„Evangelium“ ist eine Übernahme des altgriechischen εὐαγγέλιονeuangélion („Frohe Botschaft“) ins Kirchenlatein. Das Adjektiv evangelicus hatte im 11. Jahrhundert zunächst die Bedeutung „der Botschaft der (neutestamentlichen) Evangelien entsprechend“. In diesem Sinne ist im Mittelalter schon von evangelischen Räten die Rede.[2]
Entwicklung der heutigen Bedeutung
Martin Luther verwendete die Begriffe „Evangelium“ und „evangelisch“ in Anschluss an Paulus (Gal 1,7 EU u.ö.) bezogen auf die Botschaft von der Erlösung allein durch den Glauben an Jesus Christus. „Evangelisch“ war die Kirche für Luther, wenn sie diese Botschaft verkündigte. Eine Verwendung der Begriffe „lutherisch“ und „evangelisch“ für eine bestimmte Kirchenpartei lehnte er ab.[3][4]
Die Bezeichnung evangelisch muss unterschieden werden vom relativ neuen Begriff evangelikal, der vom englischsprachlichen evangelical ins Deutsche rückübertragen wurde (das englische Wort evangelical bedeutete ursprünglich evangelisch). Im Deutschen wird damit heute in der Regel eine aus dem Pietismus hervorgegangene Strömung innerhalb des Protestantismus bezeichnet, in deren Glaubensauffassung die persönliche Frömmigkeit und die Bibel als Autorität des Glaubens eine zentrale Rolle spielen. Evangelikale Frömmigkeit ist daher bisweilen durch eine gewisse Nähe zum christlichen Fundamentalismus gekennzeichnet, mit diesem aber nicht direkt gleichzusetzen.
Albrecht Geck: Warum heißt und warum ist die evangelische Kirche evangelisch? In: Frauke Büchner: Perspektiven Religion. Arbeitsbuch für die Sekundarstufe II. Göttingen 2000, S. 228–229.