Josip Broz entstammte einer kleinbäuerlichen Familie im kroatischen Kumrovec, das zur Zeit seiner Geburt zu Österreich-Ungarn gehörte. Sein genaues Geburtsdatum ist unbekannt, und es kursieren bis zu 15 verschiedene Daten in der Literatur, wobei in neueren Publikationen zumeist der 7. Mai 1892 angegeben wird.[1] Das Geburtshaus von Josip Broz ist heute Bestandteil des Freilichtmuseums Etno-selo Kumrovec. Sein Vater Franjo war ein Kroate, dessen Vorfahren vor Mitte des 16. Jahrhunderts aus dem damals ebenfalls zu Österreich gehörenden Welschtirol (heute Trentino, Italien) eingewandert waren, seine Mutter Marija war Slowenin. Er war das siebte Kind der Familie.
Danach befand er sich bis März 1916 in einem improvisierten Lazarett des Uspenski-Klosters in Swijaschsk im Gouvernement Kasan, ehe er in ein Lager in der Nähe der Stadt Alatyr am Fluss Sura kam. Er meldete sich freiwillig zur Arbeit bei einem Großbauern in dem Dorf Kalassewo im Gouvernement Simbirsk, wo er als Mechaniker in einer Dampfmühle tätig war. Im Herbst 1916 wurde Broz in die Stadt Kungur im Gouvernement Perm verlegt, wo er als Übersetzer und Aufseher an einer Eisenbahnstrecke arbeitete. Im Mai 1917 wurde er in die kleine Bahnstation Jergatsch in der Nähe von Perm versetzt.
1920 kehrte Broz in seine Heimat zurück, die nun zum neu geschaffenen Königreich Jugoslawien gehörte.
Broz schloss sich nach seiner Heimkehr der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) an. 1927 wurde er zum Sekretär der Metallarbeitergewerkschaft gewählt. Da die KPJ damals verboten war, wurde er wegen politischer Agitation mehrmals inhaftiert, zuletzt am 4. August 1928, wo in der Wohnung, vor der er verhaftet wurde, Bomben gefunden wurden. Im sogenannten Bomber-Prozess, der vom 06. bis 14. November 1928 stattfand, wurde er zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, die er von 1928 bis 1934 in den Gefängnissen in Lepoglava, Maribor und Ogulin absaß. Die Gefängniszeit nutzte er, um sich zu bilden. Mit Hilfe seines Mitinsassen und -genossen Moša Pijade vertiefte er seine Kenntnisse in kommunistischer Literatur und in russischer und deutscherGrammatik.[4]
Nach seiner Entlassung wurde er noch im selben Jahr in das Politbüro des Zentralkomitees der KPJ gewählt.
In den Jahren von 1936 bis 1938 engagierte sich Tito (wie er sich ab 1934 nannte) auf Seiten der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg, wo er in Paris für die Einschleusung von Freiwilligen verantwortlich war.[5]
Nach blutigen Parteisäuberungen, denen auch der Generalsekretär der KPJ Milan Gorkić zum Opfer fiel, wurde Tito 1937 von der Komintern zu dessen Nachfolger ernannt, da er als zuverlässiger Anhänger Stalins galt. 1940 wurde er in dieser Funktion durch eine konspirative Nationalkonferenz seiner Partei in Zagreb bestätigt.[6]
Partisanenführer im Zweiten Weltkrieg
Am 25. März 1941 unterzeichnete die Regierung Cvetković den Beitritt zum Dreimächtepakt. In der zweiten Nacht darauf vollzog sich in Belgrad der Putsch unter Führung des Generals Dušan Simović, der mit den Westmächten sympathisierte. Nachdem Deutschland Jugoslawien im April 1941 überfallen hatte (Balkanfeldzug), lebte Tito zunächst von den Deutschen unbehelligt weiterhin im Belgrader Villenviertel. Erst nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion musste er untertauchen und organisierte den bewaffneten Widerstand der jugoslawischen Kommunisten gegen die deutschen und italienischen Besatzer in Form des Partisanenkrieges.
