Ein großer Teil des Landkreises liegt in der Fränkischen Schweiz. Den Westen des Landkreises durchfließt, von Nürnberg/Erlangen kommend, von Süd nach Nord die Regnitz, die bei der Kreisstadt Forchheim die von Osten kommende Wiesent und weiter flussabwärts, an der Kreisgrenze zum Landkreis Bamberg, die von Westen kommende Aisch aufnimmt. Weiter im Süden bei Erlangen mündet zudem die ebenfalls durch den Landkreis Forchheim fließende Schwabach auch in die Regnitz. Etwa parallel zur Regnitz durchzieht der Main-Donau-Kanal das Kreisgebiet. Der höchste Punkt des Landkreises ist die Silberecke (602 m ü. NHN) bei Hiltpoltstein.
Der größte Teil der Gegend um Forchheim stand bis zur Besetzung des Hochstifts Bamberg durch bayerische Truppen am 29. November 1802 fast 800 Jahre lang unter der Oberhoheit des Bischofs von Bamberg. Nach der Eingliederung in Bayern wurden 1803 im heutigen Kreisgebiet die LandgerichteForchheim und Gräfenberg gegründet, die sowohl für die Justiz als auch für die Verwaltung zuständig waren. Sie gehörten zunächst zum Pegnitzkreis, ab 1808 zum Rezatkreis und ab 1817 zum Obermainkreis, der 1838 in Oberfranken umbenannt wurde.
Bezirksamt
Das Bezirksamt Forchheim wurde im Jahr 1862 durch den Zusammenschluss der Landgerichte älterer Ordnung Forchheim und Gräfenberg gebildet.[2]
Am 1. Januar 1889 schied die Stadt Forchheim aus dem Bezirksamt aus.
Landkreis
Am 1. Januar 1939 wurde wie überall im Deutschen Reich die Bezeichnung Landkreis eingeführt.[3] So wurde aus dem Bezirksamt der Landkreis Forchheim.
Am 1. April 1940 wurde die Stadt Forchheim in den Landkreis eingegliedert. Am 1. April 1948 wurde Forchheim wieder kreisfrei.
Der Landkreis Forchheim gehörte bereits vor der Gebietsreform zum Regierungsbezirk Oberfranken. Der Landkreis hatte in den 1960er Jahren 62 Gemeinden, davon eine Stadt und vier Märkte.[4]
Blasonierung: „Über silbernem Schildfuß, darin ein roter Fisch, gespalten von Gold und Rot; vorne ein linksgewendeter, mit einer silbernen Schräglinksleiste überdeckter, rot bewehrter schwarzer Löwe; hinten ein schrägliegender silberner Schlüssel.“[28]
Wappenbegründung: Das Kreiswappen geht auf die Geschichte dreier ehemaliger Gebietskörperschaften ein.
Der Bamberger Löwe bezieht sich auf das Bistum Bamberg, den wichtigsten Herrschaftsinhaber im Kreisgebiet bis zum Ende des Alten Reichs 1803.
Der Schlüssel ist dem Wappen der Herren von Schlüsselberg entnommen, die vor allem in der Gegend um Ebermannstadt von Bedeutung waren.
An die Zugehörigkeit der früher kreisfreien Stadt Forchheim zum Landkreis erinnert der Fisch aus dem Stadtwappen.
Ehemaliges Wappen
Das ehemalige Wappen (bis 1974) zeigt gespalten von Gold und Rot; vorne ein linksgewendeter, mit einer silbernen Schräglinksleiste überdeckter, rot bewehrter schwarzer Löwe; hinten eine goldene Brautkrone mit abhängenden Bändern über zwei durch die Stiele verbundenen goldenen Kirschen.
Im Zukunftsatlas 2016 belegte der Landkreis Forchheim Platz 51 von 402 Landkreisen und kreisfreien Städten in Deutschland und zählt damit zu den Orten mit „hohen Zukunftschancen“.[30]
Verkehr
Bahn
Die Hauptachse des Fernverkehrs bildet das Regnitztal, in dem schon 1844 das Königreich Bayern die Strecke Nürnberg – Bamberg der Ludwigs-Süd-Nord-Bahn bauen ließ.
