Brandoberndorf ist nach Einwohnerzahl der größte Ortsteil der mittelhessischen Gemeinde Waldsolms im südlichen Lahn-Dill-Kreis und Sitz ihrer Gemeindeverwaltung.
Brandoberndorf liegt im oberen Solmsbachtal im östlichen Hintertaunus und gehört zum Naturpark Taunus. Höchste Erhebung ist im dicht bewaldeten Süden der Gähenstoß mit 415 Meter über NN.
Eine Hügelgrabanlage aus der Keltenzeit auf dem Heidenkopf (404 m ü. NN) zwischen Brandoberndorf und Dietenhausen zeugt von einer Besiedlung der Gegend bereits um etwa 200 v. Chr.
Im Lorscher Codex hatte der Heimatforscher Christian Vogel in seiner Beschreibung des Herzogtums Nassau um 1840 die Brandoberndorfer Ersterwähnung auf das Jahr 768 festgeschrieben, als der Priester Randolf vom Kloster Lorsch in Oberndorph juxta Cleeberg, in der Cleeheimer Marca ein Kirchlein erbaute. Wegen verschiedener anderer Orte mit der Bezeichnung Oberndorf ist für das Hessische Staatsarchiv Wiesbaden eine eindeutige Zuordnung jedoch nicht möglich. Die erste bisher offiziell anerkannte urkundliche Erwähnung von Brandoberndorf datiert somit aus dem Jahre 1389.[3]
Der heutige Name ist auf das Jahr 1543 zurückzuführen, als bei einem großen Brand fast das ganze Dorf zerstört wurde. Nickel Schwob wurde wegen Brandstiftung verhaftet, später jedoch freigesprochen.
Bis 1806 gehörte Brandoberndorf zum Amt Cleeberg. Mit der Gründung des Herzogtums Nassau im Jahr 1806 ging die Verwaltung ans Amt Usingen. 1866 fiel das Herzogtum Nassau, und damit auch Brandoberndorf, an Preußen. Mit der Gebietsreform 1932, als der Kreis Wetzlar aus der preußischen Rheinprovinz herausgelöst, und der Provinz Hessen-Nassau zugeordnet wurde, wechselte Brandoberndorf in den Kreis Wetzlar, welcher sich 1977 mit dem Dillkreis zum Lahn-Dill-Kreis zusammenschloss.[3]
ab 1972: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Wetzlar, Gemeinde Waldsolms[Anm. 6]
ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis, Gemeinde Waldsolms
ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Lahn-Dill-Kreis, Gemeinde Waldsolms
Bevölkerung
Einwohnerstruktur 2011
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Brandoberndorf 1968 Einwohner. Darunter waren 93 (4,7 %) Ausländer.
Nach dem Lebensalter waren 369 Einwohner unter 18 Jahren, 819 zwischen 18 und 49, 456 zwischen 50 und 64 und 324 Einwohner waren älter.[2]
Die Einwohner lebten in 843 Haushalten. Davon waren 240 Singlehaushalte, 231 Paare ohne Kinder und 291 Paare mit Kindern, sowie 75 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 141 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 597 Haushaltungen lebten keine Senioren.[2]
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; Chronik Brandoberndorf[3]; Zensus 2011[2]
Für Brandoberndorf besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Brandoberndorf) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[6]
Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 55,28 %. Dabei wurden gewählt: zwei Mitglieder der Liste „Die Blauen“ und je ein Mitglied der CDU, dem Bündnis 90/Die Grünen und der SPD.[12] Der Ortsbeirat wählte Hans-Georg Meinen (Die Blauen) zum Ortsvorsteher.[13]
Wappen
1816 erhielt Brandoberndorf ein Siegel, das einen Eichbaum zeigte („weil das Heil von Brandoberndorf im Walde ist“). Am 20. Oktober 1937 wurde der Gemeinde in Anlehnung an dieses Siegelbild vom Staatsarchiv Wiesbaden ein Wappen verliehen („Das Wappen zeigt im blauen Schild einen goldenen Eichbaum“).[3]
Durch den reichen Bestand an Eichen konnte Brandoberndorf als Lieferant von Bahnschwellen in den Jahren 1867 bis 1869 viel Geld verdienen. Es mussten keine Steuern entrichtet werden, jeder Bürger bekam sogar gratis Holz und ein Geldgeschenk von der Gemeinde.
Der Waldreichtum war auch verantwortlich für die industrielle Entwicklung des Dorfes. Die Leder- und die Holzindustrie bestimmten das Leben in Brandoberndorf. Durch sie entwickelte sich das Bauerndorf zu einem Industriedorf, das durch fünf emporragende Fabrik-Schornsteine (von denen heute nur noch zwei übrig geblieben sind) äußerlich gekennzeichnet war.[3]
In Brandoberndorf befand sich bis zum Ende des Kalten Krieges die Bundeswehr-Liegenschaft „Gerätehauptdepot Brandoberndorf“.
Freizeitmöglichkeiten
Neben gut ausgeschilderten Wanderwegen, wie dem Panoramaweg, gibt es in Brandoberndorf ein Freibad („Taunusperle“) sowie einen Golfclub (Attighof).
↑ abcdeSerowy (Hrsg.): Chronik Brandoberndorf – Ein Dorf im Wandel der Zeit. 2005.
↑Gemeindegebietsreform in Hessen; Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr.3, S.84, Punkt 93 Abs. 17 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0MB]).
↑ abHauptsatzung. (PDF; KK kB) § 4. In: Webauftritt. Gemeinde Waldsolms, abgerufen im Februar 2024.
↑Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com. Abgerufen am 1. Januar 1900
↑Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.12ff. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑ abcGrossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band13. G. Jonghause’s Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, OCLC162730471, S.28, § 41 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).