Während des Krieges gelang es den kommunistischen Partisanen Jugoslawiens unter der Führung Titos, sich gegen die Besatzer und die mit ihnen verbündete faschistischeUstascha-Bewegung aus Kroatien durchzusetzen. Dabei wurde er erst nach der Konferenz von Teheran durch die Alliierten unterstützt. Vor allem in Serbien kämpften sie gegen die zunächst kollaborierenden Tschetnik-Freischärler. Die Volksbefreiungsarmee (Narodnooslobodilačka vojska/armija), wie die Partisanen sich nannten, konnte sich als politisch einflussreichste Gruppe etablieren. Während des Widerstandskampfes wurde Tito zum Marschall ernannt und stand ab dem 29. November 1943 an der Spitze des Antifaschistischen Rates der Nationalen Befreiung (AVNOJ), der eine provisorische Regierung bildete und weite Teile des besetzten Landes kontrollierte. Mitte 1944 konnten Tito und sein Stab mit Hilfe der alliierten Militärberater, die die jugoslawischen Partisanen unterstützten, knapp einem groß angelegten deutschen Attentatsversuch, dem Unternehmen Rösselsprung, entkommen. Das Hauptquartier der Partisanen im bosnischen Drvar wurde von den Deutschen zwar zerstört, das eigentliche Ziel, die Ermordung oder Verhaftung Titos, misslang jedoch. Nach einigen kürzeren Zwischenstationen konnte der Partisanenkrieg vom neuen Hauptquartier auf der kroatischen Insel Vis aus fortgesetzt werden.
Seit Ende 1944 übte der Antifaschistische Rat die Macht in ganz Jugoslawien aus. Er wurde auch von den Alliierten anerkannt und vor allem vom britischen Premier Churchill unterstützt. Bereits während des Krieges zielte Titos Diplomatie darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen den Westmächten und der Sowjetunion zu halten.
Der Staatschef der Nachkriegszeit
Entgegen seiner Anweisung, keine Kriegsgefangenen zu exekutieren, sondern vor ein Militärgericht zu stellen, geschah in der unmittelbaren Nachkriegszeit beispielsweise das Massaker von Bleiburg.[7][8] Der hochrangige jugoslawische Politiker und Dissident Milovan Đilas sah Titos Rolle dabei so:
„Niemand weiß, ob Tito direkte Befehle gegeben hat oder nicht. Doch er war sicher für eine radikale Lösung, genau wie die Briten pragmatische Gründe hatten, diese Flüchtlinge zurückzuschicken. Jugoslawien befand sich im Zustand des Chaos und der Zerstörung. Eine Zivilverwaltung gab es praktisch nicht. Es gab keine ordentlichen Gerichte. Es gab keine Möglichkeit, die 20.000 bis 30.000 Fälle zuverlässig zu untersuchen. So war der einfachste Ausweg, sie alle zu erschießen und damit das Problem los zu sein.“[9][10]
Nach Kriegsende ließ sich Tito in einer Volksbefragung den Machterhalt bestätigen. Am 29. November 1945 wurde er Ministerpräsident der Volksrepublik Jugoslawien. Bis 1953 betrieb er mit Hilfe der Nationalen Volksbefreiungsfront und der KPJ die Umwandlung Jugoslawiens in einen sozialistischen Staat. Dabei setzte er auch Repressionen ein. Zahlreiche politische Gegner, nach 1948 vor allem Stalinisten, wurden in den folgenden Jahren, besonders auf der Gefängnisinsel Goli otok, durch die GeheimpolizeiUDBA[11] verfolgt, inhaftiert und gefoltert.[12]
In der Skupština erklärte Tito am 26. Juni 1950 öffentlich:
„Schon im Volksbefreiungskrieg haben wir die alten Grundlagen des Staates vernichtet: a) die Administration; b) die Polizei und Gendarmerie; und c) die Reste der Militärorganisation der Exilregierung mit den ČetniciMihailović’, den UstašePavelić’ und der Weißen GardeRupniks. Wir haben diese revolutionäre Tätigkeit systematisch durchgeführt, nach den klassischen Prinzipien des Marxismus, dessen Lehre wir gänzlich angewendet haben. […] Der Widerstand gegen die Deutschen war nur ein Vorwand, denn das endgültige Ziel war, an die Macht zu kommen und den integralen Kommunismus einzuführen.“[13]
In Jugoslawien waren nur wenige Truppen aus der Sowjetunion stationiert, hauptsächlich in Belgrad selbst und in der Vojvodina. Dies ermöglichte Tito eine auf Unabhängigkeit und Gleichberechtigung beruhende Außenpolitik, zu der auch eigenständige Beziehungen zum Westen gehörten.