Von der Kreisstadt Forchheim aus nahmen die Bayerischen Staatseisenbahnen zwei Lokalbahnen in Betrieb. Die erste führte 1891 im Wiesenttal aufwärts zur ehemaligen Kreisstadt Ebermannstadt, die zweite 1892 hinüber in den Aischgrund nach Höchstadt.
Von Ebermannstadt aus sollten die Täler der Fränkischen Schweiz erschlossen werden. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs konnte 1915 noch die Strecke im Leinleitertal nach Heiligenstadt eröffnet werden. Dagegen zog sich der Bau der Strecke nach Behringersmühle in Etappen bis 1930 hin; danach gab die Deutsche Reichsbahn den Plan auf, die Verbindung über Pottenstein nach Pegnitz herzustellen.
Der Süden des Kreises wurde 1886 durch die Sekundärbahn Erlangen–Gräfenberg (Bahnstrecken Erlangen–Eschenau und Eschenau–Gräfenberg) bedient, die unter dem Namen Seku bzw. Seekuh bekannt geworden ist.
Heute dienen dem regulären Personenverkehr noch Strecken von 34 Kilometer Gesamtlänge. Dagegen wurden vier Lokalbahn-Teilstrecken mit 39 Kilometer Länge stillgelegt:
Im Wiesenttal zwischen Ebermannstadt und Behringersmühle bedient die Dampfbahn Fränkische Schweiz e. V. den touristischen Verkehr mit ihrer Museumsbahn.
Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)
Geschichte
Der Landkreis Forchheim war bereits früh (1987) dem Zweckverband Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) beigetreten. Bis zur „Reformation“ des ÖPNV, die durch einen Kreistagsbeschluss im Jahre 2001 ausgelöst wurde, bestand der öffentliche Buslinienverkehr im Landkreis Forchheim aus teils eigenwirtschaftlich betriebenen und teils vom Landkreis bezuschussten Linien. Überwiegend waren die Konzessionen im Besitz des heimischen Bahnbus-Unternehmens Omnibusverkehr Franken (OVF), einzelne hielten kleinere Familienbetriebe. (Siehe auch: ÖPNV-Aufgabenträger)
Neuorganisation der öffentlichen Buslinien
Im Jahr 2005 begann der Landkreis Forchheim als erster Landkreis Bayerns mit der europaweiten Ausschreibung seiner öffentlichen Buslinienverkehre in Form von Linienbündeln (LB). Drei LB bzw. Linien wurden zusammen mit Nachbarlandkreisen (Bayreuth, Erlangen-Höchstadt) federführend ausgeschrieben. Bis dahin hatte nur der Landkreis München bereits einzelne Linien auf dieselbe Weise neu vergeben. Unabdingbare Voraussetzung für die Ausschreibung war die Aufstellung eines den Bayerischen Nahverkehrsleitlinien entsprechenden Nahverkehrsplanes, der erstmals unter Anleitung der VGN GmbH entwickelt wurde. Insbesondere waren darin die „ausreichende Verkehrsbedienung“ sowie das Konzept der Linienbündelung festzulegen.
Im ersten Schritt gelangten sechs Linienbündel mit 20 Einzellinien und einer Gesamtverkehrsleistung von ca. 1,7 Millionen Bus-Kilometern zur Ausschreibung. Mit Ausnahme eines einzigen LB (Linie 208) gingen sämtliche Zuschläge an einheimische (Regional-)Busunternehmen, die auch bis dahin zum größten Teil die Linien schon betrieben hatten. Neben OVF erhielt erstmals auch ein Familienunternehmen den Fahrtauftrag für zwei kleinere Linien (LB 4, VGN-Linien 235, 236). Zwar verloren einige Familienbetriebe teilweise ihre eigenen Linien, jedoch konnte der Fortbestand aller örtlichen Unternehmen entgegen anfänglichen Befürchtungen als Subunternehmer gesichert werden. Die Neubetriebsaufnahme nach der ersten Ausschreibungsrunde erfolgte am 1. Juni 2006.
