Die Stadt liegt in der Region Masuren im historischen Ostpreußen, 110 Kilometer östlich von Olsztyn(Allenstein) im ehemals prußischen Stammesgebiet Galinden auf 122 m ü. NHN. Hier entspringt die Pisa aus dem Roś (Roschsee, früher Warschausee), der zur Masurischen Seenplatte gehört. Über den sechs Kilometer langen Kanał Jegliński (Jeglinner Kanal, auch Wagenauer Kanal)[1] ist der größte masurische See zu erreichen, der Śniardwy(Spirdingsee). Südlich erstrecken sich die Wälder der Puszcza Piska(Johannisburger Heide).
Geschichte
Mittelalter
Ausgangspunkt der Entwicklung von Johannisburg war eine Befestigungsanlage des Deutschen Ordens, die dessen Hochmeister Heinrich Dusemer 1345 am Abfluss des Pischflusses aus dem Warschausee zum Schutz des Flussübergangs und zur Verteidigung gegen die benachbarten Litauer anlegen ließ.[2] Diese griffen in den Jahren 1361 und 1366 die Feste an und eroberten sie bei ihrem zweiten Ansturm. Die hölzernen Anlagen wurden in Brand gesteckt und die Besatzung vertrieben. Nachdem sich die Litauer aus der Gegend wieder zurückgezogen hatten, wurden die eingeäscherte Feste durch eine steinerne Burg ersetzt, die 1378 fertiggestellt war.
Im Bereich der Burg hatten sich inzwischen Jäger, Beutner und Fischer angesiedelt. Um den Ort weiter zu fördern, verlieh ihm 1367 der Ordenskomtur von Balga, Ulrich Fricke, die Handfeste des Deutschen Ordens. Die weitere Besiedlung des Umlandes erfolgte später in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, 1450 wurden dort 35 Dörfer erwähnt. Damit war für den Orden die Zeit gekommen, Johannisburg das Stadtrecht zu verleihen. Es sollte mit der vom Hochmeister Ludwig von Erlichshausen am 15. Mai 1451 ausgestellten Urkunde manifestiert und durch die Übergabe von 200 Hufen Land finanziell abgesichert werden. Da aber der Orden zu dieser Zeit Krieg mit Polen führte, fand sich niemand, der die Durchsetzung des Stadtrechts veranlassen konnte. Während des Preußischen Städtekrieges 1455 und des Reiterkrieges 1520 wurde Johannisburg eingeäschert.
Frühe Neuzeit
Nachdem 1525 der Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum umgewandelt worden war, sorgte Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach für die wirtschaftliche Förderung des Ortes. Die Burg wurde ausgebaut, weiter befestigt und zum Sitz des Amtshauptmannes bestimmt. Wie sehr der Herzog mit Johannisburg verbunden war, wurde mit seinem dortigen Aufenthalt während des Pestjahres 1549 deutlich. Die Verbreitung des evangelischen Glaubens, ebenfalls durch den Herzog gefördert, wurde in Johannisburg durch den aus Polen verbannten Reformator Martin Glossa vorangetrieben. Der einträgliche Grenzhandel mit Polen, dessen Grenze nur wenige Kilometer südlich verlief, ließ die wirtschaftliche Kraft weiter erstarken, was die Einwohner veranlasste, sich erneut um das Stadtrecht zu bemühen. Die 1594 an Markgraf Georg Friedrich herangetragene Bitte blieb jedoch unbeachtet, erst der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm stellte am 6. September 1645 die Stadtrechtsurkunde aus. Die Wehrhaftigkeit der Stadt wurde bei den Angriffen der Tataren in den Jahren 1656 und 1657 bewiesen. Mit Hilfe der kurfürstlichen Truppen unter der Führung von Oberstleutnant Friedrich von Arnheim wurden alle Eroberungsversuche zurückgeschlagen. Bei einem Stadtbrand 1687 wurde Johannisburg teilweise zerstört, auch das Rathaus wurde ein Opfer der Flammen. Viele Opfer forderte die Pest in den Jahren 1709 bis 1711. Angeblich blieben nur 14 Bürger am Leben.[3] Von 1714 bis 1816 war Johannisburg Garnisonstadt der preußischen Armee. Während des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) besetzte der russische Oberst Selebrikow mit seinen Truppen die Stadt.
19. Jahrhundert
Während der Napoleonischen Kriege hatte Johannisburg in den Jahren 1807 und 1812 durch hohe Kontributionsforderungen und Plünderungen abermals zu leiden, sowohl unter französischer wie unter russischer Besatzung. Vom 23. bis zum 26. Januar 1813 hielt sich der russische Zar Alexander I. in Johannisburg auf.
