Das Pfarrdorf Gunzenbach (im lokalen Dialekt: Gunsemich) liegt im Hutzelgrund im Vorspessart, auf einer Höhe von 257 m ü. NN[2] zwischen Rappach und Hohl. Nördlich von Gunzenbach befinden sich die Dörfer Molkenberg und Angelsberg sowie südöstlich Rothengrund. Das Kirchdorf hat 590 Einwohner und eine Gemarkungsfläche von 151,62 Hektar. Westlich von Gunzenbach befindet sich der Berg Scharfenstein und im Osten der Steinberg. Durch den Ort verlief bis 2011 der Degen-Weg.
Die älteste erhaltene schriftliche Erwähnung von Gunzenbach befindet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 1167. Es wird darin als Teil der Besitzungen des Klosters Schlüchtern erwähnt. Im Mittelalter gehörte Gunzenbach zum Gericht Mömbris, das Teil des Freigerichts Alzenau war. Das Freigericht war zwar reichsunmittelbar, aber das Reich verpfändete oder vergab das Gebiet immer wieder. So wechselten die Landesherren, zu denen die Herren und späteren Grafen von Hanau, die Herren von Randenburg und die Herren von Eppstein zählten.
Mit Graf Johann Reinhard III. starb 1736 der letzte männliche Vertreter des Hauses Hanau. Erbe des Hanau-Münzenberger Landesteils war aufgrund eines Vertrages der Landgraf von Hessen-Kassel. Ob sich sein Erbe auch auf den Hanauer Anteil an dem Kondominat erstreckte, war in den folgenden Jahren zwischen Kurmainz und Hessen-Kassel heftig umstritten. Der Streit endete in einem Kompromiss, dem Partifikationsrezess von 1740, der eine Realteilung des Kondominats vorsah. Es dauerte allerdings bis 1748, bis der Vertrag umgesetzt war. Gunzenbach fiel dadurch Kurmainz zu.
Gunzenbach wurde laut Reichsdeputationshauptschluss 1803 ein Teil des neugebildeten Fürstentums Aschaffenburg des Fürstprimas von Dalberg, mit welchem er 1814 (damals ein Departement des Großherzogtums Frankfurt) schließlich an Bayern fiel.
Am 1. Juli 1862 wurde das Bezirksamt Alzenau gebildet, auf dessen Verwaltungsgebiet Gunzenbach lag. 1939 wurde wie überall im Deutschen Reich die Bezeichnung Landkreis eingeführt. Gunzenbach gehörte nun zum Landkreis Alzenau in Unterfranken (Kfz-Kennzeichen ALZ). Mit Auflösung des Landkreises Alzenau im Jahre 1972 kam Gunzenbach in den neu gebildeten Landkreis Aschaffenburg (Kfz-Kennzeichen AB).
Sehenswürdigkeiten
Die katholische Pfarrkirche St. Michael wurde am 15. Juni 1896 durch den Dekan des Landkapitels Alzenau, Pfarrer Johann Lorenz Scherg von Goldbach gesegnet und erst am 11. Mai 1909 durch den Würzburger Bischof Ferdinand von Schlörkonsekriert. In der im neugotischen Stil erbauten Kirche sind das Erscheinungsbild und die Ausstattung der Erstehungszeit erhalten geblieben.
Das Heimatmuseum des Marktes Mömbris. Es entstand durch die Initiative des damaligen Kreisheimatpflegers Emil Griebel in der alten Gunzenbacher Schule und besteht seit dem 14. Mai 1977. Geöffnet ist das Museum im Sommer an jedem 4. Sonntag im Monat von 14–16 Uhr.
Der Schau- und Lehrgarten der Schule umfasst 20 Pflanzbereiche mit über 700 verschiedenen Pflanzenarten und -sorten. Schwerpunkte sind die Wildfrüchte- und die Rosensammlung.
Jugendhaus Gunzenbach. Seit April 2009 steht das alte Pfarrhaus als Selbstversorgerhaus für Kinder- und Jugendgruppen zur Verfügung. Der Träger ist die Kirchliche Jugendarbeit (kja) – Regionalstelle Aschaffenburg. Das Haus bietet einen praktischen und zugleich ansprechenden Rahmen für Erlebnisse in der Gemeinschaft.
Vereine
In Gunzenbach gibt es neben der Freiwilligen Feuerwehr eine Kolpingfamilie, einen Brieftaubenverein, einen Männergesangverein (seit 2006 auch mit Frauenchor), einen Musikverein, den Chor Wolkenlos, einen Turnverein, einen VdK-Ortsverband, einen Johanneszweigverein, einen Fußballverein und die Motorradfreunde Gunzenbach.
Literatur
Emil Griebel: Chronik des Marktes Mömbris. Mömbris 1982.
Heimat- und Geschichtsverein Mömbris e. V.: Beiträge zur Geschichte der Marktgemeinde Mömbris, Band 1 (1991) bis Band 9 (2023).
Unser Kahlgrund. Heimatjahrbuch für den Landkreis Alzenau. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft zur Heimatforschung und Heimatpflege des Landkreises Alzenau, Landrat des Kreises. ISSN0933-1328.