Der topographisch höchste Punkt der Gemeinde ist der Gipfel des Bischlingsberges südöstlich von Sailauf mit 375 m ü. NHN(Lage)50.019659.27461, der niedrigste liegt an der Aschaff südwestlich vom Weiberhof auf 145 m ü. NHN(Lage)50.002199.23479.
Wovon sich der Name Sailauf tatsächlich ableitet, ist nicht genau bekannt. Es bestehen zwei mögliche Theorien:
Dem Siedlungsnamen liegt der alte Personenname Sigelouf zugrunde.[5]
Der Name stammt vom Bach Sailauf ab,[5] der im Gemeindegebiet der Laufach zufließt. Da es diesen Bach gleichen Namens gibt und sich in der Region oft Ortsnamen aus Gewässernamen entwickelten, ist diese Etymologie wahrscheinlicher.
Im lokalen Dialekt wird Sailauf als „Saileff/Sailuff“ bezeichnet und die Sailaufer werden „Saileffer/Sailuffer“ genannt.
Frühere Schreibweisen
Frühere Schreibweisen des Ortes aus diversen historischen Karten und Urkunden:[5]
1189 Sigilovf
1229 Sigeloufe
1245 Sigelof
1279 Sygeloufen
1281 Sigelofe
1283 Sigelowen
1312 Sylauf
1370 Sylaff
1489 Seyloff
1626 Seillauff
1820 Sailauf
Geschichte
Bereits 1089 war dort die Urkirche des oberen Aschafftales. 1189 findet sich die erste urkundliche Erwähnung des Herrenhofes Sigilovf(e), der seinen Namen wahrscheinlich von dem Bach ableitete, der im Sailauftal fließt. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich hieraus der Name Sailauf. Der Herrenhof „Sigilouf“ wurde als Lehen an Gerhard von Kälberau (Gerhardus de Kelberowe) gegeben, der sich in einer Urkunde aus dem Jahr 1229 nach diesem Herrenhof Gerhard von Sailauf („de Sigeloufe“) nennt. Der Name von Sailauf („de Sigeloufe“) ist ein zum Besitz gehörender Name und damit kein Nachname im modernen Sinn, da er lediglich anzeigt, das Gerhard mit dem Herrenhof Sailauf (Sigilouf) belehnt ist. Die Spur der Familie von Kälberau in Sailauf verliert sich im Lauf der Zeit. Möglicherweise wurden Angehörige der Familie in einer der Vorgängerkirchen der St. Vitus-Kirche bestattet, da bei Umbauarbeiten mit Samt ausgekleidete Sarkophage entdeckt wurden, was für eine sozial gehobene Stellung der Bestatteten spricht. Aufgrund der Lage der Sarkophage kann weitgehend ausgeschlossen werden, dass es sich um Geistliche handelt.[6] Im 13. Jahrhundert stand Sailauf vorübergehend unter der Herrschaft der Grafen von Rieneck, welche auf dem nahe gelegenen Gräfenberg die Burg „Landesere“ errichteten. 1265 erbaute der Mainzer Kurfürst Werner von Eppstein das Jagdschloss „castrum vivarium“, welches später in „Weyberhof“ umbenannt wurde. Als 1349 die Pest in Europa wütete, war der Vorspessart beinahe menschenleer. Nach Sailauf kamen später Siedler aus dem Steigerwald. 1552 wurde das Schloss „Weyberhöfe“ im Zweiten Markgraflerkrieg zerstört.
Im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) wurde Sailauf fast vollkommen zerstört. 1789 wurde über Sailauf die Sankt-Vitus-Kirche erbaut, welche vermutlich schon die vierte Kirche an dieser Stelle ist. 1803 endete die Herrschaft des Kurfürsten von Mainz im Vorspessart, und 1814 kamen Aschaffenburg und Umgebung an Bayern.
Der Gemeinderat hat 16 Mitglieder. Weiteres Mitglied und Vorsitzender des Gemeinderates ist der Erste Bürgermeister. Bei der Kommunalwahl vom 15. März 2020 haben von den 2926 Stimmberechtigten 1843 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht, womit die Wahlbeteiligung bei 62,99 % lag.[10]
Bürgermeister
Bei der Kommunalwahl vom 15. März 2020 wurde Michael Dümig (SPD) mit 85,45 % der Stimmen wieder zum Ersten Bürgermeister gewählt.[11] Er ist seit 1. Mai 2008 im Amt.
