Die Urinuntersuchung, Harnuntersuchung, Harndiagnostik oder Urindiagnostik, selten auch Urognostik, ist eine der ältesten Methoden, um Vorhandensein, Schwere und Verlauf von Erkrankungen von Nieren und Harnwegen zu untersuchen.
In der Antike und dem Mittelalter bis weit in die frühe Neuzeit und zum Teil bis ins 19. Jahrhundert hinein[1] wurde sie als Uroskopie oder Harnschau (eine Betrachtung und Geruchsprüfung des spontan entleerten Urins) zu diagnostischen Zwecken durchgeführt. Dabei wurde hauptsächlich auf die Humoralpathologie, die Säftelehre nach Hippokrates von Kos (ca. 460 bis ca. 370 v. Chr.) und Galen von Pergamon (ca. 129 bis ca. 216 n. Chr.), Bezug genommen. Zu den bedeutenden mittelalterlichen Verfassern von Literatur zur Urinuntersuchung gehörte der ägyptische Arzt Isaak Judaeus im 10. Jahrhundert. Im 12. und 13. Jahrhundert kam es auch zur übertriebenen Anwendung der Harnschau.[2] Auch heute in der Unani-Medizin wird die Harnschau mit bloßem Auge noch angewendet. 1882 führte Paul Ehrlich die Diazoreaktion[3] in die Urindiagnostik ein.
Beginnend am Anfang des 19. Jahrhunderts[4] hatte sich die wissenschaftliche Urinuntersuchung dann im 20. Jahrhundert[5] endgültig etabliert.[6]
Bei auffälligen Befunden im Teststreifen, insbesondere bei Nachweis von roten oder weißen Blutkörperchen wird der Urin zentrifugiert und das Urinsediment unter dem Mikroskop untersucht.
Rote Blutkörperchen im Urin weisen auf eine Einblutung aus Nieren und Harnwegen hin und können bei Nierenkrebs, Harnsteinen oder Erkrankungen des Nierenkörperchens (meist handelt es sich dabei um eine Glomerulonephritis) auftreten. In ca. einem Drittel der Fälle kann aber auch bei sorgfältiger Untersuchung keine Ursache gefunden werden.
Weiße Blutkörperchen im Urin weisen meist auf eine Harnwegsinfektion hin, insbesondere wenn Schmerzen beim Wasserlassen bestehen und Nitrit im Teststreifen nachweisbar ist.
Für spezielle Fragestellungen existiert eine Vielzahl weiterer Bestimmungsmethoden.
Urinprobe
72 Stunden vor der Abgabe der Urinprobe sollten schwere körperliche Anstrengungen (Langstreckenlauf, Fußballspiel) vermieden werden.
Während der Menstruation sollte keine Urinuntersuchung durchgeführt werden.
Frauen sollten bei Ausfluss einen Tampon verwenden.
Die Öffnung der Harnröhre sollte abgewaschen werden.
Die erste Urinportion wird verworfen. Um Beimengungen von Zellen und Sekreten aus Harnröhre und Vagina zu vermindern, wird für die Analyse der sogenannte Mittelstrahlurin verwendet.
Partikel im Urin lösen sich schnell auf, insbesondere wenn der Urin alkalisch oder verdünnt (niedriges spezifisches Gewicht, niedrige Osmolalität) ist. Idealerweise sollte die Urinprobe innerhalb von 2 bis 4 Stunden untersucht werden. Ist dies nicht möglich, kann der Urin bei Temperaturen zwischen +2 °C und +8 °C aufbewahrt werden; dies begünstigt aber die Fällung von Urat- und Phosphat-Kristallen. Alternativ kann der Urin durch Zugabe von Formaldehyd oder Glutaraldehyd haltbar gemacht werden, dieser Vorgang der Fixierung kann aber zu Veränderungen von Urinbestandteilen führen.
Physikalische Eigenschaften
Farbe
Die normale Farbe des Urins reicht von Hellgelb bis Dunkelgelb, oder er ist bernsteinfarben.
Erkrankungen, Medikamente und Nahrungsmittel können zu einer abweichenden Färbung des Urins führen:
Eine massive Ausscheidung von Harnsäure-Kristallen (Kristallurie) färbt den Urin rosa.
Bei Porphyrie und Alkaptonurie ist der Urin rot und verfärbt sich beim Stehenlassen schwarz.
Bei metastasiertemmalignem Melanom kann in ca. 15 % der Fälle eine schwarze Verfärbung des Urins auftreten. Ursache ist die vermehrte Ausscheidung von 5:6 Hydroxyindol, einem Zwischenprodukt der Bildung des Melanins aus Tyrosin (Melanurie, Abb.[7] aus [8]).
Medikamente
Rifampicin führt zu einer gelb-orangen bis roten Verfärbung.
Senna und Rhabarber können zu einer gelben bis braunen und einer Rotverfärbung führen.
Trübung
Urin ist normalerweise klar. Eine Trübung kann durch eine Vielzahl verschiedener Partikel hervorgerufen werden. Meist handelt es sich dabei um Erythrozyten, Leukozyten, Bakterien, Plattenepithelzellen, Lipide oder Kristalle. Häufig führen Sekrete aus dem Genitalbereich zu einer Trübung. Bei Urogenitaltuberkulose kann käsiges Material den Urin trüben. Als schlechtes prognostisches Zeichen bei Schwindsüchtigen (an Tuberkulose Erkrankten) hatte bereits Frederik Dekkers 1673 eine Trübung des Urins nach Kochen und Säurezusatz[12] beobachtet.