Zudem nahm er für Jugoslawien in Anspruch, einen eigenen Weg zum Sozialismus zu gehen, der im Kern ein gewisses Maß an Arbeiterselbstverwaltung der Betriebe vorsah. Dieser so genannte Titoismus brachte das Land in Gegensatz zu den sowjetischen Hegemoniebestrebungen und führte 1948 zum Bruch zwischen Tito und Josef Stalin. Die Auseinandersetzung wurde mit erbitterter Härte geführt. Stalin versuchte vergeblich, die jugoslawische Partei gegen Tito aufzuhetzen, und drohte ihm in der Prawda öffentlich mit Mord; „das Schicksal Trotzkis ist lehrreich“, konnte man dort in Bezug auf Tito lesen. Die Einladung Stalins, in Moskau die Differenzen „freundschaftlich“ zu besprechen, lehnte Tito folglich ab. Am 29. November 1949 riefen die Kominform-Mitglieder offen zum Sturz von Tito und zum Kampf gegen den Titoismus auf. Aufgrund offensichtlich vereitelter Mordversuche hatte Tito Stalin 1948 in einem Brief geschrieben: „Hör auf, Mörder nach mir auszusenden! Wir haben bereits fünf von ihnen gefangen, einer von ihnen trug eine Bombe, der andere hatte ein Gewehr (…) Falls Du das nicht verstehst, schicke ich einen sehr effizienten Killer nach Moskau zu Dir. Ich muss bestimmt keinen zweiten nachsenden.“[14]
Im Zuge der Entstalinisierung nach Stalins Tod unter Nikita Chruschtschow (1956) und der Auflösung des Kominform normalisierten sich die Beziehungen mit der Sowjetunion wieder.
Nach der Annahme einer neuen Verfassung im Jahr 1953 wurde Tito am 14. Januar 1953 in das Amt des Staatspräsidenten gewählt, das er ab 1963 auf Lebenszeit innehatte. Er setzte sich für die Gleichberechtigung der Staaten, die friedliche Koexistenz der Blöcke und für die Entwicklungsländer ein. Zusammen mit dem ägyptischen Präsidenten Gamal Abdel Nasser, dem indischen Premierminister Jawaharlal Nehru sowie dem indonesischen Präsidenten Sukarno gehörte er zu den Protagonisten einer Politik der Blockfreiheit. Diese wurde mit der Gründung der Bewegung der Blockfreien Staaten institutionalisiert. Durch sein Charisma und seine auf Ausgleich zielende Politik erwarb er sich auch außerhalb Jugoslawiens besonderes Ansehen. Er war einer der angesehensten Vertreter der blockfreien Staaten, deren Einwohner etwa zwei Drittel der Menschheit ausmachten. 1967, nach dem Sechstagekrieg, fror Tito die diplomatischen Beziehungen zu Israel ein.[15]
Innenpolitisch verfolgte Tito weiterhin einen autoritären Regierungsstil, obwohl es nach der Absetzung des Sicherheitschefs Aleksandar Ranković 1966 zu einer deutlichen Liberalisierung der jugoslawischen Gesellschaft kam, die sich z. B. in einer relativen Freiheit von Kunst und Kultur ausdrückte. Den Einmarsch von Truppen des Warschauer Paktes in die ČSSR 1968 verurteilte er scharf, was sein Image im westlichen Ausland zusätzlich verbesserte. Laut seinem Biografen Pirjevec soll das Verhältnis „mit Bonn“, insbesondere Bundeskanzler Willy Brandt, aber auch anderen Sozialdemokraten, deutlich besser gewesen sein als das mit der politischen Leitung der DDR.[16]
Im Jahr 1971 wandte er sich gegen den sogenannten Kroatischen Frühling, eine politische Reformbewegung, welche für die damalige Sozialistische Republik Kroatien mehr Rechte und Autonomie innerhalb Jugoslawiens forderte. Tito reagierte mit Massenverhaftungen, da er den Kern des jugoslawischen Sozialismus, die propagierte „Brüderlichkeit und Einheit“ (Bratstvo i jedinstvo), angegriffen sah. Die Ereignisse führten dazu, dass Jugoslawien 1974 auf Initiative Titos eine neue Verfassung erhielt, die den Föderalismus stärker