Suppè hinterließ ein Œuvre mit über 200 Bühnenwerken, darunter drei aufgeführte Opern und 26 aufgeführte Operetten, von denen die Ouvertüren zu Dichter und Bauer und Leichte Kavallerie besonders bekannt sind. Seine Operette Boccaccio gehört bis heute zum Standard-Repertoire deutschsprachiger Bühnen.
Im Jahr 2019 konnte der LiteraturwissenschaftlerAndreas Weigel durch die Ergebnisse seiner systematischen genealogisch-biografischen Recherchen[3] nachweisen, dass wesentliche, bislang als gesichert angesehene Aspekte von Suppès Biografie und Genealogie über ein Jahrhundert lang fehlerhaft, fraglich und korrekturbedürftig waren.[4][5] Beispielsweise hat Suppè seiner späteren Ehefrau Therese Merville (1816–1865) bereits 1838 seine Vertonung des Schiller-Gedichtes An Emma gewidmet, weshalb er sie nicht (wie bislang einhellig überliefert) erst 1841 kennengelernt haben kann.[6] Über die erste Gattin war ebenso wenig Biografisches bekannt, wie über ihre gemeinsamen Kinder (Anna (1842–1879), Peter (1844–1894), Ferdinand (1847–1847), Therese (1850–1899) und Franz (1851–1851)) und deren Verwandtschaft mit Adolf von Boog, Philippine von Edelsberg, Arthur Schnitzler bzw. Rosa und Karl Streitmann. Zudem wurde der Mädchenname von Suppès Mutter, Jandovsky, manchmal auch Jandowsky (laut der Wienbibliothek im Rathaus Jandofsky), in sämtlichen Biografien ein Jahrhundert lang falsch als Landovsky überliefert,[7][8] weshalb die Herkunft von Suppès mütterlichen Vorfahren aus dem mährischen Brünn und bayerischen München verborgen blieb. Suppès angebliche Medizin- bzw. Jura-Studien (in Bologna, Padua bzw. Wien) sind Erfindungen. Seine angeblich aus Belgien bzw. den Österreichischen Niederlanden bzw. Cremona stammenden väterlichen Ahnen stammen in Wahrheit aus Fiume (Rijeka), Karlobag und Senj,[9][10] und seine zweite Frau Sofie Strasser (1841–1926), die wahrscheinlich die Librettistin seiner Operette Pique Dame (1864) ist,[11] lernte er bereits 1860 (nicht erst 1864) kennen.[12] Ungeklärt bleibt die Frage, wieso sich Suppè – wie seine beiden Ehefrauen – (wider besseres Wissen) meist ein Jahr jünger gemacht hat, indem er als Basis für seine von der Öffentlichkeit gefeierten runden Geburtstage den 18. April 1820 angegeben hat, obwohl er nachweislich 1819 geboren wurde.[13]
Schreibweise des Familiennamens
Die durch Robert Franz Müller,[14] Vladimir Haklik[15] und Andreas Weigel erfolgte Widerlegung der angeblich belgischen bzw. österreichisch-niederländischen Abstammung, der die französische Schreibweise „Suppé“ geschuldet war, hat zur erneuten Rückbesinnung auf die italienische Schreibweise des Familiennamens mit Accent Grave, „Suppè“, geführt. Sie ist so in Suppès Autografen, in amtlichen Dokumenten und Urkunden, wie beispielsweise 1847 im Sterbeeintrag von Suppès Sohn Ferdinand[16] und 1887 in Suppès letztem amtlichen Meldezettel, zu lesen. Bereits Julius Kromer nannte 1941 in seiner Dissertation den Komponisten selbst als „Kronzeugen“ für die amtlich belegte italienische Schreibweise des Familiennamens: „In seinen Briefen und Notizbüchern, auf selbstgeschriebenen Notenblättern und Textbüchern steht überall nur ein Name und eine Unterschrift: Suppè. Das ist der eindeutig erklärte Wille des Komponisten, den allein wir zu beachten haben und den wir dokumentarisch hundertfach belegen konnten.“[17]
Diese italienische Schreibweise ist die Art, wie bereits Suppès Vater den Familiennamen schrieb, wenn er als Kreisamts-Sekretär die im Amtsblatt von Zara (Zadar) veröffentlichten amtlichen Verlautbarungen offiziell unterzeichnete.[18] Darüber hinaus verweist Vladimir Haklik auf historische Akten, die von Suppès Großvater eigenhändig mit „Suppè“ unterschrieben wurden. Auch der vom 9. Februar 1722 stammende Heiratseintrag von Franz von Suppès Ur-Ur-Großeltern Georg und Antonia Suppè belegt die italienische Schreibweise des Familiennamens,[19] wodurch diese Schreibweise des Familiennamens weit über ein Jahrhundert lang amtlich verbürgt ist (Heiratseintrag von 1722, Meldezettel von 1887).[20]