Ketone bewirken einen süßlichen oder fruchtigen Geruch.
Der Genuss von Gemüsespargel führt zu einem besonderen Geruch, für den ein Enzym verantwortlich ist, das im Urin den Aromastoff Asparagusinsäure (1,2-Dithiolan-4-carbonsäure)[14] aufspaltet. Bei diesem Vorgang werden schwefelhaltige Verbindungen frei, die anschließend ausgeschieden werden.
Relative Dichte
Die relative Dichte des Urins kann mit verschiedenen Methoden bestimmt werden:
Spezifisches Gewicht
Der Physiker Nikolaus von Kues wies bereits gegen Ende des 15. Jahrhunderts auf die Nützlichkeit der Bestimmung des spezifischen Gewichts des Urins (wie auch des Blutes) hin.[15] Das spezifische Gewicht des Urins hängt ab von der Menge der im Urin gelösten Stoffe. Die Bestimmung erfolgt mittels eines Urinometers, einer Senkspindel, die mit einer Skala zwischen 1.000 und 1.060 g/l versehen ist, oder mit einem Refraktometer. Das Urinometer ist einfach und schnell, wird aber bis auf perioperative oder anästhesiologische Situationen (neurochirurgische Operationen) kaum noch eingesetzt. Ist das spezifische Gewicht des Urins gleich dem des Blutplasmas, spricht man von einer Isosthenurie, liegt es darunter, von einer Hyposthenurie. Dies tritt bei mangelndem Konzentrationsvermögen der Niere oder bei exzessiver Wasseraufnahme auf. Normalerweise ist das spezifische Gewicht des Urins größer als das des Plasmas (Hypersthenurie).
Osmolarität
Die Osmolarität des Urins hängt von der Anzahl der gelösten Partikel ab. Die Messung erfolgt mittels eines Osmometers, z. B. durch Bestimmung der Gefrierpunktserniedrigung.
Werden vermehrt osmotisch aktive Teilchen in den Primärharn filtriert, kommt es zu einem Anstieg von Urin-Osmolarität und Urin-Volumen (Osmotische Diurese).
Beispiele:
Bei Diabetes mellitus kann eine erhöhte Glukosekonzentration im Urin zu osmotischer Diurese kommen.
Mannitol führt ebenfalls zu einer osmotischen Diurese und kann daher als Diuretikum eingesetzt werden.
Kann die Niere aufgrund einer fortgeschrittenen Nierenerkrankung den Urin nicht mehr ausreichend konzentrieren, liegt im Urin die gleiche Osmolarität wie im Plasma vor (Isosthenurie).
Wird vermehrt Wasser über den Urin ausgeschieden, z. B. nach vermehrter Flüssigkeitszufuhr (Polydipsie) oder aufgrund eines Diabetes insipidus, sinkt die Osmolarität im Urin ab (Wasserdiurese).
Refraktometrie
Mit Hilfe eines Refraktometers kann der Brechungsindex des Urins bestimmt werden. Diese ist ein Maß für die Osmolarität des Urins. Die Durchführung des Tests ist einfach und benötigt nur einen Tropfen Urin.
Trockenchemie
Eine näherungsweise Bestimmung der Osmolalität ist auch mittels Urinteststreifen möglich.
Bei einem Urin pH über 6,5 wird die Osmolalität unterschätzt; bei einer Eiweißkonzentration über 7 g/l wird die Osmolalität überschätzt. Durch die zugrunde liegende Reaktion werden nur Ionen erfasst, nicht jedoch wichtige osmotisch aktive nichtionisierte Moleküle wie Glukose oder Harnstoff. Aus diesen Gründen besteht nur eine schlechte Übereinstimmung mit anderen Methoden zur Bestimmung der Osmolalität.
Chemische Eigenschaften
pH
In der Regel wird der pH-Wert des Urins durch den Urinteststreifen bestimmt. Der Indikator deckt einen pH-Bereich zwischen 5 und 9 ab. Über- oder unterschreitet der Urin-pH diesen Bereich oder ist eine genauere Bestimmung des pH-Werts erforderlich, muss die Messung mittels pH-Meter erfolgen.
Blutbeimengungen im Urin (Hämaturie) werden mit dem Urinteststreifen durch den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) nachgewiesen. Die Nachweisreaktion nutzt die Peroxidase-Aktivität der Häm-Gruppe, welche die Reaktion zwischen Peroxid und einem Farbstoff katalysiert. In Gegenwart von Erythrozyten bilden sich grüne Flecke, in Gegenwart von freiem Hämoglobin entsteht ein homogener grüner Farbumschlag.
Falsch negative Befunde können in Gegenwart von reduzierenden Substanzen auftreten. So kann in Gegenwart von Ascorbinsäure, z. B. durch Einnahme großer Mengen an Vitamin C, eine milde Hämaturie übersehen werden.
Die Sensitivität des Teststreifens zum Nachweise von Hämoglobin liegt bei 95–100 %, die Spezifität bei 65–93 %.
Im Urinteststreifen wird Glukose zunächst zu Glucuronsäure und Wasserstoffperoxid oxidiert. In einem zweiten Schritt, der durch eine Peroxidasekatalysiert wird, reagiert Wasserstoffperoxid mit einem Farbreagens. Der Teststreifen erlaubt einen semiquantitativen Nachweis. Ist eine genaue Bestimmung der Glukosekonzentration erforderlich, werden enzymatische Bestimmungsmethoden eingesetzt.