betonte. Dies war, neben einer neuen Aufteilung der erwirtschafteten Devisen, eine der Forderungen des Kroatischen Frühlings gewesen. Gleichzeitig wurde durch die Verfassung von 1974 die Stellung des Staatspräsidenten gestärkt, da Tito uneingeschränkte Vollmachten als Staatsoberhaupt auf Lebenszeit eingeräumt wurden. Die neue Verfassung legte ausdrücklich fest, dass der Staatspräsident keinem anderen staatlichen Organ gegenüber politisch oder rechtlich verantwortlich war. Seine charismatische persönliche Diktatur wirkte zunehmend anachronistisch. Auch behinderten die oft ideologisch motivierten Entscheidungen die Lösung anstehender Probleme. Dennoch genießt er im Rückblick in den postjugoslawischen Staaten einen sehr guten Ruf.[17]
Tod und Begräbnis
Nach einer akuten Verschlechterung seiner pAVK („Raucherbein“) im Rahmen einer arteriellen Thrombose wurde der 87-jährige Tito am 3. Januar 1980 in das Universitätsklinikum in Ljubljana (Univerzitetni klinični center Ljubljana) eingeliefert. Das dort behandelnde Team bestand neben acht jugoslawischen Ärzten aus dem US-amerikanischen Kardiochirurgen Michael Ellis DeBakey sowie seinem Kollegen Marat Knjasew aus der Sowjetunion.[18] Diese stellten bei ihm die Indikation für einen arteriellen Bypass, um die Gefäßversorgung des Beines zu gewährleisten. Die in der Nacht vom 12. auf den 13. Januar 1980 durchgeführte Operation brachte allerdings nicht den gewünschten Erfolg, sodass aufgrund fortschreitender Nekrosen und der Entwicklung eines lebensbedrohlichen Gangräns ein Teil des linken Beines am 20. Januar amputiert werden musste.[19] Anschließend besserte sich sein Gesundheitszustand kurzzeitig wieder so weit, dass er seinen Verpflichtungen als Staatschef nachkommen konnte. Aufgrund einer erneuten gesundheitlichen Verschlechterung wurde er in die Abteilung für kardiovaskuläre Chirurgie in Ljubljana eingeliefert, wo er drei Tage vor seinem 88. Geburtstag am 4. Mai 1980 um 15:05 Uhr starb.
Saša Broz (* 1969), Regisseurin, ehemalige Theaterdirektorin in Pula
Andreja Broz (* 1971), Firmeninhaberin (Combis) in Zagreb
Jovanka Budisavljević-Broz (Serbin, 1924–2013), 3. Ehefrau, die Ehe blieb kinderlos. Die ehemalige „First Lady“ Jugoslawiens trat bereits ab etwa 1977 vermutlich auf Betreiben einer Gruppe slowenischer Parteifunktionäre um Stane Dolanc und Mitja Ribičič bis zum Begräbnis Titos nicht mehr in der Öffentlichkeit auf.[25] Danach stand sie Jahre unter Hausarrest, ihr Vermögen wurde eingezogen. Sie lebte bis zu ihrem Tod zurückgezogen und in ärmlichen Verhältnissen in Belgrad.[26]
Außereheliche Beziehungen
Titos Beziehungsleben war durch einen häufigen Wechsel der Partnerinnen gekennzeichnet. Er versprach mehreren Frauen die Ehe. Bereits den ersten Hochzeitstermin hielt er aber nicht ein und verließ seine erste Verlobte am Hochzeitstag vor der Eheschließung. Tito hatte mehrere außereheliche Kinder von mehreren Frauen.[27][28] Titos zweiter außerehelicher Sohn Hans Studer fiel als Soldat der deutschen Wehrmacht im Einsatz gegen die Partisanen Titos. Als größte Liebe Titos gilt Davorjanka Paunović (Serbin, 1921–1946). Mit ihr begann er während seiner zweiten Ehe eine Affäre. Als Paunović an Tuberkulose starb, sorgte Tito dafür, dass sie neben seiner Residenz in Belgrad beerdigt wird.[29]
Personenkult
Titos Regime zeichnete sich durch einen starken Personenkult aus, der sich zunächst am Stalinismus orientierte.[30] Tito wurde in staatlich kontrollierten Ritualen als Held eines nationalen Mythos gefeiert und verehrt.
