Bereits 1884 gab es anscheinend Pläne zur Bildung des Regierungsbezirks, nach denen er aus den Kreisen Oletzko, Lyck, Johannisburg, Angerburg, Lötzen, Sensburg, Ortelsburg, Neidenburg, Allenstein und Osterode gebildet werden solle.[1] Der Regierungsbezirk Allenstein wurde schließlich 1905 als dritter ostpreußischer Regierungsbezirk eingerichtet. Ziel dieser Maßnahme war unter anderem die kulturelle und wirtschaftliche Förderung Masurens. Er wurde aus Teilen des Regierungsbezirks Gumbinnen und des Regierungsbezirks Königsberg gebildet. Mit Masuren, dem südlichen Ermland und dem Oberland (Ermland-Masuren) umfasste der Regierungsbezirk 1905 eine Fläche von 11.711 km². Der Sitz des Regierungspräsidenten befand sich in Allenstein.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gebiet des Regierungsbezirks Allenstein unter polnische Verwaltung gestellt. Die deutsche Bevölkerung wurde anschließend auf der Grundlage der sogenannten Bierut-Dekrete weitgehend vertrieben.
Entwicklung der Einwohnerzahl
1925: 540.290, darunter 40.200 Einwohner mit masurischer und 13.700 mit polnischer Muttersprache[2]
Für den Regierungsbezirk Allenstein stellte sich die sprachliche Situation nach der Volkszählung von 1910 in den einzelnen Kreisen folgendermaßen dar:[6]
Volkszählung 1910
Bevölkerung
Deutsch
Masurisch
Polnisch
Zweisprachig
Regierungsbezirk Allenstein
543.469
274.320
50,48%
175.016
32,20%
73.154
13,46%
19.532
3,59%
Allenstein Stadt
33.077
29.344
88,71%
99
0,30%
2.249
6,80%
1.325
4,01%
Allenstein Land
57.919
22.825
39,41%
520
0,90%
32.766
56,57%
1.782
3,08%
Johannisburg
51.399
16.379
31,87%
29.141
56,70%
4.203
8,18%
1.620
3,15%
Lötzen
41.209
26.352
63,95%
11.412
27,69%
1.595
3,87%
1.802
4,37%
Lyck
55.579
27.138
48,83%
19.407
34,92%
6.348
11,42%
2.590
4,66%
Neidenburg
59.416
20.871
35,13%
25.150
42,33%
10.462
17,61%
2.645
4,45%
Ortelsburg
69.935
20.218
28,91%
43.513
62,22%
3.390
4,85%
2.463
3,52%
Osterode
74.666
43.508
58,27%
26.695
35,75%
2.130
2,85%
2.279
3,05%
Rössel
50.472
43.189
85,57%
48
0,10%
6.512
12,90%
1,42 %
1,42%
Sensburg
50.097
24.496
48,90%
19.031
37,99%
3.499
6,98%
2.310
4,61%
Literatur
Klaus von der Groeben: Das Land Ostpreußen. Selbsterhaltung, Selbstgestaltung, Selbstverwaltung 1750 bis 1945. (= Quellen zur Verwaltungsgeschichte. 7). Lorenz-von-Stein-Institut, Kiel 1993, DNB930875869.
Rüdiger Döhler: Corpsstudenten in der Verwaltung Ostpreußens. In: Einst und Jetzt. Band 54, 2009, S. 240–246.
↑Jakob Spett: Nationalitätenkarte der östlichen Provinzen des Deutschen Reiches nach dem Ergebnissen der amtlichen Volkszählung vom Jahre 1910 entworfen von Ing. Jakob Spett. Justus Perthes, 1. Januar 1910 (bibliotekacyfrowa.pl [abgerufen am 14. März 2017]).