Nur wenn der Blutzucker höher ist als die Nierenschwelle, tritt Glukose in den Urin über und ist dort nachweisbar. Beträgt die Glukosekonzentration im Urin mehr als 15 mg/dl (0,8 mmol/l), spricht man von einer Glukosurie. Ursachen einer Glukosurie sind erhöhte Blutzuckerspiegel (Diabetes mellitus) oder eine verminderte Rückresorption der Glukose aus dem Primärharn bei Erkrankungen der Nierenkanälchen (Diabetes renalis).
Milchzucker (Lactose) wird in der späten Schwangerschaft und in der Stillperiode physiologisch mit dem Urin ausgeschieden, eine vermehrte Ausscheidung (Laktosurie) tritt auch bei der angeborenenen Form der Laktoseintoleranz auf.[16]
Beträgt die Ausscheidung von Eiweiß im Urin (Proteinurie) über 150 mg/24 h über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten, liegt eine chronische Nierenkrankheit vor.
Die Höhe der Proteinurie korreliert zur Geschwindigkeit des Nierenfunktionsverlustes. Ein Rückgang der Proteinurie unter Therapie weist auf ein Ansprechen der Behandlung hin.[17]
Es gibt drei Möglichkeiten, eine Proteinurie nachzuweisen:
Proteinnachweis durch Teststreifen
Die Nachweisreaktion beruht darauf, dass Proteine in einem Puffersystem zu einer Änderung des pH-Werts führen, die proportional ist zur Konzentration des Proteins. Die pH-Änderung wurde durch eine pH-abhängige Farbänderung sichtbar gemacht. Diese Nachweismethode hat eine hohe Sensitivität gegenüber Albumin, jedoch eine nur sehr geringe Sensitivität gegenüber anderen relevanten Proteinen wie tubulären Proteinen oder freien Leichtketten.
Der Teststreifen erlaubt nur eine semiquantitative Bestimmung der Proteinkonzentration, die auf einer Skala von 0 bis +++ angegeben wird.
Eine vor allem bei Diabetikern relevante Albuminausscheidung von weniger als 300 mg/24 h bzw. weniger als 200 mg/l, die als Mikroalbuminurie bezeichnet wird, kann durch die üblicherweise verwendeten Teststreifen nicht nachgewiesen werden.
24-h-Proteinausscheidung
Der Urin wird über 24 Stunden gesammelt. Zu Beginn der Sammelperiode ist die Harnblase vollständig in die Toilette zu entleeren, ab diesem Zeitpunkt wird der Urin komplett in einem Sammelgefäß gesammelt, exakt 24 Stunden nach Beginn der Sammelperiode muss die Blase vollständig in das Sammelgefäß entleert werden. Die Konzentration der Gesamtproteine im Urin kann durch die Biuretreaktion, Turbidimetrie oder Nephelometrie bestimmt werden. Die Proteinausscheidung wird in mg (bzw. g) pro 24 Stunden angegeben.
Die Proteinbestimmung im 24-h-Sammelurin ist die Referenzmethode der 1874 von Georg Hubert Esbach (1843–1890) eingeführten (quantitativen) Eiweißbestimmung[18] im Urin. Wegen der relativ komplexen Sammelvorschrift kommt es jedoch häufig zu Fehlern beim exakten Sammeln des Urins.
Während der Sammelperiode kann es zur Vermehrung von Bakterien kommen. Zudem zerfallen in diesem Zeitraum zelluläre Bestandteile des Urins. Der Sammelurin darf daher nicht für die Untersuchung des Urinsediments und für die mikrobiologische Diagnostik verwendet werden.
Protein/Kreatinin-Quotient im Spontanurin
Um die Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Eiweißausscheidung über 24 Stunden zu umgehen, kann die Proteinkonzentration im Spontanurin auch auf die Kreatinin-Konzentration der Urinprobe bezogen werden. Die Eiweißkonzentration wird dann in mg(Protein)/mg(Kreatinin) oder mg(Protein)/g(Kreatinin) angegeben. Der Normwert liegt unter 0,07 mg/mg.
Es besteht eine gute Korrelation zwischen Protein/Kreatinin-Quotient und 24 h – Proteinausscheidung. Möglicherweise ist die Korrelation aber bei Eiweiß-Konzentrationen über 1 g/l weniger genau. Bislang gibt es noch keine Untersuchungen zum Stellenwert des Protein/Kreatinin-Quotienten bei der Überwachung der Behandlung von Erkrankungen, die mit einer Proteinurie einhergehen. Bei Katzen gilt der Quotient als wichtiges Kriterium zur Beurteilung einer chronischen Niereninsuffizienz.
Die SDS-PAGE erfasst alle Harnproteine und ermöglicht die Unterscheidung zwischen glomerulärer Proteinurie, tubulärer Proteinurie und prärenaler Proteinurie. Die SDS-PAGE erlaubt keine Quantifizierung der Proteinurie und muss daher immer mit einer quantitativen Proteinbestimmung (24 h-Proteinausscheidung oder Protein/Kreatinin-Quotient) kombiniert werden.
