Der Landkreis Miesbach (bairische Mundart Miaschboch) ist ein Landkreis im Süden des bayerischen Regierungsbezirks Oberbayern. Zusammen mit den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Garmisch-Partenkirchen und Weilheim-Schongau bildet er das Bayerische Oberland. Mit knapp über 100.000 Einwohnern gehört der Landkreis zu den kleineren in Oberbayern, er genießt aber weit über die Landesgrenzen hinaus Bekanntheit wegen seiner schönen Landschaft und den damit verbundenen touristischen Attraktionen, wie dem Tegernsee, dem Schliersee und den Gipfeln des Mangfallgebirges. Innerhalb Bayerns wird der Landkreis als eigenständige Tourismusregion „Alpenregion Tegernsee Schliersee“ ausgewiesen (→ Abschnitt:Tourismus).[2]
Von allen deutschen Landkreisen hat der Landkreis Miesbach im Jahr 2023 die höchsten Immobilienpreise.[3]
Der Landkreis im bayerischen Oberland umfasst sowohl voralpines als auch alpines Gelände. Am östlichen Rand des Kreisgebiets liegt eine Geländestufe, die das Oberland vom ungefähr 200 Höhenmetern tiefer gelegenen Rosenheimer Becken im Landkreis Rosenheim, lokal auch Unterland genannt, abhebt. Autofahrer kennen diese Stufe als Rampe der Autobahn A8 am Irschenberg: Sie entspricht der Geländeformung (Aushobelung) durch die Eismassen des Inntalgletschers. Im Norden und Westen ist der Übergang in die Nachbarlandkreise dagegen landschaftlich unauffällig. Im Süden bildet die Hauptkette der Bayerischen Voralpen die Grenze zu Tirol, namentlich die Bayerisch-Tiroler Zwischenkalkalpen. Ihnen vorgelagert sind die Tölz-Tegernsee-Chiemgauer Flyschalpen.[4]
Der Landkreis Miesbach setzt sich zusammen aus den historischen Gebieten der ehemaligen freien Reichsgrafschaft Hohenwaldeck, aus Teilen der ehemaligen Fürstabtei Tegernsee, aus dem Gebiet des Klosters Weyarn und der Grafschaft Valley sowie des ehemals zum Landgericht Aibling gehörenden Leitzachtales.
Landgerichte
Grundlage war das 1803 begründete LandgerichtMiesbach, das an die Stelle des Gerichtsbezirks der Grafschaft Hohenwaldeck trat. 1818 entstand aus dem Herrschaftsgericht Tegernsee das gleichnamige Landgericht. Beide Landgerichte gehörten zum Isarkreis, der 1838 in Oberbayern umbenannt wurde. In diesem Jahr wurde auch das Landgericht Aibling errichtet. Dafür musste das Landgericht Miesbach zwölf Gemeinden abgeben.
Bezirksamt
Das Bezirksamt Miesbach wurde im Jahr 1862 durch den Zusammenschluss der Landgerichte älterer Ordnung Miesbach und Tegernsee gebildet. Die Landgerichte als Gerichtsbehörden blieben bis 1879 bestehen und wurden dann in die Amtsgerichte Miesbach und Tegernsee umgewandelt.[5]
Landkreis
Am 1. Januar 1939 wurde im Deutschen Reich die Bezeichnung Landkreis eingeführt.[6] So wurde aus dem Bezirksamt der Landkreis Miesbach.
Blasonierung: „In Silber oben ein gestümmelter, goldbewehrter, roter Falke mit ausgebreiteten Schwingen über zwei schräggekreuzten roten Stäben, unten über blauen Wasserwellen zwei mit den Stängeln gekreuzte grüne Seeblätter“[11]
Wappenbedeutung: Der gestümmelte rote Falke über zwei schräg gekreuzten Stäben ist das Symbol für Hohenwaldeck. Die Waldecker entstammen dem bayerischen Uradel der Faganen, der seinen Sitz im heutigen Vagen im Mangfalltal hatte. Es ist das alte Stammwappen der Waldecker. Der Falke ist das Wappensymbol des alten Rittergeschlechts der Neuburg-Falkensteiner, deren neue Burg bei Vagen den Namen „Falkenstein“ trug. Die gekreuzten Stäbe können auf die Gerichtsbarkeit, aber auch auf die Tätigkeit der Waldecker bei der Rodung des Gebietes um den Schliersee im 12./13. Jahrhundert hinweisen. Die mit den Stängeln gekreuzten so genannten Seeblätter über Wellen sind das älteste bekannte Stiftwappen von Tegernsee. Das Wappenbild bezieht sich auf Namen und Lage des Klosters am See.
