiger-Hauses
Anton Reising, 1951–1986 Bürgermeister, maßgeblich an Neustrukturierung der Gemeinde beteiligt; Initiator der sogenannten Ortskernsanierung, eine Neuordnung des städtebaulichen Mittelpunktes des Ortes.
Felix Wissel (* 1. November 1978 in Alzenau-Wasserlos), Bürgermeister des Marktes Mömbris, deutscher Bundesliga-Ringer.
Literatur
Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung (Hrsg.): Heimatjahrbuch Unser Kahlgrund, 1956–2024
Arbeitsgemeinschaft für Heimatforschung (Hrsg.): Bildstöcke und Flurdenkmäler des Landkreises Alzenau, 1971
Wilhelm Bierschneider: Unterfranken. Historische Daten von Städten, Gemeinden und Ortsteilen der Landkreise und der kreisfreien Städte sowie die Entwicklung der Ortsnamen, 2003
Josef August Eichelsbacher: Heimatbuch des Kahlgrundes, I.Teil, Geschichte und Sagen, 1928
Josef August Eichelsbacher: Heimatbuch des Kahlgrundes, II.Teil, Land und Leute, 1930
Monika Schmittner: ...befindet sich hier eine Anzahl staatsfeindlicher Elemente. Verfolgung und Widerstand 1933–1945 in Stadt und Land Aschaffenburg, Frankfurt 1985.
↑ abcUnser Kahlgrund 2004. Heimatjahrbuch für den Landkreis Alzenau. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft zur Heimatforschung und Heimatpflege des Landkreises Alzenau, Landrat des Kreises. ISSN0933-1328.
↑Reihold Hein (Hrsg.): Kahlgrünner Wörderbuch. M. Kroeber, Linsengericht 2015, ISBN 978-3-00-051705-1.
↑Schmittner, Monika: … befindet sich hier eine Anzahl staatsfeindlicher Elemente. Verfolgung und Widerstand 1933–1945 in Stadt und Land Aschaffenburg. Frankfurt, 1985. S. 134–143
↑Grafe, Roman und Schneider, Maximilian: Sie können mich einsperren, ich bin bereit. Wie zwei fränkische Pfarrer mit ihrer Gemeinde den Nazis trotzten. Hörgeschichte, Eigenverlag 2020 / HR 2021
↑ abcWilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S.418.
↑Gerhard Nees, Hermann Kehrer: Alzenauer Wetterchronik. Die interessantesten Wetterereignisse in Alzenau, im Kahlgrund und am Untermain von 365 bis 1999. Reinhold Keim Verlag, Großkrotzenburg 2002, ISBN 3-921535-51-4.