Demgemäß schrieb Suppè seinen Familiennamen nicht mit italienischem Akzent grave, um als Italiener zu gelten, sondern weil seine Vorfahren seit 1722 ihren Familiennamen nachweislich so verwendeten und er durch seinen um 1700 in Grobnik geborenen Ur-Ur-Großvater und seine um 1700 in Fiume (Rijeka) geborene Ur-Ur-Großmutter italienische Vorfahren hatte. Die Heimat der Familie Suppè war zumindest seit 1700 der adriatische Küstenstreifen zwischen Fiume (Rijeka) und Makarska. Dort war Italienisch Amtssprache, dies auch noch lange nach Suppès 1835 erfolgter Übersiedlung nach Wien, die Heimatstadt seiner Mutter. Die weit verbreitete Schreibung Suppé mit Accent Aigu ist also ebenso fehlerhaft wie die Schreibung ohne jeglichen Akzent.[2]
Jugendjahre und musikalische Ausbildung
Anders als in den Suppè-Biografien von Otto Keller (1905), Julius Kromer (1941), Otto Schneidereit (1977), Ingrid Scherney (2005) und Hans-Dieter Roser (2007) kolportiert, kamen Suppès Vorfahren väterlicherseits weder aus Belgien bzw. den Österreichischen Niederlanden noch Cremona, sondern aus Fiume (Rijeka), Karlobag, Senj und Makarska.[9][10] Suppè wuchs in Zara (dem heutigen Zadar) auf. Dort besuchte er bis zu seiner Übersiedlung nach Wien die erste von zwei Humanitätsklassen.[21] Suppè soll bereits mit acht Jahren im Kirchenchor der Kathedrale von Zara gesungen haben, dessen späterer Chorleiter Giovanni Cigalla soll ihm erste musikalische Kenntnisse vermittelt haben. Flötenunterricht soll Suppè vom Kapellmeister Giuseppe Ferrari erhalten haben. Durch beide Lehrmeister soll sich Suppè bereits in jungen Jahren grundlegendes kompositorisches Wissen angeeignet haben. Mit sechzehn Jahren (1835) komponierte er sein erstes größeres Werk, eine Messe in F-Dur, die er vierzig Jahre später überarbeitet als Missa Dalmatica veröffentlichte.
Nach dem frühen Tod von Suppès Vater (1796–1835) übersiedelte Suppès Mutter (1787–1875), eine gebürtige Wienerin, im September bzw. Oktober 1835 gemeinsam mit ihrem sechzehnjährigen Sohn Franz zurück in ihre Heimatstadt, wo sie am Alsergrund wohnten. Suppès Biografen berichten, dass beide 1835 in Wieden beim Vater der Mutter gewohnt hätten, der entscheidenden Einfluss auf Suppès Ausbildung genommen hätte, indem er sich vehement gegen dessen Musikvorliebe verwahrt hätte. Andreas Weigel wies nach, dass Suppès Wiener Großvater bereits im Jahr 1803 verstorben war, weshalb er auf Suppès Bildungs- und Lebensweg keinen Einfluss nehmen konnte.[22] In Wien war Suppè am „Polytechnischen Institut“ (heute: Technische Universität Wien) inskribiert; er brach diese Ausbildung schon im Mai 1836 ab.[23] Das in der biografischen Literatur erwähnte Medizinstudium ist – wie die Nachfrage im Archiv der Universität Wien ergeben hat – frei erfunden. Dies erwähnte der Wiener Musikhistoriker Robert Franz Müller schon 1926; er wies zudem nach, dass Suppès Jus-Studien in Padua gleichfalls frei erfunden sind, aber Suppè 1837/38 kurzzeitig das Schottengymnasium besuchte,[9] was 2019 anhand des „Kataloges vom Schuljahre 1837/38“ verifiziert wurde.[24] Zur Finanzierung seines Musikstudiums gab er Italienisch-Unterricht.
Wirken als Komponist
1836 begann Suppè als Privatschüler beim Kapellmeister Ignaz von Seyfried zu studieren. Am 15. August 1836, Seyfrieds Geburtstag, vollendete der Kompositionsschüler Suppè eine weitere Messe. Anschließend arbeitete er an seiner ersten OperVirginia. Diese nach einem Libretto von Ludwig Holt geschaffene, fragmentarische Studentenarbeit legte er erneut am 15. August 1837 seinem Lehrer Seyfried als Klavierauszug zur Beurteilung vor.