Erscheinen höhermolekulare Proteine im Urin, weist das auf einen Defekt der Basalmembran des Nierenkörperchen hin. In frühen Krankheitsstadien sind im Urin Proteine mit einem mittleren Molekulargewichtsbereich von 50–70 kDa (Albumin, Transferrin) nachweisbar (selektiv glomeruläre Proteinurie). Bei fortgeschrittenen Erkrankungen erscheinen im Urin auch hochmolekulare Proteine wie z. B. Immunglobulin G (unselektiv glomeruläre Proteinurie).
Eine unselektiv glomeruläre Proteinurie mit einer Proteinausscheidung > 3000 mg/24 h spricht für eine proliferative Glomerulonephritis, eine Diabetische Nephropathie oder eine Amyloidose. Eine Proteinausscheidung < 300 mg/24 h weist hin auf einen Restzustand nach Glomerulonephritis, eine Proteinausscheidung < 120 mg/d ist nicht beweisend für eine Nierenerkrankung.
Prärenale Proteinurie
Bei monoklonalen Gammopathien können große Mengen an freien Leichtketten produziert werden. Die freien Leichtketten werden im Glomerulus filtriert und im proximalen Tubulus rückresorbiert. Überschreitet die filtrierte Menge an freien Leichtketten die Kapazität des Tubulussystems zur Rückresorption, erscheinen die freien Leichtketten im Urin (Bence-Jones-Proteinurie).
Mischproteinurie
Bei fortgeschrittenen Nierenerkrankungen werden sowohl Nierenkörperchen als auch Nierenkanälchen in Mitleidenschaft gezogen. Man findet dann Mischformen zwischen glomerulärer und tubulärer Proteinurie: Fortgeschrittene Glomerulonephritis, diabetische Nephropathie, Nephrosklerose und Amyloidose.
Im Urin vorhandene Leukozyten setzen Indoxyl-Esterasen frei, wenn sie platzen. Diese Esterase-Aktivität kann mittels Urinteststreifen nachgewiesen werden. In alkalischem Urin oder Urin niedriger Dichte platzen Zellen besonders leicht, häufig ist daher der Teststreifen positiv, wogegen bei der mikroskopischen Untersuchung keine Leukozyten nachgewiesen werden können. Im Gegensatz dazu verhindert eine hohe Dichte des Urins die Lyse von Leukozyten und vermindert so die Sensitivität des Esterase-Teststreifens.
Falsch negative Ergebnisse können auch bei einer hohen Glukose- oder Eiweißkonzentration vorkommen sowie in Gegenwart von Antibiotika (Cephalotin, Tetracyclin, Cefalexin, Tobramycin). Falsch positive Ergebnisse sind selten und kommen z. B. in Gegenwart von Formaldehyd vor. Die Sensitivität des Tests liegt bei 76–94 %, die Spezifität bei 68–81 %.
Nitrit
Nitrit wird mittels Urinteststreifen nachgewiesen und gibt einen Hinweis auf einen bakteriellenHarnwegsinfekt. Die meisten gramnegativen Bakterien, die Erkrankungen der Harnwege hervorrufen können, besitzen Nitratreduktasen, mit Hilfe derer sie Nitrate zu Nitriten reduzieren können. Es gibt jedoch wichtige Erreger von Harnwegsinfekten, die keine oder nur geringe Aktivitäten von Nitratreduktase besitzen, wie Pseudomonas, Staphylococcus epidermidis und Enterokokken. Zudem kann der Test nur ansprechen, wenn eine ausreichende Menge von Nitraten mit der Nahrung aufgenommen wird (z. B. durch Gemüse) und der Urin ausreichend lange in der Harnblase verbleibt.
Mit Urinteststreifen können bei Lebererkrankungen auch Urobilinogen und Bilirubin nachgewiesen werden. In der Praxis hat diese Methode aber keine Bedeutung mehr, da bei Erkrankung von Leber und GallenwegenLeberenzyme und Bilirubin im Blut bestimmt werden.
Die mikroskopische Untersuchung des Urinsediments ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Urinuntersuchung und ergänzt die physikalische und chemische Urinuntersuchung um unverzichtbare Informationen.
Methoden
Der Patient wird angewiesen, am Morgen zunächst die Blase vollständig zu entleeren. Im Nachturin können sich die im Urin vorhandenen Zellen während der langen Verweilzeit in der Blase auflösen. Für die Untersuchung des Urinsediments wird daher der zweite Morgenurin in einem Einmal-Sammelbehälter aufgefangen, nachdem zuvor die ersten Milliliter des Harnstrahls verworfen wurden, um störende Beimengungen aus der Harnröhre zu entfernen (Mittelstrahlurin). Die Urinprobe wird dann innerhalb von 2–3 Stunden untersucht. Dazu werden 10 ml des Urins 10 Minuten lang bei einer Drehzahl von 2000/min zentrifugiert; der Überstand wird verworfen, das Sediment wird resuspendiert und mit einem Phasenkontrastmikroskop untersucht. Kristalle und Fetttropfen können mit einem Polarisationsmikroskop identifiziert werden. Bei Routineuntersuchungen wird die Anzahl von Zellen in Anzahl/Gesichtsfeld angegeben, die Häufigkeit anderer Strukturen (Kristalle, Bakterien o. Ä.) auf einer semiquantitativen Skala von 0 bis ++++. Für wissenschaftliche Fragestellen wird die Zellzahl in 20 Gesichtsfeldern bestimmt oder die Zellen werden in einer Zählkammer gezählt.
