Grävenwiesbach wurde im Jahre 1280 als Wiesinbach erstmals urkundlich erwähnt, eine weitere historische Namensform ist Grebenwiesbach (1493).[3]. Seit 1326 gehörte der Ort zur Grafschaft, später Fürstentum Nassau-Weilburg, mit dem es 1806 zum neu geschaffenen Herzogtum Nassau kam. 1866 wurde Grävenwiesbach preußisch.
Bis 1925 und für mindestens 200 Jahre wurde der Jüdische Friedhof Grävenwiesbach als Grablege für jüdische Gemeindeglieder genutzt.
Auf dem Plateau eines Hügels liegt die nach allen Himmelsrichtungen gut sichtbare evangelische Kirche Grävenwiesbach. Sie wurde 1737/38 im klassizistischen Stil erbaut und überrascht mit ihrer für eine Dorfkirche ungewöhnlichen Größe, mit ihrer Schlichtheit und Innenraumaufteilung.
Katholische Kirche St. Konrad
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen in Folge der Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945–1950 viele Katholiken in das bis dahin weitaus überwiegend protestantische Grävenwiesbach. 1946 wurden 546 Katholiken im Ort gezählt. Daher entstand der Wunsch nach einer katholischen Kirche. Im November 1952 wurde der Grundstein gelegt, am 12. November 1953 erfolgte die Weihe als Konradskirche. Die 21 Meter lange und 11 Meter breite Kirche war ein Pavillongebäude mit Chor, hingegen ohne Turm. Der Gedanke hinter dieser schlichten Form war die mögliche Nachnutzung als Scheune, nachdem die Heimatvertriebenen wieder in ihre Heimat zurückgekehrt wären. 1979 wurde Grävenwiesbach selbstständiges Pfarrvikariat.[7]
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird der Bürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einer Direktwahl, und ist Vorsitzender des Gemeindevorstands, dem in der Gemeinde Grävenwiesbach neben dem Bürgermeister ehrenamtlich ein Erster Beigeordneter und sieben weitere Beigeordnete angehören.[12] Bürgermeister ist seit dem 1. März 2024 Tobias Stahl (CDU), der in der Kommunalpolitik bis dahin Fraktionsvorsitzender seiner Partei war.[13] Er wurde als Nachfolger von Roland Seel (CDU), der nach zwei Amtszeiten nicht mehr kandidiert hatte,[14] am 22. Oktober 2023 in einer Stichwahl bei 58,85 Prozent Wahlbeteiligung mit 54,29 Prozent der Stimmen gewählt.[15]
Folgende Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher, nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung, gibt es im Gemeindegebiet:[6]
Ortsbezirk Grävenwiesbach (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Grävenwiesbach). Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern.
Ortsbezirk Heinzenberg (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Heinzenberg). Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.
Ortsbezirk Hundstadt (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Hundstadt). Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.
Ortsbezirk Laubach (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Laubach). Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.
Ortsbezirk Mönstadt (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Mönstadt). Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.
Ortsbezirk Naunstadt (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Naunstadt). Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.
Die Wahl der Ortsbeiräte erfolgt im Rahmen der Kommunalwahlen. Der Ortsbeirat wählt eines seiner Mitglieder zum Ortsvorsteher bzw. zur Ortsvorsteherin.
Ortsbeirat Grävenwiesbach
Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 49,41 %. Dabei wurden gewählt: ein Mitglied der SPD, zwei Mitglieder der CDU, ein Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen und zwei Mitglieder der „Freien Wählergemeinschaft Grävenwiesbach“ (FWG).[18] Der Ortsbeirat wählte Frank Reißer (FWG) zum Ortsvorsteher.[19]
Wappen
Das älteste bekannte Siegel der Stadt (aus 1534, ist hingegen im 15. Jahrhundert datiert) zeigt schon den Adler und die Sterne. Alle späteren Siegel zeigten ebenfalls diese Anordnung. 1952 wurde das heutige Siegel genehmigt.