Nach dem Abschluss des privaten Musikstudiums (Mai 1840) wurde Suppè im September 1840 von Direktor Franz Pokorny als Kapellmeister und Komponist an das Theater in der Josefstadt verpflichtet. Ab 1841 war er an Pokornys Theater in Pressburg und Ödenburg versetzt, von wo er 1844 ans Theater in der Josefstadt zurückkehrte. Anschließend war Suppè zwischen 1845 und 1862 am Theater an der Wien, 1862/1863 am Quai-Theater und zwischen 1863 und 1882 am Carltheater als Komponist und Kapellmeister tätig. Anlässlich Franz Pokornys Tod komponierte Suppè das Requiem in d-moll, welches am 22. November 1855 bei einem Gedenkgottesdienst in der Wiener Piaristenkirche Maria Treu uraufgeführt wurde.
Als Komponist war Franz von Suppè sehr produktiv. Er schrieb Bühnenmusiken zu über 190 Possen und anderen Bühnenwerken, darunter zum LustspielDichter und Bauer (1846) von Karl Elmar. Seine Orchester- und Kammermusik wurde demgegenüber wenig beachtet.
Eine Eigenart behielt Suppè zeitlebens bei: Er notierte seine Partituren immer in „italienischer Anordnung“, d. h. die Violinen und Violen oben, dann Flöten, Oboen, Klarinetten, Hörner, Trompeten, Fagotte, Posaunen, Pauken, Schlagwerk, Violoncelli und Kontrabässe. Manche zeitgenössischen Drucke – und auch Reprints – haben diese Anordnung nach heutigen Gepflogenheiten abgeändert; andere behielten sie bei.
Angeregt durch die Operettenerfolge von Jacques Offenbach in Wien, komponierte er 1860 seine erste einaktige Operette Das Pensionat und begründete in den folgenden Jahren durch Anlehnung an das einheimische Volkstheater die Wiener Operette. Nach mehreren kleinen Bühnenwerken schuf er 1876 sein zweites abendfüllendes Operettenwerk, Fatinitza. Sein größter Triumph wurde 1879 die Aufführung der komischen Oper Boccaccio in Wien, deren Libretto Suppè bereits im Herbst 1876 vorlag.[26]
Franz von Suppè wurde in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof, Gruppe 32A, Nr. 31 beigesetzt. Die feierliche Enthüllung des von Richard Tautenhayn geschaffenen Grabmals[27] unter gleichzeitiger Beisetzung des exhumierten Leichnams in einem Metallsarkophag fand am 30. Mai 1897 statt.[28][29]
Franz-von-Suppè-Gedenkstätte in Gars am Kamp
Das „Zeitbrücke-Museum“ in Gars am Kamp zeigt in seiner Franz-von-Suppè-Gedenkstätte einige Exponate, die bereits zwischen 1896 und 1908 in dem von Suppès Witwe in seinem Garser Landhaus betriebenen „Suppè-Museum“ präsentiert wurden. Die meisten Ausstellungsobjekte stammen hingegen aus der Zeit nach Suppès Tod bzw. aus den drei, vier Häusern, die er und seine Witwe nach 1879 in Gars besaßen, das von 1876 bis zu Suppès Tod (1895) zuerst seine Sommerfrische, später sein Zweitwohnsitz war. Suppès Landhaus, das er sich dank der Einnahmen seiner kommerziell erfolgreichen Operetten Fatinitza (1876) und Boccaccio (1879) vom regionalen Baumeister Leopold Wieser – der auch das „Zeitbrücke-Museum“ baute – in der Kremser Straße (Nr. 40 und 41) errichten ließ, befindet sich in Privatbesitz, weshalb es nur von außen zu besichtigen ist. Anfang 1902 spendete Suppès Witwe Sofie die in ihrem Garser „Suppè-Museum“ befindliche Sammlung dem „Museum der Stadt Wien“ (heute: „Wien Museum“) für die Einrichtung eines „Suppè-Zimmers“, welches die kulturgeschichtlich wertvollen Schaustücke 1908 in Gars abholte und zwischen 1912 und 1932 widmungsgemäß präsentierte. Da dieser der Stadt Wien anvertraute Suppè-Nachlass seither in deren Archiven, Depots und Magazinen verwahrt wird, ist die Franz-von-Suppè-Gedenkstätte im „Zeitbrücke-Museum“ derzeit die einzige öffentliche Dauerausstellung zu Suppè in Europa.