Mit der preußischen Verwaltungsreform von 1815 wurde Johannisburg zur Kreisstadt des gleichnamigen Kreises ernannt. Das wirtschaftliche Leben erholte sich von den Schäden der vorangegangenen Kriege, insbesondere die Holzindustrie expandierte. Daneben waren der Getreidehandel und die Leinenwebereien die wichtigsten Erwerbsquellen. Vorteilhaft wirkte sich Neubau der Verkehrswege aus, neben der Chaussee nach Ortelsburg und zum polnischen Grajewo, hatte der 1885 erfolgte Anschluss an die Bahnlinie Allenstein–Lyck erhebliche Bedeutung. So stieg auch die Zahl der Einwohner bis 1900 auf 3481, während 1782 nur 1141 Menschen in der Stadt gelebt hatten.
20. Jahrhundert
Der bescheidene Wohlstand wurde mit dem Ersten Weltkrieg wieder zunichtegemacht. Vom September 1914 bis Februar 1915 hielt die russische Armee Johannisburg besetzt, zerstörte die Stadt zu großen Teilen und verschleppte 1586 Männer, Frauen und Kinder nach Sibirien. Noch während des Krieges begann im Rahmen der von der Reichsregierung initiierten Ostpreußenhilfe der Wiederaufbau, bei dem Leipzig als Patenstadt Hilfe leistete. Bei der durch den Versailler Vertrag im Abstimmungsgebiet Allenstein angeordneten Volksabstimmung über die Zugehörigkeit zu Deutschland oder Polen am 11. Juli 1920 entfielen in der Stadt Johannisburg 2.940 Stimmen auf Ostpreußen, keine auf Polen.[4] Im Landkreis Johannisburg entfielen 34.036 gegen 14 Stimmen eindeutig für den Verbleib bei Ostpreußen und somit für Deutschland. Der Zuzug von Einwohnern aus dem an Polen verlorenen Westpreußen ließ die Bevölkerungszahl noch einmal auf 5186 im Jahre 1925 anwachsen.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Johannisburg am 19. Januar 1945 von sowjetischen Streitkräften bombardiert, was zur Zerstörung von fast zwei Dritteln der Gebäude führte. Am 24. Januar wurde die Stadt von der Roten Armee kampflos erobert. Bald darauf wurde Johannisburg zusammen mit dem südlichen Teil Ostpreußens unter polnische Verwaltung gestellt. Es wanderten anschließend polnische Zivilisten zu. Johannisburg wurde zunächst in Jańsbork, dann in Pisz umbenannt. Soweit die deutschen Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit vertrieben.
Der Ortsname Pisz bezieht sich auf den kleinen Fluss Pisa, einen Nebenfluss des Narew, der wie zwei weitere Flüsse in Ostpreußen auf Deutsch auch Pissek genannt wurde. Der größte Teil des Landkreises Johannisburg bildet heute den Powiat Piski.
am 1. Dezember, davon 3698 Evangelische, 210 Katholiken, 17 sonstige Christen und 146 Juden (3681 mit deutscher, 129 mit polnischer und 261 mit masurischer Muttersprache, 224 Einwohner benutzen die deutsche und eine andere Sprache)[12][13]
Vor 1945 galt die Pfarrkirche in Johannisburg als die größte Fachwerkkirche in Masuren. Sie ist 1843 errichtet worden als Nachfolgebau für ein Gotteshaus, das 1838 einem Brand zum Opfer fiel[15]. Von dieser Kirche stammt noch der massive Turm. Die Kirche ist ein schlichter Saalbau, jedoch mit reicher Ausstattung.[16] Das ist an dem barocken Altar erkennbar, an der figurenreichen Kanzel, an dem der Werkstatt des Isaak Riga zugeschriebenen Taufengel.
Seit 1945 ist das bisher evangelische Gotteshaus katholische Pfarrkirche,[20] die den Namen Kościół św. Jana Chrzciciela (deutschKirche St. Johannes der Täufer) trägt. Das Gebäude wurde mehrfach umgebaut bzw. in seiner Innenausstattung den veränderten liturgischen Gebräuchen angepasst. Dabei konnte viel von der ehemaligen Ausstattung übernommen werden.