Beschreibung: Grün und Weiß stehen für die Farben des Klosters Tegernsee. Die Farben Silber (oder auch Weiß) und Rot steht für das Adelsgeschlecht der Waldecker. Das geht darauf zurück, dass der westliche Landkreis das Gebiet des Klosters Tegernsees war und der östliche Landkreis zur Grafschaft Hohenwaldeck, die bis 1806 unabhängig war, gehörte.
Die Flagge ist seit dem 23. Oktober 2011 die offizielle Flagge des Landkreises Miesbach und soll bei offiziellen Anlässen und Sitzungen gehisst werden.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Die Einkommensteuerkraft je Einwohner lag im Jahr 2004 bei 325 Euro (Bundesdurchschnitt 216). Die Kaufkraft je Einwohner im Jahr 2005 lag bei 9.366 Euro (Bundesdurchschnitt 8.523). Im Juli 2020 lag die Arbeitslosigkeit im Landkreis bei 3,0 % und damit erheblich unter dem Bundesdurchschnitt.[12]
Im Jahr 2014 betrug die Gesamtzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 32.130, dabei stellt das produzierende Gewerbe mit 10.403 Beschäftigten den wichtigsten Wirtschaftszweig dar.[13] In der regionalen Verteilung der Arbeitsplätze sticht besonders der Landkreisnorden hervor. So arbeiten allein in Holzkirchen ca. 25 % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (7.943 im Jahr 2016).[14]
Tourismus
Ein weiterer wirtschaftlicher Schwerpunkt des Landkreises ist der Tourismus, vorwiegend am Tegernsee und in geringerem Anteil am Schliersee. Der Landkreis hat 2,7 Millionen Übernachtungen und rund 7 Millionen Tagesbesucher im Jahr (Stand: 2015). Zusammen machen die Gäste einen Umsatz von 435 Millionen Euro in Gastronomie, Hotellerie und Handel. Übernachtungsgäste geben dabei im Schnitt 121 Euro pro Tag aus.[15]
Der Landkreis Miesbach wird innerhalb Bayerns als eigenständige Tourismusregion „Alpenregion Tegernsee Schliersee“ ausgewiesen,[2] die u. a. mit eigener Webpräsenz[16] beworben wird.
Verkehr
Straßen
Bedeutend für das Verkehrsgeschehen im Landkreis Miesbach sind einerseits Berufspendler Richtung München und andererseits der Ausflugsverkehr ins Gebirge. Auf Landkreisgebiet befinden sich die drei Anschlussstellen Holzkirchen, Weyarn und Irschenberg der Bundesautobahn 8 München–Salzburg. Ferner verlaufen die Bundesstraßen B 13, B 307, B 318 und B 472 durch den Landkreis.
Ab dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 tritt der ganze Landkreis Miesbach dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund bei. Dies bedeutet, dass die kompletten Linienläufe der Regionalbahn-Linien RB55, RB56, RB57 und RB58 ab diesem Zeitpunkt mit dem MVV-Tarif nutzbar sind. Der Landkreis befindet sich dann in den Zonen 3 (Otterfing) bis 9 (Bayerischzell).[17]
Ab dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 tritt der gesamte Landkreis dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund bei. Die Buslinien werden infolgedessen neu geordnet und erhalten Liniennummern im 300er Bereich.[18]
Im Mai 2013 waren im Landkreis Miesbach 58.300 Pkw und rund 7.000 Motorräder zugelassen. Mit 615 Pkw je 1000 Einwohner liegt der Motorisierungsgrad dabei erheblich über dem Bundesdurchschnitt von 517. Speziell in den ländlich geprägten Gemeinden ohne direkten Bahnanschluss liegt der Pkw-Bestand zum Teil bei über 650 je 1000 Einwohner. Mit einem Anteil von 19,6 % hat der Landkreis Miesbach zudem die höchste Dichte allradgetriebener Pkw in Deutschland.[19]
Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen MB zugewiesen. Es wird durchgängig bis heute ausgegeben.
↑Sebastian Grauvogl: Ein Landkreis auf Achse. In: Holzkirchner Merkur (Lokalteil). Nr.162/2013, 16. Juli 2013, S.4 (Statistik im zitierten Artikel bisweilen nicht korrekt ausgewertet.).