Anlässlich Suppès 200. Geburtstag im Jahr 2019 zeigte das „Zeitbrücke-Museum“ in einer von Anton Ehrenberger und Andreas Weigel kuratierten zusätzlichen Sonderausstellung ausgewählte Archiv- und Depot-Stücke aus Suppès Privatbesitz, die aus den Beständen des „Wien Museums“ und der Österreichischen Nationalbibliothek stammen und der breiten Öffentlichkeit erstmals seit 1932 zugänglich gemacht worden waren. Im Anschluss an die Ausstellung erschien Andreas Weigels reich bebilderte Suppè-Monografie, in der dank neu erschlossener Quellen und Archivalien erstmals verbriefte biografische Fakten vorgelegt und erörtert wurden, die vieles, was bislang über Suppès Leben und Werk veröffentlicht wurde, grundlegend korrigieren.[13]
Sonstiges
Sarg als Suppès angebliche Schlafstätte
Die gängige Anekdote, dass Suppè in seiner Wohnung im „Theater an der Wien“ (1845–1862) einen Sarg als Bett verwendet und sein Zimmer mit Totenköpfen ausgemalt hätte, ist zweifelhaft, weil der lebensfrohe Komponist dort nachweislich nicht allein, sondern mit seiner ersten Frau, drei Kindern, Köchin, Stubenmädchen und Schwiegermutter gelebt hat. Der Ursprung der makabren Anekdote rührt vermutlich von Suppès Lieblingsschnupftabakdose her, die als Sarg gestaltet und zudem mit einem Kreuz und einem Totenkopf verziert war:[30] „Man erzählt, daß sie Franz von Suppé benützt haben soll, als er sein Requiem [„zum Gedenken an den am 5. August 1850 verstorbenen Direktor des Theaters an der Wien, Franz Pokorny“] schrieb, um durch ihren Anblick in die gehörige Stimmung versetzt zu werden.“[31] Thematisch erinnert die Anekdote an den Vampir-Mythos, aber auch an Kartäuser- bzw. Trappisten-Mönche, denen aufgrund eines weit verbreiteten Missverständnisses gleichfalls nachgesagt wird, dass sie in Särgen schliefen. Die Sarg-Anekdote verbindet Suppè zudem mit der exzentrisch agierenden Schauspielerin Sarah Bernhardt (1844–1923), die sich im Rahmen eines Pressetermines von Fotografen in einem Sarg liegend ablichten ließ, was wegen der wiederholten Publikation der Fotografien zur Legende geführt hat, dass Sarah Bernhardt als Privatperson im Sarg statt im Bett geschlafen hätte.
Angebliches Debüt als Profi-Opernsänger
Immer wieder ist zu lesen, dass Suppè als Sänger sogar in der Rolle des Buffodoktors Dulcamara in Gaëtano DonizettisDer Liebestrankdebütiert hätte. Das lädt zu dem verbreiteten Missverständnis ein, dass Suppè sämtliche Partien des „Doktor Dulcamara“ gesungen hätte: „Tatsächlich sang Suppè am 2. Mai 1842 […] an seinem Arbeitsplatz im Stadttheater Preßburg zwischen zwei kleinen Theaterstücken gemeinsam mit der Dilettantin Eleonora Erba-Odescalchi das Duett „Quanto amore“ aus Donizettis „Liebestrank“.“[32]
Suppè-Enkel erstreitet bedeutendes OGH-Urteil
Suppès Enkel Oscar Edelsperger hat im Jahre 1907 durch ein Urteil des „Obersten Gerichtshofes“ erreicht, dass seine am 26. August 1904 in Buenos Aires geschlossene Ehe mit Rosalía Baß auch in seinem VaterlandÖsterreich als rechtsgültige Ehe anerkannt wurde, obwohl seine Gattin Jüdin war und damals in Österreich Ehen zwischen Christen und Juden verboten waren.[33]
Suppès Enkelkinder: Als „Halbjuden“ verfolgt
Während der NS-Zeit waren Suppès Werke im „Dritten Reich“ nicht verboten, wie gelegentlich aufgrund einer journalistischen Verkürzung behauptet wird,[34] aber sie haben vermutlich weniger Aufmerksamkeit erhalten, weil sich die Enkel, die größtenteils selbst fundierte musikalische Ausbildungen hatten, als „Halbjuden“ nicht direkt und öffentlich für das Werk ihres Großvaters engagieren konnten. Vielmehr wurden Suppès Enkeltöchter in Wien als „Halbjuden“ angefeindet und an Leib und Leben bedroht, weil ihr Vater, Suppès Sohn Peter, mit der Jüdin Pauline Markbreiter verheiratet war, die zudem Tante des Schriftstellers Arthur Schnitzler (1862–1931) war, der und dessen Werk von den Machthabern gehasst wurde.[35]
„Hab‘ ich nur Deine Liebe“-Autorschaft
