Kociołek Szlachecki liegt am Nordwestufer des Kesselsees (polnischJezioro Kocioł) in der östlichen Woiwodschaft Ermland-Masuren, elf Kilometer nördlich der Kreisstadt Pisz (deutschJohannisburg).
Geschichte
Das noch bis 1874 Klein Kessel genannte Dorf[2] wurde 1555 als Freigut mit drei Hufen nach kölmischem Recht gegründet.[3]
Im Jahre 1910 zählte der Gutsbezirk Adlig Kessel 134 Einwohner.[5]
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Adlig Kessel gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Adlig Kessel stimmten 80 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen keine Stimmen.[6]
Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Adlig Kessel in eine Landgemeinde gleichen Namens umgewandelt. Die Zahl der Einwohner belief sich im Jahre 1933 auf 132 und betrug 1939 noch 91.[7]
Als 1945 in Kriegsfolge das südliche Ostpreußen an Polen überstellt wurde, war auch Adlig Kessel davon betroffen. Das Dorf erhielt die polnische Namensform „Kociołek Szlachecki“. Heute ist es Sitz eines Schulzenamtes (polnischSołectwo)[8] und somit eine Ortschaft im Verbund der Stadt- und Landgemeinde Pisz(Johannisburg) im Powiat Piski (Kreis Johannisburg), bis 1998 der Woiwodschaft Suwałki, seither der Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig.
Katholische Pfarrkirche(Parafia pw. Matki Bożej Gietrzwałdzkiej), bis 1945 evangelisch: In den Jahren 1904 bis 1906 wurde die Kirche in Adlig Kessel als Jubiläumskirche im Gedenken der Königskrönung im Jahre 1701 in Königsberg (Preußen) (russischKaliningrad) errichtet.[9] Es handelt sich um eine Backsteinkirche neugotischen Stils mit seitwärts stehendem Turm. Der Innenraum ist schlicht gehalten. Eine flache Holzdecke überzieht den von Karl Busch aus Berlin ausgemalten Raum. Bis 1977 war das Gebäude ein evangelisches Gotteshaus und dient heute – der „Gottesmutter von Gietrzwałd“[10] gewidmet – der katholischen Gemeinde als Pfarrkirche.[11]
Vor 1945 gab es nur wenige Katholiken in der Region Adlig Kessels. Sie waren in die Kirche in der Kreisstadt Johannisburg im Bistum Ermland eingepfarrt. In Kriegsfolge siedelten sich nach 1945 zahlreiche polnische Neubürger – fast ausnahmslos katholischer Konfession – in Kociołek Szlachecki an. Seit 1987 besteht hier eine eigene katholische Pfarrei mit dem vorher evangelischen Gotteshaus als Pfarrkirche[11]. Sie gehört zum Dekanat Pisz im Bistum Ełk der Römisch-katholischen Kirche in Polen und versorgt auch die beiden Filialkirchen in Karwik(Karwik) und Rostki(Rostken).
Kociołek Szlachecki liegt verkehrsgünstig zwischen den Städten Orzysz(Arys) und Pisz(Johannisburg) an der polnischen Landesstraße 63, die die polnisch-russische und die polnisch-weißrussische Staatsgrenze miteinander verbindet.
Bis 1945 war „Kessel (Ostpr.)“ Bahnstation an der Bahnstrecke Lötzen–Johannisburg, die in Kriegsfolge aufgegeben und abgebaut wurde.
Persönlichkeit
Herbert Hildebrandt (1935–2019), deutscher evangelischer Kirchenmusiker, Gründer der Berliner Domkantorei
↑Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 72
↑Michael Rademacher: Landkreis Johannisburg (poln. Pisz). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900