1965 wurde er beim Strafrechtler Karl Alfred Hall an der Universität Marburg mit der Dissertation Zur strafrechtlichen Problematik des Züchtigungsrechtes der Lehrer unter besonderer Berücksichtigung des geltenden Verfassungsrechtes zum Dr. iur.promoviert.
Im Februar 1970 wählte die Stadtverordnetenversammlung von Marburg Wallmann als Kandidat von CDU, FDP und eines Wählerblocks gegen den bisherigen Amtsinhaber Georg Gaßmann zum Oberbürgermeister. Diese Wahl erwies sich jedoch als ungültig. In der Wiederholungswahl setzte sich der nunmehrige SPD-Kandidat Hanno Drechsler gegen Wallmann durch.
Er engagierte sich auch außenpolitisch und baute 1980 die deutsch-israelischenBeziehungen durch einen Freundschaftsvertrag zwischen Frankfurt und Tel Aviv weiter aus.[5] Auf seine Initiative betreibt die Stadt Frankfurt seit 1980 auch ein Besuchsprogramm für jüdische sowie politisch oder religiös verfolgte ehemalige Frankfurter Bürger.[7] Ein Jahr zuvor, 1979, hatte er in der Hoffnung auf Frieden im Nahen Osten bereits ebenfalls einen Freundschaftsvertrag mit der ägyptischen Hauptstadt Kairo geschlossen.[8]
1982 wurde er zum Landesvorsitzenden der CDU in Hessen und 1985 zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der Partei gewählt. Von 1985 bis 1986 war er in seiner Funktion als Oberbürgermeister außerdem seit 1984 Präsident des Deutschen Städtetags.
Aus seiner Amtszeit als Bundesumweltminister stammt auch die Bezeichnung „Wallmann-Ventil“ für das Überdruckventil, das im Falle einer Kernschmelze das Bersten des Volldruck-Containments verhindern soll.
Nachdem die hessische CDU unter seiner Spitzenkandidatur die Landtagswahl zusammen mit der FDP knapp gewonnen hatte, schied Wallmann nach nicht mal einem Jahr Amtszeit als Umweltminister am 23. April 1987 aus.
In seine Amtszeit fiel 1987 ein ernstzunehmender Störfall im Reaktorblock A des Kernkraftwerks Biblis, den der Betreiber RWE und die zuständigen Behörden über ein Jahr lang zu vertuschen versuchten. Das führte zu einem Vertrauensverlust in seine Regierung.
1989 war Wallmann zunächst zentral in einen Skandal verwickelt, der sich erst später auf seinen Kanzleichef Alexander Gauland verlagerte. 1987 hatte Wallmann dem wissenschaftlichen Mitarbeiter der CDU-Fraktion und seinem Duzfreund Wolfgang Egerter persönlich und auf Vorschlag der Sudetendeutschen Landsmannschaft das Bundesverdienstkreuz verliehen und ihm in der in seiner Staatskanzlei angesetzten Feierstunde die Zusage gemacht: „Du wirst mir auch in Zukunft als einer meiner engsten Mitarbeiter zur Seite stehen.“[10] Alexander Gauland, der damalige Leiter der Staatskanzlei, berief Egerter 1989 zum Koordinator zwischen Landesregierung und den Kirchen. Im Zuge dieser Personalie wurde der bisherige langjährige Leiter der Verbindungsstelle zwischen Landesregierung und den Kirchen Rudolf Wirtz, der de facto die Funktion ausgeübt hatte, gegen seinen Willen versetzt. Daraufhin klagte Wirtz. Die erste Instanz befand denn auch, die Berufung Egerters sei „aus sachfremden Gründen“ erfolgt und dass „parteipolitische Verdienste […] bei der Postenschaffung keine Rolle spielen“ dürften. Die Affäre gewann zunächst dadurch an Skandalkraft, dass der Spiegel Wallmanns Vertrautem Egerter völkische Umtriebe vorwarf und titelte: „Hessens christdemokratischer Ministerpräsident Walter Wallmann will einen Rechtsextremen zu seinem Kirchenfachmann machen.“ Dass der Skandal später unter dem Namen Affäre Gauland in die Annalen einging, lag daran, dass Alexander Gauland einen Meineid leistete, um die Versetzung von Wirtz zu begründen, dann in Berufung auf § 99VwGO erfolgreich die Akteneinsicht verweigerte, die Opposition 1990 die Entlassung Gaulands forderte und die Justiz den beiden Juristen Wallmann und Gauland, v. a. aber eben Gauland, letztlich alles durchgehen ließ.
Ein weiterer Skandal trug sich 1990 zu, als die sogenannte „Tulpenzwiebelaffäre“ publik wurde. Walter Wallmann hatte an seinem Privathaus Gartenarbeiten über die Staatskasse finanziert. Das führte zu einem weiteren Imageverlust.
