Wallfahrtsort

Ein Wallfahrtsort ist in verschiedenen Religionen ein Ort mit hervorgehobener religiöser Bedeutung – ein Heiligtum – und als solcher das Ziel einer Wallfahrt. Dem Besuch eines Wallfahrtsortes werden besondere Wirkungen zugesprochen wie die Heilung von Krankheiten.

Eine Wallfahrtstradition kann durch ein Ereignis wie ein Wunder oder eine Marienerscheinung hervorgerufen werden oder durch die Verehrung einer Persönlichkeit der jeweiligen Religion, die an dem Ort gewirkt hat oder begraben ist; im Christentum sind dies meist Heilige und an den Orten steht zumeist eine Wallfahrtskirche. An den Gedenktagen dieser Personen oder Ereignisse werden die Wallfahrtsorte oft von Tausenden von Wallfahrern besucht.

Im übertragenen Sinne wird der Begriff Wallfahrtsort auch im Zusammenhang mit allenfalls quasireligiösen Besuchen benutzt, beispielsweise wenn die Fans eines verstorbenen Pop-Musikers in großer Zahl dessen Grabstätte oder ehemaliges Wohnhaus aufsuchen. Dieser Effekt kann auch problematisch sein, wenn z. B. Anhänger einer politisch extremen Richtung das Grab eines bekannten Vertreters dieser Ideologie aufsuchen und dies als politische Demonstration inszenieren.

Judentum

Christentum

Im Christentum führten erste Wallfahrten zu solchen Orten, die man der Überlieferung oder der Tradition zufolge mit dem Leben, Sterben und der Auferstehung Jesu Christi in Verbindung brachte. Zeugnisse aus dem 4. Jahrhundert belegen, dass es zu dieser Zeit bereits Wallfahrten ins Heilige Land gab. Als das Christentum sich immer weiter verbreitete, wurden auch Wallfahrten nach Rom zu den Gräbern der frühchristlichen Märtyrer und zu solchen Orten unternommen, die Stätten im Heiligen Land nachbildeten, etwa die Sacri Monti im italienischen Piemont und in der Lombardei. Auch zu den Gräber anderer Heiliger unternahm man Wallfahrten, wie auch an Orte, an denen über Marienerscheinungen und Wunderheilungen berichtet wurde. An solchen Orten wurde mit der Zeit für die Pilgerströme meist eine Wallfahrtskirche oder ein „heiliger Bezirk“ errichtet.

Bedeutende Wallfahrtsorte

Basilika Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz in Lourdes
Der Schrein Unserer Lieben Frau in Fatima

Christentum

Islam

Die Kaaba in Mekka
  • Mekka mit der Heiligen Moschee und der Kaaba ist der wichtigste Wallfahrtsort des Islams. Er ist sowohl Zielpunkt der Haddsch genannten großen Wallfahrt, die während des Monat Dhū l-Hiddscha stattfindet und eine der fünf Säulen des Islams bildet, als auch der ʿUmra genannten kleinen Wallfahrt, die auch zu anderen Zeiten im Jahr durchgeführt werden kann. Im Rahmen der beiden Wallfahrten wird Mekka jährlich von mehreren Millionen Menschen besucht.
  • Neben Mekka kennt der Islam weitere Grabstätten und heilige Orte, zu denen Ziyāra-Wallfahrten unternommen werden. Der bekannteste Wallfahrtsort dieser Art ist die Stadt Medina, in der sich das Grab des Propheten Mohammed befindet. Wallfahrtsorte, die Zielpunkte von Ziyāra-Wallfahrten sind, werden als Mazār bezeichnet. Der Begriff ist zum Beispiel namengebend für die Stadt Masar-e Scharif, in der sich ein bekanntes Ali-Mausoleum befindet.
  • Die Zwölfer-Schiiten haben neben Mekka und Medina zusätzliche Wallfahrtsorte, von denen Nadschaf, Kerbela, al-Kazimiyya und Samarra im Irak, an denen sich Grabstätten schiitischer Imame befinden, sowie Qom (Ghom) und Maschhad im Iran die wichtigsten sind. Zusammengenommen bilden diese Orte die sogenannten „Heiligen Schwellen“ (ʿAtabāt muqaddasa) der Schia.[2]

Hinduismus

Im Hinduismus gelten unter anderem Flüsse als heilig, der wichtigste ist der Ganges als Verkörperung der Göttin Ganga. Wichtige Pilgerstätten liegen daher oft an Flüssen, an Flussquellen oder an Punkten, wo Flüsse zusammentreffen. Beispiele:

Buddhismus

Im Buddhismus gibt es zahlreiche Pilgerstätten. Als die fünf wichtigen gelten:

Bahai

Jesidentum

Sikhismus

Siehe auch

Wiktionary: Wallfahrtsort – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. 2011: über 11 Mio. Pilger; Quelle: Zeitschrift Tag des Herrn, 30. Juni 2013.
  2. Vgl. Hamid Algar: „ʿAtabāt“ in Encyclopaedia Iranica Bd. II, S. 902–904. Online