Wappen
Blasonierung: „In Silber ein roter Schräglinksbalken, belegt mit einem sechsspeichigen silbernen Rad; oben ein blauer Schräglinkswellenbalken, unten ein schräger grüner Eichenzweig.“[12]
Wappenbegründung: Der blaue Schräglinkswellenbalken steht für die Lage der Gemeinde am Zusammenfluss der Bäche Sailauf und Steinbach. Der grüne Eichenzweig weist auf den an Eichen reichen Spessart hin, in dem die Gemeinde liegt. Seit Mitte des 13. Jahrhunderts bis zum Jahr 1803 gehörte der Ort zum Kurstaat Mainz, worauf im Wappen durch das silberne Rad („Mainzer Rad“) und den roten Schräglinksbalken hingewiesen wird. Die Farben Rot und Silber sind die Farben des Kurstaates.
Das Wappen wurde am 21. März 1969 verliehen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten / Umgebung
Die spätbarocke St. Vitus-Kirche (1789) auf einem Hügel geht vermutlich auf drei Vorläuferbauten zurück (s. o.). St. Vitus war Mutterpfarrei für 10 Siedlungen im Umkreis. Vom romanischen Erstbau (11. Jahrhundert) blieben der Turm sowie eine Maskenkonsole unterhalb des Helms erhalten, das so genannte Bleckmaul. An der Südfassade befindet sich eine Kreuzigungsgruppe unterhalb des Außenfreskos einer Schutzmantelmadonna. Die Inneneinrichtung stammt aus dem 18. Jahrhundert.
Der Friedhof geht im Kern ebenfalls auf die mittelalterliche Anlage zurück. Das barocke Eingangsportal schmücken die Skulpturen des Kirchenpatrons Vitus, der Gottesmutter Maria und des Pestheiligen Sebastian.
Die Bausubstanz der Unterstadt ist historisch jünger. Das heutige Rathaus in Fachwerk (seit 1938) wurde um 1800 errichtet (ursprünglich Forstmeisterwohnung, Bäckerei und Kolonialwarenhandlung). Der kleine Zwiebelturm mit Turmuhr ist eine Zutat von 1940. Vor dem Rathaus steht ein verwitterter Bildstock mit Pietà.
Das Schulhaus (Backsteinbau) stammt von 1906.
Oberhalb der Kirche führen Rad- und Wanderwege zu einem Lehrpfad durch die Streuobstwiesen. Der Sailaufer Pfarrer Bonaventura Ruf war ein aktiver Förderer des lokalen Apfel- und Quittenanbaus, der bis in die 1950er Jahre ein wichtiger Wirtschaftszweig der Gemeinde war. Mit dem globalen Obstimport seit den 1960er Jahren sind die Streuobstflächen sukzessive zurückgegangen. Der Wanderweg führt an den Hofwiesenteichen (Angelweiher), dem Sämenhof (Aussiedlerhof mit Gastwirtschaft) und der Rottenberger Kapelle vorbei und bindet dadurch Rottenberg, Eichenberg, den Sailaufer Forst und den Engländer an.
Die Hartkoppe (auch Fuchs Steinbruch genannt[13]) ist ein noch in Betrieb befindlicher Rhyolithsteinbruch nahe der Ortschaft Sailauf und ist heute unter Mineraliensammler ein bekannter Fundort einiger seltener Minerale, darunter Uranylminerale, oder der nach dieser Typlokalität benannte Sailaufit.[14][15] Auch der Okruschit wurde in diesem Steinbruch erstmals gefunden und beschrieben.[16]
Soziales
Sailauf hat ein vielfältiges Vereinsleben. Überregional bekannt und erfolgreich sind die Juniorinnen und Junioren vom Bayerischen Roten Kreuz. Besonders hervorzuheben sind auch die Leistungen der Sailaufer Turner sowie die überregionale Popularität des Reit- und Fahrvereins Sailauf.
Zwei Besonderheiten Sailaufs war das jährliche Sailaufer Knoblauchfest und das Tsukahara-Festival.
An sozialen Einrichtungen gibt es zwei Kindergärten und eine Grundschule. Die Gemeinde ist dem Verband kommunaler Musikschulen angeschlossen.