Eine besondere Rolle spielte dabei der 25. Mai, an dem Tito 1944 in seinem Unterschlupf bei Drvar dem Zugriff deutscher Fallschirmjäger knapp entkommen war. Dieser Tag wurde bis 1988 als der angebliche Geburtstag des Marschalls, als ein Siegestag der Partisanen und als Tag der Jugend (bis 1987 mit einem landesweiten Staffellauf unter der Bezeichnung Stafette der Jugend) begangen.[31] Bis zu Titos Tod endete er in Belgrad mit der Übergabe kunstvoll gestalteter Stafetten an ihn.[32]
In Jugoslawien waren acht Städte (in jeder Republik und autonomen Region) sowie ein Berg nach Tito benannt:
Nach dem Zerfall Jugoslawiens erhielten alle Städte wieder ihre alten Namen. Nachdem die meisten der früher nach Tito benannten Straßen und Plätze in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens zu Beginn der 1990er Jahre umbenannt worden waren, wurde 2009 in Ljubljana wieder eine Straße nach Tito benannt, was in einer Meinungsumfrage von 60 % der Einwohner gutgeheißen wurde. Aufgrund einer Klage der Jugendorganisation der konservativen Partei Neues Slowenien verbot das Verfassungsgericht Sloweniens jedoch die Neubenennung von Straßen nach Tito, da dies als Befürwortung von dessen totalitärem Regime verstanden werden könne. Das Urteil wurde von Mitgliedern der Socialni demokrati, des Partisanenverbandes sowie von dem Historiker Jože Pirjevec kritisiert, da es die Rolle Titos bei der Befreiung Sloweniens vom Faschismus ignoriere.[33]
Im September 2017 wurde in der kroatischen Hauptstadt Zagreb der „Marschall-Tito-Platz“ in „Platz der Republik Kroatien“ umbenannt, was zuvor kontrovers diskutiert worden war. Im Stadtrat stimmten 29 Mitglieder für die Umbenennung und 20 dagegen. Diese Aktion wurde durch die Partei des ehemaligen Kulturministers Zlatko Hasanbegović initiiert. Die Debatte über die historische Rolle Titos führt in Kroatien regelmäßig zu politischen Auseinandersetzungen.[34]
In Teilen der Bevölkerung der ehemaligen jugoslawischen Republiken wird Tito weiterhin verehrt. In seinem Geburtsort Kumrovec in Kroatien wurde ein Tito-Museum mit angegliedertem Bildungszentrum eingerichtet.
Sonstiges
Um Tito ranken sich zahllose Legenden. Unter anderem erzählt Bruno Kreisky in seiner Autobiographie Zwischen den Zeiten von Titos Trinkfestigkeit, aber auch davon, dass er auch abseits des Protokolls noch ein halbes Jahrhundert nach Zerfall der österreichisch-ungarischen Monarchie persönliche Bezüge zu Österreich bewahrt haben soll. Laut Kreisky soll Tito nach dem Ende des offiziellen Teiles eines Staatsbankettes seine Dolmetscher ins Hotel geschickt und dann mit Kreisky in österreichischem Deutsch und gelöster Atmosphäre geplaudert haben.
Ivan Ivanji berichtet in seinem autobiografischen Buch "Titos Dolmetscher", dass Tito bei Gesprächen mit Deutschsprachigen die durch das Dolmetschen auftretenden Gesprächspausen zum Vorbereiten seiner Antworten taktisch genutzt habe, da er ja schon selbst alles verstanden hatte.
Zu Titos Sprachkenntnissen bemerkt Milovan Đilas, dieser habe trotz seiner geringen Schulbildung leicht Fremdsprachen gelernt. Während des Ersten Weltkrieges habe er Russisch, nach dem Bruch mit der Sowjetunion 1948 Englisch gelernt. Auch erwähnt er die guten Deutschkenntnisse Titos. Im Kroatischen habe er jedoch lange Zeit Probleme mit der Rechtschreibung gehabt und serbische und kroatische Ausdrücke durcheinander verwendet. Vor allem aber habe er in seinen Reden russische Fremdwörter verwendet, „und da er, wie es die Art der Menschen aus der Zagorje ist, die Worte langzog, erweckte er bei den Menschen, die ihn nicht kannten, den Verdacht, keiner der Unseren, sondern ein Russe zu sein.“[35]
Tito hatte sich die AdriainselBrijuni – meist mit ihrem italienischen Namen Brioni zitiert – zur Präsidentenresidenz und zu einem zweiten Regierungssitz ausbauen lassen.[36] Eine Zeit lang war es bei Staatsbesuchen üblich, Tito als Geschenk Tiere für seinen Privatzoo mitzubringen. Einige Nachkommen dieser Gastgeschenke bevölkern heute das Naturschutzgebiet auf der Insel Brijuni. Daneben hatte er noch einen Wohnsitz bei Bled in der damaligen Teilrepublik Slowenien: das Schloss Egg in Brdo pri Kranju.
