Nach der wahrscheinlich im 10. oder 11. Jahrhundert erbauten Burg Sayn bei Bendorf nannte sich ein Grafengeschlecht, das zum ersten Mal 1139 urkundlich belegt ist.[1] Die Grafen erwarben nach und nach Güter im Westerwald, an der Sieg und am Niederrhein. Die genauen Ursprünge der ersten Grafen von Sayn liegen immer noch im Dunkeln, aber eine Abstammung vom Haus Nassau ist wahrscheinlich. Es handelt sich bei der Grafschaft Sayn anscheinend nicht um einen alten Amtsbezirk, sondern um eine Ansammlung von Rechten und Lehen der Adelsfamilie Sayn. Vor allem die Heirat von Heinrich II. mit Agnes von Saffenberg (um 1173) und die Heirat von Heinrich III. mit Mechthild von Landsberg brachte der Familie beträchtliche Zuwächse an Besitzungen. Die ältere Linie der Grafen von Sayn starb 1246 mit dem Tode von Heinrich III. aus. Seine Schwester Adelheid war mit Gottfried III. von Sponheim verheiratet und brachte die Grafschaft Sayn als Erbe an die Grafen von Sponheim. Einige Besitzungen fielen dann an Gottfrieds zweiten Sohn Heinrich bzw. an die Herrschaft Heinsberg. Der Enkel Gottfrieds III. durch seinen ältesten Sohn Johann I. (ebenfalls mit Namen Gottfried) gründete schließlich die jüngere Linie der Grafen von Sayn.
Anfang des 14. Jahrhunderts lässt sich unter Graf Gottfried von Sayn eine gezielte saynische Städtepolitik zum Ausbau und zur Sicherung der Grafschaft Sayn im Westerwald feststellen.[2]
Graf Heinrichs III. Schwester Adelheid war mit Gottfried III. von Sponheim verheiratet. Beider Enkel Gottfried I. ist Stammvater einer zweiten Grafenfamilie Sayn.
Adelheid (vor 1202–1263), verheiratet mit Gottfried III. (Graf von Sponheim)
Anna Elisabeth (1606–1608), verheiratet mit Graf Wilhelm III. von Sayn-Wittgenstein
Die Grafen von Sayn-Wittgenstein-Sayn
Graf Wilhelm III. begründete die Linie Sayn-Wittgenstein-Sayn, der das westerwälder Erbe der Linie Sayn-Sayn zufällt. Das Stammland um Burg Sayn jedoch wurde von Kurtrier als erledigtes Manneslehen eingezogen. Die von Wilhelm III. begründete Linie Sayn-Wittgenstein-Sayn starb mit seinem siebenjährigen Enkel Ludwig 1636 schon wieder aus.
Nach dem Tode Ludwigs fiel der Besitz der Linie an dessen Schwestern und wurde von deren Nachkommen in die Grafschaften Sayn-Hachenburg und Sayn-Altenkirchen aufgeteilt.
Wilhelm III. (regierte 1605–1623)
Ernst (regierte 1623–1632), Sohn von Wilhelm III. und Anna Elisabeth von Sayn, ⚭ 1624 Louise Juliane von Erbach (1603–1670)
Ludwig (regierte 1632–1636 unter der Vormundschaft seiner Mutter Louise Juliane), Sohn von Ernst
Die Grafschaften Sayn-Hachenburg und Sayn-Altenkirchen
Nachdem Graf Ludwig ohne männliche Nachkommen gestorben war, wurde die Grafschaft in mehreren Teilungsverträgen seit Mitte des 17. Jahrhunderts unter seinen Schwestern Johannetta und Ernestine aufgeteilt und aus der Grafschaft Sayn die Grafschaft Sayn-Altenkirchen und in die Grafschaft Sayn-Hachenburg gebildet.[6]
Sayn-Hachenburg fiel 1799 an den Fürsten von Nassau-Weilburg; Sayn-Altenkirchen kam 1791 in preußischen Besitz und wurde 1803 auf dem Reichsdeputationshauptschluss dem Fürsten von Nassau-Usingen zugesprochen. Im Zusammenhang mit der Bildung des Rheinbundes wurden die beiden nassauischen Fürstentümer und damit auch die beiden saynischen Grafschaften 1806 zum Herzogtum Nassau zusammengeschlossen. Aufgrund der Beschlüsse auf dem Wiener Kongress (1815) erfolgte wieder eine Teilung. Die Teile der beiden vormaligen saynischen Grafschaften, die im heutigen Landkreis Altenkirchen (Westerwald) lagen, wurden von Nassau an das Königreich Preußenabgetreten und die Teile der vormaligen Sayn-Hachenburg, die im heutigen Westerwaldkreis lagen verblieben bei Nassau, bis diese 1866 auch zu Preußen kamen.
Die Grafschaften wurden bis zum Ende des Alten Reiches 1806 als selbständige Herrschaften behandelt und aus der Ferne verwaltet. Herzog Adolf I. von Nassau wurde 1890 zum Großherzog von Luxemburg. Seither wird der Titel der Grafen von Sayn von den Großherzögen von Luxemburg getragen.
Territorium
Die Grafschaft Sayn lag auf dem Gebiet des heutigen Landes Rheinland-Pfalz. Das 1605 verlorene Stammland lag am rechten Mittelrhein um die Burg Sayn, heute zur Stadt Bendorf. Die wesentlich größeren Territorien lagen im nördlichen Westerwald und im mittleren Siegtal. Benachbarte Herrschaften waren:
Die Grafschaft Sayn und das erste Haus Sayn hatten folgendes Stammwappen: In Rot ein goldener, hersehender Löwe (Gelöwter Leopard), blau bewehrt und gezungt, Schwanz gespalten. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wachsendes goldenes Widderhorn. Es erscheint in einer Reihe von Landkreis- und Gemeindewappen, zum Beispiel:
Joachim J. Halbekann: Die älteren Grafen von Sayn. Personen-, Verfassungs- und Besitzgeschichte eines rheinischen Grafengeschlechts 1139-1246/1247. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau, Band. 61), Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1997, ISBN 3-930221-01-2.
Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder. Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 8. Auflage, München 2019.
Markus Müller: Gemeinden und Staat in der Reichsgrafschaft Sayn-Hachenburg 1652–1799 (Beiträge zur Geschichte Nassaus und des Landes Hessen, Band 3), Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 2005, ISBN 3-930221-14-4.
Daniel Schneider: Die Entwicklung der Konfessionen in der Grafschaft Sayn im Grundriss. In: Heimat-Jahrbuch des Kreises Altenkirchen 58 (2015), S. 74–80.
Daniel Schneider: Die Landesteilung der Grafschaft Sayn in Sayn-Altenkirchen und Sayn-Hachenburg. In: Nassauische Annalen. Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 133 (2022), S. 119–133
Daniel Schneider: Die Landstände in der Grafschaft Sayn sowie in Sayn-Altenkirchen und Sayn-Hachenburg. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 33 (2007), S. 213–229.
Daniel Schneider: Die Städtepolitik der Grafen von Sayn im Spätmittelalter. In: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 41 (2015), S. 33–49.
↑Vgl. Daniel Schneider: Die Landesteilung der Grafschaft Sayn in Sayn-Altenkirchen und Sayn-Hachenburg, in: Nassauische Annalen. Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung 133 (2022), S. 119–133.