Sailauf wurde 2009 überregional bekannt, als die 1971 eingeweihte Auferstehungskirche gegen den Protest der Gläubigen und der Bürger auf Veranlassung der Diözese Würzburg abgerissen wurde. Die Kirche war ein Sichtbetonbau nach einem Entwurf des Architekten Emil Mai. Das Gebäude wurde beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als Baudenkmal angesehen. Eine von den Bürgern befürwortete profane Nachnutzung der Kirche wurde von der katholischen Kirche abgelehnt und von der politischen Gemeinde mehrheitlich nicht unterstützt.
2022 hat der Förderverein Sailauf für Heimat und Geschichte dieser abgerissenen Kirche an dem ursprünglichen Standort ein Denkmal gewidmet. 6 Glasmosaiken, geschaffen von Siegfried Richard und eine von Thomas Eisert geschaffenen Gedenktafel mit Ansichtsmotiven der Kirche erinnern an dieses geniale Architekturkunstwerk von Emil Mai.
Sailauf ist der europäische Entwicklungsstandort der Sparte Electronic des international agierenden Automobil-Zuliefer-Konzerns Magna International Inc.
Außerdem wird in Sailauf ein von der Familie Wilhelm Staab gegründeter Mineralbrunnen betrieben, der unter dem Namen „Sailaufer Mineralbrunnen“ Getränke auf Mineralwasserbasis anbietet.
Ein bedeutender Arbeitgeber in den 70er/80er Jahren war außerdem eine Niederlassung der Firma ELB-Schliff (Edmund-Lang-Babenhausen).
Bildungseinrichtungen
Sailauf verfügt über eine eigene Grundschule und drei Kindergärten, wovon zwei in kirchlicher Trägerschaft sind.
Josef Hämel-Köhler (1928–2005), Pfarrer in Sailauf von 1967–2002
Wilhelm Staab (1909–2003), Gründer des Sailaufer Mineralbrunnens
Dr. med. Herbert Seth (1921–1973), Dorf-Arzt, bewohnte die Villa Firmbach
Rudi Hafner (1920 bis 2008), Künstler
Eveline von Cancrin, geb. Kann, ehemalige Eigentümerin des Guts Weiberhof & deren Tochter Alix, letzte Eigentümerin des Guts vor dem Umbau zum Hotel
Literatur
Rudolf J. Lippert: "Sailauf und Eichenberg im Lichte der Überlieferung". Selbstverlag, Obertshausen 2003
Werner Konrad, Ferdl Kraus, Waldemar Lippert: "Sailauf-Eichenberg. In Bildern um die Jahrtausendwende", Geiger-Verlag 2000
"Sailauf Eichenberg. Bilder aus über 100 Jahren dörflicher Vergangenheit", von Ferdinand Kraus (Vorwort), Fred Maier (Vorwort), Karl Strom (Vorwort), Gerhard Steigerwald (Vorwort), Maria Reinhardt, Herta Hubertus, Bruno Eisert, Gottfried Baumann, Geiger-Verlag 1996
Petra Bernesch: "Bau der alten Schule in Sailauf" - Herausgeber: Förderverein Sailauf für Heimat und Geschichte e. V. Im November 2018
Peter Wohlwender (Hrsg.): "Auferstehungskirche zu Sailauf", Verlag Dreiviertelhaus, Berlin 2019
Ferdinand Kraus: "Was bleibt sind Erinnerungen" - Sterbebilder - Herausgeber: Förderverein Sailauf für Heimat und Geschichte e. V. Im März 2019
Thomas Eisert: "Sailaufer Schulstunden" – Herausgeber: Förderverein Sailauf für Heimat und Geschichte e. V. im April 2020
Mittelsailauf – Häuser und Leute die darin leb(t)en – Herausgeber: Förderverein Sailauf für Heimat und Geschichte e. V. im November 2020
Hertha Hubertus: Von der Bestallung eines zeitlichen Schulmeisters - Herausgeber: Förderverein Sailauf für Heimat und Geschichte e. V.im Juli 2021
Thomas Eisert: "Sailaufer Mühlen" - Herausgeber: Förderverein Sailauf für Heimat und Geschichte e. V.im November 2022
Petra Bernesch, Thomas Eisert: "Sailaufer Bergwerke" - Herausgeber: Förderverein Sailauf für Heimat und Geschichte e. V. im November 2023
Thomas Eisert: "Kriegstagebuch des Franz Staab - Authentisches Kriegstagebuch aus dem ersten Weltkrieg" - Herausgeber: Förderverein Sailauf für Heimat und Geschichte e. V. im September 2024
Weblinks
Commons: Sailauf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien