Herdorf liegt im östlichen Teil des Landkreises Altenkirchen und im südwestlichen Siegerland, 11,5 km südsüdwestlich von Siegen. Es befindet sich an der Einmündung des Sotterbachs in die Heller, eines östlichen Zuflusses der Sieg. Auf der Grenze zwischen Herdorf und Neunkirchen in Nordrhein-Westfalen liegt der Hohenseelbachskopf, mit 517,5 m die höchste Erhebung im Ortsgebiet. Neben dem Hohenseelbachskopf ist die auch auf der Grenze gelegene Nebenkuppe des Hohenseelbachskopf [Mahlscheid] auf Herdorfer Seite einer der höchsten Erhebungen 508 m des Ortsgebiets.
Aus dem Übergang von der Späthallstatt- zur Frühlatènezeit (6./5. Jahrhundert v. Chr.) stammen die ältesten montanarchäologischen Belege aus dem Herdorfer Raum.[4][5] Es handelt sich dabei überwiegend um Scherben und Schlackenreste.
Im Jahre 1344 wurde Herdorf erstmals urkundlich erwähnt. Etwa 1360 kam der Ort unter die Herrschaft der Grafen von Sayn. Diese teilten den Ortsteil nördlich der Heller dem Amt und Gericht Freusburg sowie dem KirchspielKirchen und den südlichen Ortsteil dem Amt und Gericht Friedewald sowie dem Kirchspiel Daaden zu. Seit Mitte des 17. Jahrhunderts gehörte Herdorf nach einer Erbteilung zur Grafschaft Sayn-Altenkirchen.
1955 wurde mit den bis dahin eigenständigen Gemeinden Sassenroth und Dermbach die zunächst amtsfreie Gemeinde Herdorf geschaffen. Am 24. Januar 1981 wurde Herdorf auf Beschluss der rheinland-pfälzischen Landesregierung zur Stadt erhoben.[3]
Am 13. Dezember 2013 beschloss der Landtag von Rheinland-Pfalz gegen den Willen der beiden betroffenen kommunalen Gebietskörperschaften, durch das „Landesgesetz über die Eingliederung der verbandsfreien Stadt Herdorf in die Verbandsgemeinde Daaden“ die Verbandsfreiheit der Stadt zum 1. Juli 2014 zu beenden und sie in die Verbandsgemeinde zu integrieren. Der Name der Verbandsgemeinde lautete seitdem „Verbandsgemeinde Herdorf-Daaden“, wurde zum 1. Januar 2017 aber in „Verbandsgemeinde Daaden-Herdorf“ geändert. Sowohl die Stadt Herdorf als auch die Verbandsgemeinde Daaden hatten gegen das Landesgesetz Verfassungsbeschwerde erhoben.
Herdorf war eines der Zentren des Bergbaus im Siegerland mit den meisten Bergwerken auf einem Ortsgebiet des Siegerlandes. Bis 1962 wurden in 100 Jahren ca. 60 Millionen Tonnen Eisenerz in den Herdorfer Gruben gefördert. Dutzende von Bergwerken haben die Kultur und Industrie der Region stark beeinflusst. Die wichtigsten Gruben waren:
Neben den Gruben gab es in Herdorf die Friedrichshütte, eine bedeutende Hüttenanlage, deren Hauptgebäude, das sogenannte Hüttenhaus, noch steht und einen Kultursaal und Restaurants beherbergt. Seit 1986 dokumentiert das Bergbaumuseum des Kreises Altenkirchen im Stadtteil Sassenroth die Geschichte des Bergbaus in der Herdorfer Region.
Bevölkerungsentwicklung
Die Entwicklung der Einwohnerzahl von Herdorf bezogen auf das heutige Stadtgebiet; die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:[2]
Jahr
Einwohner
1815
893
1835
1.219
1871
2.269
1905
5.124
1939
5.581
1950
6.367
Jahr
Einwohner
1961
7.425
1970
7.734
1987
7.213
2005
7.155
2011
6.800
2017
6.563
Religion
Katholische Kirche Herdorf
Evangelisch-lutherische Kirche Herdorf
Herdorf ist überwiegend katholisch geprägt. Die katholische Pfarrgemeinde St. Aloisius gehört zum Bistum Trier (Trierische Insel), im Ortsteil Dermbach gibt es eine Filialgemeinde. Seit 2007 besteht eine Pfarreiengemeinschaft der katholischen Pfarrei St. Aloisius Herdorf mit der Nachbarpfarrei Alsdorf.
Die evangelische Gemeinde Herdorf-Struthütten (Ortsteil der benachbarten Gemeinde Neunkirchen in Nordrhein-Westfalen) gehört zur Evangelischen Kirche im Rheinland.