Pfarrgemeinde
Seit 1869 gibt es in Johannisburg eine eigene katholische Pfarrei. Sie war in das Dekanat Masuren II mit Sitz in Johannisburg einbezogen und gehörte zum damaligen Bistum Ermland. Die Zahl der Gemeindeglieder war gering. Sie stieg nach 1945 in starkem Maße an, als polnische Neusiedler fast ausnahmslos katholischer Konfession sich hier niederließen und nach dem Krieg einen neuen Anfang wagten. Heute gibt es in der Stadt vier katholische Kirchen, von denen die Kirche St. Johannes der Täufer die älteste ist. Die übrigen drei sind in den 1990er Jahren entstanden. Es handelt sich um die Kirchen:
Der Dekanatsbezirk Masuren II bestand bis 1945 und umfasste die Orte aus mehr als neun ostpreußischen Kreisen, die in zwölf Pfarreien aufgegliedert waren,[21] von denen eine heute auf russischem Gebiet liegt:
Ausgangspunkt der Entwicklung von Johannisburg war eine Befestigungsanlage des Deutschen Ordens, die dessen Hochmeister Heinrich Dusemer 1345 zum Schutz des Flussübergangs und zur Verteidigung gegen die benachbarten Litauer anlegen ließ. Diese griffen in den Jahren 1361 und 1366 die Feste an und eroberten sie bei ihrem zweiten Ansturm. Die hölzernen Anlagen wurden in Brand gesteckt und die Besatzung vertrieben. Nachdem sich die Litauer aus der Gegend wieder zurückgezogen hatten, wurden die eingeäscherte Feste durch eine steinerne Burg ersetzt, die 1378 fertiggestellt war.
Während des Preußischen Städtekrieges 1455 und des Reiterkrieges 1520 wurde Stadt Johannisburg eingeäschert (wohl auch die Burg?).
Nachdem 1525 der Ordensstaat in ein weltliches Herzogtum umgewandelt worden war, sorgte Albrecht I. von Brandenburg-Ansbach für die wirtschaftliche Förderung des Ortes. Die Burg wurde ausgebaut, weiter befestigt und zum Sitz des Amtshauptmannes bestimmt. Wie sehr der Herzog mit der Stadt Johannisburg verbunden war, wurde mit seinem dortigen Aufenthalt während des Pestjahres 1549 deutlich.
Von der Burg des Deutschen Ordens haben sich Reste von Grundmauern erhalten.
Sehenswürdigkeiten
Stadtkirche, Neubau 1843 (größte Fachwerkkirche der Region), der 35 m hohe Turm der alten Kirche ist erhalten
Taufengel (1704) von Isaak Riga als Kirchenschmuck in den Neubau übernommen
Rathaus, relativ schlichter neugotischer Bau des späten 19. Jahrhunderts
1954 übernahm der schleswig-holsteinische Kreis Flensburg-Land (heute Kreis Schleswig-Flensburg) die Patenschaft für die Kreisgemeinschaft Johannisburg e. V., eine Vereinigung der vertriebenen Einwohner von Johannisburg. Seit 1998 besteht zwischen dem Kreis Schleswig-Flensburg und der Stadt Pisz eine Partnerschaft.
Pisz liegt an den masurischen Wasserwegen und ist mit dem Hausboot zu erreichen. Es gibt zahlreiche Marinas und Hotels in der Umgebung. In den Sommermonaten kann es aber Probleme mit dem Wasserstand geben. Die Pisa ist nur mit Hausbooten mit geringem Tiefgang zu befahren. Ansonsten ist Pisz für Hausboote Endstation.
Ulf H. W. Wöbcke: Johannisburg in Ostpreußen. Straßen, Gebäude, Landschaft und Menschen, mit Geschichte und Einwohnerverzeichnis, um 1900 bis 1945. Entstanden aus den Informationen ehemaliger Johannisburger/-innen … Kreisgemeinschaft Johannisburg, Barmstedt 2008.
Max Toeppen: Ueber preussische Lischken, Flecken und Städte. Ein Beitrag zur Geschichte der Gemeindeverfassungen in Preußen. In: Altpreußische Monatsschrift, 1867, Band 4, S. 621–646, Königsberg, insbesondere S. 633–636; Textarchiv – Internet Archive.
↑Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920.Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 74
↑ abcdAlexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 5: T–Z. Halle 1823, S. 304–311, Ziffer 283; books.google.de
↑Alexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 2: G–Ko. Halle 1821, S. 262, Ziffer 1109; books.google.de
↑August Eduard Preuß: Preußische Landes- und Volkskunde. Königsberg 1835, S. 457–458, Nr. 70; Textarchiv – Internet Archive.
↑ abDie Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Königliches Statistisches Bureau, Berlin 1874, S. 326–327, Ziffer 3; books.google.de
↑Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Heft I: Regierungsbezirk Allenstein, S. 8–9, Ziffer 3: Johannisburg; books.google.de
↑Max Meyhöfer: Johannisburg. In: Erich Weise (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Ost- und Westpreußen. Unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1966. Kröner, Stuttgart 1981, ISBN 3-520-31701-X, S. 92–93 (= Kröners Taschenausgabe, Band 317).
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