Bernkastel-Kues liegt im Moseltal, zirka 50 Kilometer von Trier entfernt. Die höchste Erhebung ist der Olymp (415 m ü. NHN), der niedrigste Punkt (107 m ü. NHN) liegt am Moselufer. Das Stadtgebiet erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 23,71 km², davon werden 5,93 km² landwirtschaftlich genutzt.[4] Damit ist Bernkastel-Kues flächenmäßig eine der größten Städte der Mittelmosel. Unmittelbar benachbarte Ortsgemeinden sind (im Uhrzeigersinn, von Norden beginnend) Zeltingen-Rachtig, Graach an der Mosel, Longkamp, Monzelfeld, Mülheim an der Mosel, Lieser, Maring-Noviand und Platten.
Linke Zuflüsse der Mosel sind Heldengraben, Thelengraben, Waldgraben, Krausbach und der Bach aus dem Wehlener Wald.
Rechte Moselzuflüsse sind Goldbach, Heidesheimgraben, Tiefenbach und Schadbach.[5]
Klima
Die Stadt befindet sich in der Übergangszone vom gemäßigten Seeklima zum Kontinentalklima. Durch die Eifelbarriere liegt Bernkastel-Kues im Schutz und Regenschatten von Westwinden, die einen Föhneffekt bewirken können. Der Jahresniederschlag beträgt 706 mm. Die Niederschläge liegen im mittleren Drittel der in Deutschland erfassten Werte. An 41 % der Messstationen des Deutschen Wetterdienstes werden niedrigere Werte registriert. Der trockenste Monat ist der Februar, die meisten Niederschläge fallen im August. Im August fallen 1,6 mal mehr Niederschläge als im Februar. Die Niederschlagsmenge variiert kaum und ist gleichmäßig übers Jahr verteilt. An nur 22 % der Messstationen werden niedrigere jahreszeitliche Schwankungen registriert.
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Bernkastel-Kues
Bernkastel-Kues gliedert sich in die vier Stadtteile Andel, Bernkastel, Kues und Wehlen. Die Stadtteile Bernkastel und Andel liegen am rechten, die Stadtteile Wehlen und Kues am linken Moselufer. Insgesamt leben in allen vier Stadtteilen 7794 Menschen (3696 Männer, 4098 Frauen), darunter 268 Ausländer (Quote: 3,44 Prozent).
Die ersten Zeugnisse menschlicher Besiedlung (3000 v. Chr.) entdeckten Archäologen in Kues. Um 370 schrieb Decimus Magnus Ausonius, römischer Dichter und Lehrer am kaiserlichen Hof, sein Gedicht Mosella. Adalbero von Luxemburg, Propst des Trierer Stifts St. Paulin, wurde Herr von Bernkastel. Die erste urkundliche Nennung von Bernkastel stammt aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. An der Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert bezeichnete ein Geograph einen Ort Princastellum. Dies gilt als Beleg auf ein römisches Kastell im 4. Jahrhundert in der Nähe der heutigen Burgruine Landshut; hierauf weisen unter anderem unterhalb der Burg gefundene Beschläge, Keramik- und Eisenfunde hin. Die Namensform im 12. Jahrhundert Beronis castellum war eine gelehrte Relatinisierung, die sich auf den Trierer Propst Adalbero von Luxemburg (11. Jahrhundert) bezog. Mit dem dritten Burgbau wurde 1277 unter der Herrschaft des Trierer Erzbischofs Heinrich II. von Finstingen begonnen. Am 29. Mai 1291 verlieh König Rudolf I. von HabsburgBerrincastel die Stadtrechte.[7] Die damals erbaute Burg Landshut erhielt diesen Namen erst im 16. Jahrhundert.