Der Text des Operetten-Schlagers „Hab‘ ich nur Deine Liebe“ stammt nicht von den beiden Boccaccio-Librettisten Camillo Walzel alias Friedrich Zell und Richard Genée, sondern aus Heinrich von Littrows Gedicht Liebe und Treue, das bereits 1857 in seinem Gedichtband Aus der See veröffentlicht und zwei Jahrzehnte später von Suppè für Boccaccio vertont wurde.[36][37]
Berlin-Zitat
Der Wortlaut des BerlinerGassenhauers „Du bist verrückt mein Kind, Du mußt nach Berlin, / Wo die Verrückten sind, / dort gehörst Du hin“, war ursprünglich „Du bist verrückt mein Kind, Du mußt nach Dalldorf hin, / Wo die Verrückten sind, / dort gehörst Du hin“ und entstand im Berliner Volksmund nach der Berliner Erstaufführung der Fatinitza auf die Melodie des Trio des „Fatinitza-Marsches“ (Marschterzett im 3. Akt) und spielte auf die seit 1869 vorgesehene und 1877 bis 1879 errichtete Irrenanstalt an. Dalldorf, seit 1905 Wittenau, wurde jedoch schon 1877 durch den bekannten Text, der außerhalb Berlins erstmals nachweisbar ist, ersetzt. Dass der Text Franz von Suppè zugeschrieben wird, offenbart historische Unkenntnis, wie Andreas Weigel nachweist.[38]
„Leichte-Kavallerie“-Ouvertüre
Suppès Werke werden und wurden von der Nachwelt wiederholt adaptiert, bearbeitet und zitiert, wobei die populäre Leichte-Kavallerie-Ouvertüre besonders häufig künstlerisch genutzt wurde:
Der Wiener Kabarettist Hugo Wiener hat die Melodie bearbeitet, mit einem Text versehen, worauf das Lied von Cissy Kraner unter dem Titel Feuchte Krawallerie (Nach der Scheidung) aufgenommen wurde.[40]
Frank Zappas Lied Jesus Thinks You’re a Jerk vom Album Broadway the Hard Way (1988) zitiert eine Passage aus Suppès Leichte-Kavallerie-Ouvertüre, worauf Zappa selbst hingewiesen hat.[41]
Die Melodie von Freddy BrecksSchlagerRote Rosen (1973) basiert auf Motiven aus Suppès Dichter-und-Bauer-Ouvertüre.
Weitere Suppèana
Die Ouvertüren der Operetten Leichte Kavallerie, oder Die Töchter der Puszta und Dichter und Bauer wurden oft als Filmmusik verwendet[42]
Der Musikkabarettist Walter Hedemann hat mehrere Ouvertüren für sein Ensemble „Pädagogian Harmonists“ vertextet, darunter die Leichte Kavallerie, Dichter und Bauer und Die schöne Galathée.
Auszeichnungen und Ehrungen
1861: Herzoglich sächsische silberne Medaille für Kunst und Wissenschaft[43][44]
1870: Große goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft (Königreich Württemberg)[45]
1912: Suppé-Zimmer; Eröffnung im Museum der städtischen Sammlungen im Alten Rathaus in Wien.[55] Der Gedenkraum bestand bis 1932, dann kamen die Bestände ins Archiv.[56]
1924: Enthüllung der Gedenktafel an seinem Sterbehaus Opernring 23[57][58]
In diese Rubrik fallen vor allem Komödien (Possen, Vaudevilles, Farcen etc.), für die Suppè musikalische Umrahmungen komponierte. Alle Uraufführungen ohne spezifische Ortsangabe fanden an Wiener Bühnen statt.
Werksname
Genre
Datum Erstaufführung
Ort Erstaufführung
Libretto
Akte
Anmerkung
Jung lustig, im Alter traurig, oder Die Folgen der Erziehung
Komisches Gemälde mit Liedern
5. März 1841
?
C. Wallis
3
–
Die Wette um ein Herz, oder Künstlersinn und Frauenliebe
Die Pariserin, oder Das heimliche Bild. Operette, UA am 26. Januar 1898 im Carltheater in Wien, arrangiert aus der Operette Die Frau Meisterin, Libretto: Viktor Léon, Ludwig Held.
Der große Unbekannte. Operette, 1925, nach der Operette Donna Juanita.
Die goldene Gans. Operette, 1926, arrangiert mit Musik von Suppè.
Dichter und Bauer. Operette (Neufassung nach der gleichnamigen Komödie von 1846) 1936.
Konzertante Werke
Sieg der österreichischen Volkshymne, Tongemälde, op. 45
Glückswalzer, Walzer aus der Operette Die Jagd nach dem Glück
Ein Hoch- und Deutschmeister(Erzherzog Wilhelm-Marsch)
Danza delle Chizzotte
Liebeswalzer, Walzer aus der Operette Lohengelb, oder die Jungfrau von Dragant
Lieder
Österreichisches Reiterlied, op. 41 (gewidmet dem Feldmarschall Radetzky; Text: Otto Prechtler)
Ruhe, müder Wanderer
Nimm dich in Acht (Lobsinget den Wein), 1890
Tell’s Kapelle
Die Beichte (Sonst nichts?)
