Vor seiner Fußballkarriere absolvierte Emmerich eine Ausbildung als Kraftfahrzeugmechaniker.[2]
Karriere als Fußballer
Anfänge in Dorstfeld
Emmerichs Karriere begann beim SC Dorstfeld im Dortmunder Stadtteil Dorstfeld. Dort bestritt er im Frühsommer 1960 sein erstes Spiel für die Herrenmannschaft des Vereins gegen den Lüner SV auf der Kampfbahn Schwansbell. Zufälligerweise erschien dort der damalige Trainer von Borussia Dortmund, Max Merkel, da er einen Verteidiger von Lünen als möglichen Ersatz für den verletzten Herbert Sandmann in Erwägung zog. Dessen Gegenspieler war allerdings Lothar Emmerich, der beim 4:0-Sieg Dorstfelds alle Tore erzielte. Merkel war von Emmerichs Leistung begeistert und nahm ihn, an Stelle von Lünens Verteidiger, bei Borussia Dortmund unter Vertrag.[3]
Oberliga und Bundesliga
Für Dortmund absolvierte Emmerich in drei Spielzeiten 32 Einsätze in der Oberliga West und erzielte dabei elf Tore.[4]1963 wurde er in der letzten Saison vor Einführung der Bundesliga mit dem BVB Deutscher Meister, ohne in den Endrundenspielen zum Einsatz zu kommen.
1965 gewann Emmerich, dem in der abgelaufenen Saison 14 Treffer gelungen waren, mit Dortmund den DFB-Pokal durch ein 2:0 gegen Alemannia Aachen; Emmerich erzielte den zweiten Treffer für den BVB. In der darauf folgenden Saison trat die Mannschaft daher im Europapokal der Pokalsieger an. Emmerich erzielte im Laufe des Wettbewerbs 14 Tore (darunter vier Tore gegen Titelverteidiger West Ham United in den Halbfinalspielen); dies ist die Rekordmarke in der Geschichte des Wettbewerbs. Im Finale setzte sich Dortmund mit 2:1 nach Verlängerung gegen den FC Liverpool durch und holte somit als erste deutsche Mannschaft den Titel in diesem Wettbewerb. Im Jahre 1966 wurde er zusammen mit der Mannschaft des BVB mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.[5]
Auch persönlich bildeten die mittleren 1960er-Jahre Emmerichs sportlichen Höhepunkt: 1966 wurde er mit 31 Toren Torschützenkönig der Fußball-Bundesliga, 1967 teilte er sich den Titel mit Gerd Müller (jeweils 28 Tore). Einer der Gründe für Emmerichs Torgefährlichkeit war das harmonische Zusammenspiel mit Sigfried Held, der 1965 nach Dortmund gewechselt war. Beide Spieler gingen als die Terrible Twins in die Fußballgeschichte ein.
Emmerich blieb bis 1969 bei der Borussia. Nach dieser Saison wechselte er zum belgischen ErstligistenK. Beerschot VAV.
Zudem gilt Emmerich noch immer als einer der fairsten Bundesligaspieler überhaupt, da er während seiner Karriere nie verwarnt wurde.
Nationalmannschaft
Bei der WM 1966 wurde er mit der deutschen Fußballnationalmannschaft Vizeweltmeister. Nachdem Albert Brülls sich im zweiten Spiel verletzt hatte, wurde ab dem dritten Gruppenspiel gegen Spanien Emmerich eingesetzt. Bei diesem Spiel schoss Emma als Linksfuß ein Tor aus spitzem Winkel zum 1:1-Ausgleich, was ihm den Spitznamen Emma mit der linken Klebe einbrachte. Er blieb auch bis zum Finale in der Mannschaft, obwohl Brülls da wieder zur Verfügung stand. Insgesamt bestritt Emmerich neben den vier Einsätzen bei der WM nur ein weiteres Spiel für die Nationalmannschaft.[6]
Im Ausland
Drei erfolgreichen und turbulenten Jahren in Belgien beim K. Beerschot VAC, wo er 1969/70 Torschützenkönig der belgischen Liga und einmal vor einem Stadtderby sogar entführt wurde, folgte die überraschende Verpflichtung durch den österreichischen Erstligaklub Austria Klagenfurt, welche erst durch die finanzielle Unterstützung des Kärntner Großindustriellen Adolf Funder möglich geworden war. Emma avancierte bald zu einem der Topstars in der österreichischen Nationalliga. 1972/73 wurde er mit 20 Toren hinter Wolfgang Breuer vom SSW Innsbruck, der 22 Tore schoss, Zweiter der Torschützenliste in Österreich, 1973/74 mit 21 Toren wiederum Zweiter hinter Hans Krankl, der 36 Tore erzielte, wobei Austria Klagenfurt stets im Abstiegskampf verwickelt war, Emmerichs Konkurrenten jedoch bei den Spitzenklubs spielten.
