Garbno liegt im Norden Polens, etwa fünf Kilometer südlich der Grenze zur russischen Oblast Kaliningrad. Das gleichnamige, aber größere Dorf Garbno (deutschLamgarben) genannt, ebenfalls zum Powiat Kętrzyński gehörig, liegt etwa zwanzig Kilometer südöstlich. Bis zur früheren Kreisstadt Gerdauen (heute russischSchelesnodoroschny) sind es neun Kilometer in nordöstlicher Richtung, bis zur heutigen Kreismetropole Kętrzyn (deutschRastenburg) 26 Kilometer in südöstlicher Richtung.
Geschichte
Ortsgeschichte
Der Ort wird 1326 als Lagegarbs erwähnt und weist auf eine Siedlung an oder auf einem Berg (idg. ‚legh‘: legen, liegen und prußisch ‚garbis‘: Berg). Bereits um 1384 wurde am Ort des heutigen Garbno ein Wildhaus als Teil einer Befestigungskette errichtet.[2]
Das eigentliche Dorf wurde am Anfang des 15. Jahrhunderts auf einer Fläche von 23 Hufen angelegt. Im Dorf gab es zwei Schenken, deren Inhaber einen Zins von vier Grzywna zahlen mussten, was auf ein gutes laufendes Geschäft schließen lässt. 1480 gehörten 15 Hufen Ackerfläche und 6 Morgen Wiese zum Dorf.
Im 14./15. Jahrhundert wurde eine Kapelle errichtet und der Heiligen Anna geweiht. Im 18. Jahrhundert wurde die Kirche stark umgebaut. 1785 gab es im Dorf und dem zugehörigen Vorwerk 24 Wohngebäude.
In Folge des Zweiten Weltkrieges kam Laggarben 1945 mit dem gesamten südlichen Ostpreußen zu Polen und erhielt die polnische Namensform „Garbno“. 1970 lebten 103 Einwohner in Garbno. 1973 wurde das Dorf Teil des Schulzenamtes Silginy(Sillginnen) in der Gemeinde Skandawa(Skandau). Durch Neuordnung der Verwaltungsstruktur war die Siedlung ab 1977 Teil der Landgemeinde Barciany(Barten) im Powiat Kętrzyński (Kreis Rastenburg), bis 1998 der Woiwodschaft Olsztyn, seither der Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig.
Die Laggarber Pfarrkirche stammt aus dem beginnenden 15. Jahrhundert und war ehedem eine vielbesuchte Wallfahrtsstätte. Nach der Reformation war sie vierhundert Jahre lang ein evangelisches Gotteshaus. Heute sind nur noch die Grundmauern, ein Teil der Ostwand und das Erdgeschoss zu sehen.
In den Jahren 1371 und 1374 wurde die prußische Familie Schaffstädt als Besitzer des Bauernguts Laggarben erwähnt.[2] Dieser Familie scheint das Gut im Preußischen Städtekrieg (1454–1466) verloren gegangen zu sein. Immerhin konnte Christoph I. von Schaffstädt am 10. April 1545 das Gut für die Familie zurückgewinnen. Anfang des 18. Jahrhunderts konnten wüste Bauernhufen in Laggarben dem Gut zugeschlagen werden. 1747 starb Gottfried Bernhard von Schaffstädt unverheiratet, womit die Hauptlinie der Schaffstädts erlosch. Das Gut Laggarben wurde versteigert und kam für 30.500 Gulden an Georg August von Troschke. Er verkaufte den Besitz jedoch 1765 wieder und es folgten unterschiedliche Eigentümer, bis 1811 Karl Heinrich Jungschulz von Roebern, Sohn eines Justizdirektors in Elbing (polnischElbląg) das Gut erwarb. Bis 1945 blieb es in der Familie Jungschulz von Roebern, und der letzte Besitzer Werner Jungschulz von Roebern erweiterte das Gutsareal von 789 Hektar im Jahre 1895 auf 1.170 Hektar nach dem Ersten Weltkrieg. Zuletzt war es 828 Hektar groß.
Die Mitglieder der Familie von Roebern waren begeisterte Jagdleute. In Laggarben fanden regelmäßige Jagden statt, die Fasanenjagd war dabei ein besonderer Schwerpunkt. 1927 erhielt Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg von Werner Jungschulz von Roebern einen Vierspänner – ein besonderer Stolz des Gutes –, mit dem der Reichspräsident mit Erich Ludendorff anlässlich der Einweihung des Tannenberg-Denkmals eine Ehrenfront Soldaten abfuhr.
Am 26. Januar 1945 ging der Treck des Gutes auf die Flucht, wurde aber bereits am zweiten Tag durch sowjetischen Beschuss auseinandergerissen. Mitgliedern der Familie Jungschulz von Roebern gelangten noch bis in den Westen Deutschland, wo dann die Hauptlinie erlosch.
Gutshaus
Unter Wilhelm Friedrich von Schaffstädt wurde im frühen 18. Jahrhundert ein kleines Gutshaus errichtet.[2] Den Zweiten Weltkrieg hat das Gutshaus – anders als das Dorf Laggaben, das stark zerstört wurde – erstaunlicherweise lange überstanden, befindet sich jedoch im Verfall, auch wenn im Erdgeschoss noch zwei Familien untergebracht waren. Bis auf den in Fachwerkweise errichteten Speicher sind die Gutsgebäude verfallen oder bereits abgetragen.
Etwa 5,5 Kilometer östlich des Dorfes verläuft eine Bahnlinie ohne Personenverkehr. Der nächste Personenbahnhof befindet sich im 14 Kilometer entfernten Korsze.
Der Lech-Wałęsa-Flughafen Danzig ist der nächste internationale Flughafen auf polnischem Gebiet und liegt etwa 170 Kilometer westlich des Ortes. Der Flughafen Kaliningrad liegt mit einer Entfernung von etwa 70 Kilometern geographisch näher.
Tadeusz Swat: Dzieje Wsi. In: Aniela Bałanda u. a.: Kętrzyn. Z dziejów miasta i okolic. Pojezierze, Olsztyn 1978, S. 171–172 (Seria monografii miast Warmii i Mazur).