Rückzug aus der Politik
Bei der Landtagswahl 1991 erreichte seine Koalition aus CDU und FDP nicht mehr die erforderliche Mehrheit. Wallmann schied daher am 5. April 1991 aus dem Amt und verzichtete auf die Rolle des Oppositionsführers. Auch legte er sein Landtagsmandat nieder und verlor den CDU-Landesvorsitz in einem internen Machtstreit an Manfred Kanther.[6] Er war fortan in der Privatwirtschaft als Rechtsanwalt tätig.[11] 1995 wurde Wallmann Kreisvorsitzender von Frankfurt am Main und zog sich offiziell aus gesundheitlichen Gründen 1997 zurück. Martin Walsers 1996 veröffentlichtes Buch „Finks Krieg“ dürfte bei dem endgültigen Rückzug wahrscheinlich auch eine Rolle gespielt haben. Walsers Buch stützt sich stark auf die umfangreichen Unterlagen von Rudolf Wirtz und deckte detailliert die Affäre Gauland mitsamt der fehlenden Rechtsstaatlichkeit bei ihrer juristischen Bewältigung auf. Es sorgte also auch über die Stadt- und Landespolitik hinaus für negative Aufmerksamkeit für Wallmann.
Walter Wallmann lebte in Idstein zusammen mit seiner Frau Margarethe. Er hatte einen Sohn.[12] Seit Anfang 2009 lebte das Ehepaar in Frankfurt am Main nahe dem Mousonturm im Stadtteil Ostend, bis zu seinem Tod.[13]
CDU-Spendenaffäre
Im Jahre 1983 wurden insgesamt acht Millionen DM von der hessischen CDU ins Ausland transferiert und Rücküberweisungen als Vermächtnisse oder Kredite getarnt. Zu diesem Zeitpunkt war Walter Wallmann CDU-Landesvorsitzender. Allerdings konnte ihm keine Verwicklung in die CDU-Spendenaffäre nachgewiesen werden. In seiner Zeugenaussage im November 2000 gab er an, dass er die Finanzangelegenheiten in den guten Händen des damaligen Generalsekretärs der hessischen CDU Manfred Kanther und des Schatzmeisters Casimir Prinz zu Sayn-Wittgenstein gewusst habe, sodass ihm an der Kompetenz von Manfred Kanther nie Zweifel aufkamen. Er gab auch zu Protokoll, dass er sicher sei, dass auch Roland Koch nichts von dem Geld gewusst habe und somit wie Wallmann selbst vollkommen ahnungslos gewesen sei.[14]
An seinem 77. Geburtstag, dem 24. September 2009, wurde Wallmann zum Ehrenbürger der Stadt Frankfurt ernannt. Damit war er das erste Stadtoberhaupt Frankfurts der Nachkriegszeit, das mit der Ehrenbürgerschaft ausgezeichnet wurde. Außerdem war Wallmann Ehrenmitglied von Eintracht Frankfurt.
Familie
Walter Wallmann entstammt einem politischen Elternhaus. Sein Vater, der Realschullehrer Walter Wallmann, verheiratet mit Anni Wallmann, geborene Riebesehl, war Mitglied der Deutschen Volkspartei (DVP).
Walter Wallmann heiratete 1960 Margarethe Höhle.[17][18] Der aus der Ehe hervorgegangene Sohn Walter junior wurde am 19. März 2013 vom hessischen Landtag zum neuen Präsidenten des hessischen Landesrechnungshofs gewählt.[19]
Im Licht der Paulskirche. Memoiren eines Politischen. Goetz, Potsdam 2002, ISBN 3-00-009956-5.
Die Gegenwart der Geschichte. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-7973-0769-1.
Der Preis des Fortschritts. Beiträge zur politischen Kultur. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1983, ISBN 3-421-06140-8.
Literatur
Wallmann, Walter. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1301.
Jochen Lengemann: Das Hessen-Parlament 1946–1986. Biographisches Handbuch des Beratenden Landesausschusses, der Verfassungsberatenden Landesversammlung und des Hessischen Landtags (1.–11. Wahlperiode). Hrsg.: Präsident des Hessischen Landtags. Insel-Verlag, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-458-14330-0, S.419–420 (hessen.de [PDF; 12,4MB]).
Jochen Lengemann: MdL Hessen. 1808–1996. Biographischer Index (= Politische und parlamentarische Geschichte des Landes Hessen. Bd. 14 = Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Bd. 48, 7). Elwert, Marburg 1996, ISBN 3-7708-1071-6, S. 399.
Klaus-Dieter Osswald, Barbara Peter: Walter Wallmann. In: Udo Kempf, Hans-Georg Merz (Hrsg.): Kanzler und Minister 1949–1998. Biografisches Lexikon der deutschen Bundesregierungen. Westdeutscher Verlag, Wiesbaden 2001, ISBN 3-531-13407-8, S. 721–723.
Petra Roth, Ernst Gerhardt, Bernhard Mihm (Hrsg.): Bewahren und Erneuern. Walter Wallmann zum 65. Geburtstag. Societäts Verlag, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-7973-0650-4.
Walter Wallmann in Internationales Biographisches Archiv 12/2014 vom 18. März 2014, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 9: Nachträge. Koblenz 2021, S. 182–184. (Online-PDF)
↑Entkleidete Welt. Hessens christdemokratischer Ministerpräsident Walter Wallmann will einen Rechtsextremen zu seinem Kirchenfachmann machen. In: Der Spiegel. Nr.12, 1989 (online).
↑Wallmann, Walter. In: Walter Habel (Hrsg.): Wer ist wer? Das deutsche Who’s who. 24. Ausgabe. Schmidt-Römhild, Lübeck 1985, ISBN 3-7950-2005-0, S. 1301.