1332 wurden die Stadtrechte durch das Sammelprivileg Kaiser Ludwigs des Bayern erneut bestätigt. Durch die Goldene Bulle wurde Erzbischof Boemund II. Kurfürst. Der Sage nach wurde er durch ein Glas Wein von einer schweren Krankheit geheilt – die Legende um den Berncastler Doctor nahm ihren Anfang. 1401 wurde Nicolaus Cusanus in dem Haus des Moselschiffers Henne Cryfftz (Krebs), das besichtigt werden kann, geboren.1451 wurde das St.-Nikolaus-Hospital (Cusanusstift) errichtet, ein Armenhospital. 1505 tauchte in einer landesherrlichen Verordnung Jakobs II. zum ersten Mal für die erzbischöfliche Burg der Name Landshut auf. Kaiser Maximilian übernachtete 1512 auf dem Weg zum Reichstag in Trier in Bernkastel. Die Pest wütete 1627 in Bernkastel, in Kues 1641. 1692 fiel die Burg Landshut einer Feuersbrunst zum Opfer und ist seitdem eine Ruine. 1787 hatte das kurtrierischeAmt Berncastel 4.743 Einwohner. Von 1794 bis 1814 war Bernkastel ein Kantonsort unter französischer Herrschaft, auf dem Wiener Kongress (1815) wurden Bernkastel und Kues dem Königreich Preußen zugeschlagen. Bernkastel wurde Sitz der Bürgermeisterei Bernkastel und 1821 Sitz des Kreises Bernkastel. 1848 kam die Revolution auch nach Bernkastel: Die schwarz-rot-goldene Fahne wurde am Rathaus gehisst und eine Bürgerwehr gebildet. Die erste Straßenbrücke zwischen Bernkastel und Kues wurde 1872/74 gebaut, 1882/83 die erste Bahnverbindung.
Die Stadt in der heutigen Form entstand am 1. April 1905 durch den Zusammenschluss der Stadt Bernkastel mit dem gegenüberliegenden Winzerdorf Kues. 1926 kam es zu großen Winzerunruhen an der Mosel, das Finanzamt in Bernkastel und das Zollamt in Kues wurden gestürmt. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 gab es schwere Ausschreitungen gegen jüdische Mitbürger; die 1852 eingeweihte Synagoge wurde zerstört.[8] Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Stadt mehrfach bombardiert. Dabei wurden am 19. Februar 1945 zahlreiche Häuser um den Marktplatz in Bernkastel zerstört und 41 Menschen getötet. Bei einem Angriff am 2. März wurden große Teile des alten Rathauses und weitere Gebäude zerstört und 29 Menschen getötet. Am 11. März wurde die Moselbrücke gesprengt und am darauf folgenden Tag begann der Beschuss durch amerikanische Artillerie. Am 15. März rückten die Amerikaner in Kues und am 16. in Bernkastel ein.[9]
1946 fanden die ersten demokratischen Wahlen nach dem Krieg statt; Hans Weber wurde Stadtbürgermeister. Am 7. November 1970 wurden Andel und Wehlen eingemeindet. Durch die rheinland-pfälzische Verwaltungsreform wurde durch den Zusammenschluss der Ämter Bernkastel-Land, Lieser, Mülheim, Zeltingen und der Stadt Bernkastel-Kues die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues gebildet. 1997 wurde der Burgbergtunnel feierlich eröffnet. Im Jahr 2000 begann die Partnerschaft zwischen Bernkastel-Kues und Karlovy Vary (Karlsbad). 2005 feierte die Stadt den Zusammenschluss von Bernkastel und Kues vor hundert Jahren; die Gemeinde wurde Heilklimatischer Kurort.
UBU = Unabhängige Bürgerunion Bernkastel-Kues e. V.
Bürgermeister
Roman Bastgen (parteilos, unterstützt von der CDU) wurde am 12. Juli 2024 ehrenamtlicher Stadtbürgermeister von Bernkastel-Kues.[12] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 hatte er sich mit 52,4 % der Stimmen im ersten Wahlgang gegen Eric Achtermann (FDP) und Karin Faß (parteilos, unterstützt von der SPD) durchgesetzt. Die Wahlbeteiligung lag bei 58,7 %.[13][14]
Bastgens Vorgänger war seit dem Jahr 2000 Wolfgang Port (CDU). Zuletzt wurde er bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 mit einem Stimmenanteil von 61,58 % wiedergewählt.[15] Bei der Wahl 2024 trat er nach 23 Jahren im Amt nicht erneut an.[14]
Ports Vorgänger Helmut Gestrich war seit 1994 Bürgermeister der Stadt und wurde 1999 einmal wiedergewählt, trat aber am 22. November 2000 wegen Verstrickungen in die Doerfert-Affäre von seinem Amt zurück.[16]
Wappen
Das Wappen zeigt einen gevierten Schild, in dessen Feldern 1 und 4 in Schwarz je einen aufgerichteten silbernen Schlüssel, mit linkshingewendetem Bart, in 2 einen zugewendeten schwarzen Bären und in 3 in Gold einen roten, aufrechtstehenden Krebs.