Ländlich Sittlich, Humoristisches Lied, gewidmet der „Hesperus-Gesellschaft“; Aug. Cranz, Hamburg 1890.
Das Vergissmeinnicht, Gedicht von Anna Grobecker, gewidmet Heinrich Sontheim; Aug. Cranz, Hamburg 1890.
Iberisches Ständchen, Gedicht von Anna Grobecker; gewidmet Heinrich Sontheim; Aug. Cranz, Hamburg 1890.
Gefangen, Text von L. Holt, veröffentlicht 1839.
’s Dierndl als Concert-Sängerin, Gedicht in österreichischer Mundart von Franz Ullmayer, gewidmet Katharina Schiller; F. Glöggl, Wien 1857.
’s Deanderl ám Bach, Gedicht in österreichischer Mundart von Anton Baron von Klesheim, gewidmet Mathilde Helwig; op. 32 Nr. 1; Tobias Haslinger’s Witwe, Wien 1848.
Was is a Wundá, Gedicht in österreichisch Mundart von Anton Baron von Klesheim, gewidmet Mathilde Helwig; op. 32 Nr. 2; Tobias Haslinger’s Witwe, Wien 1848.
Kirchenmusik
Missa Dalmatica, Messe in F-Dur, UA 13. September 1835 in der Kirche zum Heiligen Franziskus in Zadar
Der sechzehnjährige Franz von Suppè komponierte diese Messe als sein erstes geistliches Vokalwerk, deren Manuskript er nach dem Tod seines Vaters am 24. August 1835 vollendete. Das Werk wurde wahrscheinlich uraufgeführt, kurz nachdem Suppè mit seiner Mutter nach Wien übersiedelt war. Mit ihm verschaffte sich der junge Suppè den Zugang zu Ignaz Xaver Ritter von Seyfrieds Musiktheorie-Unterricht. 1876 überarbeitete Suppè seine Jugendmesse, komponierte weitere Teile hinzu und veröffentlichte sie unter dem Titel Missa Dalmatica.
Große Messe in C-Dur für Soli, Chor und Orchester
Suppè komponierte diese Messe als Schüler von Ignaz von Seyfried in Wien. Sie wurde am 15. August 1836 in Wien uraufgeführt.
Messe in c-Moll für Soli Chor und Orchester
Die Messe wurde ebenfalls unter der Obhut von Seyfried 1839 vollendet und 1840 in Wien uraufgeführt. Sie gilt als verschollen.
6. Psalm „Herr, strafe mich nicht“. Großer Instrumental-Psalm für Soli, Chor und Orchester, vollendet 1839.
Suppè komponierte das Requiem zum Andenken an Franz Pokorny, dem Direktor des Theater an der Wien. Dieser hatte Suppè 1845 an sein Haus verpflichtet und den jungen Theaterkapellmeister in vielfacher Weise gefördert. Uraufgeführt wurde das Werk im Rahmen eines Gedenkgottesdienstes am 22. November 1855 in der Piaristenkirche Maria Treu in Wien
Das Gericht der Toten. Oratorium für Soli, Chor und Orchester. (1860)
Suppè verwendet hier die Sequenz (Nr. 1–7) des Requiems, setzt ihnen ein Preludium voran und zwischen den Chorteilen solistische Rezitative und Arien nach Texten von Otto Prechtler.
Filme
Filme nach Werken von Suppè
Stolen Kisses. USA. 1929. Komödie auf Basis eines unbekannten Werks von Suppè[64]
Boccaccio. Italien. 1940. Nach der gleichnamigen Operette[65]
Filme über Suppè
Hab’ ich nur Deine Liebe. Österreich. 1953. Musikfilm über Suppès Leben. Der Lied- und Filmtitel „Hab ich nur Deine Liebe“ stammt aus der Operette Boccaccio. Der Tenor Heesters präsentiert u. a. „Die Welt hat schöne Frauen“, seine Partnerin Gretl Schörg singt neben dem Titellied „Man singt wieder Walzerlieder“ und im Duett mit Heesters „Diese Wonne, diese Seligkeit“. Regie: Eduard von Borsody, Hauptdarsteller: Johannes Heesters (Franz von Suppè), Gretl Schörg (Sophie Strasser), Helmut Qualtinger
Anmerkungen
↑Seine Mit- und Nachwelt hat diese Schreibweise beharrlich ignoriert, weshalb Julius Kromer 1941 in seiner Suppè-Dissertation die verbürgte Schreibweise des Familiennamens als Zeichen des Respekts eingemahnt hat.