In den Folgejahren wurden die Linienverkehre schrittweise optimiert, was bis zur Ausschreibung nur in sehr geringem Umfang möglich war. Mit VGN-Fahrplanwechsel 2007/08 wurden LB 1 (Stadtverkehr Forchheim) zum 30-Minuten-Takt und LB 2 (Regionallinien Nord: Hallerndorf und Eggolsheim) zum Ein-Stunden-Takt in der Hauptverkehrszeit (HVZ) ausgebaut. Die zentrale Verknüpfung („Rendezvous“) aller Linien ist seitdem am neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) Forchheim eingerichtet.
2008/09 wurden die LB 3, 4 und 5 ebenfalls zum 60-Minuten-Takt (HVZ) ausgeweitet. Zugleich wurden mit Beginn der VGN-Freizeitsaison neue Freizeitlinien im Zwei-Stunden-Takt („Trubachtalexpress“ Linie 229: Gräfenberg–Obertrubach/Egloffstein–Gößweinstein, „Wildparkexpress“ Linie 235: Bahnhof Ebermannstadt–Wildpark Hundshaupten–Egloffstein) bzw. im Ein-Stunden-Takt („Wiesenttalexpress“ Linie 389: Bhf Ebermannstadt–Pegnitz) geschaffen. Sie sind alle miteinander verknüpft und erschließen zusammen das für den gesamten Großraum Nürnberg bedeutende Naherholungsgebiet der (Forchheimer) Fränkischen Schweiz und stellen eine wichtige Grundlage des regionalen Tagestourismus an den Wochenenden dar.
Eine vierte Wochenendlinie wurde mit dem „Hallerndorfer Kellerexpress“ (VGN-Linie 265) im Jahr 2010 eingerichtet. Diese fährt in der VGN-Sommersaison (1. Mai–1. November) die beliebten zwei Linien in den Jahren 2012 und 2013 nun drei im Jahr 2014 als die Spitzenreiter der „VGN-Freizeitlinien-Charts“ etabliert.
Die Gesamtleistung des Busverkehrs im Landkreis Forchheim erhöhte sich nach Abschluss aller Optimierungsstufen von ehemals zwei auf zunächst ca. drei Millionen Kilometer. Weitere Leistungssteigerungen ergaben sich mit der erstmaligen Ausschreibung der LB 7 (Regionallinien West) und 8 (Regionallinien Süd), wobei sich der Umfang des LB 8 (DB Regiobus) nur gering veränderte, jener des LB 7 (Kraus, Buckenhofen) dagegen durch Verdichtung der Taktungen der Linie 206 abends und an den Wochenenden sowie durch Neuausrichtung der VGN-Linie 216 zum neuen S-Bahnhalt Kersbach wesentlich erweitert wurde. Eine weitere Mehrung brachte die Integration der bis dahin vom ÖPNV frei gestellten Schulbuslinie 206 S ein Jahr später in den ÖPNV.
Die letzte Leistungssteigerung brachte die zweite Ausschreibungsrunde, die mit der Neubetriebsaufnahme der LB 3 (Klemm, Ebermannstadt), 4 und 5 (Schmetterling-Reisen, Obertrubach) im Dezember 2012 eröffnet wurde. Dabei wurden drei weitere, bis dahin noch eigenwirtschaftlich betriebene Linien in die Neuvergabe einbezogen. Mit VGN-Fahrplanwechsel 2013 wurden die LB 1 (DB Regiobus), 2 (Klemm) und 6 (Schmetterling-Reisen) neu vergeben. LB 6 (VGN-Linie 208, bis dahin Effeltrich–Erlangen) wurde neu zum Bahnhof Baiersdorf ausgerichtet und die Bus-Kilometer-Leistung damit ebenfalls bedeutend erweitert.
Zum 1. Dezember 2015 betrug die auf dem Gebiet des Landkreises Forchheim erbrachte Gesamtleistung aller öffentlicher Buslinien ca. 3,6 Millionen Kilometer. Mit der geplanten Neubetriebsaufnahme der LB 7 und 8 im Dezember 2018 endet die zweite Vergaberunde, mit der alle Grundtaktverkehre von neuen und behindertengerechten Niederflurbussen gefahren werden. Sie sind durchgängig klimatisiert und RBL- und damit DEFAS-fähig. Die im Schulverkehr benötigten sonstigen Busse sind auf ein Höchstalter von 19 Jahren begrenzt.