Für Titos Sonderzug aus blauen Wagen wurden spezielle Lokomotiven vorgehalten, zunächst drei blau gestrichene Schnellzug-Dampflokomotiven der jugoslawischen Baureihe 11 (Nachbauten der MÁV-Baureihe 424). In den 1960er Jahren kaufte die Jugoslawische Staatsbahn JŽ hierfür drei blaue Diesellokomotiven des Typs ML 2200. Tito verfügte auch über zwei dieselmechanische Salontriebwagen der italienischen Firma Breda aus der Vorkriegszeit. Im Frühjahr 1961 erhielt Tito den modernen hochmotorisierten Salontriebwagen MOT 410. Seit 1952 nutzte er die Galeb als Staatsyacht.
Als Titos Leben verfilmt werden sollte, wurde mit Richard Burton ein westlicher Spitzendarsteller verpflichtet. Während der Dreharbeiten des Filmes (ursprünglicher Titel: The Battle of Sutjeska, später in The Fifth Offensive umbenannt) kam es zu einer Begegnung mit dem Schauspieler, dem – wie Tito – der Ruf der Trinkfestigkeit vorauseilte.
Über den Ursprung des Namenszusatzes „Tito“ herrscht nach wie vor Unklarheit. Tito ist ein alter, heutzutage jedoch recht unüblicher Name kroatischen Ursprungs, welcher sich auf den einstigen römischen Kaiser Titus bezieht.[38] Der Name war in Titos Ursprungsgegend, dem kroatischen Zagorje, allgemein geläufig. Josip Broz selbst bestätigte in einem handschriftlichen Vermerk, dass dieser Name sehr typisch für seine Region war, und fügte hinzu, dass dies auch der Hauptgrund war, weshalb er diesen Namen zwischen 1934 und 1936 annahm; das besagte Dokument befindet sich im Archiv der Kommunistischen Partei Jugoslawiens.
Josip Broz verwendete in Dokumenten mit innerstaatlichem Bezug zunächst den Spitznamen „Rudi“, bei internationalen Angelegenheiten wiederum den Spitznamen „Walter“. Allerdings nannte sich Rodoljub Čolaković, ein Kampfgefährte und späterer Minister in der Tito-Regierung, damals ebenfalls „Rudi“. Daher soll Broz für sich zu dem heute für ihn bekannten Kampfnamen „Tito“ gewechselt sein.[39] Titos Biograph Vladimir Dedijer behauptete, dass dieser Name auf den kroatischen Schriftsteller der Romantik Tituš Brezovački zurückzuführen sei.
Eine aktuelle Theorie wurde vom kroatischen Journalisten Denis Kuljiš (Journalist bei der Wochenzeitschrift Globus) aufgeworfen. Dieser soll Informationen von einem Nachfahren von Baturin, einem Spion der Komintern, der in den 1930er Jahren in Istanbul operiert haben soll, erhalten haben. Baturin soll von einem Code-System berichtet haben, das von Josip Broz verwendet worden sein soll. Josip Broz soll einer seiner Agenten gewesen sein, dessen geheime Spitznamen angeblich stets auf Pistolenbezeichnungen beruhten. Broz selbst soll bestätigt haben, dass er den Spitznamen „Walter“ verwendet hatte, welcher wohl auf die deutsche Pistole Walther PPK zurückzuführen ist. Baturin zufolge war einer seiner letzten Spitznamen „TT“, der von der sowjetischen Pistole TT-33 abgeleitet war. Angeblich sollen nach Broz’ Rückkehr nach Jugoslawien zahlreiche Dokumente der Kommunistischen Partei mit diesem Pseudonym unterzeichnet worden sein. Kuljiš zufolge soll sich die Bezeichnung „TT“ (im Kroatischen als „te te“ ausgesprochen) nach einigen Jahren zu „Tito“ gewandelt haben.[40]
Einer volkstümlichen Erklärung zufolge sei der Zusatz durch die Verbindung von zwei Wörtern entstanden: ti (deutsch „Du“) und to (deutsch „dies“ bzw. „das“). In der volkstümlichen Überlieferung wird erwähnt, dass Josip Broz in den hektischen Kriegsjahren diese Worte häufig in seinen Kommandos benutzt haben soll. Dabei soll er zunächst auf die betreffende Person gezeigt haben und dann auf die konkrete Aufgabe. Übersetzt würde der Befehl folgendermaßen lauten: „Du tu dies und du tu das!“ Diese These wird im 1949 erschienenen Werk Eastern Approaches von Fitzroy Maclean erwähnt.
