Richard Burtons Mutter starb, als er zwei Jahre alt war. Er hatte zwölf Geschwister. Das Leben des Vaters war durch Alkoholismus geprägt, mit dem auch Burton selbst später zu kämpfen hatte. Die Familie lebte in Armut, und auch nach dem Tod der Mutter blieb der Kampf gegen die allgemeine Armut lebensbestimmend. 1927 – nach dem Tod der Mutter – kam Burton zu seiner Schwester Cecilia („Cis“), die ihn aufzog.
Schauspielerkarriere
Trotz schlechter Voraussetzungen erkämpfte sich Burton aufgrund seiner Begabung einen Namen im Schauspielerberuf. Er studierte in Oxford, spielte im Studententheater und stand schließlich auf der Bühne des Old Vic. Er galt als hervorragender Schauspieler von Shakespeare-Stücken. Von seinem Sprachlehrer Philip Burton, der ihm seinen walisischen Akzent abgewöhnte, nahm er den Familiennamen als Künstlernamen an. Mit neunzehn Jahren hatte er sein Debüt im Londoner West End. 1949 schaffte er den Durchbruch am Globe Theatre mit dem Stück Die Dame ist nicht fürs Feuer von Christopher Fry in einer Inszenierung von John Gielgud.
Von da an stand Burton wegen der wechselvollen und skandalträchtigen Beziehung zu Elizabeth Taylor, die zweimal seine Ehefrau wurde, im Licht der Öffentlichkeit. Ihretwegen ließ er sich von seiner ersten Frau, Sybil Williams, nach gemeinsamen 14 Jahren scheiden. Der Film Wer hat Angst vor Virginia Woolf? von 1966 wurde, wie auch viele andere Filme, in denen Burton und Taylor gemeinsam auftraten, vom Publikum als Projektionsfläche ihres Ehelebens betrachtet.
Das Ehepaar Taylor-Burton war in den 1960er Jahren das bestbezahlte Schauspielerpaar der Welt. Ihre Einnahmen wurden auf zusammen ca. 50 Millionen US-Dollar geschätzt. Einen Großteil ihres Kassenerfolges verdankten ihre Filme der Neugier des Publikums, die das Paar, das in der Boulevardpresse allgegenwärtig war, auf der Leinwand sehen wollte, auch wenn manchen dieser Filme in künstlerischer Hinsicht keine große Bedeutung zukam. Als Burtons beste Leistungen in dieser Zeit gelten seine Rollendarstellungen in drei Filmen, jeweils ohne die Mitwirkung Taylors: Becket (1964), Die Nacht des Leguan (1964) und Der Spion, der aus der Kälte kam (1965).
Für die Verfilmung von Die fünfte Offensive – Kesselschlacht an der Sutjeska (1973), die die Schlacht an der Sutjeskarekonstruiert, wurde, zu dieser Zeit ungewöhnlich für eine osteuropäische Filmproduktion, mit Burton ein westlicher Spitzendarsteller verpflichtet. Während der Dreharbeiten kam es auch zu einer Begegnung Burtons mit dem jugoslawischen Staatschef, Tito, dem ebenfalls der Ruf der Trinkfestigkeit vorauseilte. Burton spielte weiterhin auch Theater, sein Erfolg im Kino ließ in den 1970er Jahren nach. Im Verlauf dieses Jahrzehnts trat Burton zunehmend in Filmen auf, die betont kommerziell ausgerichtet waren und ihm hohe Gagen einbrachten. 1980 erlebte Camelot mit ihm in der Hauptrolle seine Wiederaufnahme, 1983 stand er in der Theaterkomödie Private Lives von Noël Coward letztmals mit Elizabeth Taylor auf der Bühne.
Burton war siebenmal für einen Oscar nominiert, ohne je einen zu erhalten. Nur Peter O’Toole erhielt mehr Nominierungen als Schauspieler (insgesamt acht), ebenfalls ohne die Auszeichnung zu gewinnen. 1968 erhielt Burton in Deutschland einen Bambi. Die Autoren des Buches The Golden Turkey Awards verliehen ihm einen fiktiven Preis für den „schlechtesten Schauspieler aller Zeiten“.
Sein letzter Film war 1984 nach dem gleichnamigen Roman von George Orwell. Kurz nach Abschluss der Dreharbeiten erlitt er in seinem Haus in Céligny eine Hirnblutung, an der er starb. Seine Mitwirkung bei dem Film Wildgänse 2 kam nicht mehr zustande, sodass Edward Fox seine Rolle übernahm.
Aus seiner ersten Ehe mit der Waliserin Sybil Williams stammt Burtons Tochter Kate Burton, die ebenfalls Schauspielerin wurde, sowie die 1959 geborene Tochter Jessica.
Burtons Alkoholkrankheit war lange ein offenes Geheimnis, sie behinderte ihn vielfach bei Dreharbeiten, und in späteren Jahren sprach er selbst öffentlich darüber. Nach den Ehen mit Elizabeth Taylor (1964–1974 und 1975–1976) war er von 1976 bis 1982 mit Susan Hunt, der ehemaligen Ehefrau des Formel-1-Rennfahrers James Hunt, verheiratet, die dazu beitrug, dass er seinen Alkoholkonsum erheblich einschränken konnte. Burtons vierte und letzte Ehefrau war die Presseagentin Sally Hay, die er während der Dreharbeiten zu der Fernsehserie Wagner – Das Leben und Werk Richard Wagners kennenlernte und mit der er bis zu seinem Tod am 5. August 1984 zusammenlebte.
Burton starb 1984 im Alter von 58 Jahren in Genf an einer Hirnblutung.[3] Sein Grab befindet sich auf dem „Alten Friedhof“ (Vieux Cimetière) von Céligny im Kanton Genf.[4]
Melvyn Bragg, Sally Burton: Richard Burton. Die Biographie. (OT: Rich, the Life of Richard Burton.) Neff, Wien 1988, ISBN 3-7014-0268-X. Droemersche Verlagsanstalt, München 1992, ISBN 3-426-02424-1.
Graham Jenkins, Barry Turner: Richard Burton: My Brother. St Martins Mass Market Paper, 1990, ISBN 0-312-91758-9.
Peter Stead: Richard Burton: So Much, So Little. Seren, 1991. ISBN 1-85411-040-3.
Paul Ferris: Richard Burton. Seine Filme, sein Leben. Heyne, 1992, ISBN 3-453-86058-6.
David Jenkins: Richard Burton: A Brother Remembered. Random House, London 1993, ISBN 0-7126-5768-1.
Gethin Matthews: Richard Burton: Seren Cymru. Gomer Press, 2002, ISBN 1-84323-060-7 (walisisch).
Sam Kashner und Nancy Schoenberger (Aus dem Amerikanischen von Johanna Sophia Wais): Furious love : Elizabeth Taylor und Richard Burton – Die Liebesgeschichte des Jahrhunderts, München 2012, ISBN 978-3-453-20012-8.
Richard Burtons Porträt ist auf den von Johnny Bruck geschaffenen Titelbildern der Perry-Rhodan-Heftromane Nr. 593, Der Metapsychische Krieg (1973)[5] und Nr. 740, Die Schaltmeister von Orcsy (dort als Verkörperung der Romanfigur Kor Kalmeck)[6] abgebildet.
↑Eine Sprechrolle, die er wie kein anderer ausfüllte. Aus diesem Grund wurde 2006 sein Abbild digital verjüngt und per Hologramm in die Live-Show eingefügt.