Der Name Weibersbrunn geht auf die Quelle des Weibersbaches zurück, an der der Ort gegründet wurde. 1713 war das Dorf als am Weibersbron in Landkarten eingetragen. Das mittelhochdeutscheGrundwortbrunne bedeutet Quelle. Die Bedeutung des Bestimmungswortes geht vermutlich auf den Namen Wibert zurück.[5]
Bis zur Gemeindegründung
Der Ort Weibersbrunn wurde 1706 gegründet als Standort eines neuen Betriebes der Kurmainzischen Spiegelmanufaktur, die bereits Glashütten in Lohr und Rechtenbach unterhielt. 1717 entstand die „Weibersbrunner Spiegelhütte“. Im Jahre 1746 beantragten die Arbeiter der Hütte den Bau einer eigenen Pfarrkirche oder zumindest einer Kapelle.
Durch die Fertigung von Barockkelchen und Barockpokalen aus Glas wurde Weibersbrunn weithin bekannt, durch das später hier produzierte „Mondglas“, halbkreisförmiges Scheibenglas, wurde der Ort international berühmt.
Verwaltungsgeschichte
Das kurmainzische Gebiet im Hochspessart wurde 1803 dem Fürstentum Aschaffenburg zugeschlagen und 1810 ein Teil des Großherzogtums Frankfurt. Dort lag Weibersbrunn im Jahr 1812 mit der Glashütte, der Steinmühle und den Post-, Jäger- und Försterhäusern des Weilers Rohrbrunn als eine Mairie mit insgesamt 96 Feuerstellen und 459 Einwohnern auf dem Gebiet der Districtsmairie Rothenbuch des Departements Aschaffenburg. Maire, Zöllner und Accisor war Georg Adam Rung. Seine Adjunkte hießen Balthasar und Jacob Roth. Schullehrer war Alois Stahl und der Hüttenmeister hieß Amrhein. 1814 kam Weibersbrunn mit der Districtsmairie Rothenbuch über Österreich an Bayern, wo es auf dem Gebiet des Landgerichts älterer Ordnung Rothenbuch lag. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.
Am 1. Juli 1862 wurde aus den Landgerichten älterer Ordnung Rothenbuch und Aschaffenburg das Bezirksamt Aschaffenburg gebildet, auf dessen Verwaltungsgebiet Weibersbrunn lag. 1939 wurde wie überall im Deutschen Reich die Bezeichnung Landkreis eingeführt. Weibersbrunn war nun eine der 33 Gemeinden im Altkreis Aschaffenburg. Dieser schloss sich am 1. Juli 1972 mit dem Landkreis Alzenau in Unterfranken zum neuen Landkreis Aschaffenburg zusammen.
20. und 21. Jahrhundert
Vom 1. Mai 1978 bis 31. Dezember 1979 gehörte Weibersbrunn der Verwaltungsgemeinschaft Waldaschaff an.[6] Die weiteren Mitgliedsgemeinden Waldaschaff und Rothenbuch waren noch bis 31. Dezember 1993 verbunden; zum 1. Januar 1994 wurde die Verwaltungsgemeinschaft aufgelöst.
Im Jahr 2006 beging die Gemeinde die 300-Jahr-Feier mit einem großen Fest.
Einwohnerentwicklung
1826: 0721 Einwohner
1852: 0960 Einwohner
1859: 0817 Einwohner
1970: 1817 Einwohner
1987: 1934 Einwohner
1991: 2060 Einwohner
1995: 2137 Einwohner
2000: 2146 Einwohner
2005: 2109 Einwohner
2010: 1994 Einwohner
2015: 2041 Einwohner
Im Zeitraum 1988 bis 2018 stieg die Einwohnerzahl von 1963 auf 2030 um 67 Einwohner bzw. um 3,4 %. 1999 hatte die Gemeinde 2146 Einwohner.
Quelle: BayLfStat
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat besteht aus 14 Ratsmitgliedern. Das ist die festgelegte Anzahl für eine Gemeinde mit einer Einwohnerzahl zwischen 2001 und 3000.[7] Der Gemeinderat wird für jeweils sechs Jahre gewählt. Stimmberechtigt im Rat der Gemeinde ist außerdem der erste Bürgermeister.