Die Beschreibung des bis 1951 gültigen Stadtwappens lautete: Geviertet mit silbernem Herzschild, darin ein rotes Kreuz, 1 und 4 in Rot ein aufgerichteter silberner Schlüssel mit linkshin gewendetem Bart, 2 und 3 in Silber je ein zugewendeter schwarzer Bär.[17]
Die beiden Schlüssel versinnbildlichen die Himmelsschlüssel des Petrus, dem das Trierer Bistum geweiht ist. Der Bär symbolisiert das Wappentier der Stadt Bernkastel und der Krebs steht für den Kardinal Nikolaus von Kues, eigentlicher Name Cryfftz (=Krebs). In Deutschland gibt es nur fünf weitere Gemeinden mit einem Krebswappen: Bad Wurzach, Hohenfelde, Kreßberg, Vörstetten und Cottbus.
Bernkastel hat einen mittelalterlichen Marktplatz mit Giebelfachwerkhäusern aus dem 17. Jahrhundert, unter denen das aus dem Jahre 1416 stammende schmale Spitzhäuschen besonders hervorsticht. Um den St. Michaelsbrunnen von 1606 gruppieren sich eine Reihe gut erhaltener Bauten und auch das Renaissance-Rathaus von 1608. An der Mosel liegt die katholische Pfarrkirche St. Michael und St. Sebastian, deren imposanter Glockenturm ursprünglich als Wehrturm diente. Über dem Stadtteil Bernkastel liegt die Burgruine Landshut, eine ehemalige Sommerresidenz der Trierer Erzbischöfe, die 1692 durch ein Feuer zerstört wurde. Heute dient sie als beliebter Aussichtspunkt über das Moseltal. Sehenswert ist das einzige noch verbliebene Stadttor, das Graacher Tor.
Die Stadt verfügt über mehrere Plätze, darunter den mittelalterlichen Marktplatz, den Platz am Bärenbrunnen und den im Juli 2005 eröffneten Karlsbader Platz (benannt nach der Partnerstadt). Das St. Nikolaus-Hospital (Cusanusstift), die spätgotische Stiftsanlage des Nikolaus von Kues, ist eine weitere bekannte Sehenswürdigkeit. Wissenschaftlichen Rang hat die Bibliothek der Institution. Kues hat eine 1881 im Stil des Historismus erbaute Evangelische Kirche.
Nahe dem Ortsteil Wehlen liegt das ehemalige Kloster Machern, dessen Räumlichkeiten heute unter anderem ein Weingut, eine Hausbrauerei und ein Restaurant beherbergen. Im Ortsteil Andel steht die Evangelische Kirche Andel mit ihren Glocken aus dem 15. Jahrhundert.
Auf dem westlich von Wehlen gelegenen Grainskopf (328,7 m)[19] steht seit 1896 ein stählerner 12 Meter hoher Aussichtsturm[20]
Weinfest der Mittelmosel (jährlich, jeweils am ersten Wochenende im September) – u. a. Umzug und Brillant-Feuerwerk
Grüner Moselpokal – Internationale Ruderregatta in Bernkastel-Kues (jährlich, letzter Samstag im September)
Kindertag der Verbandsgemeinde (jährlich am Sonntag nach dem Weinfest)
Weihnachtsmarkt in Bernkastel-Kues
Tage alter Chormusik jährlich in der Woche nach Ostern
Internationale Ruderregatta um den Grünen Moselpokal im September
Mittelaltertage zu Bernkastel-Kues
Bernkastel-Kueser Reitertage, Freilandspringturnier des Pferdesportverein Bernkastel-Kues e. V.
