Das Dorf liegt im Ermland im historischen Ostpreußen, etwa 18 Kilometer westsüdwestlich von Allenstein (Olsztyn).
Der Ort ist umgeben von Nadel- und Mischwäldern und zahlreichen Seen.
In der Mitte des 16. Jahrhunderts war die Siedlung nicht bewirtschaftet, obwohl es eine Schule und einen Dorfkrug gab, der 1645 in den Besitz des Allensteiner Ratsherrn Georg Kunigk gelangte. Im Zuge der ersten polnischen Teilung kam Dietrichswalde 1772 zu Preußen. Im Jahr 1783 zählte Dietrichswalde 57 Bauernhöfe. Eine große Verwüstung erlebte das Dorf 1807 durch die französischen Truppen im Vierten Koalitionskrieg.
Dietrichswalde gehörte von 1818 bis 1945 zum Landkreis Allenstein im Regierungsbezirk Königsberg der Provinz Ostpreußen. Am 7. Mai 1874 wurde es Amtsdorf und damit namensgebend für einen Amtsbezirk im Regierungsbezirk Königsberg (1905 bis 1945 Regierungsbezirk Allenstein) in der preußischen Provinz Ostpreußen.[4]
Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Dietrichswalde gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Dietrichswalde stimmten 420 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen 180 Stimmen.[5]
Im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs eroberte die Rote Armee im Januar 1945 Dietrichswalde und unterstellte es im März 1945 der Verwaltung der neu gegründeten Volksrepublik Polen. Sie führte für Dietrichswalde die Ortsbezeichnung Gietrzwałd ein und unterzog die Einwohner einer Verifizierung. In deren Folge besiedelte die Militärverwaltung den Ort anstelle der zumeist vertriebenen Einwohner mit Polen.
Bei der Errichtung des Amtsbezirks Dietrichswalde wurden acht Kommunen eingegliedert. Am Ende waren es auf Grund struktureller Veränderungen noch sechs:[4]
Am 1. Januar 1945 bildeten Dietrichswalde, Leissen, Nagladden, Penglitten, Rentienen und Woritten den Amtsbezirk Dietrichswalde.
Religion
Römisch-katholische Kirche
Kirchengeschichte
Kirche
Schon bald nach der Gründung der Siedlung Dietrichswalde im Jahre 1352 wurde auf einem Hügel am Flussufer eine hölzerne Kapelle gebaut.[11][12] Wohl zur gleichen Zeit wurde ein Pfarrei errichtet. Erster bekannter Pfarrer war von 1405 bis 1409 Jan Sternchen. Während des Krieges 1410 bis 1414 wurde das Dorf mitsamt der Kapelle zerstört. Es wurde dann eine gotische Kirche errichtet, die am 31. März 1500 die Weihe erhielt und der „Mariä Geburt“ gewidmet wurde. Die Kirche erhielt mannigfache Umbauten.
Das größte Ereignis in diesem kleinen ermländischen Dorf waren mehrere Erscheinungen im Jahre 1877 während des Zeitraumes vom 27. Juni bis 16. September. Wie erzählt wird, sei der damals 13-jährigen Justine Schafrinska (poln. Justyne Szafryńska) und der 12-jährigen Barbara Samulowska aus Woritten – beide kamen aus armen polnischsprachigen ermländischen Familien – die Gottesmutter Maria erschienen und habe in polnischer Sprache zu ihnen gesprochen. (In Erzählungen dort vor dem Krieg lebender Menschen hieß es, bei Justine Schafrinska handelte es sich um ein deutsches Mädchen mit Namen Krause aus Neumühle. Allerdings fehlen zu dieser Angabe weitere Belege.)
Bereits in dem im Jahre 1877 auf Deutsch und Polnisch erschienenen Untersuchungsbericht zu den Erscheinungen wird der große Anteil der polnischsprachigen Bevölkerung in diesem Gebiet betont.