Die Ergebnisse der mikroskopischen Untersuchungen können nur dann korrekt interpretiert werden, wenn die Ergebnisse des Urinteststreifens berücksichtigt werden. Alkalischer pH oder niedriges spezifisches Gewicht des Urins führen zu einem Zerfall (Lyse) von Zellen und damit zu falsch negativen Resultaten. Für die korrekte Identifikation von Kristallen ist die Kenntnis des pH-Werts erforderlich. Bei der Untersuchung von Patienten mit Erkrankungen des Nierenkörperchens gibt die Höhe der Eiweißausscheidung wichtige Informationen.
Erythrozyten sind scheibenförmige Strukturen mit zentraler Eindellung, der Durchmesser beträgt 4–7 μm. Erythrozyten kommen im Urin in zwei unterschiedlichen Formen vor:
Isomorphe Erythrozyten haben im Urin die gleiche Form wie die Erythrozyten im Blut und weisen in der Regel auf eine urologisch zu behandelnde Erkrankung hin, wie Nierentumore, Nierensteine oder Blutungen aus den ableitenden Harnwegen (Abb.[21]).
Dysmorphe Erythrozyten haben unregelmäßige Formen und Konturen und weisen auf eine Glomerulonephritis hin (Abb.[22]). Besonders charakteristische Veränderungen weisen Akanthozyten auf, Erythrozyten mit bläschenförmigen Ausstülpungen der Zellmembran (Abb.[23]). Liegt der Anteil dysmorpher Erythrozyten über 40 % bzw. der Anteil von Akanthozyten über 5 % der im Phasenkontrastmikroskop ausgezählten Erythrozyten, weist dies auf eine Glomerulonephritis hin, dem Patienten können dann unter Umständen invasive urologische diagnostische Maßnahmen wie eine Harnblasenspiegelung (Zystoskopie) erspart werden.
Lymphozyten treten bei der zellulären Abstoßung von Nierentransplantaten frühzeitig im Urin auf. Die Identifizierung der Zellen erfordert aber spezielle Untersuchungsmethoden, die bei der Routineuntersuchung des Urinsediments nicht zur Verfügung stehen.
Tubulus-Epithelzellen stammen aus dem Nephron, dem Kanälchensystem der Niere. Je nach dem Tubulus-Segment, aus dem sie stammen, variiert ihr Durchmesser von 11–15 μm und ihre Form von rechteckig bis säulenförmig. Charakteristisch ist ein gut sichtbarer Zellkern mit Kernkörperchen (Nukleolus) (Abb.[29]).
Tubulus-Epithelzellen treten im Urin auf bei Erkrankungen, die das Nephron schädigen, wie akutem Nierenversagen, akuter interstitieller Nephritis, akuter Abstoßung eines Nierentransplantats und in geringerer Anzahl bei proliferativer Glomerulonephritis.
Urothel-Zellen
Urothelzellen stammen aus dem Übergangsepithel (Urothel), welches Nierenkelche, Nierenbecken, Harnblase und beim Mann auch die obere Harnröhre auskleidet. Das Urothel besteht aus mehreren Schichten.
Tiefe Urothelzellen: Zellen aus den tiefen Schichten sind klein mit einem Durchmesser von 13–20 µm, oval bis keulenförmig. (Abb.[30]).
Oberflächliche Urothelzellen: Zellen aus den oberflächlichen Schichten sind größer mit einem Durchmesser von 20–40 µm. (Abb.[31]).
Bei Morbus Fabry können ebenfalls Lipidtröpfchen im Urin auftreten, diese erscheinen aber unregelmäßiger und weisen im Elektronenmikroskop konzentrische Lamellen auf (Myelinkörper) (Abb.[34]).
Zylinder
Zylinder im Urin, genannt auch Harnzylinder und Urinzylinder, sind von Jakob Henle 1844 (nicht ohne Vorläufer) entdeckte[35] zylindrische Gebilde, die als amorphe Zylinder einen Ausguss des Nierenkanälchens mit Tamm-Horsfall Glykoprotein darstellen, das im aufsteigenden Schenkel der Henle-Schleife gebildet wird. In der Matrix aus Tamm-Horsfall-Protein kann eine Vielzahl von Partikeln eingeschlossen sein, die auf unterschiedliche krankhafte Zustände hinweisen können. Aufgrund des Entstehungsmechanismus dieser Eiweiß-Zylinder stammen die eingeschlossenen Partikel immer aus der Niere und nie aus den ableitenden Harnwegen, in deren Sediment sie (bei einer Proteinurie) dann als hyaline Zylinder nachgewiesen werden können.[36]
Folgende Harnzylinder können unterschieden werden:
Hyaline Zylinder sind farblos und durchsichtig. Sie können bei Nierenkranken und Normalpersonen vorkommen (Abb.[37]).
Hyalin-granulierte Zylinder enthalten körnelige Einschlüsse in hyaliner Matrix und können bei Nierenkranken und Normalpersonen vorkommen (Abb.[38]).
Granulierte Zylinder weisen auf Nierenkrankheiten hin.
Zylinder, die Mikroorganismen (Bakterien, Hefen) enthalten, können bei bakteriellen oder Pilzinfektionen der Nieren auftreten.
Kristallzylinder, die Harnsäure- (Uratzylinder), Oxalat- oder andere Kristalle enthalten, können bei allen Zuständen auftreten, die mit einer erhöhten Ausscheidung von Kristallen (Kristallurie) einhergehen.