Sommerbühne Bernkastel-Kues, wöchentliche Live-Konzerte von Juni bis August
Pferdefestival Bernkastel, Festival mit Live-Konzerten (jährlich, zweites Augustwochenende, seit 2019 in Piesport)[21]
Bernkastel-Cueser Blues Nacht (jährlich an einem Wochenende in der zweiten Novemberhälfte)
From Roots to Rock (jährlich an einem Wochenende im Januar)
Wirtschaft
Weinbau
Historisch bedeutendster Wirtschaftszweig ist der Weinbau. Innerhalb des Bereichs Bernkastel werden Rebstöcke auf 5.844 Hektar überwiegend im Steilhang bewirtschaftet.[22] Noch heute existieren in Bernkastel-Kues zahlreiche Güter. Riesling ist die übliche Rebsorte; außerdem werden in geringen Mengen unter anderem Burgunder, Rivaner, Kerner und Dornfelder produziert. Im Stadtgebiet treffen die Großlagen Münzlay (Ortsteil Wehlen), Badstube (Ortsteil Bernkastel) und Kurfürstlay (Ortsteile Bernkastel, Kues und Andel) mit folgenden Einzellagen aufeinander:
Auch der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region. Neben dem Wein- und Aktivtourismus ist hier vor allem der Gesundheitstourismus zu nennen. Seit 2005 trägt Bernkastel-Kues die Bezeichnung „Heilklimatischer Kurort“.[23] Trotz struktureller Veränderungen des traditionellen Kur- und Bäderwesens in den 1990er Jahren, verbunden mit weniger bewilligten kurorttherapeutischen Maßnahmen, erfährt das gesundheitstouristische Angebot aufgrund des demographischen Wandels wieder zunehmende Bedeutung.[24][25] Seit 2014 führt der Moselsteig durch den Ort.
Bernkastel-Kues liegt an der B 53. Mit dem am 27. Juni 1997 eröffneten, 555 Meter langen Burgbergtunnel, als Kreisstraße 101 gewidmet, wurde eine ortsumgehende Anbindung zum Hunsrück geschaffen und der Stadtteil Bernkastel verkehrsberuhigt.
Bis zum 21. November 2019 führte auch die B 50 durch das Zentrum der Stadt. Diese Straße wurde mit der Eröffnung des Hochmoselübergangs, auf welchem nun die B 50 verläuft, zur Landesstraße L 47 herabgestuft.
Durch Bernkastel-Kues führte bis zum 31. Dezember 1962 die Moseltalbahn, genannt „Saufbähnchen“. Das Bahnhofsgebäude befindet sich am Gestade im Stadtteil Bernkastel (rechtes Flussufer).[27] In Andel gab es ebenfalls einen Haltepunkt.[28]
Beide Trassen sind stillgelegt und aus dem Gleisbett entfernt. Das im frühen 20. Jahrhundert unter Reichsbahnbaudirektor Franz Schenk errichtete Bahnhofsgebäude aus Schieferbruchstein (Moselbauweise) im Stadtteil Kues (Bahnhofstraße) ist bis heute erhalten. Ein angrenzendes Gütergebäude wurde restauriert und wird multifunktional genutzt (Güterhalle). Im einstigen Gleisbereich befand sich nach Stilllegung des Schienenverkehrs zunächst ein großer unbefestigter Parkplatz. Heute liegt hier das „Forum Alter Bahnhof“, ein städtisches Dienstleistungszentrum mit Tiefgarage. Die Bahntrasse wurde ab Bernkastel-Kues zunächst bis nach Lieser zum Moselradweg, später über Wittlich bis nach Daun in der Eifel zum Maare-Mosel-Radweg umgebaut.
Schiffsverkehr
Bernkastel-Kues hat einen Anleger für Rhein-Mosel-Flusskreuzfahrten. Entlang des Moselgestades liegen außerdem zahlreiche andere Schiffsanleger. Dort starten mehrmals täglich Rundfahrten.
Zwischen Wehlen und Zeltingen-Rachtig liegt die Staustufe Zeltingen mit zwei Schiffsschleusen, einer Bootsschleuse und einem Laufwasserkraftwerk.
↑Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Bernkastel-Kues, Verbandsgemeinde, zweite Ergebniszeile. Abgerufen am 19. Dezember 2020.