Auszeichnungen (Auszug)
Innen- wie außenpolitisch gehörte das Sammeln von Orden für Tito zur jugoslawischen Staatspolitik. Innenpolitisch konnte der Staat damit Errungenschaften und Jubiläen feiern, bei denen Tito die Hauptrolle spielte, weil es diese ohne ihn möglicherweise nicht gegeben hätte. So machte der Sozialistische Bund des werktätigen Volkes Jugoslawiens (SSRNJ)[41] noch kurz vor Titos Tod den (verschwiegenen) Vorschlag, ihm einen vierten Orden des Volkshelden, wegen seiner „erfolgreich überstandenen Operation“, zu verleihen. Außenpolitisch gehörte der Ordenstausch bei Staatsbesuchen oder -empfängen in der Regel zur verabredeten Pflicht. Tito wurde durch diese Praxis zu dem Staatsmann mit den meisten Orden.[42]
Marc Halder: Josip Broz Tito (1892–1980). In: Martin Sabrow, Susanne Schattenberg (Hrsg.): Die letzten Generalsekretäre. Kommunistische Herrschaft im Spätsozialismus (= Kommunismus und Gesellschaft. Bd. 8). Ch. Links Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-96289-028-5 (Sonderauflage für die Landeszentralen für politische Bildung), S. 15–35.
Klaudija Sabo: Ikonen der Nationen : Heldendarstellungen im post-sozialistischen Kroatien und Serbien. De Gruyter Oldenbourg, Berlin 2017, ISBN 978-3-11-051848-1, 2 Tito: Demontage und Wiederauferstehung einer Staats-Ikone, S.37–88 (degruyter.com [PDF]).
Marc Halder: Mythos Tito. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Jugoslawien (= Aus Politik und Zeitgeschichte). Band2017, Nr.40–41. Bonn 29. September 2017 (bpb.de).
Jože Pirjevec: Tito : Die Biografie. Kunstmann, München 2016, ISBN 978-3-95614-097-6 (slowenisch: Tito in tovariši. Ljubljana 2011. Übersetzt von Klaus Detlef Olof).
Marc Halder: Der Titokult. Charismatische Herrschaft im sozialistischen Jugoslawien. Oldenbourg, München 2013, ISBN 978-3-486-72289-5.
Pero Simić: Tito – Geheimnis des Jahrhunderts. Orbis, München 2012, ISBN 978-961-6372-75-6 (Originaltitel: TITO – Fenomen stoljeća : Prva politička biografija. Zagreb 2009.).
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This article needs additional citations for verification. Please help improve this article by adding citations to reliable sources. Unsourced material may be challenged and removed.Find sources: Mobile Suit Gundam F91 – news · newspapers · books · scholar · JSTOR (October 2020) (Learn how and when to remove this message) 1991 Japanese filmMobile Suit Gundam F91Japanese film posterDirected byYoshiyuki TominoWritten byTsunehisa ItoYoshiyuki TominoStarrin...
Шляхетский герб рода Борских с изображением ноги на щите Нога (ступня, стопа) — естественная негеральдическая гербовая фигура. В отличие от верхних конечностей человека в геральдике, нижние конечности в гербах встречаются значительно реже, всегда отсечёнными на середи�...
NurafniLahirNurafni19 Juni 1998 (umur 25)Polewali, Kutai Kartanegara, IndonesiaKebangsaanIndonesiaNama lain Rani Zamala PekerjaanPenyanyiAktrisPresenterTahun aktif2016 – sekarangDikenal atasD'Academy (Musim Ketiga)Karier musikGenre Pop Dangdut Instrumen Vokal Label Maksi Music 3D Entertainment Nurafni, lebih dikenal sebagai Rani Zamala (lahir 19 Juni 1998) adalah seorang penyanyi dangdut berkebangsaan Indonesia. Ia merupakan finalis 4 besar D'Academy 3 dan juara kedua di D'A...
This is a list of groups, organizations, and festivals that recognize achievements in cinema, usually by awarding various prizes. The awards sometimes also have popular unofficial names (such as the Oscar for Hollywood's Academy Awards), which are mentioned if applicable. Many awards are simply identified by the name of the group presenting the award. [clarification needed] Awards have been divided into four major categories: critics' awards, voted on (usually annually) by a group of...