Gemischte Zylinder. Schließlich können auch Mischformen unterschiedlicher Typen von Zylindern auftreten.
Abzugrenzen von den echten Zylindern sind Zylindroide und Pseudozylinder. Zylindroide sind bandartige Strukturen mir spitzen oder ausgefransten Enden. Ihre Entstehung ist nicht geklärt, sie können auch bei Gesunden auftreten. Pseudozylinder sind zylindrische Ablagerung von Uraten.[45]
Kristalle
Im Urin kann eine Vielzahl von Kristallen vorkommen, die häufig vollkommen harmlos sein können, aber auch auf Erkrankungen oder eingenommene Medikamente hinweisen können.
Häufige Kristalle:
Meist ist die Ausscheidung von Urat-, Oxalat- oder Phosphat-Kristallen harmlos und durch Ausfällung der Substanzen in einem konzentrierten Urin verursacht. In seltenen Fällen kann eine Kristallurie aber auf Stoffwechselstörungen wie Hypercalciurie, Hyperoxalurie oder Hyperurikosurie hinweisen.
Harnsäure-Kristalle (Uricit) sind meist länglich, bernsteinfarben, können aber auch in anderen Formen auftreten. (Abb.[46]). Eine Harnsäure-Kristallurie kann bei Harnsäure-Nephropathie zu einem akuten Nierenversagen führen.
AmorpheUrate bestehen aus unregelmäßigen Körnchen und können dem Urin bei massenhaftem Auftreten eine rote Färbung verleihen (Ziegelmehlsediment, Abb.[47]).
Amorphe Phosphate finden sich in Form unregelmäßiger Körnchen.
Kristalle die auf Erkrankungen hinweisen:
Cholesterin-Kristalle sind durchsichtige dünne Plättchen mit scharfen Kanten, die häufig zusammenklumpen (Abb.[52]). Cholesterin-Kristalle kommen im Urin bei ausgeprägter Eiweißausscheidung oder nephrotischem Syndrom vor.
2,8-Dihydroxy-Adenin-Kristalle sind kugelförmige, bräunliche Kristalle mit einer vom Zentrum ausgehenden Streifung. Das Vorkommen dieser Kristalle weist auf einen Defekt des Enzyms Adenin-Phosphoribosyltransferase hin.
Arzneimittel-Kristalle
Arzneimittelkristalle weisen oft untypische Formen auf.
Bestimmte Medikamente können auch zu einer vermehrten Ausscheidung von Calcium-Oxalat-Kristallen führen, z. B. Naftidrofuryloxalat, Vitamin C und Orlistat.
Richtwerte im Urin
Wert und Einheit
Leukozyten
< 25 Leu/μl bzw. Einheit Gpt/l = Giga-Parts pro liter
Erythrozyten
< 2 Erythrozyten/μl
Plattenepithelien
bis 15 pro Gesichtsfeld
Rundepithelien
keine
Bakterien
keine
Nitrit
0 mg/dl
pH-wert
4,6–7,5
Eiweiß
< 10 mg/dl
Glucose
0 mg/dl
Keton
0 mg/dl
Bilirubin
0 mg/dl
Urobilinogen
0 mg/dl
Blut im Harn
negativ
Literatur
Erich Ebstein: Zur Entwicklung der klinischen Harndiagnostik in chemischer und mikroskopischer Hinsicht. Leipzig 1915.
Franz Fischler, Ferdinand Schlemmer: Anleitung zur Harnuntersuchung. 5., verbesserte Auflage (Neubearbeitung von Ferdinand Schlemmer und Heinrich Thies). Verlag J. F. Bergmann, München 1966.[54]
Giovanni B. Fogazzi et al.: Urinalysis: Core Curriculum 2008. In: American Journal of Kidney Diseases. Vol. 51, Issue 6, 2008, S.1052–1067 (Artikel).
Lothar Thomas: Labor und Diagnose. 7. Auflage (November) 2007, Th-Books, ISBN 978-3-9805215-6-7.
Einzelnachweise
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↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 16 und 18.
↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 1960, S. 49.
↑Joseph Loew: Über den Urin als diagnostisches und prognostisches Zeichen. Landshut 1808.
↑G. Guttmann: Technik der Harnuntersuchung. Leipzig 1921.
↑Friedrich v. Zglinicki: Die Uroskopie in der bildenden Kunst. Eine kunst- und medizinhistorische Untersuchung über die Harnschau. Ernst Giebeler, Darmstadt 1982, ISBN 3-921956-24-2, S. 1–11 und 17–19.
↑Horst Kremling: Zur Entwicklung der klinischen Diagnostik. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen. Band 23, 2004, S. 233–261, hier: S. 254.
↑C. L. Foot, J. F. Fraser: Uroscopic rainbow: modern matula medicine. In: Postgrad Med J. Band 82, Nr. 964, Februar 2006, S, 126–129. PMC 2596703 (freier Volltext)
↑Geno J. Merli, Howard H. Weitz: The Consult Guys: Green Urine?!? In: Annals of Internal Medicine. Band 159, 2013, S. CG3, doi:10.7326/G13-3003.
↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 25.
↑Uma Radha Krishna Pakki Venkata et al.: Quiz Page May 2009: Nephrotic-Range Proteinuria Without Extensive Glomerular Disease. In: American Journal of Kidney Diseases. Vol. 53, Issue 5, 2009, S.A33-A34 (Artikel).