Die letzte Kommunalwahl vom 15. März 2020 ergab das folgende Ergebnis:[8]
Erster Bürgermeister ist Walter Schreck von der Weibersbrunner Liste. Er setzte sich bei der Bürgermeisterwahl am 16. März 2014 mit 615 Stimmen gegen Guido Noll von der SPD mit 538 Stimmen durch und wurde am 15. März 2020 mit 63,1 % der Stimmen für weitere sechs Jahre gewählt. Vorgänger waren von 2002 bis 2014 Herbert Rüppel (SPD) und davor Erich Noll (SPD).
Wappen
Blasonierung: „Geteilt; oben gespalten von Rot und Schwarz, vorne ein sechsspeichiges silbernes Rad, hinten ein silberner Spiegel in goldenem Rahmen; unten ein gemauerter silberner Brunnen mit offenem Brunnentor über gewelltem blauem Wasser.“[9]
Wappenbegründung: Das Wappen zeigt oben im ersten Viertel das sechsspeichige silberne Rad (Mainzer Rad) des Erzstifts Mainz, zu dem die Gemeinde bis zum Ende des alten Reichs 1803 gehörte. Im zweiten Viertel ist ein Spiegel zu sehen. Er symbolisiert die 1698 im Gemeindegebiet entstandenen Spiegelmanufakturen in der ehemaligen Glashütte in Rechtenbach und in Lohr am Main. Erzbischof Lothar Franz von Schönborn hatte dafür französische Glasmacher angeworben. Ihre Manufakturen stellten Flachglas für Spiegel her. Die Glasfertigung wurde zwischen 1801 und 1803 in Rechtenbach und Lohr am Main eingestellt, in Weibersbrunn erst 1864. Der Brunnen steht redend für den Ortsnamenteil „brunn“.
Die Gemeinde führt das Wappen seit dem 14. Juni 1971.
Wirtschaft einschließlich Land- und Forstwirtschaft
2017 gab es in der Gemeinde 336 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Von der Wohnbevölkerung standen 922 Personen in einem versicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnis. Damit war die Zahl der Auspendler um 586 Personen größer als die der Einpendler. 40 Einwohner waren arbeitslos. 2016 erfasste die Statistik lediglich einen landwirtschaftlichen Betrieb.
Gemeindesteuern
2017 betrugen die Gemeindesteuereinnahmen 1749 T€, davon waren 401 T€ (netto) Gewerbesteuereinnahmen und 1112 T€ Einkommensteuerbeteiligung.
Bildung
2018 gab es folgende Einrichtungen:
Eine Kindertageseinrichtung mit 124 genehmigten Plätzen und 97 Kindern, davon 15 unter drei Jahren
Eine Volksschule mit vier Klassen, vier Lehrern und 71 Schülern
Der Hawicher, ein nicht mehr bekannter Volkstanz soll sich zuletzt noch in Weibersbrunn erhalten haben, wo ihn um 1930 etwa der Kronenwirt Franz Roth noch zeigen konnte. Die ursprüngliche Melodie kannte zuletzt nur noch der Musiker Adam Büttner zu Schweinheim, heute Stadtteil von Aschaffenburg.
Rudolf Virchow: Die Noth im Spessart: eine medicinisch-geographisch-historische Skizze; vorgetragen in der Physicalisch-Medicinischen Gesellschaft in Würzburg am 6. und 13. März 1852. Separatdruck aus den Verhandlungen der Physicalisch-medizinischen Gesellschaft Dritter Band, Stahel’sche Buchhandlung, Würzburg 1852 (Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek)
Kurt Jeßberger, Manfred Schneider: Rohrbrunn und der Hochspessart: wo die Eichen trotzig ragen ...; Erinnerungen an e. verlorene Einöde. Selbstverlag, Marktheidenfeld und Kreuzwertheim 1985 (Neuaufl. 1987)
Julia Hecht, Klaus Reder: Die Landgerichte Aschaffenburg und Rothenbuch um 1860: Amtsärzte berichten. Universität, Würzburg 2002