Uwe Geisinger (CDU) wurde am 30. August 2024 Stadtbürgermeister von Herdorf.[9] Bei der Direktwahl am 9. Juni 2024 war er bei einer Wahlbeteiligung von 60,0 % als einziger Kandidat mit 84,8 % der Stimmen für fünf Jahre gewählt worden.[10]
Geisingers Vorgänger Uwe Erner (parteilos, unterstützt von Bündnis 90/Die Grünen) hatte das Amt 1995 übernommen und kandidierte bei der Wahl 2024 nicht erneut als Ortsbürgermeister.[11]
Blasonierung: „Das Wappen der Stadt Herdorf zeigt im geteilten Schild oben in Blau eine silberne Mauer unter einer goldenen Krone; unten durch eine geschweifte silberne Spitze gespalten, vorne in Rot ein goldener blau bewehrter herschauender Löwe; hinten in Schwarz ein silberner Schrägbalken, belegt mit drei schwarzen Schweinsköpfen.“[12]
Wappenbegründung: Das Herdorfer Wappen symbolisiert durch die Dreiteilung die Ortschaften Herdorf, Dermbach und Sassenroth und zugleich die historische Unterscheidung in die Teile rechts und links der Heller, die jeweils zu unterschiedlichen Verwaltungsgebieten gehörten. Durch den goldenen Löwen auf rotem Grund wird die Zugehörigkeit zur Grafschaft Sayn symbolisiert und durch die schwarzen Schweinsköpfe auf silbernem Schrägbalken die Zugehörigkeit zu den Herren von Freusburg. Durch die Krone und Mauer wird auf das Gebiet der Königsmauer Bezug genommen.
60 min (Betzdorf–Neunkirchen) 120 min (Neunkirchen–Dillenburg)
Die VWS-Linie R 23 Neunkirchen-Herdorf-(Daaden) bedient in regelmäßigem Takt das Städtchen, wodurch in Neunkirchen mit der R 22 Anschlüsse nach Siegen und mit der R 24 nach Burbach bestehen. In Daaden besteht Anschluss an die Züge der Linie RB 97 Daadetalbahn nach Betzdorf, diese Linie wird durch die Westerwaldbahn GmbH ebenfalls nach dem Rheinland-Pfalz-Takt täglich im Stundentakt betrieben.
Freizeit- und Sportanlagen
Ludwig-Wolker-Sportanlage (vereinseigene Anlage der TuS DJK Herdorf e. V.)
Glück-Auf-Kampfbahn (stadteigener Fußballplatz)
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
1951, 16. März: Albert Homscheid (1871–1955), Prälat, Ehrendomherr, Verleihung aus Anlass seines goldenen Priesterjubiläums.[13]
1951, 14. Dezember: Albert Lerner (1871–1952), Arzt, erhielt die Ehrenbürgerwürde zu seinem goldenen Arztjubiläum.[13]
1992, 22. Juli: Alfons Mockenhaupt (1915–1996), Malermeister, hat sich die Anerkennung als erfolgreicher Streiter für die Vereine der Stadt erworben.[13]
2012, 28. November: Ernst (Erni) Schlosser (1937–2024), Elektrohandwerksmeister und Lehrer, hat sich besonders um das kulturelle Leben in der Stadt verdient gemacht.[13]
Söhne und Töchter der Stadt
Gustav Brühl (1826–1903), Arzt, Dichter, Archäologe, Jurist
Verena Dreier vom Verein DJK Herdorf/LG Sieg wurde in den Jahren 2005 und 2006 Deutsche Meisterin im 3000-m-Hindernislauf.
Der Boxer Peter Hussing (Superschwergewicht) begann im Boxclub Herdorf seine Karriere.
Widerstand
1934 übten Herdorfer und Sassenrother Bürger Widerstand gegen die Nationalsozialisten. In einer Volksabstimmung über die Vereinigung der Staatsämter „Reichspräsident und Reichskanzler“ sollte die Übernahme der beiden Ämter durch Adolf Hitler legitimiert werden. Landesweit bekam Hitler 89 % Ja-Stimmen. In Sassenroth waren es nur 49,7 % und in Herdorf 65 % an Zustimmung. In der Folge hetzte die NSDAP gegen die Einwohner und rief offen zu Repressalien gegenüber den Bürgern auf. So war auf einem Spruchband in Herdorf zu lesen: „900 Verräter hier am Ort! Verrat ist schlimmer als Mord, drum Wanderer halte ein, nimm dir so’n Schwein!“[14]
Literatur
Josef Hoffmann (Hrsg.): Herdorfer Heimatbuch. Siegerländer Wirtschaft, Landschaft und Volkstum im Herdorfer Raum. Betzdorf, Siegerland-Druckerei und Verlag K. Hacker, 1950. 128 Seiten.
Thorsten Stahl (Hrsg.): Herdorf wie es früher einmal war. Siegen, Vorländer Druck, 2006. 308 Seiten.
↑Carsten Trojan: Die montanarchäologischen Forschungen der Brüder Otto und Heribert Kipping im Raum Herdorf. In: Siegerland (= Blätter des Siegerländer Heimat- und Geschichtsvereins e. V.). Band88, Nr.2, 2011, S.131–139.
↑Hans-Peter Kuhnen: Am Anfang der „Eisengeschichte“ von Rheinland-Pfalz. Die frühkeltischen Verhüttungsplätze des 6./5.Jh. v. Chr. von Herdorf-Mahlscheid, Lkr. Altenkirchen, im Lichte der Forschungen von Heribert und Otto Kipping. In: Siegerland. S.140–155 (Die bereits ab 1950 gemachten Funde wurden erst ab 2009 wissenschaftlich untersucht.).