Tổ chức Lương thực và Nông nghiệp Liên Hợp QuốcLoại hìnhCơ quan chuyên mônTên gọi tắtFAOLãnh đạo Khuất Đông Ngọc (屈冬玉)Hiện trạngĐang hoạt độngThành lập16 tháng 10 năm 1945 tại CanadaTrụ sở Roma, ÝTrang webwww.fao.orgTrực thuộcECOSOC Tổ chức Lương thực và Nông nghiệp Liên Hợp Quốc hay Tổ chức Nông Lương Liên Hợp Quốc[1] (viết tắt là FAO, Tiếng Anh: Food and Agriculture Organizati...
La liste de micronations ci-dessous comprend des micronations notables, existantes ou ayant existé. Une micronation[1] est une entité créée par un petit nombre de personnes, qui prétend au statut de nation indépendante ou qui en présente des caractéristiques, mais n'est pas formellement reconnue comme telle par des États ou par des organismes internationaux[2]. En 2014, on estime leur nombre à près de 400[3]. Note: Toutes les sources se trouvent dans les articles dédiés à chaqu...
جزء من سلسلة حولالاشتراكية تطورها تاريخ الاشتراكية مناظرة الحساب الاشتراكي اقتصاد اشتراكي أفكار Calculation in kind ملكية جماعية جمعية تعاونية ملكية مشتركة ديمقراطية اقتصادية تخطيط اقتصادي تكافؤ الفرص Free association ديمقراطية صناعية نموذج المدخلات - المخرجات أممية قسيمة العمل تخطيط...
BogorejoKecamatanNegara IndonesiaProvinsiJawa TengahKabupatenBloraPemerintahan • Camat-Populasi (2021)[1] • Total24.827 jiwaKode pos-Kode Kemendagri33.16.15 Kode BPS3316080 Luas- km²Desa/kelurahan- Bogorejo (bahasa Jawa: ꦧꦒꦉꦗ, translit. Bagareja) adalah sebuah kecamatan di Kabupaten Blora, terdiri dari 14 desa dan hasil pemekaran dari kecamatan Jepon Provinsi Jawa Tengah, Indonesia. Desa/kelurahan Pada tahun 2020, wilayah Kecamatan B...
Michel RobinLahir(1930-11-13)13 November 1930Reims, PrancisMeninggal18 November 2020(2020-11-18) (umur 90)Rambouillet, PrancisPekerjaanPemeranTahun aktif1966–2018 Penghargaan(15 Mei 2001) Knight of the National Order of Merit (en) (1989) Molière Award for Best Supporting Actor (en) Officer of Arts and Letters (en) Michel Robin (13 November 1930 – 18 November 2020)[1] adalah seorang pemeran film, panggung dan televisi asal Prancis. Ia tampil dalam 120 film...
Country with a developed economy and infrastructure Industrial nation redirects here. For the magazine, see Industrialnation. Not to be confused with Developing country. For the investing classification, see Developed market. Developed countries (IMF) Developing countries (IMF) Least developed countries (UN) Data unavailableWorld map showing country classifications per the IMF[1] and the UN[2] (last updated April 2023). Developed...
Étendard d'UrVue générale de l'étendard d'Ur, face de la Guerre.Artiste inconnuDate Vers 2500 av. J.-C.Civilisation SumerMatériau boisMouvement SumérienPropriétaire British MuseumNo d’inventaire 1928,1010.3, 121201Localisation British MuseumCoordonnées 30° 57′ 41″ N, 46° 06′ 22″ Emodifier - modifier le code - modifier Wikidata L’étendard d'Ur est une œuvre sumérienne retrouvée dans ce qui était le cimetière royal de l'ancienne cité d'...
The Ancien Evêché Museum entrance The Musée de l'Ancien Évêché (Museum of the Former Bishopric) is a departmental museum located in Grenoble, France and dedicated to the Isère heritage through the history of its Bishop's palace. Inaugurated in 1998,[1] it is settled in the former Bishop's palace, near Grenoble Cathedral. The museum gives access to the remains of an early Christian baptistry and to a section of the vestiges of the Gallo-Roman wall in the basement of the building...
Medieval fortification Motte redirects here. For other uses, see Motte (disambiguation). For the fallacy, see Motte-and-bailey fallacy. A reconstruction of the English city of York in the 16th century, showing the motte-and-bailey fortifications of Old Baile (left foreground) and York Castle topped by Clifford's Tower (centre right) A motte-and-bailey castle is a European fortification with a wooden or stone keep situated on a raised area of ground called a motte, accompanied by a walled cour...