Nach der Fußballkarriere strebte Emmerich zum Amt des Trainers und begann als Spielertrainer in Stift Quernheim.[7] Hier wurde er allerdings nicht heimisch. Trainerstationen in Mainz, Reutlingen und Bayreuth folgten. Später lebte Emmerich in Bad Kreuznach und Idar-Oberstein. Er arbeitete u. a. als Kanalinspekteur. 1991 wurde er Trainer vom SV Spabrücken und wurde ungeschlagen Meister der Landesliga West. Anschließend zog es ihn zum SC Idar-Oberstein. Er erreichte auch dort den Aufstieg von der Landesliga in die Verbandsliga und später weiter in die Oberliga. In der Saison 1996/97 trainierte Emmerich den Bezirksligisten SG Weinsheim.[8] Danach trainierte er den TuS Kirschweiler in der Landesliga bis 1999, um dann zu Borussia Dortmund zurückzukehren, wo er bis zu seinem Tod zusammen mit Aki Schmidt als Fanbeauftragter fungierte.
Nach Emmerichs Spitznamen Emma wurde auch das Maskottchen des BVB, eine Biene, mit dem Namen Emma benannt.[10]
Sprüche und Anekdoten
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Mit dem Ausruf „Gib mich die Kirsche!“ forderte er von seinen Mitspielern den Ball.[11]
Er verzückte seine Fans stets mit einem für 1960er und 1970er Jahre durchaus ungewöhnlichen, ausgelassenen Torjubel. Berühmt war er dabei für sein in Cowboy-Manier geschwungenes „Lasso“.
Lothar Emmerich kommentierte gegenüber den Journalisten 1966 im Villa Park in Birmingham sein Tor im Weltmeisterschaftsspiel gegen die Nationalmannschaft von Spanien: „Ich habe nicht einfach draufgeknallt, sondern instinktiv die Lage gepeilt und den richtigen Winkel gewählt.“ Zeit seines Lebens wurde er immer wieder auf dieses „Geistertor“ angesprochen.[12]
Belgien:
1969 verließ Emmerich die deutsche Bundesliga und kickte drei Jahre lang erfolgreich für den AC Beerschot Antwerpen.
Nach einem Gerücht geriet er vor einem Spiel 1970 gegen den Stadtrivalen Royal Antwerpen in die Hände von Kidnappern. Erst 24 Stunden nach der Partie wurde er wieder freigelassen. Wohin und von wem er entführt wurde, ist bis heute ungeklärt. Nur bei einer Sache war sich der Vize-Weltmeister ganz sicher: „Die wollten nicht, dass ich spiele. Bis zu meiner Freilassung wurde ein Großteil meiner Wünsche erfüllt.“
Wahr ist jedoch, dass Emmerich bei 3 von 4 Duellen gegen Royal auf dem Platz stand und bei der anderen Partie verletzt war. 1969/70 spielte Royal Antwerpen in der 2. Liga.
Österreich:
Kurt Messner, ein Jahr lang Emmerichs Mannschaftskollege bei Austria Klagenfurt, spricht heute noch in höchsten Tönen über den Deutschen: „Da habe ich zum ersten Mal gesehen, was ein Profi ist“, betonte der spätere Erfolgstrainer, und weiter: „Emmerich hat nur den Erfolg gesucht, ist Vorbild im Training und im Spiel gewesen. Ich habe von ihm viel profitiert.“
Als der Austria-Klagenfurt-Trainer Freddy Hohenberger wegen Regens statt des Trainings eine taktische Besprechung angesetzt hatte, sagte Emmerich: „Da kann ich ja gleich nach Hause gehen“.
„Der watschelt ja wie Dagobert Duck“ ulkte seinerzeit Lothar Emmerich beim ersten Training in Klagenfurt über Klasse-Verteidiger Walter Koch. Der Spitznamen „Dago“ ist dem damaligen Kickertalent und späteren österreichischen Bundesligaspieler geblieben.[13]
Die Diagnose Lungenkrebs schockte Lothar Emmerich nur kurz: „Es kam mir so vor, als würde ich in der 89. Minute vor 100 000 Zuschauern den Ball auf mich zufliegen sehen – und plötzlich haut mir der gegnerische Keeper voll einen auf die Zwiebel. Alles um mich herum brach zusammen. Totaler Knockout.“ Dann nahm er den Kampf gegen den „verfluchten Krebs“ auf.
Über seine schwere Erkrankung: „Ich habe mich noch nie unterkriegen lassen und alle Chancen, wieder ganz gesund zu werden. Ihr kennt doch Emma – der war immer ein Kämpfer.“
Über seinen durch zahlreiche Chemotherapien verursachten Kahlschädel sagte er: „Ich trage jetzt eine moderne Glatze. Dafür werde ich auf dem Kopf schön braun, wenn die Sonne scheint.“
Rückblick:
Sein Kindheitstraum – „Ich wollte einmal in schwarz-gelb (Borussia Dortmund) und einmal in schwarz-weiß (Nationalmannschaft) spielen“ – hat sich erfüllt.[14]
„Ich habe nie lange gefackelt, die Kartoffel immer sofort auf die Bude geballert.“[14]
Literatur
Rolf Dennemark: Legenden in Schwarz und Gelb • Band 1. 1. Auflage. powerplay verlag GmbH, Berlin 2001, ISBN 3-9804611-7-3.