Busverkehr in Zahlen (Stand:VGN-Fahrplanwechsel 13. Dezember 2015)
Jährliche Linienkilometer: ca. 3,66 Millionen
Anzahl der eingesetzten Busfahrzeuge: 96
davon:
Standardbusse (SL): 83
Niederflur (NF): 46
Gelenkzüge (GL): 6
Klein- oder Midibusse: 8
Beförderte Fahrgäste (jährlich): ca. 3,6 Millionen
Rufbus und Anrufsammeltaxi
Das Busliniennetz des Landkreises wird durch ein Anrufsammeltaxi (AST)- und Rufbus (RBus)-System ergänzt. Während der RBus lediglich als Ersatz oder wirtschaftlichere Lösung in Form von Klein- anstelle von Standardlinienbussen fungiert, deckt das AST die sogenannten gesamten Schwachverkehrszeiten (SVZ) im Zwei-Stunden-Takt ab. Damit wird das Landkreisgebiet in nachfrageschwachen Verkehrszeiten außerhalb der regulären Busfahrplanzeiten mit Taxi- und Kleinbusfahrten versorgt. Seit dem VGN-Fahrplanwechsel 2015/16 sind diese in den regulären Busfahrplänen abgebildet.
Straßen
Durch den Landkreis verläuft in Nord-Süd-Richtung, mit direkter Anbindung der Kreisstadt Forchheim, die Bundesautobahn 73. Die Bundesstraße 470 kommt bei Gößweinstein aus Osten in den Landkreis und verläuft über Ebermannstadt und Forchheim nach Heroldsbach, wo sie westlich des Ortes das Kreisgebiet wieder verlässt. Die Bundesstraße 2 verläuft im Südosten des Landkreises (Igensdorf, Gräfenberg, Hiltpoltstein).
Im Landkreis Forchheim sind 22.161 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte tätig (Stand: Juni 2004). Im Gegensatz zu anderen Landkreisen Nordbayerns verzeichnet Forchheim eine relativ stabile Beschäftigtenentwicklung.
Im verarbeitenden Gewerbe (Industrie + Produzierendes Handwerk) waren 2005 6477 Mitarbeiter in Betrieben mit 20 und mehr Arbeitnehmern beschäftigt, die 2,27 Milliarden Euro umsetzten. 72,3 % des Umsatzes entfielen auf das Ausland.
Größte Arbeitgeber sind laut Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken die Siemens Healthineers (Forchheim, Medizintechnik), die Kennametal GmbH & Co. KG (Ebermannstadt, Werkzeugbau) und das Klinikum Fränkische Schweiz mit Häusern in Forchheim und Ebermannstadt.
Sehr viele Einwohner aus der Stadt und dem Landkreis Forchheim pendeln zum Arbeiten nach Erlangen.
Schulen
Im Landkreis gibt es folgende weiterführende Schulen:
Seit Sommer 2010 ersetzt das Ganzjahresbad Königsbad das Hallenbad und das beheizte Freibad in Forchheim. Im Westen der Stadt befindet sich die 21 Hektar große Sportinsel mit umfangreichem Freizeitangebot.
Kfz-Kennzeichen
Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen FO zugewiesen. Es wird durchgängig bis heute ausgegeben. Seit dem 10. Juli 2013 sind durch die Kennzeichenliberalisierung auch die Unterscheidungszeichen EBS (Ebermannstadt) und PEG (Pegnitz) erhältlich.
↑Eugen Hartmann: Statistik des Königreiches Bayern. Hrsg.: Königlich bayerisches statistisches Bureau. München 1866, Einwohnerzahlen der Bezirksämter 1864 (Digitalisat).
↑Königlich bayerisches statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. München 1888, Einwohnerzahlen der Bezirksämter 1885 (Digitalisat).