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↑Joachim Frey: Krankheiten der Niere, des Wasser- und Salzhaushaltes, der Harnwege und der männlichen Geschlechtsorgane. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 893–996, hier: S. 912 f.
↑Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 38.
↑Joachim Frey: Krankheiten der Niere, des Wasser- und Salzhaushaltes, der Harnwege und der männlichen Geschlechtsorgane. In: Ludwig Heilmeyer (Hrsg.): Lehrbuch der Inneren Medizin. Springer-Verlag, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1955; 2. Auflage ebenda 1961, S. 893–996, hier: S. 910–912.
↑Sabine Althof, Joachim Kindler: Das Harnsediment: Atlas - Untersuchungstechnik - Beurteilung. Georg Thieme Verlag, 2006, ISBN 978-3-13-532407-4, S. 30.
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Raúl Albiol Albiol berseragam Real MadridInformasi pribadiNama lengkap Raúl Albiol TortajadaTanggal lahir 4 September 1985 (umur 38)Tempat lahir Vilamarxant, SpanyolTinggi 1,90 m (6 ft 3 in)Posisi bermain BekInformasi klubKlub saat ini Villarreal CFNomor 33Karier junior1994–1996 Ribarroja1996–1997 Vilamarxant1997–2003 ValenciaKarier senior*Tahun Tim Tampil (Gol)2003–2004 Valencia B 35 (2)2004–2009 Valencia 131 (5)2004–2005 → Getafe (pinjam) 17 (1)2009–20...
Joey Barton Joey Barton (2015)Informasi pribadiNama lengkap Joseph Anthony BartonTanggal lahir 2 September 1982 (umur 41)Tempat lahir Huyton, Merseyside, InggrisTinggi 1,80 m (5 ft 11 in)[1]Posisi bermain GelandangInformasi klubKlub saat ini BurnleyNomor 19Karier junior Everton1997–2002 Manchester CityKarier senior*Tahun Tim Tampil (Gol)2002–2007 Manchester City 130 (15)2007–2011 Newcastle United 81 (7)2011–2015 Queens Park Rangers 93 (7)2012–2013 → Ma...
His New JobPoster rilis teatrikalSutradaraCharlie ChaplinProduserJess RobbinsDitulis olehCharlie ChaplinLouella Parsons[1]PemeranCharles ChaplinBen TurpinCharlotte MineauLeo WhiteRobert BolderCharles J. StineArthur W. BatesJess RobbinsPenyuntingBret HamptonCharlie ChaplinDistributorEssanay StudiosTanggal rilis 01 Februari 1915 (1915-02-01) Durasi32 menitNegaraAmerika SerikatBahasaBisuIntertitel Inggris Film lengkap His New Job adalah sebuah film komedi bisu pendek Amerika 1915 ya...
Cet article est une ébauche concernant une chanson et le Concours Eurovision de la chanson. Vous pouvez partager vos connaissances en l’améliorant (comment ?) selon les recommandations des projets correspondants. Love Shine a Light Chanson de Katrina and the Waves au Concours Eurovision de la chanson 1997 Sortie 1997 Durée 3:00 Auteur Kimberley Rew Compositeur Kimberley Rew Chansons représentant le Royaume-Uni au Concours Eurovision de la chanson Ooh Aah... Just a Little Bit(...
American writer and filmmaker, professor, and activist (1933–2004) Susan SontagSontag in 1979BornSusan Lee Rosenblatt(1933-01-16)January 16, 1933New York City, U.S.DiedDecember 28, 2004(2004-12-28) (aged 71)New York City, U.S.Resting placeMontparnasse Cemetery, Paris, FranceEducationUniversity of California, Berkeley University of Chicago (BA)Harvard University (MA)Occupations Novelist essayist filmmaker Years active1959–2004Notable work Against Interpretation (1966) On Photogra...
Cet article est une ébauche concernant un écrivain serbe. Vous pouvez partager vos connaissances en l’améliorant (comment ?) selon les recommandations des projets correspondants. Milan Rakić Données clés Naissance 18 septembre 1876 Belgrade Principauté de Serbie Décès 30 juin 1938 (à 61 ans) Zagreb Royaume de Yougoslavie Activité principale Diplomate, écrivain Distinctions Académie serbe des sciences et des arts Auteur Langue d’écriture Serbe Genres Poésie modifi...
Ratu Louise dari DenmarkPermaisuri dari DenmarkPeriode29 Januari 1906 – 14 Mei 1912Informasi pribadiKelahiran(1851-10-31)31 Oktober 1851Istana Stockholm, Stockholm, SwediaKematian20 Maret 1926(1926-03-20) (umur 74)Istana Amalienborg, Kopenhagen, DenmarkPemakamanKatedral RoskildeWangsaBernadotteNama lengkapbahasa Swedia: Lovisa Josefina Eugeniabahasa Inggris dan bahasa Denmark: Louise Josephine EugenieAyahRaja Charles XV dari SwediaIbuLouise dari BelandaPasanganRaja Frederik VIII dari D...
Linus TorvaldsLinus Torvalds en 2014.BiographieNaissance 28 décembre 1969 (54 ans)HelsinkiNom de naissance Linus Benedict TorvaldsNationalités américaine (depuis septembre 2010)finlandaiseDomiciles Helsinki (1969-1997), Santa Clara (1997-2004)Formation Université d'Helsinki (maîtrise (en)) (1988-1996)Svenska normallyceum (en)Activité ProgrammeurPère Nils TorvaldsMère Anna Torvalds (d)Fratrie Sara Torvalds (d)Alexander Torvalds (d)Christopher Torvalds (d)Leo Torvalds (d)Conjoint T...