Der Priester und Theologieprofessor Franz Hipler, selbst des Polnischen mächtig, schildert darin die ersten Wallfahrten: „Stehend, sitzend und kniend auf dem vom Regen aufgeweichten Lehmboden des Kirchhofes, der groß genug war, die ganze Menschenmenge zu fassen, hatten die Wallfahrer bald je nach Sprache, Stammverwandtschaft und Heimat sich zusammen gefunden; die deutschen und die polnischen Ermländer, die Litauer und die Masuren, die Koschneider und die Kaschuben, die Oberländer und die Niederunger, überaus zahlreich die Polen, nicht nur aus dem preußischen Anteil und aus Galizien, sondern auch aus Russland, trotz der Sperre und der Grenzsoldaten.“
Bischof Maximilian Kaller erkannte Dietrichswalde als diözesanen Wallfahrtsort an.[14] Erst Józef Drzazga, sein Nachfolger als Bischof von Ermland, erkannte die Erscheinung 1977 (zum 100. Jahrestag) offiziell an und genehmigte somit die Verehrungen.[15]
Johannes Schwalke (1923–2007), katholischer Geistlicher, Apostolischer Protonotar und Visitator
Literatur
in der Reihenfolge der Ausgabe
Franz Hipler: Die Erscheinungen in Dittrichswalde für das katholische Volk nach amtlichen Berichten dargestellt. Mit Genehmigung des hochwürdigsten Bischofs von Ermland, Ermländische Zeitungs- und Verlagsdruckerei, Braunsberg 1877 (2. Auflage 1924; auf Polnisch 1877 und 1883).
Leon Niborski: Ein neues Marpingen in der Provinz Preußen. oder: Die Vorgänge in Dietrichswalde, für alle Denkenden geschrieben. Strzeczek, Löbau 1877.
Alois Bulitta: Der Gnadenort Dietrichswalde. In: Leo. Ein Sonntagsblatt für das katholische Volk, Jg. 1927, Nr. 33, S. 492.
Rainer Sippekamp (Bearb.): Erinnerungen an Klein-Schönau und Dietrichswalde. Mönchengladbach 1986.
Schwester M. Gudula: 125 Jahre Dietrichswalde. Jubiläumswallfahrt der Ermlandfamilie vom 5. bis 12. September 2002. In: Ermlandbuch, ISSN0421-3793, Jg. 55 (2004), S. 163–170.
Ulrich Fox: Bischof Philipp Krementz und die Erscheinungen in Dietrichswalde im Jahre 1877. Zu einer Veröffentlichung von Hubert Orłowski. In: Unsere Ermändische Heimat – Mitteilungsblatt des HVE für Ermland, Jg. 52 (2006), Heft 2 (Pfingsten), S. V–VII.
Swetlana Fink: Dietrichswalde: Das ostpreußische Marpingen? Die Marienerscheinungen im Vergleich. In: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands (ZGAE), ISSN0342-3344, Bd. 59 (2015), S. 3–30.
Hubert Orłowski: Dietrichswalde – ein Erinnerungsort? In: Zeitschrift für die Geschichte und Altertumskunde Ermlands (ZGAE), Bd. 59 (2015), S. 49–56.
↑ abAlexander August Mützell, Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 1: A–F. Halle 1821, S. 274, Ziffer 1204.
↑Herbert Marzian, Csaba Kenez: Selbstbestimmung für Ostdeutschland. Eine Dokumentation zum 50. Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920. Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 67.
↑Adolf Schlott: Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Königsberg, nach amtlichen Quellen. Hartung, Königsberg 1861, S. 31, Ziffer 43.
↑Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Königsberg. Berlin 1966, Kreis Allenstein, S. 2, Ziffer 34.
↑Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2. Berlin 1874, S. 18–19, Ziffer 13.
↑Andrzej Kopiczko: Die neueste Geschichte der Diözese Ermland. In: Rainer Bendel (Hrsg.): Kirchen- und Kulturgeschichtsschreibung in Nordost- und Ostmitteleuropa. Initiativen, Methoden, Theorien. Lit, Münster 2006, ISBN 3-8258-6178-3, S. 139–152, hier S. 144.