Dieser Artikel behandelt die Ortsgemeinde Obererbach (Westerwald) bei Altenkirchen. Zur Ortsgemeinde Obererbach im Westerwaldkreis siehe Obererbach (bei Montabaur).
Obererbach besteht aus den Ortsteilen Obererbach, Niedererbach, Hacksen und Koberstein (Hofgut Koberstein und Kobersteiner Mühle).[2]
Geschichte
Der heutige Ort Obererbach wurde erstmals 1358 im Zusammenhang mit einer von den Herren von Koberstein (auch Koverstein) erbauten Burg erwähnt, die bei dem südwestlich von Niedererbach liegenden heutigen Hofgut Koberstein lag.[3]
Obererbach gehörte zum Kirchspiel Altenkirchen, das sowohl den kirchlichen Einzugsbereich wie auch eine der unteren weltlichen Verwaltungseinheiten in der Grafschaft Sayn darstellte. Zusammen mit den heutigen Ortsteilen Niedererbach und Hacksen sowie anderen Ortschaften des Kirchspiels wurde Obererbach um 1610 in den Gerichtsunterlagen des Kirchspielgerichts aufgeführt.[4]
Kirchlich gehörten die Dörfer Nieder- und Obererbach sowie Hacksen zur Pfarrei Altenkirchen, die ursprünglich zum Erzbistum Köln gehörte. Die Einwohner der Dörfer waren der Filialkirche in Hilgenroth zugeordnet. Mitte des 16. Jahrhunderts führten die Grafen von Sayn die lutherische und 1605 die reformierte Konfession ein.[7] Auch heute noch sind die Einwohner von Obererbach überwiegend evangelisch.
Heute gehören die evangelischen Christen von Obererbach und Hacksen zu der seit 1867 eigenständigen evangelischen Kirchengemeinde Hilgenroth, die evangelischen Christen im Ortsteil Niedererbach zur Evangelischen Kirchengemeinde Altenkirchen, die beide der Evangelischen Kirche im Rheinland zugeordnet sind. Die katholischen Christen gehören zur Pfarrei Marienthal.[8]
Schule
Von der reformierten Kirchengemeinde zu Altenkirchen wurden Mitte des 17. Jahrhunderts die ersten Schritte zur Einrichtung einer Schule in Niedererbach unternommen, welche „zur Ausbildung der Jugend und für kirchliche Aufgaben“ eingerichtet wurde. Vor 1744 wurde das erste Schulhaus in Niedererbach gebaut. Zum Schulbezirk von Niedererbach gehörten ursprünglich die Ortschaften Bachenberg, Dieperzen, Hacksen, Niedererbach, Obererbach und Volkerzen. 1802 schied Volkerzen aus dem Schulverband aus. Die bis dahin in kirchlicher Trägerschaft stehende evangelische Kirchspielsschule in Niedererbach wurde 1825 auf die Ortsgemeinden des Schulverbandes übertragen. Der Schulverband baute 1839 ein neues Schulgebäude in Niedererbach. In einer Statistik aus dem Jahre 1843 sind für Niedererbach mit 86 Einwohnern und Obererbach mit 39 Einwohnern eigene Schulen verzeichnet.[9] 1912 gründeten die Ortsgemeinden Bachenberg und Dieperzen einen eigenen Schulverband und schieden aus der Zuständigkeit der Niedererbacher Schule aus. Nunmehr bildeten noch Hacksen, Niedererbach und Obererbach einen eigenständigen Schulverband. 1914 bis 1915 wurde in Niedererbach eine neue Schule gebaut. Während des Zweiten Weltkrieges musste Anfang 1945 der Unterricht eingestellt werden und konnte erst nach Kriegsende im Herbst 1945 wieder aufgenommen werden. Da die Schülerzahlen im Laufe der 1950er Jahre enorm stiegen, entschloss sich die Ortsgemeinde Obererbach (Westerwald) zum Bau eines weiteren Schulgebäudes, das 1961 fertiggestellt wurde. Heute stehen noch drei ehemalige Schulgebäude in der Gemeinde.[10]
Eingemeindung
Am 1. April 1939 wurden die bis dahin selbständigen Gemeinden Obererbach, Niedererbach und Hacksen zur Gemeinde Obererbach (Westerwald) zusammengeschlossen.[11]
Bevölkerungsentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Obererbach bezogen auf das heutige Gemeindegebiet; die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[12]
Jahr
Einwohner
1815
138
1835
198
1871
258
1905
351
1939
446
1950
521
1961
483
Jahr
Einwohner
1970
524
1987
457
1997
549
2005
573
2011
569
2017
567
Politik
Bürgermeister
Liste der Bürgermeister von Obererbach:
Amtszeit
Name
Amtsbezeichnung
?–1926–?
