Das Kreisgebiet gehört zum Schwäbisch-fränkischen Schichtstufenland, vor allem mit dem Vorland zur Fränkischen Alb. Große Teile des Kreises sind mit Wald bedeckt. Größter Fluss ist die Pegnitz, die, von Nordosten kommend, nördlich von Neuhaus an der Pegnitz das Kreisgebiet erreicht und dann in südlicher Richtung fließt. Westlich von Pommelsbrunn wendet sie sich nach Westen, durchfließt dann unter anderem die Städte Hersbruck und Lauf an der Pegnitz und verlässt das Kreisgebiet im Westen an der Stadtgrenze zu Nürnberg wieder.
Der Landkreis umschließt auch die Nürnberger Exklaven (Brunn/Netzstall/Birnthon) und die Halbexklave Fischbach, deren Zufahrtsstraße (Fischbacher Hauptstraße / Kreisstraße N 5) zu Nürnberg gehört.
Geschichte
Landgerichte
Das Kreisgebiet gehörte vor 1800 überwiegend zur Reichsstadt Nürnberg und kam 1803 bzw. 1806 an das Königreich Bayern. 1803 wurde das Landgericht Schnaittach errichtet, das 1809 nach seinem Sitz Landgericht Lauf an der Pegnitz benannt wurde. 1808 wurden die Landgerichte Nürnberg, Altdorf und Hersbruck errichtet. Sie gehörten alle zum Pegnitzkreis, ab 1810 zum Rezatkreis, der 1838 in Mittelfranken umbenannt wurde. Die Stadt Nürnberg war bereits 1809 eine kreisunmittelbare Stadt mit einem eigenen Stadtgericht geworden.
Bezirksämter
Im Jahr 1862 wurden die Landgerichte Nürnberg und Altdorf zum Bezirksamt Nürnberg und die Landgerichte Lauf und Hersbruck zum Bezirksamt Hersbruck vereinigt. Das Bezirksamt Nürnberg gab in der Folgezeit in verschiedenen Abschnitten mehrere Gemeinden an die Stadt Nürnberg ab. 1898 gab es auch drei Gemeinden an das Bezirksamt Hersbruck ab, erhielt dafür aber zwei Gemeinden vom Bezirksamt Neumarkt. 1908 wurde für den Raum Lauf an der Pegnitz (bisher Bezirksamt Hersbruck) ein eigenes Bezirksamt errichtet.
Landkreise
Am 1. Januar 1939 wurde wie sonst überall im Deutschen Reich die Bezeichnung Landkreis eingeführt.[2] So wurden aus den Bezirksämtern die Landkreise Hersbruck, Lauf an der Pegnitz und Nürnberg.
Landkreis Nürnberger Land
Im Rahmen der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. Juli 1972 aus den folgenden Bestandteilen ein neuer Landkreis Lauf an der Pegnitz gebildet:[3]
Am 1. Mai 1973 wurde der neue Landkreis in Landkreis Nürnberger Land umbenannt.
Am 1. Juli 1976 wechselte die Gemeinde Beerbach aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt in den Landkreis Nürnberger Land.
Einwohnerstatistik
Die nachfolgenden Zahlen beziehen sich auf den Gebietsstand vom 25. Mai 1987:
Bevölkerungsentwicklung
Jahr
1840
1900
1939
1950
1961
1970
1987
1991
1995
2000
2005
2010
2015
2020
Einwohner
46.324
57.639
77.590
113.094
119.398
136.275
149.127
160.616
166.156
168.024
168.389
166.260
167.643
171.143
Von 1988 bis 2008 wuchs der Landkreis Nürnberger Land um über 16.000 Einwohner bzw. um rund 11 %. Nach einer rückläufigen Tendenz seit 2004 erreichte die Einwohnerzahl 2020 mit rund 171.000 einen neuen Höchststand.
Konfessionsstatistik
Der Anteil der Protestanten und Katholiken an der Gesamtbevölkerung nimmt ab. Gemäß dem Zensus 2022 waren 39,6 % der Einwohner evangelisch, 22,4 % katholisch, und 38,0 % waren konfessionslos, gehörten einer anderen Glaubensgemeinschaft an oder machten keine Angabe.[5]
Der Landkreis Nürnberger Land umfasst 27 Gemeinden, darunter fünf Städte und drei Märkte. Der Stand der Einwohnerzahlen ist vom 31. Dezember 2023[6], die einzelnen Orte sind in der Liste der Orte im Landkreis Nürnberger Land verzeichnet.
Der Landrat des Nürnberger Landes ist seit 1. Mai 2008 Armin Kroder (Freie Wähler).[8] Stellvertretender Landrat ist Helmut Brückner (CSU)[9], weitere Stellvertreter des Landrats sind Robert Ilg (FW) und Gabriele Drechsler (Grüne).
Blasonierung: „Über blauem Schildfuß, darin ein unterhalbes silbernes Mühlrad, gespalten; vorne in Gold ein rot bewehrter halber schwarzer Adler am Spalt, hinten fünfmal schräg geteilt von Rot und Silber.“[10]
Wappenbegründung: Das Wappen des Landkreises enthält in seinem oberen Teil das kleine Nürnberger Stadtwappen. Es dient als Hinweis auf das frühere Landgebiet der ehemaligen freien Reichsstadt Nürnberg, das sich mit dem Gebiet des heutigen Landkreises Nürnberger Land weitgehend deckt.
Blau und Silber im Schildfuß symbolisieren die Pegnitz mit ihren Zuflüssen, das Mühlrad die frühe Ansiedlung von Mühlen an den Flussläufen und somit die vorindustrielle gewerbliche Nutzung der Wasserkraft schon in mittelalterlicher Zeit.
Der Landkreis Nürnberger Land liegt in der Metropolregion Nürnberg. Während der westliche Teil des Landkreises stark vom Ballungsraum Nürnberg-Fürth-Erlangen, dem produzierenden Gewerbe und der Industrie geprägt wird, tritt nach Osten zu mehr der ländliche Charakter hervor. Der Landkreis mit seinen 27 Städten, Märkten und Gemeinden zählt gut 170.000 Einwohner.
Die Wirtschaft im Nürnberger Land weist eine relativ ausgeglichene Branchenstruktur auf, der Landkreis ist der Sitz zahlreicher – zum Teil weltweit agierender – Unternehmen. Sogenannte Hidden Champions exportieren ihre Produkte weltweit in zahlreichen Geräten und Maschinen. Diese stammen u. a. aus den Branchen Technische Keramik, Automobilzulieferindustrie, Maschinen- und Werkzeugbau, Kunststoffindustrie und Haushaltswaren. Daneben spielen im Landkreis auch das Handwerk, der Dienstleistungsbereich, der Handel und die Land- und Forstwirtschaft eine wichtige Rolle.
Im Zukunftsatlas 2016 belegte der Landkreis Platz 185 von 402 Landkreisen, Kommunalverbänden und kreisfreien Städten in Deutschland und zählt damit zu den Regionen mit „ausgeglichenem Chancen-Risiko-Mix“ für die Zukunft.[11]
Straßenverkehr
Der Landkreis ist über die A 3, A 6, A 9 und die A 73 an das Autobahnnetz angeschlossen und wird von der B 8 und der B 14 in west-östlicher Richtung durchquert. Drei der fünf Autobahnkreuze der Metropolregion liegen im Landkreis. Darüber hinaus ist der Flughafen im Norden Nürnbergs in wenigen Minuten mit dem Kfz zu erreichen, ebenso der Nürnberger Hafen.
Von besonderer Bedeutung sind die drei S-Bahnlinien, mit denen große Teile des Landkreises engmaschig an Nürnberg und den Landkreis Neumarkt i.d.OPf. angebunden sind. Weiterhin bestehen durch verschiedene Regionalexpress- und Regionalbahnlinien stündliche Verbindungen sowohl innerhalb des Kreisgebietes als auch in die benachbarten Landkreise Amberg-Sulzbach und Bayreuth. Die Anbindung an den überregionalen Fernverkehr ist über den Hauptbahnhof Nürnberg gewährleistet.
Die linke Pegnitzstrecke ist seit 2010 bis Hartmannshof für die S-Bahn Nürnberg elektrifiziert. Aktuell verkehrt hier die Line S2. In Hartmannshof besteht Anschluss über Neukirchen b.Sulzbach-Rosenberg an den RE 41 nach Neustadt (Waldnaab) über Weiden i.d.OPf. Die S3 Nürnberg Hbf – Feucht – Altdorf bedient im Landkreis die Stationen Feucht, Feucht-Moosbach, Winkelhaid, Ludersheim, Altdorf West und Altdorf. Seit der Inbetriebnahme der S-Bahn nach Neumarkt/Opf. im Dezember 2010 halten die Regionalexpress-Züge von Nürnberg Hbf über Neumarkt nach Regensburg an keinem Bahnhof im Landkreis mehr. Stattdessen werden die Stationen Feucht, Feucht Ost, Ochenbruck, Mimberg, Burgthann und Oberferrieden von der S1 bedient.
Am 5. August 1974 wurde dem Landkreis das seit dem 1. Juli 1956 für den Landkreis Lauf a.d.Pegnitz gültige Unterscheidungszeichen LAU zugewiesen. Es wird durchgängig bis heute ausgegeben. Seit dem 10. Juli 2013 sind auch die Unterscheidungszeichen ESB (Eschenbach in der Oberpfalz), HEB (Hersbruck), N (Nürnberg für den ehemaligen Landkreis Nürnberg) und PEG (Pegnitz) erhältlich.
Literatur
Eckhardt Pfeiffer (Hrsg.): Nürnberger Land. 3. Auflage. Karl Pfeiffer’s Buchdruckerei und Verlag, Hersbruck 1993, ISBN 3-9800386-5-3.
Wolfgang Wüllner: Das Landgebiet der Reichsstadt Nürnberg. Feucht 1970, 64 Seiten und 1 Karte (Hochgerichtskarte) (Sonderheft der Altnürnberger Landschaft e. V.).