Pour les articles homonymes, voir Extrados. Cet article est une ébauche concernant l’aéronautique. Vous pouvez partager vos connaissances en l’améliorant (comment ?) selon les recommandations des projets correspondants. Vocabulaire aéronautique utilisé pour décrire les profils aéronautiques L'extrados d'un profil porteur non symétrique (présentant une cambrure) est la face du même côté que la cambrure, quel que soit le sens de la portance. C'est dans cette partie que se ...
Державний комітет телебачення і радіомовлення України (Держкомтелерадіо) Приміщення комітетуЗагальна інформаціяКраїна УкраїнаДата створення 2003Керівне відомство Кабінет Міністрів УкраїниРічний бюджет 1 964 898 500 ₴[1]Голова Олег НаливайкоПідвідомчі ор...
Ironclad warship of the French Navy For other ships with the same name, see French ship Bayard. Bayard crossing the Suez Canal at Port Said while bringing the remains of Admiral Amédée Courbet back to France. Her spars are set diagonally, one mast perpendicular to another, as a sign of mourning. History France NameBayard NamesakePierre Terrail, seigneur de Bayard BuilderBrest Laid down19 September 1876 Launched27 March 1880 CommissionedNovember 1882 in Brest In serviceMay 1883 Stricken26 A...
جزء من سلسلة مقالات سياسة سورياسوريا الدستور الدستور حقوق الإنسان السلطة التنفيذية رئيس الجمهورية (قائمة) بشار الأسد نائب رئيس الجمهورية (قائمة) نجاح العطار مجلس الوزراء رئيس مجلس الوزراء (قائمة) حسين عرنوس السلطة التشريعية مجلس الشعب رئيس المجلس (قائمة) حمودة الصباغ السل�...
Estonian politician Indrek TarandMEPMember of the European ParliamentIn office1 July 2009 – 30 June 2019ConstituencyEstonia Personal detailsBorn (1964-02-03) 3 February 1964 (age 60)Tallinn, EstoniaPolitical party EstonianIndependent EUEuropean Green PartySpouseKadi TarandChildren3Alma materUniversity of TartuSAIS Bologna, Johns Hopkins University Indrek Tarand (born 3 February 1964) is an Estonian politician and Member of the European Parliament (MEP) from Estonia. ...
Aubeterre Aubeterre Vị trí trong vùng Champagne-Ardenne Aubeterre Hành chính Quốc gia Pháp Vùng Grand Est Tỉnh Aube Quận Troyes Tổng Arcis-sur-Aube Xã (thị) trưởng Jean-Marie Beaussier(2001-2008) Thống kê Độ cao 124 m (407 ft) bình quân Diện tích đất1 11,66 km2 (4,50 dặm vuông Anh) INSEE/Mã bưu chính 10015/ 10150 Aubeterre là một xã ở tỉnh Aube, thuộc vùng Grand Est ở phía bắc miền trung nước Ph...
Premier of Alberta from 1943 to 1968 The HonourableErnest ManningPC CC AOEErnest Charles Manning, 19438th Premier of AlbertaIn officeMay 31, 1943 – December 12, 1968MonarchsGeorge VIElizabeth IILieutenant GovernorJohn C. BowenJohn J. BowlenJohn Percy PageGrant MacEwanPreceded byWilliam AberhartSucceeded byHarry E. StromSenator for Edmonton WestIn officeOctober 7, 1970 – September 20, 1983Appointed byPierre TrudeauMember of the Legislative Assembly of AlbertaI...
Steve GroganFoto penangkapan tahun 1969LahirSteve Dennis Grogan13 Juli 1951 (umur 73)Los Angeles, CaliforniaNama lainClem Tufts, Grant Mollan, Scramblehead, Adam GabrielPekerjaanMusisi, senimanHukuman kriminalHukuman mati, lalu diturunkan menjadi kurungan seumur hidup oleh Hakim James KoltsStatus kriminalBebas bersyarat tahun 1985AlasanPembunuhan Steve Dennis Clem Grogan (lahir 13 Juli 1951)[1] adalah terpidana pembunuh asal Amerika Serikat dan mantan anggota Keluarga Manso...
Car from the Ghostbusters franchise Ecto-1EctomobileGhostbusters vehicleOne of the Ecto-1s used during the filming of Ghostbusters (1984) stored in the Sony ArchiveFirst appearanceGhostbusters1984Created byDan AykroydHarold RamisInformationAffiliationGhostbustersGeneral characteristicsTypeAutomobilePowerGasoline The Ecto-1 (also known as the Ectomobile) is a fictional vehicle from the Ghostbusters franchise. It appears in the films Ghostbusters (1984), Ghostbusters II (1989), Ghostbusters (20...
Railroad station in Connecticut This article is about the United States railroad station. For other stations with similar names, see Stamford station. StamfordNew Haven Line train at Stamford Transportation Center in 2018General informationLocation490 Washington Boulevard (30 South State Street)Stamford, ConnecticutUnited StatesCoordinates41°02′49″N 73°32′29″W / 41.046937°N 73.541493°W / 41.046937; -73.541493Owned byConnDOTLine(s)ConnDOT New Haven Line (Nor...