↑Suppès Witwe hat – anders als ihr Gatte – der richtigen Namensschreibweise keinen großen Wert beigemessen.
↑Auch die Nachwelt hat die verbürgte Schreibweise seines Familiennamens ignoriert.
Literatur
Ferdinand Groß: Franz von Suppé. Biographische Skizze von Ferdinand Groß. 15. Oktober 1867, abgerufen am 25. Dezember 2018.
Franz Josef Brakl: Moderne Spieloper. Mit zwölf Beilagen (Porträts und Handschriften). G. Franz, München / Leipzig 1886. Enthält ein Porträt (S. 102–113) sowie ein Werkverzeichnis der „Theater-Compositionen“ des Komponisten (S. 114–125).
Otto Keller: Franz von Suppé. Der Schöpfer der Deutschen Operette. Richard Wöpke, Leipzig 1905; archive.org.
Julius Kromer: Franz von Suppè. Leben und Werk. Ein Beitrag zur Geschichte der Operette in Wien.Ungedruckte Dissertation, Universität Wien, 1941
Otto Schneidereit: Franz von Suppé. Ein Wiener aus Dalmatien. VEB Lied der Zeit Musikverlag, Berlin 1977.
Ingrid Scherney: Franz von Suppè – vielseitiger Komponist und Urheber der Wiener Operette. Museumsverein Gars am Kamp, Gars am Kamp 2005, ISBN 3-9501180-4-7.
Hans-Dieter Roser: Franz von Suppé: Werk und Leben. Edition Steinbauer, Wien 2007, ISBN 978-3-902494-22-1. online
↑Andreas Weigel: Franz von Suppè (1819–1895). Mensch. Mythos. Musiker. Ehrenbürger von Gars. Begleitpublikation zur Jubiläums-Ausstellung des Zeitbrücke-Museums Gars. Mit Beiträgen von Andreas Weigel, Anton Ehrenberger, Ingrid Scherney und Christine Steininger. Gars am Kamp 2019, ISBN 978-3-9504427-4-8.
↑Julius Kromer: Franz von Suppè. Leben und Werk. Ein Beitrag zur Geschichte der Operette in Wien. Wien 1941. Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek. Signatur: 712026-C MUS MAG. S. 10f.
↑Editto. In: Foglio Ufficiale d’Annunzii della Gazzetta di Zara. 13. Jänner 1835, S. 1.
↑Die österreichische Gymnasialausbildung bestand um 1830 aus sechs Schulstufen: vier Grammatikal-Klassen (untere Schulstufen) und zwei Humanitätsklassen (obere Schulstufen). Die erste Grammatikal=Klasse war somit die unterste und die zweite Humanitätsklasse die oberste Stufe des Gymnasiums.
↑„Die bislang früheste bekannte Erwähnung von Suppès Beschäftigung mit dem „Boccaccio“-Libretto stammt vorerst aus der Grazer „Tagespost“. Sie berichtet am 14. November 1876, dass Suppè „wieder eine neue Operette „Boccaccio“ [schreibe], welche noch in dieser Saison [1876/77] in Scene gehen soll.““ Über die Garser „Boccaccio“-Komposition, in: Andreas Weigel: Franz von Suppè (1819–1895). Mensch. Mythos. Musiker. Ehrenbürger von Gars. Begleitpublikation zur Jubiläums-Ausstellung des Zeitbrücke-Museums Gars. Mit Beiträgen von Andreas Weigel, Anton Ehrenberger, Ingrid Scherney und Christine Steininger. Gars am Kamp 2019, 165–195, hier 172.
↑Andreas Weigel: Franz von Suppè (1819–1895). Mensch. Mythos. Musiker. Ehrenbürger von Gars. Begleitpublikation zur Jubiläums-Ausstellung des Zeitbrücke-Museums Gars. Mit Beiträgen von Andreas Weigel, Anton Ehrenberger, Ingrid Scherney und Christine Steininger. (Gars am Kamp) 2019, 128.
↑"Suppés Schnupftabakdosen". In: "Die Zeit", 8. November 1912, 8.
↑Andreas Weigel: Franz von Suppè (1819–1895). Mensch. Mythos. Musiker. Ehrenbürger von Gars. Begleitpublikation zur Jubiläums-Ausstellung des Zeitbrücke-Museums Gars. Mit Beiträgen von Andreas Weigel, Anton Ehrenberger, Ingrid Scherney und Christine Steininger. Gars am Kamp 2019. S. 113.
