Ivan Ivanji wurde als Sohn einer säkularisierten jüdischen Ärztefamilie im serbischen Banat geboren[1] und lernte als Kind Serbokroatisch, Ungarisch und Deutsch. Ivanji wurde 1944 in das NS-Konzentrationslager Auschwitz und von dort nach Buchenwald deportiert und in den Buchenwalder AußenlagernNiederorschel und Langenstein-Zwieberge als Zwangsarbeiter eingesetzt. Dort befreundete er sich mit dem älteren H. G. Adler, dem es gelang, sich mit Ivanji und anderen Häftlingen vor dem Todesmarsch zu retten. Anlässlich der feierlichen Eröffnungs- und Gedenkveranstaltung der ständigen Ausstellung Konzentrationslager Buchenwald – Außenkommando Niederorschel am 26. Januar 2002 in Niederorschel durch Bürgermeister Egbert Hentrich und den Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Volkhard Knigge, hielt Ivan Ivanji eine Ansprache, wurden die Totenliste und das Gedicht Spur Deiner Selbst von H. G. Adler, geschrieben am 19. Dezember 1944 im Lager Niederorschel, verlesen. An der Feier nahmen auch die Überlebenden Bertrand Herz, Paris, und Dov Goldstein, Israel, teil. Zusammen führten sie mit Schülern des Gymnasiums Worbis der Regelschule Niederorschel, Bürgern und Besuchern Zeitzeugengespräche.
Im Nachkriegsjugoslawien studierte er an der Universität Belgrad Architektur und Germanistik. Er war unter anderem Lehrer, Theaterintendant, Dolmetscher für Josip Broz Tito, von 1974 bis 1978 als jugoslawischer Kulturattaché in Bonn tätig und von 1982 bis 1988 Generalsekretär des jugoslawischen Schriftstellerverbandes. Bekannt ist er vor allem als Romanschriftsteller, er schrieb auch Beiträge zu politischen Themen für deutsche Zeitungen und Zeitschriften, u. a. für den Spiegel und den Rheinischen Merkur.
Autobiografisch geprägt ist sein Roman Mein schönes Leben in der Hölle. Über seine Zeit als Dolmetscher für den jugoslawischen Staatspräsidenten berichtet er in seinen Erinnerungen mit dem Titel Titos Dolmetscher.
Ivan Ivanji schrieb in Serbokroatisch und in Deutsch. Er übersetzte eigene Romane sowie die von Danilo Kiš und anderen jugoslawischen Autoren ins Deutsche sowie Werke deutsch- und ungarischsprachiger Autoren ins Serbokroatische. Er lebte in Wien und Belgrad.
Marko Martin: „Vielleicht hat der Maurerlehrling mich vor dem Tod bewahrt“, Interview, in: Die Literarische Welt, 27. Januar 2018, S. 29
Felix Jaitner: Lebenslänglich Buchenwald. Das bewegte Leben des jugoslawischen Schriftstellers und KZ-Häftlings Ivan Ivanji, neues deutschland, 13. November 2018. online (kostenpflichtig)
↑ abClaus Christian Malzahn: Gestorben an dem Ort, wo er seinen späten Sieg über Hitler feierte. In: Die Welt. 25. Mai 2024, ISSN0173-8437 (msn.com [abgerufen am 25. Mai 2024]).
↑Derk, Denis: Deklaration über die gemeinsame Sprache der Kroaten, Serben, Bosniaken und Montenegriner wird verabschiedet. In: Večernji list. 28. März 2017, ISSN0350-5006, S.6–7 (vecernji.hr [abgerufen am 9. Mai 2019] serbokroatisch: Donosi se Deklaracija o zajedničkom jeziku Hrvata, Srba, Bošnjaka i Crnogoraca.). (archiviert auf WebCite (Memento vom 23. Mai 2017 auf WebCite))
↑Doris Akrap: Geburtstagsfeier von Ivan Ivanji: Erzählen gegen den Tod. In: Die Tageszeitung: taz. 9. Februar 2019, ISSN0931-9085 (taz.de [abgerufen am 9. Februar 2019]).