Der Adler ist ein Reichsadler und verweist darauf, dass die Stadt einst eine freie Reichsstadt gewesen ist. Der Ursprung der Sterne ist nicht bekannt. Die blaue Farbe wurde 1952 gewählt, da sie die Farbe von Nassau ist, wozu die Stadt für viele Jahrhunderte gehörte.[20]
Die Gemeinde Grävenwiesbach wies im Jahr 2020 einen unterdurchschnittlichen Kaufkraftindex von 98,9[21] des Bundesdurchschnitts auf. Grävenwiesbach ist die einzige der 13 Gemeinden im Hochtaunuskreis, die einen unterdurchschnittlichen Wert von unter 100 verzeichnet; alle anderen Gemeinden weisen weit überdurchschnittliche Kaufkraftindizes auf.
Verkehr
Die Bundesstraße 456 führt direkt durch Grävenwiesbach, die Bundesautobahn 5 Frankfurt–Kassel ist in ungefähr 25 km Entfernung über die Anschlussstelle Ober-Mörlen zu erreichen. Die Buslinie 69 verbindet die Grävenwiesbacher Ortsteile miteinander und stellt den Anschluss an den Bahnhof Grävenwiesbach an der Bahnstrecke Friedrichsdorf–Albshausen her.
Am Rande von Grävenwiesbach in Richtung Hasselborn liegt die Richard-Schirrmann-Jugendherberge (⊙50.3941666666678.46361111111111300), eine von drei Jugendherbergen im Hochtaunuskreis. Bereits im Jahre 1937 wurde diese Jugendherberge geplant. Erst nachdem die Stadt Rüsselsheim ein Fünftel der Baukosten bereitstellte, um einen Teil der Herberge als Schullandheim zu nutzen, konnte der Bau am 5. August 1964 eröffnet werden. Heute stehen 162 Betten in Zwei- bis Achtbettzimmern zur Verfügung.[23] Grävenwiesbach beheimatet zudem das Richard-Schirrmann-Privatmuseum, das dem Gründer des deutschen Jugendherbergswerks, der in Grävenwiesbach seinen Lebensabend verbrachte, gewidmet ist. Nach Richard Schirrmann wurde auch eine Straße benannt, die Richard-Schirrmann-Straße.
Albert Helff (1861–1945), Landesvorsitzender der FVP in Hessen-Nassau, Abgeordneter im Provinziallandtag und Frankfurter Stadtverordneter, Anwaltskammerpräsident
Friedrich Stroh (1898–1969), geboren in Naunstadt, Germanist
Richard Schirrmann (1874–1961), Gründer des Deutschen Jugendherbergswerkes
Herbert Ohly
Pfarrer Golder
Heinz Heimann
Karl Moses
Germain Brucker
Weitere, die vor Ort gelebt oder gewirkt haben
Andreas Buro (1928–2016), Politikwissenschaftler, Friedensforscher und Mentor der deutschen Friedens- und Menschenrechtsbewegung
Literatur
Grävenwiesbach – Kirchspiel und politische Einheit. (2019) Herausgeber: Heimat- und Geschichtsverein Grävenwiesbach e. V.
Grävenwiesbach – Gestern und Heute – Eine Zeitreise durch die letzten Jahrhunderte. (2009) Herausgeber: Heimat- und Geschichtsverein Grävenwiesbach e. V.
So war es einst – Grävenwiesbach im Wandel der Zeiten. (2002) Herausgeber: Heimat- und Geschichtsverein Grävenwiesbach e. V. ISBN 3-00-010271-X.
Unsere Bahn. (1999) Herausgeber: Heimat- und Geschichtsverein Grävenwiesbach e. V.
↑Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 22. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.2, S.47, Punkt 50 Abs. 29 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8MB]).
↑Karl-Heinz Gerstemeier, Karl Reinhard Hinkel: Hessen. Gemeinden und Landkreise nach der Gebietsreform. Eine Dokumentation. Hrsg.: Hessischer Minister des Inneren. Bernecker, Melsungen 1977, OCLC180532844, S.266..
↑ abHauptsatzung. (PDF; 346 kB) § 4. In: Webauftritt. Gemeinde Grävenwiesbach, abgerufen im Januar 2024.
↑Andreas Burger: St. Konrad wird 65. In: Taunuszeitung. 14. November 2018, S. 19.