↑Andreas Weigel: Franz von Suppè (1819–1895). Mensch. Mythos. Musiker. Ehrenbürger von Gars. Begleitpublikation zur Jubiläums-Ausstellung des Zeitbrücke-Museums Gars. Mit Beiträgen von Andreas Weigel, Anton Ehrenberger, Ingrid Scherney und Christine Steininger. Gars am Kamp 2019, S. 258–273, hier S. 264.
↑Andreas Weigel: Franz von Suppè (1819–1895). Mensch. Mythos. Musiker. Ehrenbürger von Gars. Begleitpublikation zur Jubiläums-Ausstellung des Zeitbrücke-Museums Gars. Mit Beiträgen von Andreas Weigel, Anton Ehrenberger, Ingrid Scherney und Christine Steininger. Gars am Kamp 2019, S. 208.
↑Amtlicher Theil. In: Salzburger Zeitung, 1. Oktober 1861, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/sza Se. k. f. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 10. September d. J. allergnädigst zu bewilligen geruht, daß … der Kapellmeister Franz v. Suppe die herzoglich sächsische silberne Medaille für Kunst und Wissenschaft annehmen und tragen dürfen.
↑Amtliches: Bewilligungen. In: Die Neue Zeit. Olmüzer Zeitung, 2. Oktober 1861, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dnz Daß … der Kapellmeister Franz Suppé die herzogliche sächsische silberne Medaille für Kunst und Wissenschaft … annehmen und tragen dürfen.
↑Theater und Musik.. In: Neue Illustrirte Zeitung, 13. März 1881, S. I. Band. Nummer 25. S. 399 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/niz (Franz v. Suppé,) der beliebte Componist, feierte am 9. März das vierzigjährige Jubiläum seines Wirkens als Tondichter und Capellmeister. Der Jubilar wurde durch zahllose Ovationen ausgezeichnet. Der Bürgermeister von Wien Dr. v. Newald überreichte ihm persönlich den Beschluß des Gemeinderathes, laut welchem v. Suppé zum Bürger von Wien ernannt worden ist.
↑Amtlicher Theil. In: Wiener Zeitung, 17. Mai 1885, S. 1 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz Se. k. und k. Apostolische Majestät haben mit Allerhöchster Entschließung vom 14. Mai d. J. dem Componisten Franz von Suppé in Anerkennung seines hervorragenden künstlerischen Wirkens das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens allergnädigst zu verleihen geruht.
↑Silberne Hochzeit Suppéʼs. In: Deutsches Volksblatt, 18. Juli 1891, S. 15 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/dvb Unter großer Theilnahme feierte der bekannte Compositeur Franz v. Suppé heute seine silberne Hochzeit. Aus diesem Anlasse wurde selbem bereits gestern Abends durch eine Deputation unter Führung des Bürgermeisters Erlinger das Ehrenbürger-Diplom der Stadt Gars überreicht.
↑Julius Kiennast: Chronik des Marktes Gars in Nieder-Oesterreich. Verfaßt und der Gemeinde gewidmet von Julius Kiennast. Altbürgermeister von Gars. Verlag der Marktgemeinde Gars, Gars 1920. S. 49. Beschluß über die Einführung einer Benennung der Straßen und Plätze, wobei die Namen einer Anzahl verdienstvoller Personen die verdiente Ehrung erhielten.
↑(Städtisches Museum.). In: Wiener Zeitung, 15. August 1912, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz Im städtischen Museum wurde in den letzten Tagen ein Franz von Suppé-Zimmer mit Gegenständen der Erinnerung an den verstorbenen Komponisten, das von seiner Witwe Sophia von Suppé gewidmet worden ist, eröffnet.
↑Unveröffentlichter Aktenvermerk vom 16. Mai 1942 zum Suppè-Nachlass der „Städtischen Sammlungen der Stadt Wien“: „Das mit den Stücken des Suppé-Nachlasses im Historischen Museum der Städtischen Sammlungen eingerichtete Suppé-Gedächtniszimmer wurde im Jahr 1932 aufgelassen.“ Siehe auch: Kultobjekte der Erinnerung. Ausstellungskatalog des Historischen Museums der Stadt Wien 1994, S. 138.
↑Franz Josef Brakl: „Moderne Spieloper.“ G. Franz. München / Leipzig 1886. Suppè-Werkverzeichnis (S. 114–125, hier S. 124).
↑Siehe auch Hans-Dieter Rosers Franz von Suppé: Werk und Leben. Edition Steinbauer, Wien 2007, S. 275: „Fantasia symphonica für großes Orchester über Motive aus Werken des E.H.z.S. (Ernst II. Herzog zu Sachsen-Coburg-Gotha), vollendet am 26. Februar 1859, arrangiert von Konradin, verlegt bei Spina.“