Johann Hannappel
Bürgermeister
1939–?
Alfred Schäfer
Bürgermeister
0000–1945
Heinrich Hundenbom, Hacksen
stellvertretender Bürgermeister
1945–1956
Emil Schüchen, Hacksen
Bürgermeister
1956–1964
Wolfgang Danner, Niedererbach
Bürgermeister
1964–1983
Werner Burbach, Hacksen
Ortsbürgermeister
1983–1999
Willi Eichelhard, Niedererbach
Ortsbürgermeister
1999–2019
Erhard Schneider, Obererbach
Ortsbürgermeister
seit 2019
Stefan Löhr
Ortsbürgermeister
Stefan Löhr wurde am 5. Juli 2019 Ortsbürgermeister von Obererbach. Bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 wurde er mit einem Stimmenanteil von 86,20 % für fünf Jahre gewählt.[13][14]
Er wurde im Juni 2024 wiedergewählt.
Wappen
Blasonierung: „In Gold eine gestürzte rote Spitze, bedeckt mit einem Adler in verwechselten Farben.“[15]
Wappenbegründung: Der Adler geht auf das Wappen der Herren von Koberstein zurück, die Mitte des 14. Jahrhunderts an der Stelle, an der sich heute das Hofgut Koberstein befindet, eine Burg errichteten und einen Adler in ihrem Wappen führten. Die Farben Gold und Rot verweisen auf die Farben im Wappen der Grafen von Sayn, die Dreiteilung des Wappens symbolisiert die drei Ortsteile der Gemeinde. Die Genehmigungsurkunde wurde am 21. September 1995 ausgestellt.
Sehenswürdigkeiten und Kulturdenkmäler
Der ehemalige Bahnhof Obererbach wurde 1886 erbaut. Der aufwändig mit Werkstein gegliederte Bau besteht aus einem Kleinquadermauerwerk und einem Fachwerkgüterschuppen. Das Gebäude wurde von den jetzigen Besitzern restauriert und wird heute als Wohnhaus genutzt.
Daniel Schneider: Die Geschichte der Ortsgemeinde Obererbach (Westerwald). Die Ortschaften Hacksen, Niedererbach, Obererbach und Koberstein vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 2 Bände, Obererbach 2009, ISBN 978-3-00-027494-7.
↑Daniel Schneider: Die Geschichte der Ortsgemeinde Obererbach (Westerwald). Die Ortschaften Hacksen, Niedererbach, Obererbach und Koberstein vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band 1. Obererbach 2009, S. 14–22.
↑Hellmuth Gensicke: Landesgeschichte des Westerwaldes. 3. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1958/1999, Seite 417, ISBN 3-922244-80-7.
↑Daniel Schneider: Die Geschichte der Ortsgemeinde Obererbach (Westerwald). Die Ortschaften Hacksen, Niedererbach, Obererbach und Koberstein vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band2. Obererbach 2009, S.809–834.
↑Daniel Schneider: Das Mühlengewerbe in der Grafschaft Sayn-Altenkirchen. In: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 59. 2016, S.219–233 (Zur geschichtlichen Entwicklung der Mühlen in der Region).
↑Zur konfessionellen Entwicklung siehe Daniel Schneider: Die Entwicklung der Konfessionen in der Grafschaft Sayn im Grundriss, in: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 58 (2015), S. 74–80.
↑Daniel Schneider: Die Geschichte der Ortsgemeinde Obererbach (Westerwald). Die Ortschaften Hacksen, Niedererbach, Obererbach und Koberstein vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band2. Obererbach 2009, S.631–662.
↑Daniel Schneider: Die Geschichte der Ortsgemeinde Obererbach (Westerwald). Die Ortschaften Hacksen, Niedererbach, Obererbach und Koberstein vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band 2. Obererbach 2009, S. 663–714.
↑Daniel Schneider: Die Geschichte der Ortsgemeinde Obererbach (Westerwald). Die Ortschaften Hacksen, Niedererbach, Obererbach und Koberstein vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band 1. Obererbach 2009, S. 368–377.
↑Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. siehe Altenkirchen-Flammersfeld, Verbandsgemeinde, 41. Ergebniszeile. Abgerufen am 27. Dezember 2019.
↑Daniel Schneider: Die Geschichte der Ortsgemeinde Obererbach (Westerwald). Die Ortschaften Hacksen, Niedererbach, Obererbach und Koberstein vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band 1. Obererbach 2009, S. 4.